Die Vätergeschichten bilden den zweiten großen Teil des Buches Genesis. Sie erzählen von den Ahnen des israelischen Volkes und dabei werden die elementaren Grundlagen menschlicher Gemeinschaft stark thematisiert. So stehen vor allem das Eltern- Kind- Verhältnis in der Abraham- Erzählung, das Geschwister- Verhältnis in der Jakob- Esau- Erzählung und die Familie im Allgemeinen in der Joseph- Erzählung im Vordergrund.
Aber obwohl es eine Familiengeschichte über drei Generationen ist, ist die theologische Seite immer von Bedeutung. Denn die Geschlechterfolge und das Miteinander sind immer abhängig vom Handeln und Reden Gottes. Durch sein Wirken wird die Familie begründet und bewahrt.
Inhalt
1. Die Vätergeschichten
1.1. Einführung
1.2. Zur Konzeption
2. Die Abrahamgeschichte – Genesis 11, 27 – 25
2.1. Zum Aufbau
2.2. Zur Entstehung
2.3. Zum Inhalt
2.4. Textsorten
3. Theologische Schwerpunkte
3.1. Gottes Bund mit Abraham
3.2. Zur Bestimmung des Volkes Gottes
3.3. Warum erwählte Gott gerade Abraham?
3.4. Abraham als „Vater des Glaubens“
4. Besonderheiten
5. Zusammenfassung
Literatur
1. Die Vätergeschichten
1.1. Einführung
Die Vätergeschichten bilden den zweiten großen Teil des Buches Genesis. Sie erzählen von den Ahnen des israelischen Volkes und dabei werden die elementaren Grundlagen menschlicher Gemeinschaft stark thematisiert. So stehen vor allem das Eltern- Kind- Verhältnis in der Abraham- Erzählung, das Geschwister- Verhältnis in der Jakob- Esau- Erzählung und die Familie im Allgemeinen in der Joseph- Erzählung im Vordergrund.
Aber obwohl es eine Familiengeschichte über drei Generationen ist, ist die theologische Seite immer von Bedeutung. Denn die Geschlechterfolge und das Miteinander sind immer abhängig vom Handeln und Reden Gottes. Durch sein Wirken wird die Familie begründet und bewahrt.
1.2. Zur Konzeption
Wie bereits in der Einführung genannt, handelt es sich bei den Vätergeschichten um eine Familiengeschichte über drei Generationen. Dabei steht im Gegensatz zu heutigen Familienbiographien nicht das Individuum, sondern die Geschlechterfolge im Vordergrund. Allein durch das Erzählen gibt es zwischen den Vätern eine Verbindung.
Die drei familiären Grundverhältnisse werden auch in drei Teilen erzählt:
- Die Abrahamgeschichte (12-25) beschäftigt sich vor allem mit den elementaren Geschehnissen. Es geht aber auch oft um Leben und Tod.
- In der Jakob- Esau- Erzählung (26 – 36) geht es um Institutionen, die über die Familie hinausgehen. Im Weiteren werden Besitzregelungen, Bundschluss, Rechtspraktiken, heilige Orte und heilige Handlungen thematisiert.
- Und schließlich erfahren wir in der Joseph- Erzählung (37 – 50) über die Begegnung zwischen der Familie und dem Königtum.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es innerhalb der Vätergeschichten eine Entwicklung von der Familie über die Stämme bis hin zum Staat und Königtum gibt.
2. Die Abrahamgeschichte Genesis (11,27 – 32) 12 – 25
2.1. Zum Aufbau
11,27 – 32 Nachkommen Terachs, sein Auszug[1]
12, 1 – 5 Gebot des Auszugs Abrahams und Verheißung
12, 6 – 9 Wanderung Abrahams und Altarbau
13, 1 – 13 Wanderung Abrahams, Trennung von Lot
13, 14 – 18 Verheißung von Land und Nachkommen
14, 1 – 24 Kampf der Könige. Abraham und Melchisedek
14, 1 – 11 Der Feldzugbericht
14, 12 – 17.21 – 24 Die Befreiungserzählung
14, 18 – 20 Abraham und Melchisedek
15, 1 – 6 Verheißung an Abraham
15, 7 – 21 Verheißung an Abraham mit Zeichen
16, 1 – 16 Hagar. Geburt Ismaels
17, 1 – 27 Bund mit Abraham
17, 1 – 3a Einleitung
17, 3b – 21 3b–8 und 15–21 Gottesrede, Verheißung; 9-14 Gebot
17, 23 – 27 Beschneidung
18, 1 – 16a Besuch der drei Männer. Sohnesverheißung
18, 16b – 33 Abrahams Frage zur Vernichtung Sodoms
19, 1 – 29 Untergang Sodoms und Lots Errettung
19, 1 – 11 Besuch der Boten bei Lot. Der Überfall
19, 12 – 22 Rettung aus Sodom
19, 23 – 26 Gottesgericht über Sodom
19, 27 – 29 Abraham sieht auf die Zerstörung
19, 30 – 38 Lots Töchter. Moab und Ammon
20, 1 – 18 Abraham und Abimelek
21, 1 – 7 Geburt Isaaks
21, 8 – 21 Vertreibung und Rettung Hagars und ihres Kindes
21, 22 – 34 Brunnenstreit und Vertrag mit Abimelek
22, 1 – 19 Abrahams Opfer
22, 20 – 24 Nachkommen Nahors
23, 1 – 20 Saras Tod und Erwerb der Grabstätte
24, 1 – 67 Brautwerbung um Rebekka
24, 1 – 9 Auftrag Abrahams an seinen Verwalter
24, 10 – 21 Ankunft und Begegnung mit Rebekka
24, 22 – 49 Aufnahme und Ausführung des Auftrages
24, 50 – 61 Gewährung und Abreise
24, 62 – 67 Rückkehr. Issak führt Rebekka heim
25, 1 – 18 Abschluß der Abrahamgeschichte
25, 1 – 6 Die Söhne der Ketura
25, 7 – 10 Abrahams Tod und Begräbnis
25, 11 Gott segnet Isaak. Sein Wohnort
25, 12 – 18 Nachkommen Ismaels
2.2. Zur Entstehung
Ursprünglich lagen dem Verfasser der Abrahamgeschichte jahwistische und priesterschriftliche Erzählungen vor, die anschließend zusammengefügt wurden.
Man kann davon ausgehen, dass Einleitung und Schluss Grundstein für weitere Ergänzungen waren. Für diese Ergänzungen waren weitere mdl. Überlieferungen nötig. Dadurch ist es schwierig diese einem Verfasser oder einer Textquelle zuzuordnen. Vielmehr ist eine Einteilung fast nur auf Basis der Textsorten (siehe 2.4.) möglich:
- Verheißungstexte – entweder als Zusatz oder selbständiger Text wie bei 16,10.12; 13,14 – 17; 22,15 – 18; 15,1 – 6; 15,7 – 21; 17
- theologisch geprägte Geschichten wie bei 18,18b – 33; 20,1 – 18; 22; 24
- Erzählungen mit verschiedenen Motiven wie bei 14
Ebenso wichtig sind die unterschiedlichen Ziele oder auch Motive von J und P. Während bei J vor allem Abraham al Vater Israel steht, setzt P den Schwerpunkt auf den Bund zwischen Abraham und Gott.
2.3. Zum Inhalt
a) 11,27 – 32: Nachkommen Terachs, sein Auszug
Dieser erste einführende Abschnitt ist in die Genealogie (V27b – 30) und das Itinerar V31a gegliedert. Umrahmt wird das ganze von den Versen 27a und 32.
Inhaltlich geht es um die Vorstellung der Familie Abrahams und ihrer Abstammung. Durch die fehlende Beteiligung Gottes am Aufbruch von Ur und später von Harran, wird die heidnische Welt und die heidnische Religion der Vorfahren Abrahams dargestellt. Ein zentrales Thema ist neben der Familienvorstellung die Kinderlosigkeit Saras, die so in gewisser Weise Basis für das folgende Geschehen ist.
Innerhalb des Textes sind J und P gleichermaßen beteiligt und eine Unterscheidung ist hier nicht möglich.
b) 12,1 – 9: Gebot des Auszuges und Verheißungen, Wanderung und Altarbau
Dieser Abschnitt ist die eigentliche Einleitung der Abrahamgeschichte. Durch die besondere Ausgestaltung der Verheißung entsteht so einerseits ein Übergang von der Ur- zur Vätergeschichte, andererseits ist es eine Voraussage bzgl. der Geschichte Israels.
Zunächst wird die Genealogie mit V4b – 5 fortgesetzt. Lot wird hier als Vorbereitung auf die Erzählung in 13, 5 – 13 genannt. Auch hier findet man neben J noch P, und diesmal ist auch eine Unterscheidung beider Quellen möglich.
Die Verheißungen werden hier ausgesprochen bzgl. dem Segen (12,3), dem Land (12,7) und den Nachkommen (12, 2a)
c) 12, 10 – 20: Abraham und Sara in Ägypten
Diese Erzählung, in der es um die Preisgabe der Frau geht, begegnet uns hier zum ersten, aber nicht zum letzten Mal (vgl. 20 und 26). Dies lässt schlussfolgern, dass dieser Teil mdl. überliefert wurde und von den Erfahrungen der Nomaden auf solchen Wanderungen zeugt.
Durch die Hungersnot müssen Abraham und Sara nach Ägypten. Schon zu Beginn erkennt Abraham die möglichen Gefahren und beschließt, sie als seine Schwester auszugeben, um die Familie zu schützen. Und genau da zeigen sich die beiden Motive innerhalb dieses Abschnittes: Einerseits geht es um die Gefährdung durch die Hungersnot und anderseits geht es um die Gefährdung der Familie durch die gewaltvolle Aneignung der Ehefrau.
Nachdem eintritt, was Abraham vorhergesehen hat, gelingt zwar die List, aber die Familie wird zerstört.
Nach dem Eingreifen durch Jahwe, treffen der Pharao und Abraham aufeinander. Hier wird nun das Verhalten Abrahams missbilligt, der nur an das Überleben der Familie gedacht hat, und dem es nicht möglich war, den Pharao auch als Menschen zu sehen, den er getäuscht und damit in eine schlimme Lage gebracht hat. Denn damit hat er auch Gott vergessen. Beschämt und gedemütigt verlassen alle wieder Ägypten.
Die Botschaft dieser Erzählung liegt darin, dass Gott eben doch immer noch eine Lösung für scheinbar unlösbare Probleme hat, wenn man nur auf ihn vertraut. Aber auch wenn man diesem Vertrauen in bestimmten Situationen nicht standhält, ist man dennoch nicht verlassen. Die einzige Strafe liegt in der Beschämung.
d) 13: Abraham und Lot unterwegs und ihre Trennung
Dieses Kapitel ist gegliedert in das Intenerar (V. 1 – 4), der Trennungserzählung (V. 5 – 13.18) und der Verheißung (V. 14 – 17).
Im Intenerar werden genaue Angaben zur Reise gemacht. Wer mitgeht – wohin geht die Reise geht – und die Angabe über den Besitz von Abraham und Lot. Anschließend geht es zur Erzählung über, die aus drei Teilen besteht: die Entstehung eines Streites (V. 7a), Abrahams Streitschlichtungsvorschlag (V. 8 – 9) und Lots Annahme dieses Vorschlages (V. 10 – 11a). Daraufhin brechen beide in unterschiedliche Richtungen auf.
In dem Kapitel fällt wieder die Trennung von J und P auf. Hauptsächlich finden wir hier J bis auf Vers 6a, 11b und 12a. Während bei P (11b und 12a – schließt an 6a an) das Sich- Niederlassen im Vordergrund steht, geht es in J mit den Wanderungen weiter.
Die Verse 14 – 17 ist eine Verheißung, die in die Geschichte integriert ist. Im Vordergrund steht dabei die Landes – und Nachkommenverheißung.
Mit dem Aufbruch Abrahams bis nach Terebinthe Manres endet dieses Kapitel. Es steht als Erinnerung an Zeiten, in denen noch keine Kriege geführt wurden, sondern es zu Streitschlichtungen kam – auch wenn man dabei selbst auf etwas verzichten musste.
e) 14: Abraham und die Könige
Zu Beginn wird versucht, Abraham in die Weltgeschichte einzuordnen (V. 1). Außerdem wird Abraham hier wird das erste und letzte mal in einer kriegerischen Art und Weise dargestellt.
Auch dieses Kapitel ist wieder in drei Teile gegliedert: der Feldzugbericht in V. 1 – 11, eine Befreiungserzählung in V. 12 – 17.21 – 24 und die Melchisedek- Szene in V. 18 – 20. Während der Bericht über einen Feldzug im welthistorischen Kontinent spielt, spielt der Rest des Kapitels, in dem dann auch Abraham und Lot vorkommen, im Raum Kanaan.
Kapitel 14 gibt einen Einblick in die Abrahamgeschichte über drei Stadien hinweg. Die Verse 12 – 17.21 – 24 stammen aus der Richterzeit. Aus der Königszeit die Verse 18 – 20. Und letztlich werden die Verse 1 – 11 der spätnachexilischen Zeit zugeordnet.
Zusammenfassend sollte hier nur noch gesagt werden, dass diese Darstellung Abrahams nichts mit dem Abraham in ursprünglichen Sinne zu tun hat.
f) 15, 1 – 6: Verheißung an Abraham
Hier wird der Glaube an die Verheißung eines Sohnes erneuert. Abrahams Zweifel (V. 2 – 3) gegenüber Gott werden aus der Welt geschafft.
Vers 6 ist dabei der wohl am häufigsten zitierte Vers aus der Abrahamgeschichte, der er sich im Neuen Testament wiederfindet (Römer 4).
Dieser Vers spielt eine große Rolle bei der Bedeutung Abraham, denn hier wird er direkt als „Vater des Glaubens“[2] dargestellt. Allerdings gewinnt dieser Ausdruck seine Wichtigkeit erst in Dtn 24,13.
[...]
[1] Aus Claus Westermann: Am Anfang, Seite 140
[2] vgl. Claus Westermann: Am Anfang, Seite 176
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