Englisch und Spanisch, weltweit die zwei Sprachen mit den meisten muttersprachlichen Sprechern nach dem Chinesischen, üben in unserer Gesellschaft einen großen Einfluß aus. Während der wenig bedeutende spanische Einfluß auf das Englische noch wenig untersucht wurde, gibt es schon seit geraumer Zeit ein reges Interesse an dem Einfluß des Englischen auf das Spanische - und das weitgehend aufgrund kultureller, wirtschaftlicher und technischer Faktoren. Eine der wichtigsten Untersuchungen dieser Art stellt die von Chris Pratt,El anglicismo en el español peninsular contemporáneo(1980), dar, in der er einen Korpus an Anglizismen aus Presse, Fernsehen und Radio zusammengestellt und kategorisiert hat. Diese Arbeit verlangt jedoch, ohne grundsätzlich an Aktualität eingebüßt zu haben, nach einer Erweiterung. Bedenkt man, daß eine Öffnung Spaniens gegenüber dem englischen Sprachraum erst in den späten siebziger, bzw. frühen achtziger Jahren erfolgte, so können in der oben erwähnten Untersuchung, die aus einer sehr frühen Periode dieser Öffnung stammt, nur erste Ansätze behandelt worden sein. Weiters beschränkt sich dieses Standardwerk schon im Titel auf das Gebiet der Iberischen Halbinsel, ohne auf Varietäten aus Lateinamerika und insbesondere des spanischsprachigen Teils der Vereinigten Staaten einzugehen. Gegen Mitte der achtziger Jahre schlug weiters die Geburtsstunde eines neuen, länder-und kontinentübergreifenden Mediums - des World Wide Web (WWW). Da die meisten Neuerungen auf dem Computersektor, ebenso die Idee des WWW, ohnedies aus den USA kommen, setzte sich auch in diesem Bereich Englisch als Sprache der internationalen Kommunikation durch, was wiederum zu einem Anstieg an Anglizismen im Spanischen führte. Abgesehen von teils sehr emotionell geführten Diskussionen und Beiträgen, von denen die meisten im Internet erschienen oder zumindest veröffentlicht sind, lassen gezielte Untersuchungen dieser neuen Anglizismen nach wie vor auf sich warten. Mit der vorliegenden Untersuchung der spanischen Computersprache, im speziellen im Bereich des Internet, will ich einen ersten Schritt in diese Richtung wagen. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkungen
2. Einleitung
3. Sprachkontakt
3.1. Bilingualismus
3.2. Diglossie
3.3. Code-Switching
4. Englisch und Spanisch im Internet
5. Gründe sprachlicher Entlehnungen
5.1. Sprachliche Ursachen
5.2. Außersprachliche Ursachen
6. Arten sprachlicher Entlehnungen
6.1. Inneres Lehngut
6.1.1. Lehnübersetzung
6.1.2. Lehnübertragung
6.1.3. Lehnbedeutung
6.2. Äußeres Lehngut
6.2.1. Graphische Ebene
6.2.2. Morphologische Ebene
6.2.3. Gebrauchsebene
7. Englischer Einflußauf die Standardsprache
8. Empirische Studie
8.1. Liste Englischer Entlehnungen ins Spanische
8.2. Abkürzungen
9. Schlußfolgerung
10. Literaturverzeichnis
10.1. Allgemein
10.2. LaRed
10.3. El País
10.4. Cyber Spanglish List
10.5. On-Line Wörterbücher und Glossare
11. Resumen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Wachstumsrate der WWW- und Internetbenutzer
Abbildung 2: Inneres Lehngut nach Höfler
Abbildung 3: Formen des Wortes WWW.
Abbildung 4: Unterschiedliche Formen des Wortes Internet
Abbildung 5: Anteil der Anglizismen in El País
Abbildung 6: Anteil der Anglizismen in der Zeitschrift LaRed.
Abbildung 7: Anzahl der Belege von computerspezifischen Anglizismen in LaRed.
Diese Arbeit widme ich in Dankbarkeit meinen Eltern, die mir das Studium ermöglicht haben, und meiner lieben Frau, Loida Pintado Márquez, die mich mit viel Geduld begleitet hat. Dank sei auch Gott, der mich in diesen Jahren getragen und gesegnet hat.
Innsbruck im Juli 1998
Und über dem allen, mein Sohn, laßdich warnen; denn des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib müde. (Prediger 12,12)
1. Vorbemerkungen
In der vorliegenden Arbeit haben ich mich bemüht, auf umfangreiche Ausführungen in Fußnoten weitgehend zu verzichten. Angaben zu den Autoren werden nach der Harvard-Methode in Klammer nach einem Zitat oder Verweis angeführt, bei Zitaten mit exakter Seitenangabe. Kommt der Name des Autors bereits im Text vor, beschränkt sich der Eintrag in Klammer auf das Erscheinungsjahr des Werkes. Längere bibliographische Angaben oder inhaltliche Erläuterungen sind in den Fußnoten vermerkt. Hervorhebungen innerhalb von Zitaten beruhen, sofern nicht gesondert angeführt, auf der zitierten Vorlage. Sind Dokumente über das Internet verfügbar, habe ich den Eintrag in der Bibliographie um den Vermerk “[On-Line] verfügbar” ergänzt. Die darauffolgende Adresse (URL – Uniform Resource Locator) verweist dann direkt auf das angeführte Dokument im Internet.
Da ich mich in dieser Diplomarbeit einem Gebiet mit starkem Computer- bzw. Internetbezug gewidmet habe, sollte sie ursprünglich nur in elektronischer Form im Internet veröffentlicht werden. Aus bürokratischen Gründen ließsich eine Ausgabe in gebundener Form allerdings nicht vermeiden. Aus diesem Grunde stehen nun beide Ausgaben parallel zur Verfügung. Die elektronische Ausgabe in HTML–Format ist im Internet unter folgender Adresse zu finden:
http://www.kettwig.org
2. Einleitung
Englisch und Spanisch, weltweit die zwei Sprachen mit den meisten muttersprachlichen Sprechern nach dem Chinesischen[1], üben in unserer Gesellschaft einen großen Einflußaus. Während der wenig bedeutende spanische Einflußauf das Englische noch wenig untersucht wurde, gibt es schon seit geraumer Zeit ein reges Interesse an dem Einflußdes Englischen auf das Spanische – und das weitgehend aufgrund kultureller, wirtschaftlicher und technischer Faktoren. Eine der wichtigsten Untersuchungen dieser Art stellt die von Chris Pratt, El anglicismo en el español peninsular contemporáneo (1980), dar, in der er einen Korpus an Anglizismen aus Presse, Fernsehen und Radio zusammengestellt und kategorisiert hat. Diese Arbeit verlangt jedoch, ohne grundsätzlich an Aktualität eingebüßt zu haben, nach einer Erweiterung. Bedenkt man, daßeineöffnung Spaniens gegenüber dem englischen Sprachraum erst in den späten siebziger, bzw. frühen achtziger Jahren erfolgte, so können in der oben erwähnten Untersuchung, die aus einer sehr frühen Periode dieseröffnung stammt, nur erste Ansätze behandelt worden sein. Weiters beschränkt sich dieses Standardwerk schon im Titel auf das Gebiet der Iberischen Halbinsel, ohne auf Varietäten aus Lateinamerika und insbesondere des spanischsprachigen Teils der Vereinigten Staaten einzugehen. Gegen Mitte der achtziger Jahre schlug weiters die Geburtsstunde eines neuen, länder- und kontinentübergreifenden Mediums – des World Wide Web (WWW). Da die meisten Neuerungen auf dem Computersektor, ebenso die Idee des WWW, ohnedies aus den USA kommen, setzte sich auch in diesem Bereich Englisch als Sprache der internationalen Kommunikation durch, was wiederum zu einem Anstieg an Anglizismen im Spanischen führte. Abgesehen von teils sehr emotionell geführten Diskussionen und Beiträgen[2], von denen die meisten im Internet erschienen oder zumindest veröffentlicht sind, lassen gezielte Untersuchungen dieser neuen Anglizismen nach wie vor auf sich warten. Mit der vorliegenden Untersuchung der spanischen Computersprache, im speziellen im Bereich des Internet, will ich einen ersten Schritt in diese Richtung wagen.
Wenn im Titel dieser Diplomarbeit von Computersprache die Rede ist, sollte anfangs dargelegt werden, was darunter zu verstehen ist. Unter Computersprache verstehe ich im Gegensatz zu Programmiersprachen wie C++, Java, Pearl, etc., die ja gemeinhin ebenfalls als “Computersprache” bezeichnet werden, den Teil einer Sprache, der die Kommunikation computerspezifischer Inhalte zum Ziel hat. Damit handelt es sich bei der spanischen Computersprache einerseits um die Fachsprache der Informatik[3], andererseits aber auch um computerrelevante Komponenten des allgemeinen Sprachgebrauchs. Da die Arbeit am Computer und die Beschäftigung mit dem Internet immer mehr in den Mittelpunkt des alltäglichen Lebens rückt (siehe auch Abbildung 1 auf Seite 41), bleiben auch computerspezifische Bezeichnungen und Ausdrücke nicht auf die Fachsprache beschränkt, sondern fließen (verstärkt) in die Allgemeinsprache mit ein. Diese Tatsachen haben mich in der Auswahl des Textes zur allgemeinverständlichen Internetzeitschrift LaRed (Kapitel 10.2) geführt, in der zwar auch Probleme und Fragestellungen technischer Natur erläutert werden, die aber für den durchschnittlichen, spanischsprachigen Leser konzipiert wurde.
In dem theoretischen, einführenden ersten Teil werde ich die Hintergründe für den Kontakt von Sprachen und deren gegenseitigen Einflüssen beleuchten. In diesem Zusammenhang erachte ich das Phänomen des Bilingualismus (Englisch–Spanisch), der speziell in den spanischsprachigen Gebieten der USA zu tragen kommt, für sehr wichtig. Einflüsse des Englischen, die aufgrund intensiver bilingualer und diglossischer Situationen in den USA auf das Spanische wirken, lassen sich in unserem Zeitalter grenzenloser Kommunikation nicht mehr auf das Spanische im Staatsgebiet der Vereinigten Staaten beschränken. Vielmehr sind Spanischsprecher auf der ganzen Welt dem Englischen als Kommunikationsmedium im Bereich der Informatik einerseits und den unterschiedlichen innerspanischen Varietäten andererseits ausgesetzt, was eine Suche nach den Ursprüngen einzelner Anglizismen so gut wie unmöglich macht. In Kapitel 4 werde ich die Bedeutung sowohl des Englischen, als auch des Spanischen im Bereich des Internet aufzeigen und fragen, ob auf dem Gebiet der Computersprache des Internet das Spanische wirklich in Gefahr ist, vom Englischen verdrängt zu werden. Bevor ich mich in Kapitel 6 den Arten sprachlicher Entlehnungen zuwende und eine Kategorisierung der Untersuchungsergebnisse vornehme, gebe ich in Kapitel 5 einen kurzen Überblick über mögliche Gründe, die zu Entlehnungen führen können. Überlegungen zu Gründen von sprachlichen Entlehnungen sind sicher gerechtfertigt, liefern aber keine befriedigende Grundlage für eine Einteilung der untersuchten Anglizismen. Eine solche Kategorisierung versuche ich dann im Kapitel über Arten sprachlicher Entlehnungen.
“Contact breeds imitation and imitation breeds linguistic convergence. […] Linguistic convergence may be observed and studied in all places and at all times, but its study becomes particularly rewarding when it results from the contact of two clearly distinct structures.”
(André Martinet in: Weinreich 1970: viii-ix[4] )
3. Sprachkontakt
Man kann mit großer Sicherheit behaupten, daßes auf dieser Welt keine Sprache gibt, die sich in einer solchen Abgeschiedenheit befindet, daßsie nicht dem Kontakt mit anderen benachbarten, oder auch weiter entfernten, ausgesetzt ist. Für Einar Haugen ist es nur eine Frage des Isolationsgrades, ob und wann sich eine neue Sprache entwickelt, oder eine andere aufhört zu existieren. Demnach entwickeln besonders solche Völker neue Sprachen, die sich in unwirtlichen Gegenden niederlassen können, ohne von benachbarten Stämmen gestört oder beeinflußt zu werden. Eine solche Sprachsituation kann gesehen werden als “[…] process of gradual and unconscious differentiation of language over a period of time [which] is one of the most characteristic features of language […] People who do not communicate with each other simply drift apart.” (Haugen 1969: 105).
Es entstehen eigenständige Sprachen, wenn sich Völker und Kulturen voneinander entfernen und den Kontakt zu Nachbarn abbrechen. Rücken Sprachgruppen jedoch enger zusammen, würde das schlußendlich zur Aufgabe einiger Sprachen zugunsten anderer führen. Auch wenn solche Überlegungen nur hypothetischer Natur sein können, will ich nicht leugnen, daß sich Sprachen in Kontakt gegenseitig beeinflussen – wenn auch nicht unbedingt so drastisch. Das Bild von einer isolierten Sprachgemeinschaft mußjedoch in unserer modernen Welt als veraltet angesehen werden und ich stimme mit Sánchez Macarro ein, die sagt, daß “[el] aislamiento se hace imposible si se desea convivir en este mundo donde la tendencia a la compatibilidad de estructuras políticas, económicas y culturales lleva a una progresiva internacionalización de las lenguas” (Sánchez Macarro 1993: 19).
War es früher oft nur geographische[5] Isoliertheit oder Offenheit, die etwas über das Ausmaßdes Einflusses anderer Sprachen auszusagen hatte, so verschwimmen in unserer Zeit solche Grenzen zur Gänze, wenn z.B. abgesondert lebende Indianerstämme in Südamerika zwar jeglichen Kontakt mit der Außenwelt meiden, jedoch auf einen Fernseher nicht verzichten wollen. Räumliche Distanz stellt im Blick auf moderne Kommunikationsmedien wie Radio, Fernseher, oder in jüngster Zeit das Internet, kein Hindernis sprachlicher Beeinflussung mehr dar. Um nur ein Beispiel unter vielen zu nennen, will ich darauf hinweisen, daßSprachgemeinschaften mit relativ geringer Sprecheranzahl mit Fernseh- und Kinofilmen in den jeweiligen Originalfassungen (meist mit Untertiteln) vorliebnehmen müssen. Auf diesem Wege tritt dann z.B. Englisch mit Schwedisch in Kontakt, mit dem es nach geographischen Faktoren nie in Berührung kommen würde. In diesem Fall sind es kulturelle Faktoren, die zu Sprachkontakt führen.
Was sind jedoch die Grundlagen für Sprachkontakt, und zu welchem Ausmaßmußder Sprecher einer Sprache den Sprecher der anderen Sprache verstehen, bzw. sich verständlich machen können? Nach Ansicht von Gerd Tesch genügen “[zur] Herstellung von Kontakten […] unter Umständen bescheidene Kenntnisse in einer zweiten Sprache. Auch das mühevolle Lesen von Fachtexten oder die bloße Benutzung von Lexika kann zur Entlehnung führen […].” (Tesch 1978: 54).
Aus dieser Aussage wäre zu schließen, daßnur insofern von Sprachkontakt gesprochen werden kann, als auch eine, wie auch immer geartete, Entlehnung daraus resultiert. Sprachliche Entlehnung kann zwar nur nach vorherigem Sprachkontakt erfolgen, der umgekehrte Schlußist jedoch nicht zulässig. Auf Gründe und Arten sprachlicher Entlehnungen werde ich in den Kapiteln 5 und 6 noch näher eingehen. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, daßSprachkontakt zu Bilingualismus, bzw. Multilingualismus führen kann, wobei Uriel Weinreich in seinem einflußreichen Buch Languages in Contact (1953)[6] den Begriff Bilingualismus folgendermaßen verwendet:
“Two or more languages will be said to be in contact if they are used alternately by the same persons. […] The practice of alternately using two languages will be called bilingualism, and the persons involved, bilingual.” (Weinreich 1970: 1)
Jeder Bezug auf Bilingualismus gilt, sowohl bei Weinreich als auch in meiner Arbeit, auch für Multilingualismus. Die Termini Bilingualismus, Diglossie und Code-Switching versuchen jeweils unterschiedliche Aspekte des Zusammentreffens zwei oder mehrerer Sprachen zu beschreiben.
3.1. Bilingualismus
Über Bilingualismus ist in den letzten Jahren viel geschrieben worden, und dennoch fällt es nicht leicht, eine Definition anzugeben, die diesem Begriff gerecht wird. Leonard Bloomfield, einer der ersten, der sich mit diesem Gebiet näher beschäftigte, meinte, daßunter Bilingualismus das Hinzufügen einer perfekt gelernten Fremdsprache zur Muttersprache zu verstehen sei:
“In the extreme case of foreign language learning the speaker becomes so proficient as to be indistinguishable from the native speakers around him […]. In the case where this perfect foreign language learning is not accompanied by loss of the native language, it results in bilingualism, the native-like control of two languages.” (Bloomfield 1933: 22).
Damit sieht er die Perfektion, mit der eine zweite Sprache beherrscht wird, als Kriterium für Bilingualismus an. Weinreich wählt eine offenere Definition von Bilingualismus und bezeichnet ihn, wie bereits oben zitiert, einfach als die Fähigkeit, zwei Sprachen abwechselnd zu verwenden. Anders als Bloomfield geht er nicht näher auf den Grad einer solchen Fähigkeit ein. Die allgemeinste mir bekannte Definition führt jedoch Edwards an, wenn er meint, daßjeder Mensch bilingual sei:
“Everyone is bilingual. In saying this, I make the assumption that there is no one in the world (no adult, anyway) who does not know at least a few words in languages other than the maternal variety. If , as an English speaker, you can say c’est la vie or gracias or guten Tag or towarisch – or even if you only understand them – you clearly have some ‘command’ of a foreign tongue.” (Edwards 1995: 55).
Nach dieser Definition ist jeder Mensch, der zumindest ein Wort in einer anderen Sprache beherrscht, bilingual, oder in den meisten Fällen wahrscheinlich sogar multilingual. Sprachliche Entlehnungen, auf die ich weiter unten noch eingehen werde, resultieren meist aus einer bilingualen Situation. Unterschiedliche Gründe (siehe Kapitel 5) können zur Aufnahme fremder Elemente führen, die meisten resultieren allerdings aus einem mehr oder weniger großen Kontakt mit anderen Sprachen. Alleine die Lehnschöpfung, auf die ich nur am Rande eingehen werde (Kapitel 6.1), und die eine gesteuerte, sprachplanerische Aktivität darstellt, ist auf monolinguale Kriterien zurückzuführen. Edwards unterscheidet weiters zwischen individuellem und kollektivem Bilingualismus, wobei letzterer Begriff auch als Diglossie bezeichnet wird.
3.2. Diglossie
“Collective bilingualism in many settings, ancient and modern, is an enduring quantity, unlike the impermanent, transitional variety [of individual bilingualism … and remains] largely because of a continuing necessity which […] usually rests upon different social function and different domains of use for each language. This situation is now commonly referred to as diglossia.” (Edwards 1995: 83).
Demnach wäre individueller Bilingualismus auf einzelne Sprecher (z.B. Immigranten) beschränkt, die aus einer Kommunikationsnotwendigkeit heraus eine andere als ihre Muttersprache verwenden – auch wenn es sich bei solchen Sprechern um ganze Gruppen handeln kann. Kollektiver, oder auch sozialer Billingualismus äußert sich darin, daßje nach sozio-kulturellem Kontext die eine oder andere Sprache in einer sozialen Schicht oder Kulturgemeinschaft verwendet wird, wobei eine der Sprachen höheres Prestige aufweist. Der Unterschied zwischen Bilingualismus und Diglossie ist demnach funktionaler Natur. Den Begriff der Diglossie prägte Charles Ferguson in seinem Aufsatz “Diglossia”:
“Diglossia is a relatively stable language situation in which, in addition to the primary dialects of the language (which may include a standard of regional standards), there is a very divergent, highly codified (often grammatically more complex) superposed variety, the vehicle of a large and respected body of written literature, either of an earlier period or in another speech community, which is learned largely by formal education and is used for most written and formal spoken purposes but is not used by any sector of the community for ordinary conversation.” (Ferguson 1959: 336)
Ausgehend von dieser Definition nimmt Englisch für Spanischsprechende in den USA den Status einer diglossischen Sprache ein. Innerhalb der spanischsprechenden Gesellschaft, d.h. für die alltägliche Konversation, wird Englisch nicht verwendet. Es dient lediglich der Kommunikation mit Außenstehenden, z.B. für geschäftliche oder bürokratische Zwecke.[7] Ganz anders stellt sich jedoch die Situation für den spanischsprachigen, lateinamerikanischen Raum und Spanien dar. Dort übt das Englische nicht die Funktion einer zweiten Landessprache, oder Sprache einer Minderheitsgruppe aus, sondern es wird als Verkehrsspache in einigen Bereichen wie Wirtschaft, Politik und Technik verwendet. Nach Petra Braselmann hat sich die Situation des Englischen stark gewandelt.:
“Es ist nicht mehr nur lingua franca in Technik, Wissenschaft und Handel, sondern findet Einflußin nicht-fachlich gebundene Alltagsdiskurse (z.B. Jugendsprache, Computersprache, Sprache des Tourismus, Medien, Werbung). […] Das Englische wird zur Metasprache einer internationalen Gesellschaft, die angloamerikanische Kultur quasi zu einer Meta-Kultur, zu einer Leitkultur.” (Braselmann 1997: 447)
Englisch übt daher mehr und mehr die Funktion einer transglossischen Sprache aus, d.h., es entwickelt sich zu einer allgemeinen Verkehrssprache. Je mehr das Englische nun als Metasprache akzeptiert und verwendet wird, desto größer scheint die Bereitschaft, Wörter aus dem Englischen in die jeweilige Sprache – also auch in das Spanische – zu übernehmen. Für Spanischsprechende in den USA – besonders für die Chicanos[8] – ist neben den Begriffen Bilingualismus und Diglossie auch der Begriff des Code-Switching von großer Bedeutung, der, in aller Kürze erläutert werden soll.
3.3. Code-Switching
“Las lenguas en contacto producen situaciones en cadena donde el monolingüismo español e inglés convive con el bilingüismo y dan lugar a variedades verdaderamente nuevas. De éstas, la alternancia lingüística es la manifestación más palpable y viva del multilingüismo chicano” (Sánchez Macarro 1993: 32).
Rosaura Sánchez sieht Code-Switching als “most common variety of language in the Chicano community among bilingual speakers” (1979: 51). Sowohl englische als auch spanische Elemente fließen in eine Unterhaltung ein, ohne daßdie Notwendigkeit bestünde, die Sprache zu wechseln. Dabei entstehen Sätze wie z.B.:
Ponlo en el refrigerator so it won’t spoil. oder ¡Esos guys! They took off con mis cigarettes y mis mechas. (Sánchez 1979: 51)
Sánchez sieht zwei Gründe für Code-Switching in der Chicano Bevölkerung – d.h. für das Zurückgreifen auf englischen Wortschatz: Die Situation, von der berichtet wird, spielte sich entweder aller Wahrscheinlichkeit nach auf Englisch ab, oder die fachspezifische Terminologie des behandelten Themas wurde auf Englisch gelernt. Das Wechseln zwischen Sprachen kann allerdings auch auf eine veränderte Gesprächssituation zurückzuführen sein. Werden z.B. informelle Gespräche meist auf Spanisch geführt, kann es zu einem Wechsel ins Englische kommen, wenn das Thema ernster wird.[9] John Gumperz führt unter anderem eine informelle Gesprächssituation zwischen zwei Chicanos an, die ich hier als Beispiel wiedergeben möchte. Die Sprecherin erzählt, was ihr Vater über ihre Kinder gesagt hat:
“To this day he says that … uh … it’s a shame that they don’t speak Spanish. Están como burros. Les habla uno y ‘What he say, what’s he saying?” (Gumperz 1981: 443)
In diesem Fall wird Spanisch verwendet, um den vorhergehenden Satz zu kommentieren. Der Terminus Code-Switching wird verwendet, wenn der Sprecher zwischen englischen und spanischen Ausdrücken wechselt. Ein Beispiel im Bereich der Computersprache wäre “Click el mouse”. Sowohl click als auch mouse sind eindeutig englische Wörter, wohingegen der spanische Artikel el eingeschoben wird. Code-Switching ist ein soziologisch bedingtes Phänomen, das vor allem in bilingualen und diglossischen Situationen auftritt, wobei auf syntaktischer Ebene zwei oder mehrere Sprachen vermischt werden. Es erscheint logisch, daßin einer spanischsprachigen Gesellschaft, in der die Praxis des Code-Switching vorkommt, auch die Bereitschaft um vieles größer ist, englische Wörter direkt in Alltagsdiskurse zu integrieren. Einen klassischen Beweis stellt die bekannte Cyber Spanglish List von Yolanda Rivas dar (siehe auch Kapitel 10.4). Rivas wurde von vielen Seiten (mehrheitlich aus Spanien und Lateinamerika) der Vorwurf gemacht, die von ihr angeführten spanglischen Ausdrücke würden in der Praxis nie verwendet werden. Wortbildungen und -entlehnungen in der von Rivas angeführten Art erscheinen jedoch in einer derart diglossischen Situation, wie sie in einigen Gebieten der USA vorherrscht, durchaus plausibel. Warum sollte jemand, der tagtäglich zwischen Englisch und Spanisch wechselt, und das oft in ein und derselben Gesprächssituation, nicht auch Ausdrücke im Bereich der Computersprache aus dem Englischen direkt ins Spanische übernehmen, oder mit spanischen Mustern mischen?
Bevor ich mich dem Bereich der sprachlichen Entlehnungen zuwende, der mich im Rahmen dieser Arbeit besonders interessiert, will ich noch einige Gedanken über die Bedeutung der beiden Weltsprachen Spanisch und Englisch im Internet anführen.
4. Englisch und Spanisch im Internet
In unserer heutigen Zeit wird die Frage nach Geschichte, Funktion und Eigenschaften des Internet nicht mehr oft gestellt, da speziell unter der jüngeren Generation dieses relativ neue Medium weitgehend bekannt ist. Ich will an dieser Stelle trotzdem einige wichtige Hintergründe beleuchten. Das Internet, in der Form wie man es heute kennt, geht in seinem Ursprung auf die späten 60er Jahre zurück und ist damit kaum älter als 30 Jahre.[10] Entwickelt wurde es von Technikern in den USA und Kanada mit einem militärisch-strategischen Ziel. Die ursprüngliche Struktur des Internets war “[…] influenced by the fact that it was intended to form part of the central command and control structure for the US armed forces during the height of the Cold War. As such, it was designed to be able to survive a nuclear attack. This in turn influenced the decentralized and peer-to-peer structure of the Net” (Hardy 1993).
Im März 1989 veröffentlichte Tim Berners-Lee das Dokument “Information Management: A Proposal”, welches allgemein als Geburtsurkunde des World Wide Web (WWW) angesehen wird; letzteres erst rief das breiteöffentliche Interesse am Internet hervor – und das erst vor knapp zehn Jahren. In diesem kurzen Zeitraum explodierte die Zahl der über das Netzwerk zugänglichen Informationen geradezu (siehe Abbildung 1 auf Seite 41), wobei ein Großteil davon in englischer Sprache vorliegt. Spanischsprachige Inhalte nehmen im Vergleich dazu keinen erwähnenswerten Stellenwert ein, soll man gegenwärtig zugänglichen Berichten und Studien Glauben schenken:
“En la actualidad el 2,5% de los materiales existentes en la red están en español […]. Como mínimo, el 2% de los usuarios son hispanohablantes. En su conjunto, hoy la 'masa crítica' hispanohablante puede superar el millón de personas. Sin embargo en España, según los datos de RedIRIS nuestro tráfico internacional es deficitario: somos principalmente importadores de contenidos” (Joaquin Soler 1997).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Wachstumsrate der WWW- und Internetbenutzer[11]
Nicht zu unterschätzen sind jedoch Prognosen der International Telecommunication Union (ITU), wonach Lateinamerika, Europa, Ost- und Südostasien zur Zeit das größte Wachstum erleben (ITU 1995). Aufgrund der Natur des Internets, sich aus einer Unzahl sehr kleiner bis sehr großer Server zusammenzusetzen und einer fehlenden universalen Aufsichtsbehörde, lassen sich nur sehr ungenaue Statistiken über die tatsächliche Nutzung des Internets und seiner Inhalte – z.B. in welcher Sprache diese vorhanden sind – erstellen. Als Richtlinie für das Ausmaßdes Einflusses des Internet auf die Bevölkerung kann bestenfalls die Anzahl von Personen pro Host[12] herangezogen werden. Je niedriger sich die Anzahl der Personen pro Host beläuft, desto größer ist theoretisch der Prozentsatz an Personen, die sich im Einflußbereich des Internet befinden. Laut “Internet World Nr.1, September 1996” befindet sich Spanien an erster Stelle, gefolgt von Chile, Uruguay und Argentinien (siehe Tabelle 1).
In Untersuchungen der Firma Network Wizards im Jänner 1998 wurde die Anzahl der Hosts (Server) eines Landes nach Domäne–Namen ermittelt. In der Auflistung weiter unten habe ich eine Auswahl an solchen Ländern getroffen, in denen Englisch bzw. Spanisch als Landessprache gilt (siehe Tabelle 2).[13] Unberücksichtigt blieben dabei allerdings allgemeine Domäne–Namen wie z.B. com, net, org, edu, usw., die sich nicht bestimmten Ländern zuweisen lassen. Nach grober Schätzung wären in der englischsprachigen Welt gegenüber der spanischsprachigen mindestens die dreizehnfache Anzahl an Hosts vorhanden, nämlich knapp 4 Millionen englische gegenüber knapp 300.000 spanischen.
Nach Berechnungen von José Antonio Millán, Philologe und Direktor des Projektes Centro Virtual del Instituto Cervantes, wird 90% der Kommunikation im Internet auf Englisch abgewickelt, gefolgt von 6%, die sich das Deutsche und Französische teilen; für das Spanische bleiben dann noch lediglich 2% (Rico 1997). Unbedacht der angewandten Methoden zur Erforschung des Internets sind deren Ergebnisse im besten Fall ungenau.[14] Als Tendenz sieht man, in Übereinstimmung mit Millán, nach wie vor die Prädominanz englischsprachiger Länder im Bereich des Internet und WWW, woraus sich wiederum die Vormachtstellung an englischsprachigen Inhalten ableiten läßt. Theoretisch wäre also ein spanischsprachiger Internetbenutzer ständig fremdsprachigen, meist englischen, Inhalten ausgesetzt; vorausgesetzt er wäre wirklich weltweit im World Wide Web unterwegs. Es bliebe auf diesem Gebiet noch zu erforschen, inwieweit ein Spanischsprecher die Grenzen der virtuellen spanischen Gesellschaft auch wirklich hinter sich läßt und sich auf fremdsprachige Inhalte einläßt. Die Meinungen dazu gehen auseinander, wie auch auf die Frage, wie mit diesen neuen Einflüssen des Englischen auf das Spanische umgegangen werden sollte. Zwei Extreme werden in dem Artikel “El síndrome de Babel” (März 1997) angeführt. Auf der einen Seite stehen Befürworter der modernen Änderungen in der spanischen Sprache, auf der anderen Seite die Puristen[15], die das Spanische am liebsten vor jeglichen fremdsprachlichen Einflüssen abschirmen möchten:
“La transformación del idioma es el tema de la peruana Yolanda Rivas, quien anunció a través de Internet el nacimiento del ciberspanglish, formado por un conjunto de expresiones híbridas que utilizan los hispanoparlantes para referirse a un mundo interconectado a través de máquinas inventadas en inglés. En otra zona de las redes se (in)materializa el Departamento de Español Urgente, una dependencia de la agencia noticiosa EFE que encontró en el ciberespacio un nuevo escenario para cumplir su misión, la de promover el uso correcto del idioma, a veces con bastante celo” (El síndrome de Babel 1997).
Diskussionen über die Entwicklung des Spanischen im Internet lassen jedoch meist einen pessimistischen Grundtenor durchklingen.[16] Das Internet als englische Domäne wird weitgehend als drohende Gefahr für die Identität der spanischen Sprache angesehen:
“Internet, como buena parte de las nuevas tecnologías, nació en inglés. Pero una cosa es reconocer la preminencia de esta lengua en el ámbito de las comunicaciones y otra aceptar que el inglés se convierta, como advertía el lingüista mexicano Luis Fernando Lara, «en lengua única de la civilización contemporánea»” (Rico 1997).
Hier wird der Sorge Ausdruck verliehen, das Englische würde nicht nur als weltweite Verkehrssprache dienen, sonder sogar für alle anderen Sprachen eine existentielle Bedrohung darstellen. Diese Sorge mag auf den ersten Blick gerechtfertigt erscheinen, bedenkt man, daßdie Identität jedes Volkes vor allem durch seine Sprache definiert wird.[17] Andererseits mußaber darauf hingewiesen werden, daßder tatsächliche fremdsprachliche Einflußauf das Spanische relativ gering ist. Will man neueren Untersuchungen Glauben schenken, sind nur “etwa 8% der registrierten Neuwörter […] Entlehnungen aus fremden Sprachen” (Nord 1984: 80). Ich schließe mich Sánchez Macarro an, die sagt, daß “se detecta fácilmente una gran asimilación de términos ingleses, pero no perturban el equilibrio lingüístico, como pretenden afirmar algunos puristas del lenguaje” (Macarro 1993: 21).
Um in Folge den Englischen Einflußauf die spanische Computersprache konkretisieren zu können, will ich zunächst einige Gründe betrachten, die sprachliche Entlehnungen vom Englischen ins Spanische begünstigen, danach werde ich untersuchen wie ins Spanische entlehnt werden kann, und schlußendlich anhand des Korpus den tatsächlichen englischen Einflußkonkret belegen.
5. Gründe sprachlicher Entlehnungen
Die Gründe, warum sprachliche Elemente aus dem Englischen ins Spanische entlehnt werden, können vielfältig sein. Auf der Suche nach solchen Gründen begegnet einem eine Vielzahl an Theorien und Interpretationsversuchen.[18] Einige dieser Theorien beschränken sich jedoch lediglich auf die Beschreibung des Unterschiedes zwischen entlehntem und ursprünglichem Wort. Höfler weist darauf hin, daß“letztlich alle Versuche, die jeweiligen Gründe einer Entlehnung aufzudecken, zum Scheitern verurteilt [sind]. Feststellbar sind allenfalls die Ursachen, die zur lexikalischen Neuerung geführt haben.” (1970: 60). Zur Definition möglicher Ursachen einer sprachlichen Entlehnung nehme ich eine grobe Zweiteilung in außersprachliche und innersprachliche Gründe zu Hilfe, die bereits Weinreich (1953) vorschlägt[19]. In jüngerer Zeit unterscheidet Chris Pratt (1980) in seinem Buch El Anglicismo en el español peninsular contemporáneo ebenfalls zwischen rein sprachlichen und außersprachlichen Ursachen für Entlehnungen, die er in weiterer Folge noch differenziert. Obwohl ich mich in erster Linie auf die unterschiedlichen Arten, oder Kategorien, der sprachlichen Entlehnung konzentrieren werde, will ich zu Beginn einige Gründe aufzeigen, die zu solchen Entlehnungen führen können.
5.1. Sprachliche Ursachen
An erster Stelle widme ich mich den rein sprachlichen Gründen, die weiters in “causas extrínsecas” und “causas intrínsecas” unterteilt werden, also äußere Ursachen aus der Sicht der beeinflussenden Sprache (in diesem Fall Englisch), und innere Ursachen von der beeinflußten Sprache (Spanisch) her betrachtet.[20] Die äußeren Ursachen beziehen sich auf Bereiche, in denen neue (außersprachliche) Konzepte in der aufnehmenden Sprache lexikalisiert werden müssen, da bis dato noch keine Bezeichnungen dafür existierten, d.h. mit anderen Worten Bezeichnungsnotwendigkeit vorlag:
“El análisis extrínseco confirma la opinión mayoritaria de que la razón esencial de la presencia del anglicismo es la de lexicalizar nuevos inventos, técnicas e incluso maneras de valorar lo que nos rodea.” (Pratt 1980: 214)
Als Beispiele solcher neuer Konzepte möchte ich nur exemplarisch einige Schlagworte aus unserem ‚modernen‘ Leben anführen: so z.B. polución, alcoholismo, drogadictos, stress, hipertensión, etc.
Die inneren Ursachen lassen sich auf die Struktur der beeinflußten Sprache zurückführen. Anders als bei den äußeren Ursachen handelt es sich hierbei nicht um die Notwendigkeit, im Spanischen unbekannte Konzepte zu lexikalisieren; es sind dies vielmehr Versuche, sprachliche Unzulänglichkeiten im spanischen System zu begegnen:
“Dos conceptos claves son la ‘eficacia lingüística‘ y el ‘hueco ecológico‘. En el análisis etiológico hay que examinar la estructura léxica del español para descubrir sus ineficacias lingüísticas relativas y compararlas con las ventajas del término inglés.” (Pratt 1980: 217).
Die lexikalische Struktur des Spanischen wird dabei auf Schwächen hin untersucht und mit Elementen des Englischen bereichert. Pratt[21] spricht dem Englischen eine größere grammatikalische und semantische Flexibilität zu, weshalb dann auch englische Muster ins Spanische übernommen werden, um den Inhalt genauer und/oder kürzer wiedergeben zu können. Während ein Großteil der aufgrund innerer Ursachen entlehnten Wörter aus Substantiven besteht, finden sich im Bereich der Entlehnungen aufgrund äußerer Ursachen vorwiegend Adjektive und Verben. Es sind dies meist abgeleitete Formen, die Kommunikation flexibler, dynamischer und effizienter machen. Adjektive erlauben es, sich auf Objekte, Ideen und Erfindungen zu beziehen (z.B. naval, temperamental, boxístico, etc.), während neue Prozesse und Handlungen mit Verben bezeichnet werden (z.B. fertilizar[22], humidificar, programar, etc.). Mit Hilfe solcher Verben werden Phrasen mit ‚hacer‘ oder ‚dar‘ plus Substantiv vermieden, und sie sind daher effektiver. Petra Braselmann sieht in der hohen Produktivität von Suffixen wie “-izar (computarizar), -ación (computación), -al (delincuencial), -ismo (izquierdismo), -ista (tercermundista)” (1997: 456f.) einen indirekten englischen Einfluß, da diese zwar im Spanischen vorhanden waren, aber erst durch Anlehnung an englische Bildungen mit -ize, -ation, -al, -ism, und -ist, in steigendem Ausmaßproduktiv wurden. Für Entlehnungen im Bereich der Substantive gibt es unterschiedliche Ursachen. Ein Grund kann sein, daßdas Spanische keinen umfassenden, allgemeinen Ausdruck für ein semantisches Feld besitzt (so könnte man z.B. das Substantiv control mit sechzehn spezifischeren Ausdrücken ersetzen). Als weitere Beispiele nennt Pratt: cereales, vegetales, cosméticos, implemento, standard, etc. Oft fehlen ungenaue und vage Termini, die eine möglichst zweideutige Auslegung zulassen, um sich nicht zu kompromittieren (z.B. área, sector, círculo, cooperación, transacción, PC, etc.). Anglizismen werden auch gerne als Euphemismen verwendet, wenn es darum geht, von persönlichen, intimen, tabuisierten Bereichen zu reden. So wird z.B. die Toilette mehr und mehr mit cuarto de baño bezeichnet, auch wenn es dort ganz sicher, kein Wasser zum Baden gibt. Ausdrücke wie antibaby, antisudoral, oder depilatorio, rufen beim Sprecher nicht die negativen oder unangenehmen Konnotationen hervor wie das entsprechende ‚spanische‘ Wort.
[...]
[1] Siehe: Top 100 Languages by Population, Ethnologue: Languages of the World, Summer Institute of Linguistics. [On-Line] verfügbar. http://www.sil.org/ethnologue/top100.html. Nach dieser Statistik führt Chinesisch mit 885 Mio. muttersprachlichen Sprechern vor Englisch mit 322 Mio. und Spanisch mit 266 Mio. (Stand 1996).
[2] Siehe z.B: Xosé Castro, “Ciberidioteces”; Roberto González-Echeverría, “Hablar spanglish es devaluar el español”; Odón Betanzos Palacios, “El ‚espanglish‘ y sus accidentes”; Jack Segura, “If my mother knew... she would kill me”; etc.
[3] Trotz der Zweideutigkeit des Begriffes “Computersprache”, schien es mir nicht ratsam auf “Sprache der Informatik” auszuweichen, da unter letzterer wohl in erster Linie die reine Fachsprache verstanden würde.
[4] Die erste Ausgabe wurde 1953 veröffentlicht. In Zitaten beziehe ich mich auf die 7. Auflage von 1970.
[5] Für Einar Haugen spielt in seinem Aufsatz National and International Languages (1969: 103-113) anscheinend nur ‚geographische‘ Nähe bzw. Ferne von Sprachgruppen bei Sprachkontakt eine Rolle.
[6] Die erste Ausgabe wurde 1953 veröffentlicht. In Zitaten beziehe ich mich auf die 7. Auflage von 1970.
[7] Rosaura Sánchez beschreibt die diglossische Situation im Südwesten der Vereinigten Staaten in ihrem Artikel “Chicano Bilingualism”: “The spatial and occupational mobility that has been described for the Mexican-origin population has led to the appropriation of English as the language of literacy, work, education and recreation, with Spanish limited primarily to intimate domains. […] This distribution of domains signals a diglossic situation with Spanish as the informal language and English as the formal language.” (1977: 218)
[8] Als Chicanos wird die Bevölkerungsgruppe mexikanischen Ursprungs im Südwesten der USA bezeichnet.
[9] Für eine weitere Kategorisierung unterschiedlicher Abstufungen von Code-Switching und mehr Beispiele möchte ich auf den Artikel “Spanish Codes in the Southwest” (Sánchez 1979) und “Ethnic Differences in Communicative Style” (Gumperz 1981) verweisen.
[10] Zur Geschichte des Internet empfehle ich eine kurze Zusammenfassung im Internet unter der Adresse http://www.reuna.cl/consorcio/Internet/Rhistori.html (auf Spanisch). Diese Seite beinhaltet auch weiterführende Links. Ein etwas technischer gehaltener Aufsatz von Henry Edward Hardy, “The History of the Net” (1993), enthält eine Reihe von (nicht elektronischer) Sekundärliteratur. Dieser Aufsatz ist [On-Line] verfügbar unter http://www.ocean.ic.net/ftp/doc/nethist.html. Eine gute Zusammenfassung verschiedener Aufsätze und Webseiten befindet sich unter History of the Internet and WWW (http://www.internetvalley.com/intval.html).
[11] Quelle: CommerceNet. [On-Line] verfügbar unter http://www.commerce.net/wwwpop.htm
[12] Das ist ein Computer, über den der Zugang ins Internet ermöglicht wird.
[13] Quelle: Network Wizards “Internet Domain Survey” (Stand Jänner 1998). [On-Line] verfügbar unter http://www.nw.com/zone/WWW/dist-bynum.html
[14] Zu vertiefenden methodologischen Überlegungen verweise ich auf Luciano Paccagnella “Getting the Seats of Your Pants Dirty: Strategies for Ethnographic Research on Virtual Communities. (1997). [On-Line] verfügbar unter http://www.ascusc.org/jcmc/vol3/issue1/paccagnella.html
[15] Der Grund der Puristen für die pessimistischen Einstellungen gegenüber dem englischen Einflußkönnte folgender sein: “porque consideran que la lengua debe mantener su calificativo de ‘pura’ e independiente de cualquier influencia exterior, sin detenerse a pensar si los préstamos enriquecen o no a una lengua, y sin detenerse a pensar que los hablantes son los que, en definitiva, deciden sobre el uso que hacen de los préstamos” (Sánchez Macarro 1993: 23).
[16] Um nur einige Beiträge zu diesem Thema anzuführen: Xosé Castro, “Ciberidioteces”; Roberto González-Echeverría, “Hablar spanglish es devaluar el español”; Odón Betanzos Palacios, El ‚espanglish‘ y sus accidentes”; Jack Segura, “If my mother knew... she would kill me”.
[17] Siehe auch: Sánchez Macarro (1993).
[18] Einen guten Überblick über die verschiedenen Ansätze liefert Höfler (1970: 59-67) in seinem Artikel “Das Problem der sprachlichen Entlehnung.”
[19] Weinreich sagt dazu: “The precise effect on bilingualism on a person’s speech varies with […] other factors, some of which might be called extra-linguistic because they lie beyond the structural differences of the languages …” (1970: 3) und: “Purely linguistic studies of language in contact must be coordinated with extra-linguistic studies on bilingualism and related phenomena.” (1970: 4). Für innersprachliche Gründe führt Weinreich z.B. Homonymien, Wörter niederer Freqzenz, Suche nach Synonymen an, für außersprachliche z.B. zu geringe Differenzierung des semantischen Feldes der eigenen Sprache, gesellschaftliche Werte, Überkorrektur (1970: 57ff). Weinreich bezieht sich dabei auf den bilingualen Sprecher.
[20] Nach Schmitt (1982: 80) zu urteilen, wurden die Begriffe ‚extrinsic‘ und ‚intrinsic motives‘ von Hope bereits 1964 in seinem Artikel “The Process of Neologism Reconsidered with Reference to Lexical Borrowing in Romance” erläutert.
[21] Bezüglich der ‚Inneren sprachlichen Ursachen‘ beziehe ich mich in Definition und Beispielen auf die Untersuchungen von Pratt (1980: 217ff.).
[22] Laut Braselmann kann es bei -izar neben Frequenzsteigerung auch zu semantischer Modifizierung kommen: “ursprünglich als deadjektivisches Ableitungsphänomen eingesetzt mit faktitiver Bedeutung (fecundizar) tritt es neuerdings auch denominal mit introduktiver Bedeutung hospitalizar und computarizar auf […] es könnte sich auch um Lehnwörter aus dem Englischen hospitalize und computerize handeln” (Braselmann 1997: 458).
- Quote paper
- Mag. Jens Kettwig (Author), 1998, Der Einfluss des Englischen auf die spanische Computersprache am Beispiel des Internet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58636
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