Das Unwort des Jahres 2014 lautet "Lügenpresse"! Und auch bei PEGIDA und der AFD erschallt der Ruf aus dem Publikum. Kein wirklich neues Phänomen, denn immer wieder gab es Epochen, in denen der Begriff omnipräsent war. Diese Abschlussarbeit gibt eine Übersicht über diese Zeiträume, und untersucht die inhaltliche Verwendung des Wortes "Lügenpresse" und seiner Synonyme. Sie versucht Antworten zu finden, warum der Begriff ein wiederkehrender ist, und zeigt Parallelen in früherer zu heutiger Nutzung auf.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Vorwort
1 Grundlagen
1.1 Aktualität und Motivation
1.2 Methodik
1.3 Differenzierung
1.4 Wortbildung, Wortstamm und Vorkommen
2 Geschichtliche Hintergründe
2.1 Verwendung vor dem Ersten Weltkrieg
2.1.1 Erstes Vorkommen
2.1.2 Die Zeit um 1848
2.1.3 Der Deutsch-Französische Krieg und das Kaiserreich
2.2 Der erste Weltkrieg und die „Lügenpresse“ der Feinde
2.3 Weimarer Republik, NS-Zeit und der zweite Weltkrieg
2.3.1 Der Begriff „Lügenpresse“ im kommunistischen und sozialistischen Spektrum
2.3.2 Der Nationalsozialismus und die „jüdische Lügenpresse“
2.4 Nach dem zweiten Weltkrieg
2.4.1 Die 68-er Generation
2.4.2 Nutzung des Begriffs der rechten Szene um das Jahr 2000
2.4.3 Die Entwicklungen hin zum Unwort des Jahres 2014
3 Analyse und Ausblick
3.1 Unterschiede und Gemeinsamkeiten in geschichtlicher und aktueller Verwendung
3.2 Betrachtung des Begriffs anhand von Milieus
3.3 Mögliche Erklärungen für die “Lügenpresse” als wiederkehrendes Element
3.4 Ausblick auf mögliche künftige Entwicklungen
Literaturverzeichnis
Bibliografische Angaben
Spannenberger, Karl Helmar Maria
Thema der Bachelorarbeit
Phänomen „Lügenpresse“ - geschichtliche Herkunft, Wandlung und Bedeutung des Begriffes über die Jahrhunderte.
Topic of Thesis:
Phenomenom “Lügenpresse” – History, word building and meaning of the term in the course of centuries.
90 Seiten, Hochschule Mittweida, University of Applied Sciences, Fakultät Medien, Bachelorarbeit, 2016
Abstract
Das Unwort des Jahres 2014 lautet “Lügenpresse”! Und auch bei PEGIDA und der AFD erschallt der Ruf aus dem Publikum. Kein wirklich neues Phänomen, denn immer wieder gab es Epochen, in denen der Begriff omnipräsent war. Diese Abschlussarbeit gibt eine Übersicht über diese Zeiträume, und untersucht die inhaltliche Verwendung des Wortes “Lügenpresse” und seiner Synonyme. Sie versucht Antworten zu finden, waum der Begriff ein wiederkehrender ist, und zeigt Parallelen in früherer zu heutiger Nutzung auf.
Abkürzungsverzeichnis
AFD Alternative für Deutschland
APO Außerparlamentarische Opposition
bpb Bundeszentrale für politische Bildung
BRD Bundesrepublik Deutschland
CDU Christlich Demokratische Union
DDR Deutsche Demokratische Republik
FDP Freie Demokratische Partei Deutschlands
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
KPÖ Kommunistische Partei Österreichs
LEGIDA Leipziger Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes
NSU Nationalsozialistischer Untergrund
PEGIDA Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes
RAF Rote-Armee-Fraktion
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
UDSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken
UNO Vereinte Nationen; United Nations Organization
USPD Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Google Trends Stichwort "Lügenpresse"
Abbildung 2: Worthäufung in Google Books
Abbildung 3: Vorwurf der Lügenpresse Studentenprotesten der 1968er
Abbildung 4: Angeblich durch PEGIDA abgeänderte Überschrift eines Spiegel Online Artikels
Vorwort
Diese Arbeit entstand im Rahmen einer Abschlussarbeit im Bachelor-Studiengang Sportjournalismus und Sportmanagement an der Hochschule Mittweida. Bei der Themenfindung war mir vor allem wichtig, auch einmal etwas über den Tellerrand des Studienganges hinaus zu schreiben. Auch wenn der Studiengang sich viel mit Sport auseinandersetzt, so halte ich es in keinem Fall für falsch, zur eigenen Abschlussarbeit ein journalistisches Thema aus einem anderen Ressort zu wählen. Für mich kam ein gesellschaftspolitisches Thema in Frage, da ich selbst plane meinen weiteren akademischen Werdegang in dieser Richtung fortzuführen. Die Idee zur Arbeit erhielt ich durch mein starkes Interesse an den Entwicklungen rund um PEGIDA. Interessant wurde das Thema für mich schlussendlich durch die Diskussion mit Freunden und der Familie. Da beide Elternteile in Funk und Fernsehen tätig waren, gehörte eine Diskussion über aktuelle und politische Themen von Anfang an zu meiner Erziehung. Ich widme diese Abschlussarbeit zudem meinem Vater, welcher kurz nach Beginn der Arbeit verstarb. Ihm selbst war es als Journalist immer äußerst wichtig, aus welcher Quelle Informationen stammen und wie diese verarbeitet werden. Der Vorwurf der „Lügenpresse“ stellte für ihn auch einen persönlichen Affront gegen die Pressefreiheit und Medien als solches dar. Neue Medien sowie das Internet waren für ihn ein Risiko, welches er selbst für die eigene Recherche nur ungern einging. Für ihn waren das Vertrauen in renommierte Zeitungen und Fachliteratur, sowie die direkte und unmittelbare Aufnahme von Informationen, der einzig richtige Weg der Recherche. Ein Prinzip, welches sich jedoch immer schwerer realisieren lässt und doch hat dies gerade dabei geholfen, diese Abschlussarbeit zu verfassen. Die Arbeit selbst hat sich als äußerst interessant und Abwechslungsreich dargestellt, da das Kernthema sich in immer wieder wandelnden Facetten darstellte. Abschließend lässt sich sagen, bin ich selbst auch an dieser Arbeit gewachsen und selbst auch inhaltlich viel über mein eigenes Verständnis von Presse und der Medienlandschaft lernen konnte.
Karlsruhe, den 20. Juni 2016.
Karl Spannnenberger.
1 Grundlagen
1.1 Aktualität und Motivation
Deutschland 2016, ein Land das politisch einige Veränderungen erlebt. Die großen Volksparteien CDU und SPD verlieren immer mehr an Stimmen und im ganzen Land herrscht eine extrem gegenläufige politische Stimmung. Der Absturz der Volksparteien wird am Beispiel von CDU und SPD in Baden-Württemberg deutlich. Die SPD verliert mit 12,7 Prozent der Stimmen, 10,4 Prozent im Vergleich zur Landtagswahl 2011.1 Bei der CDU kommt es zu einem Verlust von zwölf Prozent und zu einem Gesamtergebnis von 27 Prozent.2
Im Gegensatz dazu konnte die Alternative für Deutschland einen großen Erfolg einfahren. Obwohl die AFD vorher noch nicht an einer Landtagswahl in Baden-Württemberg teilgenommen hatte, kam sie auf 15,1 Prozent.3 Vertreter der Partei hatten in der Vergangenheit immer wieder Kritik an der deutschen Presse geäußert. Dies taten sie vor allem durch die Bezeichnung “Lügenpresse”4. Aber nicht nur die Partei der Alternative für Deutschland bedient sich des Wortes. Vertreter der in Dresden gegründeten Organisation PEGIDA nutzen Slogans wie das Wort “Lügenpresse” ebenso. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) spricht ebenfalls davon, dass PEGIDA diese Slogans nutzt.5 Auch andere Bewegungen wie die Montagsdemonstrationen in anderen Städten, nutzen eine ähnliche Wortwahl. Ein Bericht der Montagsdemonstrationen vom 28.01.2015 nutzt den Begriff ebenfalls.6 In einer 2015 gemachten Forsa-Umfrage für das Magazin Stern, wird davon gesprochen, dass sogar 44 Prozent der Deutschen die Ansicht “Lügenpresse” teilen würden.7
Der Verfasser dieser Abschlussarbeit selbst ist sehr politisch interessiert und möchte mit der Arbeit die Hintergründe der Herkunft des Wortes ergründen. Ebenfalls zu beachten ist dabei die Entwicklung des Wortes über die Jahrhunderte, hin zu seiner heutigen Verwendung. Wichtig ist dabei in welchem Kontext, zu welchem Zweck das Wort gebraucht wird. Auch die Gruppierungen die den Begriff nutzen sind zu untersuchen. Da sich der Autor selbst politisch in der Mitte sieht, ist für ihn die Untersuchung umso interessanter. Die Arbeit soll auch persönliche Aufschlüsse über die Verwendung des Begriffs schaffen.
1.2 Methodik
Um Aussagen über die Verwendung des Begriffs machen zu können, ist es unerlässlich zahlreiche Quellen zu Rate zu ziehen. Gerade Zeitungsquellen können durch ihr langes Bestehen jederzeit ein gutes Bild über Vorgänge und Meinungen innerhalb einer Bevölkerung abbilden. Schließlich spricht schon Emil Dovifat von der Wichtigkeit der Zeitung.
„Die Zeitung vermittelt jüngstes Gegenwartsgeschehen in kürzester regelmäßiger Folge der breitesten Öffentlichkeit“8
Um diesen Vorteil nutzen zu können, wurden Zeitungsarchive genutzt. Da es schwierig ist alle Zeitungsarchive vor Ort zu nutzen, wurden Online-Archive zu Rate gezogen. Ein Beispiel hierfür ist das Zeitungsinformationssystem „Zefys“. Dieses erlaubt nicht nur den Zugriff auf die Staatsbibliothek Berlin, sondern auch auf andere Quellen im deutschsprachigen Raum. Dazu gehören ebenfalls Österreich, Südtirol, Schweiz und Liechtenstein.
Die Quellen wurden anhand von verschiedenen Gesichtspunkten ausgewählt. Zum einen, die Herkunft der Quelle. Wo ist die Zeitung erschienen, und in welchem geschichtlichen Kontext? Wie war die Auflage der Zeitung? Inwieweit kann die Zeitung einem politischen Lager zugeordnet werden? Unter diesen Gesichtspunkten wurde eine Auswahl an Zeitungsquellen getroffen. Um das Bild zu komplettieren, wurden zusätzlich Literaturquellen jeglicher Art verwendet. Wichtig hierbei die Frage danach, ob sich Muster erkennen lassen? Zur zusätzlichen Bewertung von Quellen, hinsichtlich der Nutzung durch andere Arbeiten, wurde Google Scholar genutzt. Der Service zeigt, wie oft Quellen bereits zitiert wurden. Eine hohe Häufigkeit der Nutzung des Zitats kann somit auf eine Verlässlichkeit der Aussage hindeuten. Dennoch muss eine hohe Häufigkeit der Nutzung eines Zitats nicht unbedingt eine hohe Qualität desselben bedeuten.
In der qualitativen Analyse dieser Arbeit steht das Wort „Lügenpresse“ im Vordergrund. Seine Entstehung und Wandlung bis in die heutige Zeit soll dabei beleuchtet werden. Der Zeitraum kann grob vom späten Mittelalter bis heute definiert werden. Entscheidend dabei das erste Vorkommen, sowie die neuerliche Verwendung des Begriffs. Eine kritische Distanz bei der Bearbeitung der Quellen ist immer eine Voraussetzung. Ohne diese Distanz kann keine Auswertung über die Bedeutung der Quelle im geschichtlichen Kontext erfolgen. Jedoch muss festgestellt werden, dass eine komplette Objektivität weder für Journalisten, noch für Autoren von wissenschaftlichen Arbeiten, möglich ist. Jeder Autor besitzt Erfahrungen und Eindrücke, die seine Arbeiten prägen.
Ein weiterer Faktor ist die Erziehung sowie die politische Neigung. Es gilt also eine möglichst große Neutralität bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit einzuhalten. Auch in dieser Arbeit wurde versucht, für Aussagen eine zweite oder gegensätzliche Aussage zu finden. Es gilt darüber hinaus festzuhalten, dass die Quellen nicht immer den tatsächlichen geschichtlichen Hergang schildern. Zum einen muss mit Überlieferungsfehlern, gerade was die Entstehungsgeschichte des Begriffs betrifft, gerechnet werden. Zum anderen handelt es sich im Gebrauch immer um Meinungen, nie um Tatsachen. Gerade ein solch überspitzter Begriff, wie die „Lügenpresse“, kann häufig zu diesem Zweck gebraucht worden sein. Die historische Darstellung basiert somit auf bekannten Fakten und zugänglichen Informationen. Die Arbeit schließt dabei die Existenz von weiteren Quellen nicht aus. Eine Beschränkung auf verfügbare Quellen wurde in dieser Arbeit angewandt.
1.3 Differenzierung
Bei der Betrachtung ähnlicher, bereits veröffentlichter Arbeiten können mehrere unterschiedliche Gesichtspunkte festgestellt werden. Zum einen, dass die Zahl an Veröffentlichungen ab 2014 stark zunimmt. Verwendet man die Literatur-Suchmaschine „wiso-net.de“ als Beispiel, so lassen sich bis Ende 2014 lediglich 386 Suchergebnisse unter dem Begriff „Lügenpresse“ finden.9 Nimmt man selbige Suche ohne die Eingrenzung eines Zeitraumes vor, so werden 6928 Ergebnisse angezeigt.10 Ein Beispiel für eine der neuerlichen Arbeiten ist „Nachrichtenjournalismus in der Vertrauenskrise“ von Lutz Hagen.11
Als Intention des Artikels wird im Wesentlichen die Berechtigung am Vorwurf „Lügenpresse“ untersucht, sowie das zu Stande kommen ergründet.12 In der Arbeit von Lutz Hagen wird allerdings das Hauptaugenmerk auf die Entwicklungen im Zusammenhang mit aktuellen Beispielen gelegt. So werden als Beispiele die Varoufakis-Affäre, sowie vermeintlich russlandfeindliche Stereotypen in den Massenmedien genommen.13 Bei ersterer wurde ein gezeigter Mittelfinger aus dem Kontext gerissen14, bei letzteren die Frage der Neutralität der deutschen Medien in Bezug auf russische Politik geäußert.15 In einer anderen Arbeit wird die Glaubwürdigkeit der deutschen Medien anhand der ARD/ZDF Langzeitstudie betrachtet.16 Renate Hackel-de Latour bezieht sich dabei auf einen Rückgang der Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung von 2010 im Vergleich zu 2005.17
Es bleibt festzuhalten, dass sich beide Arbeiten mit der Aktualität des Begriffs befassen, weniger mit der historischen Entwicklung. Eine vergleichbare Arbeit, die sich mit früherer Verwendung des Begriffs befasst, behandelt ausschließlich die Zeit des ersten Weltkrieges.18 Reinhold Anton befasst sich dabei mit Material verschiedensprachiger Medien. Trotzdem bezieht sich die Analyse ebenfalls lediglich auf einen sehr engen Zeitraum. Es kann festgestellt werden, dass eine umfassende Betrachtung und Analyse des Begriffs „Lügenpresse“ bisher nicht vorhanden ist. Somit soll die hier zu bearbeitende wissenschaftliche Arbeit ein Alleinstellungsmerkmal der ganzheitlichen Betrachtung über einen größeren Zeitraum darstellen. Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Arbeit nicht nur auf den genauen Wortlaut „Lügenpresse“ abzielt. Ähnliche Begriffe mit gleicher Nutzung und Bedeutung sowie Synonyme, sind ebenfalls Gegenstand der Untersuchung. Im Allgemeinen kann eine grobe Definition der gesuchten Untersuchung innerhalb der Arbeit gegeben werden mit:
„Es werden untersucht, jegliche Diffamierung, ob berechtigt oder unberechtigt, unter dem Vorwurf der Lügenpresse, ähnlicher Bedeutungen oder dem Verdacht, die Organe der Medien würden absichtlich Unwahrheiten verbreiten.“
Anhand dieser Definition werden Quellen ausgesucht und betrachtet. Hinzu kommt, dass hierdurch eine Abgrenzung zu anderen Arbeiten erreicht wird. Die vorliegende Arbeit befasst sich nicht damit, Vorwürfe zu bewerten. Dies wäre vor allem im historischen Kontext schwer realisierbar. Im Gegenteil befasst sich die Arbeit mit dem Grund für das Auftauchen des Vorwurfs sowie dem Umfeld, in dem es benutzt wird. Bei der Gliederung der Arbeit wurde die einfache Struktur einer chronologischen Darstellung gewählt. Unter dem Gesichtspunkt einer Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung, wären andere Formen der Ordnung nicht sinnvoll. Um eine möglichst genau Entwicklung zu schildern, ist eine Chronologie der Ereignisse unerlässlich. Die Abgrenzung der einzelnen Kapitel orientiert sich dabei an wichtigen zeithistorischen Ereignissen. Als Beispiele hierfür sind die beiden Weltkriege, sowie die großen politischen Veränderungen zwischen den selbigen zu nennen. Auf jüngere Geschichte bezogen, folgt die gedankliche Trennung durch den Fall der Berliner Mauer, sowie das Ende der Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre.
1.4 Wortbildung, Wortstamm und Vorkommen
Der Begriff „Lügenpresse“ setzt sich aus den Worten „Lüge“ und „Presse“ zusammen. Im Folgenden werden nun erst einmal beide Begriffe einzeln betrachtet. Per Definition kann eine Lüge als ein Andersreden mit einer bewussten Täuschungsabsicht bezeichnet werden.19 Eine mögliche Herkunft des Wortes stammt aus der germanischen Sprache. Ursprünglich aus der keltischen Mythologie, könnte der Begriff vom isländischen Gott Loki stammen. Loki gilt als Personifikation des Meineids. In der germanischen Sprache wird dieser „Lukia“ bezeichnet.20 Von dieser Bezeichnung könnte sich später „die Lüge“ abgeleitet haben.
Der Begriff der „Presse“ stammt aus dem 16 Jahrhundert. Der Name leitet sich von den Druckerpressen ab. Zu Beginn stand er für die Gesamtheit aller Druckerzeugnisse, später für die Gesamtheit der Zeitungen und damit das Zeitungswesen.21 Über das Vorkommen des Begriffs lässt sich eine Statistik des Service von Google Trends nutzen. Sie zeigt den rasanten Anstieg des Interesses im Jahr 2015.22 Der Index mit dem Google misst, wird in einer Prozentzahl angegeben. Dabei steht null Prozent für kein, 100 Prozent für starkes Interesse. Gerade 2015 bestand starkes Interesse am Begriff „Lügenpresse“.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Google Trends Stichwort "Lügenpresse"23
Ein weiteres Instrument zur Bestimmung der Häufigkeit eines Begriffes ist der Google Books Ngram Viewer.24 Er zeigt die Häufigkeit von einem Begriff innerhalb der Google zur Verfügung stehenden Literatur-Datenbanken. Hierbei lassen sich eindeutig zwei Spitzen zu Zeiten des Ersten und des Zweiten Weltkrieges erkennen. Die Statistik endet mit dem Jahr 2008. Neuere Daten sind weder vorhanden, noch wurden sie bisher ausreichend diskutiert. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass neuerliche Quellen erst nach und nach digitalisiert wurden und werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Worthäufung in Google Books
2 Geschichtliche Hintergründe
Im Folgenden werden die geschichtlichen Hintergründe chronologisch geschildert. Von den ersten Ursprüngen beginnend, bis hin zur heutigen Zeit.
2.1 Verwendung vor dem Ersten Weltkrieg
In diesem Kapitel wird das erste Vorkommen des Begriffs, bis hin zu Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg geschildert. Wichtige Meilensteine dabei sind die Märzrevolution von 1848, der deutsch-französische Krieg 1870/71 sowie die Entwicklungen im Kaiserreich bis hin zum ersten Weltkrieg.
2.1.1 Erstes Vorkommen
Erstmals eine Ähnlichkeit in Begrifflichkeit und Bedeutung, lässt sich durch den ersten Band des „Deutsche(n) Wörterbuch(s)“25 der Gebrüder Grimm von 1854 nachweisen. In ihm enthalten sind die ersten ähnlichen Begriffe. Das bis 1961 jährlich erscheinende Wörterbuch besitzt außerdem eine Online Ausgabe der berlin-brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, in Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. In diesem enthalten sind Begriffe wie: die Lügenrede26, die Lügenschrift27 oder das Lügenwerk28. All diese Begriffe enthalten bereits essentiell den Vorwurf, Werke der Meinungsäußerung würden nicht die Wahrheit verbreiten. Dieser Vorwurf entwickelte sich über die Jahre und ging soweit, dass der deutsche Lyriker Kaspar von Stieler sich genötigt sah eine Schrift zur Verteidigung der Presse aufzusetzen. Zahlreiche Zeitungen sollen in jener Zeit Unwahrheiten berichtet haben. Ein Indiz dafür ist die Aussage Kaspar von Stielers, „Aussprenger der lügenhaften Zeitungen (würden) sindigen“29. Die Aussage trägt in sich den Vorwurf der bewusst lügenden Presse. Kaspar von Stieler geht aber noch weiter und führt den Vorwurf und den Hintergrund noch weiter aus. Die Zeitungsmacher würden sich an Gott versündigen, wenn sie neue Zeitungen erdichten würden. Dies sei nichts Geringeres als sich an Gott, dem gemeinen Wesen und den Menschen zu versündigen.30 Auch mehr als ein halbes Jahrhundert später ließ Johann Wolfgang von Goethe kein gutes Bild von der Presselandschaft zeichnen. „In den Zeitungen ist alles Offizielle geschraubt, das übrige platt“31, so war sein Eindruck. Damit verbunden der Vorwurf, die Zeitungen würden keine nüchterne Darstellung der Ereignisse schildern. Ganz im Gegenteil, so würden sie gerne sowohl das für den Staat wichtige als Meldung bevorzugen. Konträr, so der Vorwurf, würden sie alles andere unterrepräsentieren. Ein Vorwurf, der an anderer Stelle sogar noch verstärkt wird. In der Wiener Zeitung vom 02.09.1835, wird sogar von einer Gefahr gesprochen, die die Presse für das Land ausmachen würde.
„Von allen Gefahren ist die größte für das Land die Diktatur der Journalisten.“32
Und auch die These, dass nur durch die Unterdrückung der Lügenpresse der wahren Presse aufgeholfen werden könne33, ist in dem Schriftstück enthalten. All diese Aussagen hatten ebenfalls im Sinn, die aus Frankreich kommende Stimmung zu unterdrücken. Die Französische Revolution des späten 18. Jahrhunderts hatte ihre Forderungen auch nach Deutschland getragen. Um dem Ruf nach verschiedenen Grundrechten etwas entgegenzuhalten, wurde die aufkommende Journaille durch den Vorwurf des Erzählens von Lügen diffamiert. Die Benutzung der Begrifflichkeit kann also als Maßnahme gegen revolutionäre Stimmung gewertet werden. Ein weiteres Beispiel für das fehlende Vertrauen in die Presse lässt sich in einer österreichischen Zeitung, dem österreichischen Beobachter, finden. Aber nicht nur fehlendes Vertrauen, sondern auch die Rivalität und die gegenseitige Diffamierung von Zeitungen und der Presse wird damit deutlich. Der österreichische Beobachter freut sich, dass die Lausanner Zeitung von italienischen Medien aufgefordert werde, etwas in die Zeitung aufzunehmen. Dabei spricht der österreichische Beobachter über die andere Zeitung nur im Kontext der „Lügenzeitung“.34 Dieser Vorwurf stellt einen der Ersten gegenüber anderen Zeitungen oder Medien dar. Im Folgenden werden die Zeit vor der Märzrevolution 1848 sowie der Umgang der Kirche mit ähnlichen Formulierungen behandelt.
2.1.2 Die Zeit um 1848
Die in diesem Absatz diskutierte Nutzung des Begriffs „Lügenpresse“ und seiner Synonyme bezieht sich auf die Ereignisse, die zur Märzrevolution von 1848 führten, bis hin zur Gründung des deutschen Kaiserreichs. Die auch als deutsche Revolution bezeichnete Zeit von 1848 bis 1849, bot für beide Seiten Gelegenheit, den Begriff der Lügenpresse ausgiebig zu Nutzen. Grund hierfür war die Aufhebung der Pressezensur und das Erstreiten von Wahlen.35 Im Zuge dessen wurde versucht, die mit nun mehr Freiheiten ausgestattete Presse anderweitig zu schwächen. Dies wurde vor allem durch Abwertung, in diesem Fall der Begriffe „Lügenpresse“ und „Schandpresse“ versucht. In diesem Zusammenhang ist auch die Äußerung der Wiener Zeitung vom 3. Juni 1848 zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Eröffnung der Frankfurter Nationalversammlung am 18. Mai bereits geschehen.36 Im Folgenden forderte der Slawenkongress vom 2. - 12. Juni 1848 die Abschaffung des Donaustaates Österreich. Dies wurde jedoch von Gewalttaten radikaler Tschechen und der Reaktion des Fürsten Windischgrätz überschattet.37 In der Bewertung darauf sprach die „Wiener Zeitung“ davon, dass nichts von blutigen Auftritten bekannt sei. Die Lügenpresse würde von 80 Individuen erzählen, welche das Intervenieren des Fürsten Windischgrätz bestätigen könnten. Die Wiener Zeitung unterstellt allerdings, dass diese Individuen zum Zeitpunkt des Geschehens nicht vor Ort gewesen wären.38 Unter einem anderen Synonym versuchen der österreichischen Monarchie nahe Zeitungen, auch im folgenden andere Blätter zu diffamieren. Beliebt war dabei die Redewendung der „Schandpresse“. Am 25.8.1848 stellt „Die Geisel – Das Tagblatt aller Tagblätter“ fest, der Wiener demokratische Verein besitze Organe der Schandpresse, mit denen er sich schützen wolle.39 Gemeint ist der Wiener demokratische Frauenverein, welcher sich am 28. August 1848 als Ergebnis auf die brutale Niederschlagung der Wiener Demonstrationen gegründet haben soll.40 Die Geisel ergänzt in ihrer Ausgabe vom 17. September 1848 weiter, dass der gute Sinn sich bei den Wiener Bürgern über den Druck der Schandpresse hinweggesetzt habe. Hinzu käme, dass die Schmähungen der Schandpresse an die Gründung des Nordamerikanischen Freistaates erinnern würden.41 Am 26. September 1848 findet man in Bezug auf Sigmund Engländer, Herausgeber und Besitzer der Wiener Katzenmusik, die Verwendung der Schandpresse. Engländer, jüdischer Publizist, wird bei einer Sitzung des Pressegerichts diffamiert, indem seine Zeitung als „jüdische Schandpresse“ bezeichnet wird. Dies druckte die Wiener Katzenmusik ab.42 Die jüdische Schandpresse war Gegenstand des Prozesses gegen Sigmund Engländer. Der gleiche Begriff wurde ebenfalls in einer von „der Geisel“ abgedruckten Anekdote zweier Reichstagsdeputierter vom 19.02.1849 verwendet. Hierbei spricht ein Deputierter davon, dass es eine Schandpresse sei, man dieser aber trotzdem Beachtung schenken müsse.43 Es wird also deutlich, dass die im März 1848 aufgehobene Pressenzensur bei vielen Zeitungen das Gefühl hervorruft, andere Blätter würden die neu geschaffene Freiheit nutzen um Unwahrheiten zu verbreiten. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Klagenfurter Zeitung vom 26.06.1849. Hier wird von der „kossuthschen Lügenpresse“ gesprochen.44 Lajos Kossuth war Kämpfer für die ungarische Unabhängigkeit gegenüber Österreich.45 Die Klagenfurter Zeitung versuchte darzulegen, dass Kossuth mit seiner Lügenpresse nicht aufhören würde, das Publikum mit ungereimten, die Wahrheit entstellenden Gerüchten, vom Kriegsschauplatz aus zu unterhalten.46 Ein weiterer Vorwurf österreichischer Presse war, andere Presse würde das Unabhängigkeitsbestreben Ungarns durch Unwahrheiten versuchen zu stärken. Die Revolution scheitert schließlich am 3. Oktober 1849, und ungarische Revolutionäre kapitulieren gegenüber den österreichischen Truppen.47 Am 19. März 1851 bezieht sich die Wiener Zeitung auf eine im November 1849 erschiene Broschüre, in der Louis Philippe I., sich über seine Absetzung im Zuge der Februarrevolution 1848 beklagt. Er spricht dabei von einer niedrigen und perfiden Waffe, und dass er Opfer von gedruckter Falschheit gewesen sei.48 Auch hier ist der Begriff „Lügenpresse“ einer der grundsätzlichen Vorwürfe Louis Philippes, der zu seiner Absetzung geführt haben soll. Diese Interpretation der selbst genannten „Lügenpresse“ als politisches Mittel, findet sich auch im Österreichischen Zuschauer vom 17. September 1851. Hierbei wird im Nachgang davon gesprochen, dass eine Lügenpresse die revolutionäre Stimmung seit 1848 angestachelt habe. Kernvorwurf ist, dass die rote Presse, damit gemeint die Revolutionären, den österreichischen Zuschauer beschimpft hätte. Zudem sei nun ein Ende der Träume des geeinten Deutschlands erreicht, welches mit Versprechungen, Verleumdungen und berauschenden Träumen der Lügenpresse dem Volk versprochen worden seien. Diese Träume seien nun in Schaum zerstäubt.49 In den Folgejahren wird immer wieder über die Jahre der Revolution geschrieben. So sieht auch Andreas Niedermeier, katholischer Priester aus dem Bistum Regensburg, in der Zeit nach der Revolution vor allem die Presse in der Schuld, an der immer noch gesellschaftlich instabilen Situation im deutschsprachigen Raum. So schreibt er 1861, dass die gegen die Kirche „abgeschleuderten Pfeile“50, vor allem durch die „Literaturjuden“51 erfolgt seien. Im Weiteren spricht er davon, dass diese seit nahezu 30 Jahren die deutsche Presse in Händen halten würden.52 Ähnliches spricht im gleichen Jahr am 18. Juli 1861 die „Sion – eine Stimme der Kirche unserer Zeit“. Im Streit von Ignaz von Döllinger mit der katholischen Kirche, sieht „die Sion“, die Pariser und Turiner Lügenpresse gegen den Papst.53 Grund waren die Äußerungen Döllingers in den Revolutionsjahren über die Frage der Grundrechte und dem Verhältnis von Staat und Kirche.54 Des Weiteren wird im Sion davon gesprochen, dass Döllingers unerwartetes Auftreten gegen die päpstliche Souveränität gewesen sei.55 Kern des Streits war ebenfalls die Vorreiterrolle Preußens im deutschen Zollverein, Österreich war von diesem ausgeschlossen. Am 14.03.1865 widerspricht die Zeitung „Das Vaterland“ Berichten, welchen zufolge Soldaten heiliges Öl zum Salben ihrer Stiefel benutzt hätten. Im weiteren Vorwurf wird davon gesprochen, dass das Volk gegen Österreich aufgehetzt worden sei. Dies sei durch die „Lügenpresse“ geschehen.56
Die Aussagen zeigen die konträre Stimmung der Lager Preußens und Österreichs im Vorfeld des deutschen Krieges 1866. Dieser Streit ist auch durch einen weiteren Artikel der Zeitung „Das Vaterland“ vom 25. Juli 1865 sichtbar. In ihm wird behauptet, eine Lügenpresse würde herrschende Unruhen auf Katholiken schieben.57 Außerdem wird davon gesprochen, dass monarchische Gefühle unterdrückt würden und Österreich eigentlich eine Führungsrolle beanspruchen müsste, da sie durch Ihre Abstammung von Mitgliedern des spanischen Königshauses dazu legitimiert seien.58 Dieser Streit schwelt weiter als die Frage der Zugehörigkeit Schleswigs und Holsteins nach dem Deutsch-Dänischen Krieg auftaucht. Dazu spricht die Linzer Tagespost davon, dass der Herzog die drei wichtigsten Blätter in den Regionen verboten hätte.59 Diese Maßnahme hätte die „Lügenpresse“ versucht durch ihren Rechtssinn zu erklären.60
Auch dies kann als Vorbereitung der Presse auf einen Krieg zwischen Preußens und Österreich gewertet werden. Gerade der Begriff „Lügenpresse“ diente beiden Seiten zur Denunziation der Presse des anderen Lagers. Ein weiterer Wortlaut, der behauptet, dass sich eine Lügenpresse gegen Österreich formiert habe, taucht in der Wiener Zeitung vom 22. August 1865 auf. In ihr wird behauptet, eine „Lügenpresse“ habe Unruhen befeuert, indem sie gemeldet hätte, dass ganz Friaul in Feuer gestanden habe.61 Unter Friaul wird das Land um die heutige italienische Stadt Udine verstanden. In der Behauptung enthalten war eine revolutionäre Stimmung, die angeblich in der Provinz gegen die österreichische Regierung bestanden haben soll. Die Meldung darüber, hätte weiter für eine Schwächung der Machtstellung der österreichischen Regierung gesorgt. Um diesem entgegen zu wirken, wurden Meldungen in diese Richtung gehend, als solche der „Lügenpresse“ bezeichnet. In Folge des nun 1866 eskalierenden Deutschen Krieges zwischen Preußen und Österreich, sollte auch im Folgenden die Presse gezielt als Lügenpresse bezeichnet werden, um verschiedene Meinungen auf- und abzuwerten. Im Artikel „Wiener Spaziergänge“ vom 1. März 1868 in „Die Presse“, wird die Schuld an der Niederlage Österreichs im Deutschen Krieg vor allem auch der „Lügenpresse“ gegeben. Sie habe Österreich in den Abgrund gezogen.62
Über die Folgen einer Presse, die „das Lichtgebiet der Wahrheit verlässt und in das Nachtreich der Lüge hinabsteigt“63 schreibt schon das Bamberger Pastoralblatt am 19. Oktober 1867. Das Blatt stellt fest, dass die Presse in einem solchen Fall „den Adel und Freibrief ihres Berufs und hiermit das Anrecht auf die Existenz“64 verlieren würde. Der Existenztitel „Lügenpresse“ sei ein selbst erlogener, der sich nur auf Anmaßung und Korruption des Gesetzes und Rechtsgefühls stützen würde.65 Gemeint damit ist, dass eine Lügenpresse gar nicht existieren könnte, da im Falle vom Verbreiten von Lügen und Unwahrheiten, die schreibende Zunft den Titel Presse gar nicht mehr verdienen würde.
Ein weiterer Bezug der Lügenpresse im antisemitischen Sinne ist 1870 gegeben. Losgelöst von den politischen Geschehnissen der Zeit, wird im Artikel „Jesus Messias“, erschienen am 9. Mai 1970 in „Das Vaterland“, die Frage ob Jesus der Messias ist, diskutiert.66 Dabei wird davon gesprochen, dass die „jüdische Lügenpresse“ diesen, für die Herausgeber der Zeitung bestehenden Fakt, ablehnen würden.67 Die Verwendung des Begriffs „Lügenpresse“ in den Folgejahren bezieht sich entweder auf den Deutsch-Französischen Krieg oder sind bereits Teil der gesellschaftlichen Veränderungen des Kaiserreichs.
2.1.3 Der Deutsch-Französische Krieg und das Kaiserreich
Auch in der Entwicklung hin zum Kaiserreich, vor allem zu Zeiten des Deutsch-Französischen Krieges, lassen sich zahlreiche Verwendungen des Wortes „Lügenpresse“ finden. Im folgenden Artikel wird der Vorwurf zwar nicht wörtlich genannt, inhaltlich zeigt er aber die Tendenz der Kriegsberichterstattung. In „No 51. Provinzial-Correnspondenz“ wird beispielsweise beschrieben, dass in Frankreich keinerlei Bedenken der Presse gegenüber bestehen würden. Denn in keinem anderen Land würde es die Presse wagen ihr Publikum wie Narren oder Kinder zu behandeln, wie es in Frankreich der Fall wäre.68 Diesen ersten Ansatz um Streitpunkte innerhalb des deutsch-französischen Konflikts, beschreibt auch eine Aussage des Österreichischen Journals ein paar Wochen vorher. Am 9. September 1870 schrieb dieses, dass Zollern immer noch Musterland sei, obwohl der dort eingesetzte Zivilkommissar als unpopulär und gewaltsam gilt.69 Gemeint ist damit eindeutig die französische Presse, welche im Streit um die Thronfolge eines Hohenzollernprinzen versuchte eine Seite zu ergreifen. Dieser Streit gilt bis heute als Auslöser des Deutsch-Französischen Kriegs.70 Auch die nächste Quelle zeigt sich der Presse Frankreichs gegenüber kritisch. Nachdem Frankreich seit Beginn des Deutsch-Französischen Krieges die Position vertrat, den Papst zu schützen, hoffte es ebenfalls auf die Unterstützung Österreichs. Befürworter dieses Bündnisses war vor allem die Presse Wiens. Im Folgenden bezeichnete die Neue Presse am 8. November 1870 nun die Ablehnung dieses Bündnisses als logisch, vermutete aber zugleich, dass die „Lügenpresse Wiens“, sie wieder als „Verräter an Thron und Vaterland“ sehen würden.71
Am 16. Februar 1871, im weiteren Verlauf des Krieges, kommt das Österreichische Journal zu dem Schluss, dass die Lügenpresse die schlimmste Erbschaft der 1850er und 1860er Jahre sei, die Politik habe die Presse in Allem gewähren lassen, was Raub und Korruption angehen würde.72 Einen Tag später bereits verstärkt die Zeitung ihre Kritik darüber hinaus. Mit einer Anekdote beschreibt das Blatt das Verhalten der „Lügenpresse“ als unsinnig, da sie die Absichten der Regierung verurteilen würde, ohne sie zu kennen.73 Im Wortlaut:
„Im gewöhnlichen Leben nennt man sowas Unsinn und lacht, in der Lügenpresse ist es hoher Patriotismus und will ernst genommen werden.“74
Der erneute Vorwurf belegt damit eindeutig den Gebrauch des Wortes „Lügenpresse“ im Streit um gesellschaftspolitische Themen. Am 6. April 1871 legt das Österreichische Journal mit seiner Kritik weiter nach. Im Zuge der Gründung des deutschen Reiches spricht es vom dummen Volk in Deutschland, dass dem Bravo der Lügner in Deutschland applaudieren würde, da die deutsche Lügenpresse das Prozedere in Ordnung finden würde.75 Gemeint ist die Anfangszeit des im Januar gegründeten ersten deutschen Reiches. Weitere Verweise auf die Lügenpresse sind im Österreichischen Journal immer wiederkehrend vertreten. So wird gleich an mehreren Stellen von „Lügenpresse“ gesprochen. Am 13. April, im Zuge des Streits um die Reform des Schulgesetzes76, einen Tag darauf in Bezug auf Berichte zur Reise des Regierungsoberhaupts Österreichs77 und am 15. April schließlich über die Versailler Friedensverträge.78 Generell lässt sich feststellen, dass zu dieser Zeit das Österreichische Journal sich äußerst oft der Floskel der „Lügenpresse“ bediente. Weitere Bezüge im Hinblick auf die Französische Presse lassen sich im Weiteren in den Pariser Briefen von 1872 finden. In den Aufzeichnungen des Deutsch-Französischen Kriegs sind mehrfach Verweise auf Vorwürfe einer „Lügenpresse“ zu finden. So sollen die „Lügen der französischen Blätter über eine angeblich schlechte Behandlung der Kriegsgefangenen“79 berichtet haben. Des Weiteren sei für diese Lügen und den Fanatismus die ganze Nation verantwortlich. Die Pariser Straßenpresse würde viel Unheil stiften, und zudem würde dieses Verhalten in Deutschland Schule machen.80
Ein weiterer Gebrauch des Wortes wird im „Literarischen Centralblatt für Deutschland“ vom 7. Oktober 1871 zumindest angerissen. Hier wird von einer Schrift berichtet, die sich laut des Blattes „Blütenlese aus der französischen Lügenpresse“ nennt.81
Im den folgenden Jahrzehnten werden die Grundsatzdiskussionen über Lügen und Unwahrheiten der Presse maßgeblich durch das Reichspressegesetz vom 7. Mai 1874 bestimmt.82 Von ihm ausgehend war der Versuch die kompliziert gerichtete Presselandschaft von staatlicher Seite besser in den Begriff zu bekommen. Das Linzer Volksblatt beschreibt am 6. Februar 1881 die Notwendigkeit des Gesetzes mit:
„Thut sie’s nicht willig – so gebrauche Gewalt“83 Gemeint damit ist die Gewalt des Gesetzes, da man zu einer erfolgreichen Bekämpfung der Lügenpresse zur Gewalt des Preßgesetzes greifen müsse.84
Auf den Begriff Lügenpresse bezogen, bildeten sich daraufhin verschiedene Lager, die zumeist politische, gesellschaftliche und religiöse Ansichten teilten. Zum einen können Zeitungen identifiziert werden, die den Begriff Lügenpresse für nationale und kirchliche Ansichten nutzen um andere Meinungen zu diffamieren. Ein erstes Beispiel dafür ist das Linzer Volksblatt vom 14. Mai 1879. Dieses behauptet, die Lügenpresse habe das Blatt als Verräter an der katholischen Sache dargestellt.85 Am 19. Mai 1880 stellt das Vorarlberger Volksblatt eine ähnliche Einschätzung vor. Auch sie seien einer schamlosen Lügenpresse schutzlos ausgeliefert.86 Im Titel des Artikels, der an Katholiken Deutsch-Böhmens gerichtet ist, werden sowohl der nationale als auch der christlich-katholische Charakter klar. Ebenfalls um den katholischen Glauben zu unterstützen, schreibt das Vaterland am 21. Dezember 1880 zur Unterstützung katholischer Iren, die von protestantischen Engländern unterdrückt würden. Dabei stellt es heraus, dass man sich von der englischen Lügenpresse nicht hinters Licht führen lassen solle.87 Ein ähnlicher Tonus ist von der Reichspost 1896 zu vernehmen. Hier beschreibt man die Presse des Lavant-Tals als „Schmutz- und Lügenpresse“, welche Priesterhass und Hass gegen die katholische Religion schüren würde.88 Am 3. Januar 1906 schreibt das Vorarlberger Volksblatt darüber hinaus:
„Fort mit der Lügenpresse, die unsere heilige Kirche höhnt und spottet, und unser Volksleben vergiften will.“89
Des Weiteren beschreibt am 1. März 1906 das Linzer Volksblatt eine „Logen- und Lügenpresse“, für welche es ein Verrat an Gott und Vaterland wäre auch nur einen Heller christlichen Geldes den Todfeinden zu geben.90 All diese Aussagen dienen dazu, Kritik an der Kirche und nationalen Interessen unter dem Vorwurf der Lügenpresse unbrauchbar zu machen. Der Begriff wurde darüber hinaus gebraucht, um ein neues Feindbild zu schaffen. Über dieses Feindbild der Katholiken schreibt am 20. Juli 1906 das Volksblatt für Stadt und Land. Wichtig für den Sachverhalt ist die Gründung des Österreichischen Pius-Vereins im Jahr 1905. Der Verein hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die katholische Presse zu stärken.91 Als gemeinsamer Feind wurde dabei auf dem Katholikentag die Lügenpresse ausgerufen. Der Aufruf besagte, die Katholiken sollen sich vom Gift der Lügenpresse befreien.92 Ein weiterer Beleg dafür, dass kirchliche und nationale Interessen, in Bezug auf die Diffamierung durch den Begriff Lügenpresse, oft überschnitten, gibt die Salzburger Chronik vom 7. September 1909. Bei der Versammlung des Pius-Vereins spricht einer der Redner, Dr. Franz Hofer, von einer „Feindseligkeit der heuchlerischen Lügenpresse gegen Religion, Familie und Vaterland“93 Diese Aussage der pro katholischen Presse zeigt noch einmal die Verbindung von kirchlichen und nationalen Interessen, zumindest auf katholischer Seite.
Ganz im Gegenteil dazu existierte eine Presse mit kritischer Haltung gegenüber der Kirche. Diese Presse verwendete den Begriff Lügenpresse ebenfalls. Unter dem Zusammenhang „klerikale Schand- und Lügenpresse“94 bildete sich in den Salzburger Chroniken zunächst ein Gegenpol zu kirchlicher Presse. Am 26. Januar 1907 spricht das Mährische Tagblatt, dieses Mal im Zusammenhang mit einem Streit um Steuern und Zölle auf Tabak und Lebensmittel, über „klerikale Propaganda und Lügenpresse“95. Gut Zwei Wochen später unterstützt das "Deutsche Nordmährblatt" diese Einschätzung der „klerikalen Lügenpresse“96. Den gleichen Wortlaut aufgreifend erneuert auch die Marburger Zeitung vom 25. Juni 1907, die Kritik über eine „klerikale Lügenpresse“.97 Einen ähnlichen Wortlaut verwendet am 6. Oktober 1907 der Arbeiterwille. Mit seinem Vorwurf der „kapitalistisch-pfäffische(n) Lügenpresse“98, trägt auch dieser die Kritik an der kirchlichen Presse. Hinzu kommt im Zusammenhang mit dieser Kritik ein Verweis auf das Grazer Volksblatt, welches zu dieser Bezeichnung passen würde. Um eine bessere Einteilung des Lagers zu erreichen, welches als kritisch gegenüber der Kirche bezeichnet werden kann, muss ein weiterer Zusammenhang betrachtet werden. Von einer „klerikale(n) Lügenpresse“99 sprach auch am 28. März 1912 die Jüdische Volksstimme. Gerade durch die eigene schon frühe Diffamierung als „jüdische Lügenpresse“100, setzen auch jüdische Blätter einen Gegenpol zu angeblicher kirchlicher Propaganda. Zudem spricht der Böhmerwald Volksbote am 2. August 1913 von „nationaler und klerikaler Lügenpresse“101. Er unterstützt damit die Theorie, kirchliche und nationale Interessen lägen dicht beieinander. Eine direkte pro-jüdische Presse in Bezug auf den Begriff Lügenpresse kann ebenfalls genannt werden. Am 13. November 1895 schreibt die Zeitung „die Presse“, dass eine nationale, antisemitische Lügenpresse nicht aufgeben würde.102 Dies zeigt eine der wenigen Verwendungen, bei denen eine pro-jüdische Seite ausgemacht werden kann. Überaus in der Mehrzahl sind Äußerungen, die von einer „jüdischen Lügenpresse sprechen.“103 Ein nächstes Beispiel dafür ist der Kyffhäuser vom 13. November 1887, sowie vom 9. September 1888, mit gleicher Verwendung der „jüdischen Lügenpresse.“104 Im Folgenden sprechen sowohl die Reichspost, das Salzburger Volksblatt, sowie die Österreichische Volkszeitung von „judenliberaler oder roter Lügenpresse“105 oder „jüdischer Lügenpresse“106 107. Auf einen ähnlichen antisemitischen Sachverhalt zielt auch ein Artikel der Arbeiter Zeitung vom 24. Juli 1900. Hierbei wird von einer „deutsch-tschechisch-national-christlich-sozialen Lügenpresse“108 gesprochen. Über die Jüdische Bevölkerung wird dabei äußerst abwertend gesprochen. Sie hätten sich wie ein Krebsschaden in deutschen Dörfern eingewurzelt.109
Ebenfalls gängig war andere Mitkonkurrenten und ihre Artikel, welche konträre Meinungen führten, unter dem Kapitel “Lügenpresse“ abzudrucken. So führte Das Linzer Volksblatt unter dem Kapitel „Lügenpresse“110, sowohl die Zeitung „Die Volkstribüne“111 als auch „Die Ostdeutsche Rundschau“.112 Dabei wurden Ausschnitte aus anderen Zeitungen gleich von Anfang an mit der Überschrift der „Lügenpresse“ getitelt.
Der Begriff „Lügenpresse“, wurde aber auch anderweitig vor dem Ersten Weltkrieg benutzt.
Auch die Pro-Sozialistische Presse verwandte den Begriff. Am 16. April 1886 schreibt „Die Arbeit – Sozialdemokratisches Organ der Arbeiter Österreichs“, dass eine „gewissenlose Lügenpresse“113 den Sozialismus dem Volk als Unternehmen verkaufen würde, welches einige wenige Reiche begünstigen würde. Am 26. Mai 1912 spricht die Arbeiter Zeitung zudem von einer „kapitalistischen Lügenpresse“114.
Abschließend kann am 29. September 1907 beim Grazer Volksblatt vom Vorwurf der „sozialdemokratischen Lügenpresse“115 berichtet werden.
2.2 Der erste Weltkrieg und die „Lügenpresse“ der Feinde
Der nächste Abschnitt analysiert ausschließlich die Begriffsnutzung und deren Hintergründe im Ersten Weltkrieg. Die Zeit vom Ersten Weltkrieg und Kaiserreich wird auch gerne als Hochkonjunktur des Begriffs bezeichnet. Die Analyse wird auf Basis der Kriegspartei Deutschland stattfinden, da es sich bei “Lügenpresse” um ein deutsches Wort handelt. Untersucht wird von Beginn an des Ersten Weltkrieges. Ein Versuch der Erklärung der Gründe, ebenfalls an Hand des Vorwurfs der “Lügenpresse”, sowie die Folgen, welche ebenfalls mit dem Vorwurf einer “Lügenpresse” behaftet waren, findet ebenfalls statt.
Im ersten Weltkrieg stand der Begriff Lügenpresse vor allem im Zusammenhang mit den Kriegsgegnern des deutschen Reichs. Ein erstes Vorkommen in den deutschen Zeitungen kann kurz nach der deutschen Invasion in Belgien festgestellt werden. Nachdem britische und französische Medien von deutschen Kriegsverbrechen berichteten, reagierten deutsche Medien darauf mit dem Vorwurf der “Lügenpresse”. Im “Aufruf an die Kulturwelt” von September 1914 wird der Begriff zwar bewusst vermieden, jedoch ähnlich angedeutet.
„Wir als Vertreter deutscher Wissenschaft und Kunst erheben vor der gesamten Kulturwelt Protest gegen die Lügen und Verleumdungen, mit denen unsere Feinde Deutschlands reine Sache in dem ihm aufgezwungenen schweren Daseinskampfe zu beschmutzen trachten.“116
Diesen Vorwurf der Lügen führt Theodor Wiegand in seinem Tagebucheintrag vom 31. Juli 1914 - 27. Februar 1915 weiter aus. Er sieht den Krieg auch auf dem Gebiet der Presse und spricht davon, dass die deutsche Generation auf publizistischem Gebiet gegen die Lügenpresse des Auslandes begonnen habe ihre Gegner zu ärgern.117 Dazu schreibt auch der evangelische Theologe Karl Barth in einem Briefwechsel mit seinem Kollegen und ebenfalls Theologen Martin Rade, dass „Die Presse der gegnerischen Völker, die Dinge anders darstellt als die eigene“118 eine „Lügenpresse" sei. Über die deutsche Einstellung und Haltung zu Beginn des Krieges berichtet am 9. März 2015 die Zeitung die Welt. Dabei zitiert sie den deutschen Theologen Adolf von Harnack von 1914 mit den Worten:
„Als vierte Großmacht hat sich gegen Deutschland die internationale Lügenpresse erhoben, überschüttet die Welt mit Lügen und verleumdet alles, was deutsch ist.“119
Dieses Bild vom deutschen Reich in der Rolle des Geschädigten zieht sich durch die Berichterstattung des gesamten ersten Weltkrieges. An dieser Tatsache übt der Schweizer Theologe Leonhard Ragaz schon früh Kritik. In den Briefen an seinen Freund Gottfried Traub stellt er die Opferrolle Deutschlands in Frage. So kritisiert er die Einstellung, die deutsche Presse würde der Welt versichern, dass ihr Volk allein im Recht sei und es daran keine Zweifel gebe. Hinzu käme, dass man die Presse jedes gegnerischen Volkes, welches die Dinge anders darstellen würde, als Lügenpresse bezeichnen würde.120
Genau gegenteilig sieht dies der Politiker und Publizist Gustav Pacher von Theinburg. Er spricht 1915 von einer „Dreiverbandpresse“, welche Schuld am begonnenen Krieg habe. Laut ihm habe eine mit "...schwerem Gelde bezahlte Hetz- und Lügenpresse“ in „zielbewusster Minierarbeit vorgelogen“, Deutschland sei eine „verabscheuungswürdige, die Kultur Europas bedrohende Barbarenhorde".121 Ähnliches lässt sich aus den meisten deutschsprachigen Zeitungen der Zeit entnehmen. So zitiert die Marburger Zeitung am 18. September 1914 die New York Sun unter dem Titel „Gegen die Phantasien der Lügenpresse“ damit, man solle die Beschreibungen über verübte „Gräuel“ deutscher Soldaten nicht zu ernst nehmen.122 Gemeint sind die bereits beschriebenen Anschuldigungen im Zusammenhang mit der deutschen Invasion in Belgien. Diesen Berichten schließen sich auch die Innsbrucker Nachrichten vom 4. September 1914 an. Dabei wird von einer „belgischen Lügenpresse“ gesprochen, welche die deutschen Siege über die Russen, sowie das Vorrücken in Frankreich geheim halten würde.123
Expliziter widerspricht Gerhardt Hauptmann Romain Rolland in einem Briefwechsel in der Neuen Freien Presse vom 11. September 1914. Auf die angeblichen Kriegsverbrechen gefragt, antwortet dieser indirekt damit, dass die „französische Lügenpresse“ überhaupt ein Kriegsgrund gewesen sein. Er spricht davon, dass der deutsche Soldat mit ekelhaften und läppischen Werwolf-Geschichten, welche über ihn erzählt würden, nichts gemein hätte.124 Zudem sei es die „französische Lügenpresse“, welche dies so eifrig verbreitet habe, der das französische und belgische Volk sein Unglück zu verdanken habe.125 Genauer im Bezug darauf, woher Lügen verbreitet würden, schreibt die Zeitung die Deutsche Presse am 20. März 1915. Sie spricht dabei von „durch englische und französische Lügenpresse verbreiteten Hass“126 gegen Deutschland. Dabei wird auf wichtige Dissertationen hingewiesen, die angeblich eine positivere Meinung über Deutschland enthalten würden. Am 12. Mai 1915 spricht die deutsche Presse zudem davon, dass Amerika eine zunehmende Kriegshaltung annehmen würde. So seien die Amerikaner Opfer ihres Vertrauens zu den Berichten der englischen Lügenpresse geworden.127
In der Zeitung Wiener Bilder vom 16. August 1914 wird über die Verschärfung der deutschen Beziehungen mit Russland berichtet. Zum Abzug der deutschen Diplomaten aus Russland wird von einer „russischen Lügenpresse“ gesprochen. Diese habe eine Schändung der deutschen Botschaft, mit Demonstrationen gegen die Mutter Zarin bei ihrem Besuch in Berlin, begründet. Dies sei in Deutschland aber von den Behörden mit der größten Zuvorkommenheit behandelt worden.128 Über die nicht funktionierende Verbindung mit einem anderen europäischen Land berichtete das Prager Tagblatt bereits am 17. August 1914. Dabei sprach es von einem Draht zwischen Berlin und Rom, welcher nicht zuverlässig funktionieren würde.129 Zudem würden deutsche Zeitungen Berichte aus der „französischen Lügenpresse und Englands, die überschwänglich von Siegen Frankreichs fabeln, nicht richtigstellen.130 Des Weiteren berichtet Das Interessante Blatt am 25. April 1915 über Gerüchte zu angelblichen Sonderfriedenswünschen Österreich-Ungarns. Diese hätten Deutschland in eine äußerst bedrohliche Lage gebracht. So spricht es davon, dass „die Lügenpresse des feindlichen Auslandes...sich aber damit nicht begnügt (hat), ...(Deutschland) für geschlagen zu geben.“ Diese „Lügenpresse“ habe daraus noch eine weitere Lüge gesponnen.131 Im weiteren Verlauf des Krieges beginnt Deutschland in eine immer prekärer werdende Lage zu geraten. Das Mährische Tagblatt vom 8. Januar 1917 berichtet in diesem Zuge von einer taubblinden Amerikanerin, welche angeblich ihre Bewunderung für Deutschlands Durchhaltevermögen ausdrücken würde.132 Erfreulich sei die Tatsache gerade deshalb, da die „Lügenpresse“ im neutralen Land Amerika am tollsten gewütet habe.133
Gegen Ende des ersten Weltkrieges stand Deutschland bereits in Friedensverhandlungen mit Russland, diese scheiterten mehrmals. Über die wahren Gründe berichtete der Böhmerwald Volksbote am 10. Februar 1918. So sprach er zunächst davon, dass entgegen der Behauptungen russischer Medien nicht der Revolutionsführer Trotzky das Problem sei. Vielmehr würde seine Forderung nach einer „freie(n) Abstimmung über ihr künftiges Schicksal“134 von russischer Seite aus falsch dargestellt. Laut Böhmerwald Volksbote würde der Friedensschluss nur daran scheitern, dass eine Lügenpresse das Volk bearbeiten würde, sodass es an die Schuld des Revolutionären Trotzky glauben würde.135
Über die Folgen, die Deutschland durch den verlorenen Krieg tragen müsse, referierte 1917 bereits ein Herr Josef Schwarz auf der Vollversammlung des deutschen katholischen Volksvereins Rebegund. Die Neue Warte am Inn berichtete darüber am 15. September 1917. Sie schreibt, dass dieser in klaren verständlichen Ausführungen auf die angebliche Lügenpresse der Feinde vom Anbeginn des Krieges hingewiesen habe.136 Außerdem soll er auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten hingewiesen haben, welche Deutschland in den kommenden Jahren erwarten würden.137
Die Aussagen sind damit ein Vorgriff auf den Versailler Vertrag. Die universal-existente Benutzung des Wortes „Lügenpresse“ in den Kriegsjahren zwischen 1914 und 1918 wird auch weiterhin durch das Buch „Die Lügenpresse unserer Feinde“ von Oskar Michel von 1918 deutlich. Hier sind die oben angesprochenen Vorwürfe an alle Kriegsgegner Deutschlands noch einmal zusammengefasst. In Bezug auf Engländer und Franzosen wird davon gesprochen, dass „die englische Lügenpresse mit bewusster, kühler Boshaftigkeit und Feindseligkeit gegen Deutschland“138 gearbeitet habe. Die französische Presse handle eher „dem Volkscharakter entsprechend mehr aus einer instinktiven, charakterlich-gehässigen Wut und Tücke heraus“.139 Über die russische Presse berichtete man, dass sie der „Bundesgenosse der englisch-französischen Presse in ihrem Kampf gegen Deutschland“140 gewesen sei. Insgesamt wird also alles in allem im Zusammenhang mit dem Begriff Lügenpresse immer von ausländischen Medien gesprochen, welche im ersten Weltkrieg gegen Deutschland standen.
2.3 Weimarer Republik, NS-Zeit und der zweite Weltkrieg
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen kann der Begriff auf zwei Spektren reduziert werden. Zum einen das kommunistische und sozialistische, zum anderen das nationalsozialistische Spektrum. In Ersteren ist vor allem die Rede von einer „kapitalistischen Lügenpresse“, welches einen Grundvorwurf Angehöriger des linken Spektrums enthält. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Begriff für jegliche Gegner des nationalistischen Regimes genutzt. Sowohl im In- als auch im Ausland. Im Folgenden wird die Zeit von Beginn der Weimarer Republik bis hin zum Ende des Zweiten Weltkrieges untersucht.
2.3.1 Der Begriff „Lügenpresse“ im kommunistischen und sozialistischen Spektrum
An dieser Stelle werden Verbindungen des Begriffs Lügenpresse im Zusammenhang mit dem sozialistischen und kommunistischen Spektrum aufgezeigt. Schlagworte für diese Verknüpfung waren vor allem die „kapitalistische Lügenpresse“, die „sozialistische Lügenpresse“ und die „bürgerliche Lügenpresse“. Ein erstes Beispiel hierfür liefert Alexander Michel mit seinem Werk „Von der Fabrikzeitung zum Führungsmittel: Werkzeitschriften industrieller Großunternehmen von 1890 bis 1945“. Hierin spricht Michel über die Werkszeitung als Variante der bürgerlichen Lügenpresse.141 Unternehmer würden mit Werkszeitungen versuchen ihre Meinungen und Ansichten auf den Arbeiter zu projizieren. Er nennt sogar ein Beispiel, und sagt, dass ein Arbeiterkorrespondent in der Tageszeitung „die Freiheit“, ebenfalls die Werkszeitschrift als Element der „bürgerlichen Presse“ angegriffen habe.142 Er stehe mit seiner Meinung nicht alleine da. Eine weitere Verwendung der „bürgerlichen Lügenpresse“ findet sich im Zusammenhang mit dem Vorsitzenden der KPD, der Kommunistischen Partei Deutschlands. Ernst Thälmann hatte diesen von 1925 bis 1933 vor seiner Verhaftung inne. In „Leipzig, Aus Vergangenheit und Gegenwart“, wird von Erfolgen Thälmanns berichtet. Im Wortlaut werden diese als „Achtungserfolge“ bezeichnet, seien aber ähnlich wie die Zahl der kommunistischen Demonstrationen von einer bürgerlichen Lügenpresse auf einen Bruchteil reduziert worden.143 Gemeint damit ist, dass die Berichte über Demonstrationen kommunistischer Anhänger in den „bürgerlichen“ Medien als geringfügiger dargestellt worden seien, als sie es tatsächlich gewesen wären.
[...]
1 “Ergebnis Der Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg.” Zugegriffen 24. März, 2016.
2 “Ergebnis Der Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg.” Zugegriffen 24. März, 2016.
3 „Ergebnisse der AfD bei den jeweils letzten Landtagswahlen in den Bundesländern bis 2016 | Statistik“. Statista.de
4 Tony_Montana. Björn Höcke Lügenpresse, Youtube 2015.
5 Bildung, Bundeszentrale für politische. „Pegida – eine Protestbewegung zwischen Ängsten und Ressentiments | bpb“
6 Esslinger Montagsdemo am 26.1.15 « Bundesweite Montagsdemo
7 Pegida: Lügenpresse-Vorwurf teilen 44 Prozent der Deutschen - Forsa-Umfrage für den stern - Deutschland
8 Dovifat, Jürgen Wilke Emil. Zeitungslehre I + II. Walter de Gruyter, 1976, S. 16.
9 wiso-net.de. „Suchbegriff: ‚Lügenpresse‘, Eingrenzung bis 31.12.2014, 28. März 2016
10 wiso-net.de. „Suchbegriff: ‚Lügenpresse‘, ohne Eingrenzung, 28. März 2016
11 Hagen, Lutz. „Nachrichtenjournalismus in der Vertrauenskrise“. Communicatio Socialis 48, Nr. 2 (2015): S. 152–63.
12 Vgl. Hagen, Lutz. S. 152 Z. 17f.
13 Vgl. Hagen, Lutz. S. 152 Z. 13ff.
14 vgl. Hagen, Lutz S. 152 Z.8f.
15 Bröckers, Mathias/Schreyer, Paul (2014): Wir sind die Guten. Frankfurt a. M..
16 Latour, Renate Hackel-de. „‚Lügenpresse‘!? Communicatio Socialis 48, Nr. 2 (2015): 123–25.
17 Vgl. Latour, Renate Hackel-de. S. 123
18 Anton, Reinhold. Der Lügenfeldzug unserer Feinde: Leipzig-R: Zehrfeld, 1914.
19 vgl. Weinrich, Harald. Linguistik der Lüge. C.H.Beck, 2000, S. 12.
20 Kreuzdenker, Etymologie: „lügen“
21 DWDS | Suchergebnisse für presse
22 Google Trends - Websuche-Interesse - Weltweit, 2004 - heute
23 vgl. Google Trends.
24 Google Ngram Viewer, Suchwort: „Lügenpresse“.
25 Jacob und Wilhelm Grimm. Deutsches Wörterbuch Band I. Leipzig 1854: Verlag von S. Hirzel, o. J.
26 Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961
27 Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961
28 Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961
29 „Zeitungs Lust und Nutz - Inhalt - Inhouse-Digitalisierung“, Kaspar von Stieler, S. 145.
30 Vgl. Kaspar von Stieler, S. 146
31 Goethe, Johann Wolfgang. Maximen und Reflexionen. BoD – Books on Demand, 2014.
32 „ANNO-Wiener_Zeitung-18350902-2“, S 990.
33 Vgl. Wiener Zeitung
34 „ANNO-Österreichischer_Beobachter-18161127-4“, S. 1760
35 Deutsche Revolution 1848/1849, Geschichte-Lexikon.de
36 Deutsche Revolution 1848/1849, Geschichte-Lexikon.de
37 Die Homepage der Boehmerwaeldler in Aalen, Heimatgruppe im Deutschen Boehmerwaldbund
38 ANNO-Wiener_Zeitung-18480603-1
39 ANNO-Die_Geissel._Tagblatt_aller_Tagblätter-18480825-2
40 ARIADNE - Projekt ‚Frauen in Bewegung‘ – „Erster Wiener Demokratischer Frauenverein“
41 ANNO-Die_Geissel._Tagblatt_aller_Tagblätter-18480917-3
42 ANNO-Wiener_Katzenmusik-18480926-1
43 ANNO-Die_Geissel._Tagblatt_aller_Tagblätter-18490219-4
44 ANNO-Klagenfurter_Zeitung-18490626-4
45 Kossuth, Lajos aus dem Lexikon - wissen.de
46 ANNO-Klagenfurter_Zeitung-18490626-4
47 Deutsche Revolution 1848/1849, Geschichte-Lexikon.de
48 ANNO-Wiener_Zeitung-18510319-18
49 ANNO-Der_Österreichische_Zuschauer. _Zeitschrift_für_Kunst_Wissenschaft_und_geistiges_Leben-18510917-16
50 MDZ-Reader | Band | Die katholische Presse Deutschlands / Niedermayer, Andreas
51 Niedermayer, Andreas. S. 8.
52 Niedermayer, Andreas. S. 9.
53 ANNO-Sion. _Eine_Stimme_in_der_Kirche_für_unsere_Zeit-18610718-3
54 Information > Geschichte > Ignaz von Döllinger • Katholisches Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland
55 ANNO-Sion. _Eine_Stimme_in_der_Kirche_für_unsere_Zeit-18610718-3
56 ANNO-Das_Vaterland-18650314-2
57 ANNO-Das_Vaterland-18650725-1
58 ANNO-Das_Vaterland-18650725-1
59 ANNO-(Linzer)_Tages-Post-18651126-2
60 Vgl. ANNO-(Linzer)_Tages-Post-18651126-2
61 ANNO-Wiener_Zeitung-18650822-13
62 ANNO-Die_Presse-18680301-1
63 Bavarica | Band | Bamberger Pastoralblatt
64 Vgl. Bavarica, Bamberger Pastoralblatt 19. Oktober 1867.
65 Vgl. Bavarica, Bamberger Pastoralblatt 19. Oktober 1867.
66 ANNO-Das_Vaterland-18700509-1
67 Vgl. ANNO-Das_Vaterland-18700509-1.
68 Staatsbibliothek zu Berlin, Zeitungsabteilung, No 51. Provinzial-Correspondenz. Achter Jahrgang 21. Dezember 1870
69 ANNO-Oesterreichisches_Journal-18700909-2
70 Deutsch-Französischer Krieg , Geschichte-Lexikon.de
71 ANNO-Neue_Freie_Presse-18701108-7
72 ANNO-Oesterreichisches_Journal-18710216-4
73 ANNO-Oesterreichisches_Journal-18710217-1
74 Vgl. Österreichisches Journal vom 17. Feburar 1871. S 2.
75 ANNO-Oesterreichisches_Journal-18710406-6
76 ANNO-Oesterreichisches_Journal-18710413-6
77 ANNO-Oesterreichisches_Journal-18710414-6
78 ANNO-Oesterreichisches_Journal-18710415-1
79 Schneider, G. Pariser Briefe. Leipzig, 1872. S.775.
80 Vgl. Schneider, G., S.23
81 Zarncke, Friedrich, und Eduard Zarncke. Literarisches Centralblatt für Deutschland. E. Avenarius, 1871.
82 Hagelweide, Gert. Die Presse in Recht und Rechtsprechung / Werbung. Walter de Gruyter, 2005.
83 ANNO-Linzer_Volksblatt-18810206-1
84 Vgl.: Linzer Volksblatt 26. Februar 1881.
85 ANNO-Linzer_Volksblatt-18790514-1
86 ANNO-Vorarlberger_Volksblatt-18800519-1
87 ANNO-Das_Vaterland-18801221-6
88 ANNO-Reichspost-18960903-9
89 ANNO-Vorarlberger_Volksblatt-19060103-1
90 ANNO-Linzer_Volksblatt-19060301-1
91 Piusverein Österreichs - Bedeutung - Enzyclo
92 ANNO-Volksblatt_für_Stadt_und_Land-19060720-6
93 ANNO-Salzburger_Chronik-19090907-4
94 ANNO-Salzburger_Chronik-18980923-2
95 ANNO-Mährisches_Tagblatt-19070126-2
96 ANNO-Deutsches_Nordmährerblatt-19070210-3
97 ANNO-Marburger_Zeitung-19070625-2
98 ANNO-Arbeiterwille-19071006-3
99 ANNO-Jüdische_Volksstimme-19120328-1
100 ANNO-Linzer_Volksblatt-18720425-1
101 ANNO-Böhmerwald_Volksbote-19130802-3
102 ANNO-Die_Presse-18951113-3
103 ANNO-Der_Kyffhäuser-18871113-5
104 ANNO-Der_Kyffhäuser-18880909-1
105 ANNO-Österreichische_Volkszeitung-19080124-9
106 ANNO-Reichspost-18971012-5
107 ANNO-Salzburger_Volksblatt:_unabh._Tageszeitung_f._Stadt_u._Land_Salzburg-19071104-4
108 ANNO-Arbeiter_Zeitung-19000724-3
109 Vgl.: Arbeiter Zeitung vom 24. Juli 1900.
110 ANNO-Linzer_Volksblatt-19000214-5
111 ANNO-Linzer_Volksblatt-19000221-5
112 ANNO-Linzer_Volksblatt-19000311-4
113 ANNO-Die_Arbeit._Sozialdemokratisches_Organ_der_Arbeiter_Österreichs.-18860416-3
114 ANNO-Arbeiter_Zeitung-19120526-14
115 ANNO-Grazer_Volksblatt-19070929-2
116 Ungern-Sternberg, Jürgen von, und Wolfgang von Ungern-Sternberg. Der Aufruf „An die Kulturwelt. Franz Steiner Verlag, 1996.
117 Vgl. Ungern-Sternberg, Jürgen von, und Wolfgang von Ungern-Sternberg.
118 Barth, Karl, Martin Rade, und L Ragaz. Neue Wege, Band 8 (1914), Heft 10.
119 Heine, Matthias. „‚Lügenpresse‘ versteht man jetzt auch im Ausland
120 Ragaz, L.. (1915). Offener Brief an Herrn Pfarrer Gottfried Traub, Dr. der Theologie in Dortmund. Die Friedens-warte, 17(8), 211–216
121 Pacher, Gustav von. Die Dreiverbandspresse S. Hirzel, 1915.
122 ANNO-Marburger_Zeitung-19140918-3
123 ANNO-Innsbrucker_Nachrichten-19140904-5
124 ANNO-Neue_Freie_Presse-19140911-4
125 Vgl.: Neue Freie Presse vom 11. September 1914.
126 ANNO-Deutsche_Presse-19150320-1
127 ANNO-Deutsche_Presse-19150512-1
128 ANNO-Wiener_Bilder-19140816-6
129 ANNO-Prager_Tagblatt-19140817-2
130 Vgl.: Prager Tagblatt vom 17. August 1914.
131 ANNO-Das_interessante_Blatt-19150429-2
132 ANNO-Mährisches_Tagblatt-19170108-6
133 Vgl.: Mährisches Tagblatt vom 8. Januar 1917.
134 ANNO-Böhmerwald_Volksbote-19180210-1
135 Vgl.: Böhmerwald Volksbote vom 10. Februar 1918.
136 ANNO-Neue_Warte_am_Inn-19170915-4
137 Vgl.: Neue Warte am Inn vom 15. September 1917.
138 Michel, Oskar. Schützengraben. Berlin: Verlag von Karl Siegismund, 1918; S. 11.
139 Vgl.: Michael, Oskar. S. 11.
140 Vgl.: Michael Oskar. S. 12.
141 Michel, Alexander. Von der Fabrikzeitung zum Führungsmittel: Werkzeitschriften industrieller Großunternehmen von 1890 bis 1945. Franz Steiner Verlag, 1997; S. 113.
142 Vgl.: Michel, Alexander. S. 124
143 Leipzig, Museum für Geschichte der Stadt und Karl-Marz-Universität Leipzig Sektion Geschichte. Leipzig, Aus Vergangenheit und Gegenwart. VEB Fachbuchverlag Leipzig, o. J.
- Citation du texte
- Karl Spannenberger (Auteur), 2016, Phänomen "Lügenpresse". Herkunft, Wandlung und Bedeutung des Begriffes über die Jahrhunderte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/583977
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