Weitgehend unbemerkt von den Medien entwickelte sich seit 1970 ein an Intensität zunehmender Kampf zwischen der kleinen angolanischen Exklave Cabinda und dessen „Mutterland“ Angola. Neben den großen Kriegen in der Demokratischen Republik Kongo, dem Genozid in Ruanda, der Apartheidbewegung in Südafrika sowie neben vielen anderen afrikanischen Konflikten, blieb dieser weitgehend unterbelichtet. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden die Medien hellhörig und schauten auf das Geschehen abseits des vielversprechenden Ölmarktes in Cabinda, u.a. auch aufgrund der zunehmenden Kamphandlungen und massiven Zahl an Todesopfern. Daraus resultierend wurde man sich des cabindaischen Volkes und ihres Wunsches nach Autonomie bewusst. Diese Arbeit widmet sich den Hintergründen des Konflikts, den verschiedenen Akteuren und deren Intentionen, der Rolle internationaler Geldgeber und gibt einen Ausblick über den weiteren möglichen Verlauf des Konflikts.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kurzer Abriss der Geschichte Cabindas
3. Die Protagonisten des Konflikts
3.1 Cabindas Separationsbewegungen
3.2 Angola
4. Gründe für die Separationsbestrebungen Cabindas
4.1 rechtsmäßige und historische Grundlage
4.2 kulturelles und ethnisches Argument
4.3 Einigkeit der Bevölkerung über Willen und Recht auf Selbstbestimmung
5. Öl in Cabinda – Fluch und Segen zugleich
5.1 Bedeutung des cabindaischen Öls für Angola
5.2 Ressourcenreichtum – Von Vorteil für Cabinda?
6. Internationale Geldgeber – Helfer oder Störfaktoren?
6.1 Sonderrolle der USA
7. Fazit
8. Karten & Bilder
8.1 Cabinda
8.2 FLEC Flagge
8.3 FLEC-R Flagge
8.4 Ölfelder vor Cabindas Küste
8.5 Detailansicht der Ölfelder
9. Tabellen
10. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Weitgehend unbemerkt von den Medien entwickelte sich seit 1970 ein an Intensität zunehmender Kampf zwischen der kleinen angolanischen Exklave Cabinda[1] und dessen „Mutterland“ Angola. Neben den großen Kriegen in der Demokratischen Republik Kongo, dem Genozid in Ruanda, der Apartheidbewegung in Südafrika sowie neben vielen anderen afrikanischen Konflikten, blieb dieser weitgehend unterbelichtet. Erst gegen Ende des
20. Jahrhunderts wurden die Medien hellhörig und schauten auf das Geschehen abseits des vielversprechenden Ölmarktes in Cabinda, u.a. auch aufgrund der zunehmenden Kamphandlungen und massiven Zahl an Todesopfern. Daraus resultierend wurde man sich des cabindaischen Volkes und ihres Wunsches nach Autonomie bewusst. Diese Arbeit widmet sich den Hintergründen des Konflikts, den verschiedenen Akteuren und deren Intentionen, der Rolle internationaler Geldgeber und gibt einen Ausblick über den weiteren möglichen Verlauf des Konflikts.
2. Kurzer Abriss der Geschichte Cabindas
Der Ausgangspunkt für den heute bestehenden Konflikt ist die Berliner Konferenz, die 1885 stattfand. Damals musste Portugal Nyasaland, das heutige Malawi, abtreten und bekam – als eine Art Entschädigung – das Gebiet um das heutige Cabinda.[2] Jedoch wurde dieses schon seit 1784 von Portugal beansprucht und bekam durch die Konferenz nur noch eine offizielle Note. Auch die Portugiesen warteten damit nicht lang, sodass noch im Februar selben Jahres mit den vor Ort herrschenden Oberhäuptern der Königreiche Kakongo, N’goyo und Loango der Protektoratsvertrag von Simulambuco unterzeichnet wurde.[3] Dieser hielt jedoch nur bis 1933, als Portugals Diktator António de Oliveira Salazar beschloss, über alle Überseebesitze strengere Kontrolle zu haben, wodurch Angola und Cabinda zu Provinzen Portugals deklariert wurden. Als in den 60ern viele europäische Staaten damit anfingen, ihren Kolonien die Unabhängigkeit zu garantieren, stellte sich Portugal quer. Die Konsequenz waren Unruhen und die Bildung von drei Befreiungsbewegungen in Angola (UNITA, MPLA, FNLA) und einer in Cabinda (FLEC). 1956 folgte der administrative Zusammenschluss von Cabinda und Angola, sodass die Hoffnung der Cabindaer auf Selbstbestimmungsrecht bereits leicht getrübt wurde. Als dann aber 1975 Portugal Verhandlungen mit der MPLA, UNITA und FLNA unter Ausschluss der FLEC führte, war das Schicksal nahezu besiegelt. Darauf hin erklärte der FLEC Chef Luis Ranque Franque, am 1. August 1975 Cabinda für unabhängig.[4] Jedoch blieb es bei dieser Erklärung, da sie aufgrund der militärischen Besetzung Cabindas durch MPLA Truppen keine Auswirkungen hatte. Mehr Wirkung dagegen erzielte der bei den Verhandlungen beschlossene Alvor-Vertrag, bei dem der 11. November 1975 als Unabhängigkeitsdatum und eine Interimsregierung aus MPLA,UNITA und FNLA festgelegt wurde. Doch nachdem sich die MPLA am Unabhängigkeitstag an die Macht putschte, wurde Cabinda als eine von insgesamt 18 Provinzen verwaltet. Seitdem kämpft die FLEC für die Unabhängigkeit Cabindas und erhielt dabei Unterstützung vom damaligen zairischen Staatschef Mobuto Sese Seko, der ihnen erlaubte, am 10. Januar 1967 in Tshela (zairisches Staatsgebiet) eine Exilregierung einzurichten. Zwischenzeitlich gelang es der FLEC sogar, größere Gebiete Cabindas unter ihre Kontrolle zu bringen, doch die 1968 errichteten Ölanlagen an der Küste, wurden von der MPLA mit Hilfe kubanischer Truppen kontrolliert.[5] Doch mit zunehmenden Kampfhandlungen flohen immer mehr Menschen nach Zaire, woraufhin seitens Mobutos die Grenze im Mai 1976 gesperrt wurde und ein Ende der Feindseligkeiten mit Angola vereinbart wurde. Nach dem Tod von António Agostinho Neto 1979, wurde José Eduardo dos Santos Präsident und am 27. Oktober des selben Jahres kündigte Zaire die Verbannung oppositioneller Führer aus Zaire an. Das bedeutete für ungefähr 700 000 angolanische Flüchtlinge die Suche nach einer neuen Heimat, da sie nicht mehr an den Grenzen zu Angola und Cabinda siedeln durften. 1985 stimmten Angola und Zaire zu, dass Rebellen das jeweils andere Land nicht als Basislager nutzen durften, worauf hin sich die MPLA und FLEC zwar auf einen Waffenstillstand einigten, sich aber keine formale Lösung finden ließ. Mit dem Wegfall der zairischen Unterstützung, der Besetzung durch kubanische Truppen und der zunehmenden Zersplitterung der Partei, existierte die FLEC kaum noch. Dennoch konnten sie 1992 ein weiteres Zeichen setzen, indem sie den Boykott der ersten freien angolanischen Wahlen unterstützten. Von der Mehrheit der cabindaischen Bevölkerung (7-12% hatten gewählt) wurden diese Wahlen schon als ein Referendum angesehen, doch die für März 1994 geplanten Verhandlungen zwischen Dos Santos und der FLEC-FAC zum weiteren Vorgehen in/mit der Provinz, platzten.[6] Die Regierungstruppen blieben in Cabinda und die Kampfhandlungen wurden fortgesetzt. In Angola wurde zur selben Zeit erbittert um die Herrschaft zwischen der UNITA und der MPLA gekämpft. Das führte zu Massenfluchten und zur kurzzeitigen Verbindung der UNITA mit der FLEC im Kampf gegen die MPLA. Doch die FLEC tolerierte diese Zusammenarbeit nur solange, wie sie im Kampf gegen die Regierung nützlich war, denn vornan stand und steht das Ziel der Selbständigkeit und von daher ist die UNITA als Regierung genauso unbeliebt wie die MPLA. Daher wurden auch weiterhin kleinere Übergriffe auf angolanische Truppen und Entführungen unternommen, obwohl man keine vergleichbare Ausstattung an Soldaten und Waffen besaß. Als Antwort darauf wurden 1993 15 000 Soldaten in Cabinda stationiert, was die Situation unnötig aufkochte, sie letztendlich eskalierte und erst ab 2001 wieder abkühlte.[7] Von Seiten der angolanischen FAA (Forças Armadas Angolanas) wurden während dieser Zeit massive Menschenrechtsverletzungen an der cabindaischen Bevölkerung vollzogen. Mit dem Tod des UNITA Führers Jonas Savimbis im Jahr 2002, dachte man, dass der Krieg nicht nur in Angola, sondern auch in Cabinda vorbei sei, doch die Realität sah anders aus. Es fand einfach nur eine „Verlegung“ der Kampfhandlungen in die Exklave statt, um FLEC endgültig militärisch zu besiegen. Bis 2004 konnte dieses Ziel und die Vernichtung ihrer Basislager in der Republik Kongo und DRK, mit Hilfe von 30 000 in Cabinda stationierten Soldaten erreicht werden.[8] Seitdem hat sich die Lage etwas beruhigt, dennoch gibt es immer wieder Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen seitens der FAA, die nicht geahndet werden und Berichte über kleinere Überfälle auf angolanische Truppen der verbliebenen FLEC – Kämpfer, welche sich im Mamba – Regenwald verschanzt haben.
3. Die Protagonisten des Konflikts
Bei diesem Konflikt geht um die Autonomiebestrebung Cabindas, die im Grunde einem Kampf Davids gegen Goliath gleicht. Der wesentliche Unterschied zur biblischen Geschichte liegt darin, dass die für das Selbstbestimmungsrecht kämpfenden FLEC Splittergruppen in ihrer Soldatenanzahl weit hinter der Truppenstärke der angolanischen FAA zurückstehen und es keine große Aussicht auf Erfolg gibt. Denn Goliath, in diesem Fall Angola, ist nicht nur riesig und weitaus besser ausgerüstet mit Waffen, sondern sitzt auch politisch am längeren Hebel.
Im folgenden werden nun die einzelnen Gegner vorgestellt.
3.1 Cabindas Separationsbewegungen
Mit der administrativen Vereinigung mit Angola 1956 war das Scheitern der Unabhängigkeit Cabindas fast besiegelt. Um jedoch ihren Wünschen und Forderungen Ausdruck zu verleihen, gründeten sich in den frühen 60ern diverse Separatistengruppen, von denen drei am bedeutendsten waren. Die wichtigste, die MLEC (Movemento de Liberaçao do Enclave of Cabinda), wurde 1960 durch die Fusion verschiedener Emigrantenvereinigungen in Brazzaville gegründet und steht unter der Führung von Luis Ranque Franque.[9] Die ALLIAMA (Aliança Nacional do El Mayombe) folgte 1961. Angeführt von António Eduardo Sozinho repräsentierte sie die ethnische Minderheit der Mayombe in der Exklave. Im Dezember des selben Jahres kam es schon zum Bruch innerhalb der MLEC und Henriques Tiago N’Zita spaltete sich ab, um die CAUNC (Comite d'acçao do Union Nacional Cabindesa) zu gründen.[10] Zwar hatte jede der Separatistengruppen ihre eigene Vorstellung und Auslegung der cabindaischen Geschichte, doch legten sie ihre Unstimmigkeiten beiseite und vereinigten sich 1963 zur FLEC (Frente para a Libertação do Enclave de Cabinda).[11] Die Leitung übernahm der ehemalige MLEC–Gründer Luis Ranque Franque. Durch diesen Zusammenschluss kam es auch zur vereinten Haltung gegenüber der MPLA, die 1964 mit dem militärischen Eindringen in die Exklave begann und nun nicht nur den Anfeindungen der FLEC ausgesetzt war, sondern auch denen der Bauern.[12] Moralische, materielle und organisatorische Unterstützung erhielt die FLEC vor allem von den beiden Nachbarn, der heutigen DRK und der Republik Kongo. Aber auch Gabun, Uganda und die Zentralafrikanische Republik zeigten offen ihre Unterstützung für die Ziele der Separationsbewegung. Was die Organisation dieser anbelangte, so ahmte man die FNLA (Frente Nacional da Libertação de Angola) und richtete am 10. Januar 1967 eine Exilregierung in der zairischen Küstenstadt Tshela ein. Nur die von N’Zita geführte Fraktion tanzte aus der Reihe, indem sie in der kongolesischen Stadt Pointe Noire das Comité Révolutionnaire Cabindais errichtete.[13] Nachdem Ranque Franque am 1. August 1975 auf einer OAU Tagung in Kampala die Unabhängigkeit der Republik Cabindas, mit provisorischer Regierung in Kinshasa, erklärt hatte, folgte ab November die Invasion von MPLA Truppen[14], die schon im Januar 1976 die Exklave unter ihrer Kontrolle hatten. Die Unabhängigkeitserklärung hatte somit wenig Wirkung, sodass die FLEC nach dieser Niederlage am 16. Oktober 1977 in drei Hauptbewegungen zerbrach, die jeweils ihre eigenen militärischen Flügel hatten: FLEC-Ranque Franque, FLEC-N’Zita und FLEC-Lubota.[15] Im November 1977 kam die CMLC (Military Command for the Liberation of Cabinda) hinzu, die den Anspruch erhob, die FLEC zu ersetzen und sie auf einer demokratischen Grundlage neu zu gestalten.[16] Die MPLC (Movimento Popular de Libertaçăo de Cabinda) folgte im Juni 1979 und noch im selben Jahr verschlechterte sich das Verhältnis zwischen FLEC und der Republik Kongo, da zerstörungswütige Kräfte der FLEC einige Einrichtungen der Eisenbahnlinie zwischen Brazzaville und Pointe-Noire zerstörten.[17] In den 80er Jahren erhielt FLEC Unterstützung durch die UNITA und Südafrika, doch nach dem Rückzug Südafrikas wurden alle Aktivitäten aufgrund der fehlenden (vor allem finanziellen und materiellen) Hilfe eingestellt.[18] Daher verwundert es nicht, dass der innere Spaltungsprozess der FLEC weiterhin zunahm und die genaue Zahl der Splittergruppen nicht mehr festzuhalten ist. Bis 1988 geht man allerdings von mindestens acht größeren Fraktionen aus, die für politische Verhandlungen eintraten und nur eine begrenzte Autonomie Cabindas forderten. Die drei stärksten jedoch, die FLEC-Renovada[19], gegründet 1984 von Antonio Bento Bembe, die FLEC-FAC (Frente para a Libertação do Enclave de Cabinda - Forces Armadas de Cabinda)[20] und die FDC (Frente Democrática de Cabinda), wollen unter allen Umständen Cabindas Eigenstaatlichkeit, lehnen daher Verhandlungen ab und beabsichtigen ein Referendum herbeizuführen. Militärisch und politisch können sie dieses aber nicht erzwingen, da die Truppenstärke dieser Fraktionen zusammengenommen ca. 2000 Mann ergeben.[21] 1988 spaltete sich mit der CCC (Comité Communista de Cabinda) unter der Führung von Kaya Mohamed Yay und Geraldo Pedro, eine weitere Fraktion von der FLEC ab und in den frühen 90ern folgte die UNLC (União Nacional de Libertação de Cabinda) unter Lumingu Luis Gimby.[22] Mit dieser Vielzahl an Parteien schien es fast unmöglich, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Doch entgegen aller Erwartungen wurde die Original – FLEC 1993 neu gegründet und zwei Fraktionen wurden gebildet: FLEC-Renovada und FLEC-FAC. Erstere arbeitet vorwiegend im Süden Cabindas, FLEC-FAC im Norden[23], sodass man bis 1993 alles außer der Stadt Cabinda kontrollierte, die weiterhin in den Händen der angolanischen Regierung war. Im März 1994 wurden zum ersten Mal in der cabindaischen Geschichte Friedensgespräche zwischen Dos Santos und der FLEC-FAC angesetzt. Die Kampfhandlungen gingen jedoch weiter, da die angolanische Regierung ihre Truppen nicht abrückte und die Gespräche damit platzten. Im September 1994 kam es erneut zu einer Zusammenarbeit der FLEC mit der UNITA im gemeinsamen Kampf gegen die MPLA, doch sie dauerte nur bis zur Unterzeichnung des Lusaka-Abkommens am 20.November. Eine weitere Gruppe, die FLEC - Frente de Libertação do Estado de Cabinda, wurde 1996 in den Niederlanden von ehemaligen Cabindaern gegründet. Ihre Flagge ist blau, gelb, schwarz und trägt in der Mitte das Simulambuco Denkmal. Ein Jahr zuvor wurde ein Waffenstillstand zwischen der FLEC-R und der angolanischen Regierung vereinbart, dem noch weitere Gruppen zustimmten.[24] Leider hielt dieser nur vier Monate. Auch mit der FLEC-FAC waren friedliche Handlungen nicht von langer Dauer. Nach nur einer Woche wurden die Kämpfe wieder aufgenommen. Im April 1996 einigten sich die FLEC und die angolanische Regierung auf die Ausarbeitung eines Friedensvertrages und die Beilegung der Feindseligkeiten. Am 5. Februar 1997 wurde Antonio Bento-Bembe als neuer Führer der FLEC-R gewählt, die Rückzugsbasen in der Republik Kongo ausgebaut und die militärischen Aktivitäten intensiviert.[25] Seitdem kam es zu massiven Zusammenstößen aller Parteien mit der angolanischen Regierung. Letztere verübte gehäuft Überfälle auf Zivilisten, einerseits um von diesen Informationen über die Separatistengruppen zu bekommen und andererseits, weil man sie verdächtigte, diese zu unterstützen oder ihnen anzugehören. Erst 1998 ließen die Kämpfe nach. Grund hierfür war der Umsturz der kongolesischen Regierung durch General Nguesso mit Hilfe von ca. 3000 angolanischen Soldaten. Dadurch fiel die Unterstützung für die Guerillatruppen weg und sie verloren ihre Rückzugsbasen.[26] Seither verüben die Guerillatruppen, vornehmlich die FLEC-R, Überfälle auf FAA Truppen, es gibt Beschuldigungen und Behauptungen über Attacken, Kidnapping ausländischer Arbeiter und zahlreiche Todesopfer. Nebenher gab es zwar auch Verhandlungen, doch keine war fruchtbar. Das veranlasste Angola 2002 ca. 30 000 Soldaten in Cabinda zu stationieren, da im Mutterland Angola der Bürgerkrieg beendet war und man so die Kampfhandlungen einfach kurzerhand nach Cabinda verlegte. Dass sie dabei auch unlautere Mittel einsetzten und massive Menschenrechtsverletzungen begingen, wird im Bericht von Human Rights Watch[27] ausführlich erläutert. Im Oktober 2002 gab es das Angebot der angolanischen Regierung für Verhandlungen, aber ohne dabei auf die Forderung der Separatisten nach einem Referendum einzugehen. Da dieses Angebot ungenutzt blieb, setzte die Regierung ihre Angriffe fort, zerstörte im November 2002 das Hauptquartier der FLEC-FAC in Buco-Zau und begann im Dezember mit Angriffen auf die FLEC-R. Sondierungsgespräche zwischen der Regierung und den Rebellentruppen in Paris und Luanda begannen im Januar 2003, blieben jedoch bis Jahresende ohne Erfolg. Mit der Gründung der ELSC am 5. März, der Geheimen Armee für die Befreiung Cabindas, kam eine weitere Rebellenbewegung hinzu. Innerhalb der FLEC-FAC kam es am 26. April zwischen dem Führer N’Zita Tiago und seinem „Außenminister“ Liberal Nuno zum Bruch.[28] Auch 2004 war keine Lösung des Konflikts in Sicht. Nach den großen militärischen Offensiven der Regierungsarmee gegen die FLEC im Winter 2002/2003 gab es Überläufe prominenter FLEC Mitglieder, wodurch die militärischen Kapazitäten der FLEC zwar zunehmend geschwächt wurden, aber diese nicht davon abhielt, weiterhin angolanische Soldaten anzugreifen. N’Zita Tiago und Antonio Bento-Bembe, ihrerseits Anführer der FLEC-FAC und FLEC-R, verkündeten im September 2003 den Zusammenschluss ihrer Gruppen zu einer neuen vereinigten FLEC. Ebenfalls bekannt gegeben wurde dabei die Zusammenarbeit der neuen FLEC mit Gruppen der Cabindaischen Zivilgesellschaft zur Schaffung des CDF (Cabindan Dialog Forum).[29] Die Frage nach einer gemeinsamen Verhandlungsposition und der Anerkennung des CDF als legitimer Verhandlungspartner wird noch geklärt werden müssen. Zudem besteht eine Bundesrepublik Cabinda mit der virtuellen Hauptstadt Tchiowa (Cabinda Stadt) unter der Präsidentschaft von N’Zita Henriques Tiago nur auf dem Papier.[30] Ebenfalls die Republik Cabinda unter Leitung des FLEC Kommandanten António Luís Lopes[31] sowie die in Frankreich, von der FLEC-R eingerichtete Exilregierung Cabindas unter Leitung des
[...]
[1] siehe 8.1
[2] Tvedten, Inge: Angola: Struggle for Peace and Reconstruction. Boulder, Colorado [u.a.]: Westview
Press, 1997 (Nations of the Modern World: Africa), Seite 10
[3] ISS: Porto, João Gomes: Cabinda - Notes on a soon-to-be-forgotten war. Occasional Paper 77,
August 2003
[4] http://www.cidcm.umd.edu/inscr/mar/data/angcabinchro.htm (14.11.2005)
[5] http://www.cidcm.umd.edu/inscr/mar/data/angcabinchro.htm (14.11.2005)
[6] a.a.O.
[7] HRW: Angola: Between War and Peace in Cabinda. 21.12.2004, Seite 5
[8] HRW: Angola: Between War and Peace in Cabinda. 21.12.2004, Seite 6
[9] ISS: Porto, João Gomes: Cabinda - Notes on a soon-to-be-forgotten war. Occasional Paper 77,
August 2003
[10] http://www.globalsecurity.org/military/world/para/flec.htm (12.12.2005)
[11] siehe 8.2, die drei Flaggenfarben (rot/gelb/blau) repräsentieren jeweils eine der Gruppen
[12] http://www.globalsecurity.org/military/world/para/flec.htm (12.12.2005)
[13] a.a.O.
[14] MPLA wurde von kubanischen Soldaten unterstützt, ab 1976 regelmäßig 2000 Truppen in Cabinda;
ISS: Porto, João Gomes: Cabinda - Notes on a soon-to-be-forgotten war. Occasional Paper 77,
August 2003
[15] http://en.wikipedia.org/wiki/Frente_para_a_Liberta%C3%A7%C3%A3o_do_Enclave_de_Cabinda
(12.12.2005)
[16] http://www.cidcm.umd.edu/inscr/mar/chronology.asp?groupId=54003 (19.12.2005)
[17] http://www.globalsecurity.org/military/world/para/flec.htm (12.12.2005)
[18] a.a.O.; die Verbindung zwischen FLEC und UNITA wurde als FLEC-UNITA bzw. UNIFLEC bezeichnet
und sollte ein Gegenpol zur MPLA darstellen
[19] siehe 8.3
[20] HRW: Angola: Between War and Peace in Cabinda. 21.12.2004; Seite 5; aufgrund persönlicher
Differenzen spaltete sich die FLEC-FLAC 1984 - unter Führung von N’Zita Henriques Tiago - von der
FLEC-R ab
[21] http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/kriege/214bk_angola.htm (02.12.2005);
Anzahl der Guerillakrieger: FLEC-FAC: ca. 600, FDC: ca. 80, FLEC-R: ca. 1200
[22] http://en.wikipedia.org/wiki/Frente_para_a_Liberta%C3%A7%C3%A3o_do_Enclave_de_Cabinda
(12.12.2005)
[23] a.a.O.
[24] a.a.O.
[25] http://www.cidcm.umd.edu/inscr/mar/chronology.asp?groupId=54003 (19.12.2005)
[26] http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/kriege/214bk_angola.htm (02.12.2005)
[27] HRW: Angola: Between War and Peace in Cabinda. 21.12.2004
[28] Konfliktbarometer 2002 & 2003
[29] Konfliktbarometer 2004
[30] ISS: Porto, João Gomes: Cabinda - Notes on a soon-to-be-forgotten war. Occasional Paper 77,
August 2003; Homepage der Bundesrepublik Cabinda: http://www.cabinda.net/
[31] http://www.cabinda.org/
- Citar trabajo
- Astrid Gruner (Autor), 2006, Cabinda als Sondergebiet Angolas, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58660
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