"Newton's name is as inextricably connected with Kant's theory of science as is Euclid's. Usually we are told that it began with a belief in the validity of Newtonian physics. But 'Hume's sceptical attack on the validity of causal inference – and thereby on the possibility of all empirical knowledge' – made a philosophical defense of Newton's theory necessary. What had to be done was to show that, in spite of Hume, causal inference is valid. Indeed, Kant did just this, and a great deal more besides. He showed that Newtonian physics can be derived from certain unquestionable premises having to do with the fact of consciousness. In this way, Kant secured Newton's theory against all possible objections by giving it a firm metapysical foundation. For '... it is a consequence of Kant's metaphysics of experience that Newton's theory is valid.'"
In diesen Sätzen wird kurz und prägnant ein Hauptanliegen Kants in seiner "Kritik der reinen Vernunft" (KrV) angesprochen, das dann v.a. in dem Teil, den der Ver-fasser in seiner ganz neuen und eigenen Wissenschaftssprache "Transzendentale Analytik" betitelt hat, aufgelöst wird. Entscheidend ist dabei, den historischen Boden zu sehen, auf dem Kants Ansatz gewachsen ist: seine Begeisterung für die Physik Newtons zum einen, zum anderen der Empirismus (verkörpert durch Hume), durch dessen Thesen Kant eben diese Theorie angegriffen sieht. Wie es dieser Philosoph schafft, beides miteinander zu versöhnen, darauf will diese Arbeit eingehen.
INHALTSVERZEICHNIS
I) KANTS ANLIEGEN IN DER TRANSZENDENTALEN ANALYTIK
II) DAS VERHÄLTNIS "PROLEGOMENA" - KRV ZU DIESER FRAGE
III) KANTS VORGEHEN BEI DER LÖSUNG SEINES PROBLEMS
1.) Zusammenfassung seines Weges in den "Prolegomena"
2.) Vorgehensweise in der "Transzendentalen Analytik"
2.1) Die Analytik der Begriffe
2.1.1) Der "Leitfaden":
Entdeckung der reinen Verstandesbegriffe über die Urteile
(Metaphysische Deduktion)
2.1.2) Die Transzendentale Deduktion
2.2) Die Analytik der Grundsätze
2.2.1) Das Schematismus-Kapitel
2.2.2) Das Grundsatz-Kapitel
I) KANTS ANLIEGEN
"Newton's name is as inextricably connected with Kant's theory of science as is Euclid's. Usually we are told that it began with a belief in the validity of Newtonian physics. But 'Hume's sceptical attack on the validity of causal inference – and thereby on the possibility of all empirical knowledge' – made a philosophical defense of Newton's theory necessary. What had to be done was to show that, in spite of Hume, causal inference is valid. Indeed, Kant did just this, and a great deal more besides. He showed that Newtonian physics can be derived from certain unquestionable premises having to do with the fact of consciousness. In this way, Kant secured Newton's theory against all possible objections by giving it a firm metapysical foundation. For '... it is a consequence of Kant's metaphysics of experience that Newton's theory is valid.'"[1]
In diesen Sätzen wird kurz und prägnant ein Hauptanliegen Kants in seiner "Kritik der reinen Vernunft" (KrV) angesprochen, das dann v.a. in dem Teil, den der Verfasser in seiner ganz neuen und eigenen Wissenschaftssprache "Transzendentale Analytik" betitelt hat, aufgelöst wird. Entscheidend ist dabei, den historischen Boden zu sehen, auf dem Kants Ansatz gewachsen ist: seine Begeisterung für die Physik Newtons zum einen, zum anderen der Empirismus (verkörpert durch Hume), durch dessen Thesen Kant eben diese Theorie angegriffen sieht. Wie es dieser Philosoph schafft, beides miteinander zu versöhnen, darauf will diese Arbeit eingehen.
Der Autor der KrV selbst erschwert es seinen Lesern allerdigs, sein eigentliches Vorhaben, speziell in der "Transzendentalen Analytik", zu durchschauen – nicht nur durch die Schwierigkeit des Dargestellten und seiner Darstellung. "One of the difficulties for the claim that Kant's project is to provide metaphysical foundations for Newtonian science, and thereby prove its validity, is that, to my knowledge, Kant himself never characterizes it in that way. Far from guaranteeing physics from sceptical attack, the task is to say how metaphysics can become, like physics, a science. This is Kant's project, as the full title of the 'Prolegomena' makes clear."[2]
Tatsächlich äußert sich Kant in der KrV nicht explizit über den Dienst, den er der Physik Newtons erweisen will bzw. erwiesen hat. Die Hauptfrage, die sein Werk beantworten soll, ist die nach der Bedingung der Möglichkeit von Metaphysik und demnach nach der Bedingung der Möglichkeit von synthetischen Urteilen a priori, um die es sich ja bei metaphysischen Aussagen zumeist handelt.
Diese "Transzendentale Hauptfrage" untergliedert er aber in seinen "Prolegomena" in drei Teile:
Wie ist reine Mathematik möglich?
Wie ist reine Naturwissenschaft möglich?
Wie ist Metaphysik überhaupt möglich?
Mit dem ersten Teil beschäftigt sich die "Transzendentale Ästhetik", der zweite ist das Thema der "Transzendentalen Analytik". Wir kommen also der Beantwortung unserer Frage näher, wenn wir neben der "Transzendentalen Analytik" auch die Erklärungen des zweiten Teils der "Prolegomena" zu Rate ziehen.
Kant beginnt hier mit einer Definition des Begriffs Natur. Für ihn ist sie ein nach allgemeinen Gesetzen geordnetes Dasein der Dinge, allerdings nicht der Dinge an sich selbst, denn sonst wäre Natur weder a priori noch a posteriori erkennbar.
Das Problem ist nun, daß sich unter den Grundsätzen der Physik, die die Natur erklären sollen, auch reine (apriorische, allgemeingültige) finden, z.B. der der Beharrlichkeit der Substanz oder der Satz vom zureichenden Grund.
Die Frage, die Kant nun in diesem zweiten Teil im folgenden (und auch in der "Transzendentalen Analytik") zu beantworten sucht, muß demnach heißen: Wie sind solche Sätze möglich, wie ist also reine Naturwissenschaft möglich?
II) DAS VERHÄLTNIS "PROLEGOMENA" – KRV
Bevor ich näher auf die Vorgehensweise Kants bei der Lösung des beschriebenen Problems eingehen werde, erscheint es notwendig, etwas zur unterschiedlichen Methode der beiden angesprochenen Werke zu sagen.
"Diese Prolegomena sind nicht zum Gebrauch vor Lehrlinge, sondern vor künftige Lehrer, und sollen auch diesen nicht etwas dienen, um den Vortrag einer schon vorhandnen Wissenschaft anzuordnen, sondern um diese Wissenschaft selbst allererst zu erfinden."[3] Dieser erste Satz der Schrift zeigt, daß Kant, wie auch in der KrV, seine Aufgabe nicht, wie die von ihm angegriffenen "Dogmatiker", in der Verkündigung irgendwelcher (metaphysischer) Lehrsätze sieht (aus seinem "dogmatischen Schlummer" hat ihn ja Hume geweckt). Sein Ziel ist eine umfassende Kritik des menschlichen Erkenntnisvermögens, auf die dann Wissenschaft aufgebaut werden kann.
Im Gegensatz zur KrV stellen die "Prolegomena" aber nur den Plan einer solchen Unternehmung dar. "Ob aber ein solcher Plan, der vor der Kritik der reinen Vernunft vorhergehen möchte, unverständlich, unzuverlässig und unnütze sein würde, so ist er dagegen um desto nützlicher, wenn er darauf folgt. Denn dadurch wird man in den Stand gesetzt, das Ganze zu übersehen, die Hauptpunkte, worauf es bei dieser Wissenschaft ankommt, stückweise zu prüfen, und manches dem Vortrage nach besser einzurichten, als es in der ersten Ausfertigung des Werks geschehen konnte."[4] Die "Prolegomena" sollen also, obgleich gefälliger, populärer gehalten, die KrV nicht ersetzen, sondern lediglich zur Vereinfachung ihrer Lektüre dienen. Sie sind "nach analytischer Methode angelegt [...], da das Werk selbst [sc. die KrV] durchaus nach synthetischer Lehrart abgefaßt sein mußte".[5] Daraus ergibt sich ein für unser Thema ganz wesentlicher Unterschied. Während nämlich die "Prolegomena" absolute Wahrheiten in der Naturwissenschaft voraussetzen und sich von diesem Standpunkt aus (eben "analytisch") zu diesem Problem äußern, zeigt die KrV ("synthetisch") auf, wie es zu solchen reinen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen kommen kann.
III) KANTS VORGEHEN BEI DER LÖSUNG SEINES PROBLEMS
1.) Die Zusammenfassung in den "Prolegomena"
Der Intention Kants folgend soll nun der in den "Prolegomena" dargelegte Plan für die Lektüre und das Verständnis der "Transzendentalen Analytik" genutzt werden, indem ich auf den zweiten Teil eingehe, in dem eine Art Zusammenfassung der "Analytik" gegeben wird.
Nach Kant gibt es zwei Aspekte in der Naturbetrachtung, die sich gegenseitig bedingen: einen formalen, der von der o.e. Naturdefinition (nach allgemeinen Gesetzen geordnetes Dasein der Dinge, nicht der Dinge an sich) ausgeht, und einen materiellen, bei dem Natur als der Inbegriff aller Gegenstände der Erfahrung angesehen wird. Von letzterem geht Kant aus: er möchte sich mit den Bedingungen a priori von der Möglichkeit der Erfahrung beschäftigen (Transzendentalphilosophie), die für ihn – wie sich herausstellen wird – zugleich die Quellen für allgemeine Naturgesetze sind. "Was nicht ein Gegenstand der Erfahrung sein kann, dessen Erkenntnis wäre hyperphysisch, und mit dergleichen haben wir hier gar nicht zu tun, sondern mit der Naturerkenntnis, deren Realität durch Erfahrung bestätigt werden kann, ob sie gleich a priori möglich ist, und vor aller Erfahrung vorhergeht."[6] Es geht nicht um empirische Regeln, die sich aus der Naturbeobachtung ergeben und schon Erfahrung voraussetzen, also nicht mehr in den Bereich der reinen Naturwissenschaft gehören.
[...]
[1] Brittan S.118
[2] ebd. S.119
[3] Prolegomena 3
[4] ebd. 20
[5] ebd. 20/21
[6] ebd. 74/75
- Arbeit zitieren
- Thomas Keith (Autor:in), 1994, Was will Kant mit seiner "Transzendentalen Analytik"?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58147
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