Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges litten die Deutschen nicht nur unter den materiellen Folgen des Krieges und der ungewissen Zukunft, auch die gesellschaftliche Ordnung war erheblich gestört worden und konnte sich erst allmählich neu formieren. Obwohl die bürgerliche Oberschicht gerade einmal 5% der westdeutschen Bevölkerung ausmachte, hatte sie offenbar maßgeblichen Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung im Wiederaufbauprozess. Im Rahmen dieser Arbeit soll am Beispiel der Hamburger Lehrer untersucht werden, von welchen Wertvorstellungen die Akademiker geprägt waren und welches berufliche Selbstverständnis sie hatten. Dazu wurden die zwischen 1950 und 1960 erschienenen Ausgaben der Hamburger Lehrerzeitung (HLZ) untersucht. Die HLZ erschien als offizielle Verbandszeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg seit 1949 mit 18 Ausgaben jährlich. Die vorliegende Arbeit geht zunächst der Frage nach, von welchen Wertvorstellungen die westdeutschen Lehrer nach Kriegsende getragen waren und welche kulturellen Leitbilder sie daraus in den 50er Jahren entwickelten. Im zweiten Teil werden Film und Fernsehen eingehender behandelt: wie beurteilten die Pädagogen den Einfluss der Massenmedien, und wie begegneten sie der zunehmenden Ausbreitung von Film und Fernsehen? Zuletzt steht die Frage nach dem beruflichen Selbstverständnis der Lehrer im Mittelpunkt. Es wird untersucht, wie sie ihre eigene Arbeit bewerteten, wie diese Arbeit ihrer Ansicht nach gesellschaftlich honoriert wurde und welche konkreten Forderungen zur Bezahlung sie daraus ableiteten. Gerwin Schefer veröffentlichte 1969 seine Dissertation „Das Gesellschaftsbild des Gymnasiallehrers“. Er wertet darin Befragungen von 384 Gymnasiallehrern zu ihrem beruflichen Selbstverständnis und ihren Einstellungen zu Bildung, Schule, Kultur und Gesellschaft aus. Schefer stellt fest, dass das Gesellschaftsbild des Gymnasiallehrers Ende der 60er Jahre noch immer sehr statisch und von konservativen Vorstellungen geprägt ist. Er folgert, dass die Gymnasiallehrer nicht als Träger von Modernität gelten können, sondern vielmehr ein Hindernis für progressive Reformen darstellen. Schefers Studie kann auch für den Untersuchungszeitraum der 50er Jahre als sehr aufschlussreich gelten, da sich die Wertvorstellungen und Ansichten der Lehrer über einen langen Zeitraum herausgebildet hatten und die Ergebnisse seiner Studie somit auch auf die 50er Jahre übertragbar sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kulturelle Leitbilder, Wertvorstellungen und berufliches Selbstverständnis
- Bildungsbürgerliches Selbstverständnis und bedrohte Kultur des Abendlandes
- Film und Fernsehen als kulturelle Gefahr
- Gesellschaftliches Ansehen des Lehrerberufs und Bezahlung.
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Quellen
- Forschungsliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die kulturellen Wertvorstellungen und das berufliche Selbstverständnis westdeutscher Lehrer in den 1950er Jahren. Sie analysiert, wie diese Lehrer den Lehrerberuf selbst wahrnahmen und welche gesellschaftliche Anerkennung sie ihm zuschrieben.
- Das humanistische Bildungsideal und die Bewahrung der abendländischen Kultur
- Die Kritik an den neuen Medien Film und Fernsehen
- Die gesellschaftliche Anerkennung des Lehrerberufs und die Bemühungen um eine bessere Bezahlung
- Die Rolle der Lehrer als Kulturträger und ihre Auseinandersetzung mit der sich wandelnden Gesellschaft
- Die Herausforderungen und Konflikte, die sich aus den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und der Verbreitung von Massenmedien für den Lehrerberuf ergaben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Methode der Arbeit vor. Sie erläutert, warum die Hamburger Lehrerzeitung (HLZ) als Quelle für die Untersuchung der kulturellen Leitbilder und Wertvorstellungen westdeutscher Lehrer in den 1950er Jahren geeignet ist.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den kulturellen Leitbildern, Wertvorstellungen und dem beruflichen Selbstverständnis der westdeutschen Lehrer. Es analysiert, wie die Lehrer die Bedeutung von Bildung und Kultur im Kontext der Nachkriegszeit erlebten und welche Rolle sie sich in diesem Zusammenhang selbst zuschrieben. Die Lehrer sahen sich als Hüter der abendländischen Kultur und setzten sich für die Vermittlung humanistischer Werte und Bildungsideale an die Jugend ein. Sie kritisierten die zunehmende Verbreitung von Massenmedien wie Film und Fernsehen, die sie als Bedrohung für die Kultur und die Werte der Gesellschaft sahen.
Das dritte Kapitel untersucht die gesellschaftliche Anerkennung des Lehrerberufs und die Bemühungen der Lehrer um eine bessere Bezahlung. Die Lehrer fühlten sich in ihrer Arbeit oft nicht ausreichend gewürdigt und bemängelten die niedrige Bezahlung. Sie forderten eine höhere Anerkennung ihres Berufs und eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen. Die Lehrer stellten sich in den 1950er Jahren zunehmend als verkannte und unterbewertete Berufsgruppe dar, die trotz ihrer hohen Qualifikation und Verantwortung nur unzureichend von der Gesellschaft gewürdigt wurde.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die kulturellen Leitbilder, die Wertvorstellungen und das berufliche Selbstverständnis westdeutscher Lehrer in den 1950er Jahren. Die Arbeit analysiert die Bedeutung von Bildung und Kultur im Kontext der Nachkriegszeit, die Kritik an den neuen Medien Film und Fernsehen sowie die gesellschaftliche Anerkennung des Lehrerberufs und die Bemühungen um eine bessere Bezahlung. Weitere wichtige Themen sind das humanistische Bildungsideal, die Bewahrung der abendländischen Kultur, die Herausforderungen und Konflikte, die sich aus den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen und der Verbreitung von Massenmedien für den Lehrerberuf ergaben, sowie die Rolle der Lehrer als Kulturträger.
- Arbeit zitieren
- Christian Schulze (Autor:in), 2004, Kulturelle Leitbilder, Wertvorstellungen und berufliches Selbstverständnis westdeutscher Lehrer in den 50er Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58470
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