In dieser Publikation findet sich eine ausgewählte Unterrichtseinheit, die ich mit einer Kollegin im Rahmen ihres Weiterbildungsstudiums „Deutsch unterrichten – Grundlagen für die Praxis“ am Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Kommunikation der Friedrich-Schiller-Universität Jena entwickelt und deren Ausführung ich in der Praxis in Rumänien begleitet habe. Diese sogenannten ´Praxiserkundungsprojekte´ basieren auf einem Studienangebot der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Goethe Instituts, das von beiden Partnern gemeinsam angeboten wird. Das Weiterbildungsstudium ist vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge akkreditiert und mit dem abschließenden Zertifikat erhält man die BAMF-Zulassung für Integrationskurse.
Für das vorliegende Praxiserkundungsprojekt zum Thema „Migration“ wurde gemäß des GER das Niveau B2 bzw. C1 vorausgesetzt. Den Schülern diente die Unterrichtseinheit als Vorbereitung auf das DSD II. Diese Doppelunterrichtsstunde wurde an einem Gymnasium in Bukarest in der 11. Jahrgangsstufe in zwei unterschiedlichen Klassen gehalten. Im Wesentlichen sollten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit dem Thema "Migration" beschäftigen, neuen Wortschatz erarbeiten und am Ende diskussionsfähig werden. In dieser Unterrichtseinheit galt es auch, die verschiedenen Lerntypen in der Klasse (auditiv, visuell, kommunikativ, motorisch-kinästhetisch, vgl. u.a. Ballweg, Drumm) zu berücksichtigen.
Die Schülerinnen und Schüler bekamen in Kleingruppen zu vier bis sechs Personen den Auftrag, für ihre Kolleginnen und Kollegen einen Kurzvortrag zu erarbeiten. Dazu wurden sie medial mit unterschiedlichen Materialien zum Thema "Migration" versorgt. Ein in dieser Erarbeitungsphase des Unterrichts von jeder Gruppe selbst erstelltes Plakat diente dazu, den gemeinschaftlichen Vortrag vor den anderen besser zu veranschaulichen. Die Schüler waren angehalten, sich untereinander auf Deutsch zu verständigen, denn in der abschließenden Plenumsdiskussion sollte der Unterrichtserfolg sichergestellt werden.
Inhalt
0 Einführung:
1 Unterrichtseinheit: „Berücksichtigung der unterschiedlichen Lerntypen: multimedialer Unterricht zum Thema Migration“
2 Schluss
0. Einführung
Das vorliegende Beispiel zum fremdsprachlichen Deutsch-Unterricht ist im Schuljahr 2018/2019 an einer rumänischen Schule entstanden, an der jedes Jahr die beiden deutschen Sprachdiplomprüfungen (DSD I und II) von der Zentralstelle des Auslandsschulwesens (ZfA Bonn) durchgeführt werden. Diese Schule ist also offiziell eine von mehr als 2000 PASCH-Schulen (Schulen: Partner der Zukunft) in einem weltweiten Netz, das einer Initiative des Auswärtigen Amtes 2008 entstammt.
In dieser Publikation findet sich eine ausgewählte Unterrichtseinheit, die eine Kollegin im Rahmen ihres Weiterbildungsstudiums „Deutsch unterrichten – Grundlagen für die Praxis“ am Institut für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und Interkulturelle Kommunikation der Friedrich-Schiller-Universität Jena entwickelt und deren Ausführung ich in der Praxis begleitet habe. Diese sogenannten ´Praxiserkundungsprojekte´ basieren auf einem Studienangebot der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Goethe Instituts, das von beiden Partnern gemeinsam angeboten wird. Das Weiterbildungsstudium ist vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) akkreditiert und mit dem abschließenden Zertifikat erhält man die BAMF-Zulassung für Integrationskurse.
Für das vorliegende Praxiserkundungsprojekt zum Thema „Migration“ wird gemäß des GER (Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens) das Niveau B2 bzw. C1 (selbstständige Sprachverwendung bzw. fachkundige Sprachkenntnisse) vorausgesetzt. Den Schülern diente die Doppelstunde als Vorbereitung auf das DSD II. Dem Projekt vorgeschaltet waren bereits 10 Unterrichtsstunden mit den Schülern zum Thema „Migration“.
1. Unterrichtseinheit: „Berücksichtigung der unterschiedlichen Lerntypen: multimedialer Unterricht zum Thema Migration“
Multimediales Lernen und Diskutieren am Themenschwerpunkt „Migration“
Die Unterrichtsdoppelstunde im Rahmen der Vorbereitung auf eine DSD II-Prüfung der ZfA mit dem Schwerpunkt im Schriftlichen Kommunikationsthema „Migration nach … Deutschland“ soll demonstrieren, dass Schüler in der fremden Sprache komplexe Informationen besser verstehen und verarbeiten, wenn sie dies über verschiedene Wahrnehmungskanäle vermittelt bekommen. Das mehrkanalige Lernen in dieser Unterrichtseinheit anhand verschiedener Lernstrategien ist angelehnt an Ballweg und Drumm (2013).
Für die Durchführung waren zwei Unterrichtsstunden in der Jahrgangsstufe 11 geplant. Die Unterrichtseinheit setzte voraus, dass die Schüler mit dem Thema „Migration“ bereits grundlegend vertraut waren und bereits einige Texte und Kurzfilme dazu inhaltlich besprochen und bearbeitet wurden.
Zu Beginn der Doppelstunde erfolgte ein kurzer Einstieg: Die Schüler mussten sich mit zwei Fragen beschäftigen: Was bringt fremde Menschen dazu, nach Deutschland zu kommen und dort zu leben? Wie denken diese Menschen über Deutschland und wie denken sie über ihr eigenes Land?
Nach einer ersten Phase, in der sich die Schüler spontan zu den beiden Fragen äußerten und dabei auch eigene Erfahrungen formulierten, wurde den Schülern ein Kurzfilm 1 (ARD Mittagsmagazin vom 10.09.2015; Video ca. 3 min, vgl. Literaturverzeichnis) gezeigt, in welchem ein junger Mann aus Kamerun (Arsene Eba´a) vorgestellt wird, der Hotelfachmann in Freiburg lernt und der in Deutschland bleiben möchte. Mit den Schülern wurde kurz besprochen, welche Probleme Arsene und viele andere Asylanten/Migranten bei ihrer Ankunft in Deutschland haben: Dazu gehören die deutsche Sprache und die vielen Behördengänge, welche die Anerkennung von Qualifikationen und Zeugnissen miteinschließen ebenso wie eine Arbeitsvermittlung hin zu einer Arbeit mit Perspektive sowie die Genehmigung des Asylantrags. Das Gespräch mit der Klasse führte wie geplant zum Themenschwerpunkt ´Migration´.
Für den Hauptteil der Unterrichtsstunde wurden dann zunächst vier Gruppen á 4-6 Schüler gebildet und dabei die Sitzordnung hin zu einer U-Form verändert, um eine bessere Kommunikation im Klassenzimmer zu ermöglichen. Den Schülern wurden noch einmal kurz die verschiedenen Lerntypen (auditiv, visuell, kommunikativ, motorisch-kinästhetisch, vgl. u.a. Ballweg, Drumm) vorgestellt. Dann wurde für die Schüler ein kurzer Ausblick auf das weitere Unterrichtsgeschehen gegeben. Im Anschluss durften die Schüler selbst entscheiden, mit welchen Mitschülern sie in welchen Gruppen zusammenarbeiten wollten. Jede Gruppe bekam also nun eine eigene Aufgabe, die bestimmte Lerntypen (kommunikativ 1, motorisch2, visuell3, auditiv4) favorisierte:
Gruppe A1 hatte den Auftrag, eine Mindmap mit dem Schlagwort „Migration“ anzufertigen. Um die Aufgabe zu erledigen, sollte die Gruppe Wörter und Schlüsselbegriffe aus ihrem Erinnerungsvermögen bzw. aus dem mentalen Lexikon benutzen und sich damit auseinandersetzen, welche Begrifflichkeiten für das Thema unabkömmlich waren. Diese Begrifflichkeiten sollten später natürlich für die anderen Mitschüler im Plenum reflektiert werden.
Gruppe B2 gestaltete ein Plakat, auf dem sie die Hintergründe, Vor- und Nachteile der Migration sowie evtl. ausgewählte Statistiken vorstellen sollten. Dafür benötigten die Schülerinnen Scheren, Kleber, Buntstifte, Zeitschriften und Flyer, sodass sie nicht nur malen, sondern auch Fotos und Bilder kleben konnten. Informationen für ihre Arbeit entnahmen sie den bisherigen Unterrichtsmaterialien, wie z.B. „Flucht und Migration durch Klimawandel“ (vgl. www. oxfam.de) 2.
Gruppe C3 sollte einen kurzen Vortrag über den Artikel „Warum Menschen fliehen“ halten (vgl. www.gew.de), den sie im Unterricht gelesen hatten. Dabei musste jedes Gruppenmitglied für sich den Artikel noch einmal Absatz für Absatz durchgehen und dann mit den anderen Gruppenmitgliedern über wesentliche Aussagen diskutieren. Abschließend sollte ein Kurzvortrag in Form einer Textwiedergabe entstehen und ein DinA 3 Plakat mit wichtigen Schlüsselbegriffe für die Präsentation angefertigt werden.
Gruppe D4 bekam einen Hörtext aus einem Video zum Thema „Migration“ (vgl. WissenWerte ´Migration´ vom 15.11.2011) am Computer vorgespielt. Die Schüler waren angehalten, die wichtigsten Informationen zu sammeln, dann darüber zu sprechen und auf einem DinA3 Blatt zusätzlich Argumente in Stichpunkten zu notieren. Das Video wurde so abgespielt, dass die Schüler die Videobilder nicht zu sehen bekamen, sondern nur dem Hörtext folgten.
Für die Bearbeitung der Aufgaben wurden 25 bis 30 Minuten festgelegt. Die Lernenden arbeiteten eigenständig. Sie entschieden gemeinsam in der Gruppe, wie ihre Plakate am Ende aussehen sollten. Der Lehrkraft blieb es vorbehalten, die Schüler während dieser Erarbeitungsphase im Unterricht zu beobachten und nur dann einzugreifen, wenn Kommunikations- und Verständnisprobleme auftraten bzw. wenn es darum ging, die Ideen der Schüler zum Thema „Migration“ sprachpraktisch zu begleiten.
In der Vertiefungsphase, also dem zweiten Teil der Doppelunterrichtsstunde, wurden die Schüler gebeten, die Plakate an der Tafel aufzukleben und zu präsentieren. Jede Gruppe bekam die Aufgabe, den Mitschülern zu berichten, woher die Informationen stammten, welche Schwerpunkte auf dem Plakat gesetzt wurden und warum man das so gemacht hatte. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse folgte im Anschluss.
Zum Abschluss erfolgte eine Plenumsdiskussion zum Thema „Migration in Deutschland“, für die aus den Schülerreihen ein neutraler Moderator bestimmt wurde. In der Diskussion wurde deutlich, dass Deutschland einerseits den Migranten viele Möglichkeiten zur Integration eröffnet, andererseits wurde artikuliert, dass es nach wie vor viele Konfliktherde zwischen Einheimischen und Asylbewerbern gibt (vgl. kulturelle Unterschiede, Angst vor Terrorismus).
Insgesamt war bei der Bearbeitung des Themas „Migration“ festzustellen, dass die Schüler die Informationen aus den verschiedenen Lernmaterialien mit Hilfe verschiedener Medien effektiv und schnell herausfiltern sowie im Anschluss bearbeiten konnten. Dabei profitierten sie von den unterschiedlichen Materialen (Videos, Artikel, Dokumentationen, Blogs, Nachrichten) und von der veränderten Sitzordnung, die eine bessere Kommunikation ermöglichte: Die Schüler sollten nur Deutsch miteinander sprechen (Aufgabe des Lehrer, darauf zu achten), sich gegenseitig bei der Bearbeitung der Aufgaben unterstützen und überdies offen für gegenseitige Korrekturen sein – auch im sprachlichen Bereich. Allen Schülern war es gestattet, sich frei im Klassenraum zu bewegen, um sich mit den Mitschülern in einer gelockerten, und dennoch konzentrierten Unterrichtsatmosphäre auszutauschen.
(bereits bekanntes) Unterrichtsmaterial
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten BALLWEG, Sandra / DRUMM, Sandra u. a. (2013): Wie lernt man die Fremdsprache Deutsch? Band 1.
Klett-Langenscheidt, München, Seite 56.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
FluchtInfografik: Fluchtursachen - Warum fliehen Menschen?
https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/mediathek/infografiken/infografik-fluchtursachen-warum-fliehen-menschen/
1.Unterrichtsstunde
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.Unterrichtsstunde
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unterrichtsergebnisse:
Gruppe A Mindmap: ´Migration
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Gruppe B Plakat: ´Hintergründe, Vor- und Nachteile der Migration´
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- Citation du texte
- MA MA Andreas Welsch (Auteur), Haronid Blanco (Auteur), 2019, Deutsch lehren im fremdsprachlichen Unterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/584000
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