"Focaults Machtbegriff" untersucht die wissenschaftliche Diskussion um Michel Foucaults Machtbegriff aus wissenschaftstheoretischer Sicht mit besonderer Betrachtung von Axel Honneth. Ziel ist es die Strukturen von wissenschaftlichen Diskussionen und insbesondere die Veränderung dieser anhand des Beispiels aufzuzeigen, nicht aber den Gegenstand der Diskussion selber zu untersuchen oder wissenschaftlich zu behandeln.
Die Hypothese zu Begin ist dabei, das Michel Foucault insbesondere deshalb so stark umstritten ist, weil er über wissenschaftliche Disziplinen und Konventionen hinweg eine neue Art der Herangehensweise begründet hat, und sich die Kritik an ihm weniger inhaltlicher als vielmehr formaler Natur äußert.
Inhaltsverzeichnis
2. Einführung
3. Wissenschaftstheoretische Struktur einer Diskussion
4. Die Kontrahenten – Michel Foucault vs. Alex Honneth
4.1. Michel Foucault
4.2. Alex Honneth
5. Die Diskussion
5.1. Fazit
6. Kritische Stellungsnahme
7. Quellen
2. Einführung
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die wissenschaftliche Diskussion um Michel Foucaults Machtbegriff aus wissenschaftstheoretischer Sicht mit besonderer Betrachtung von Axel Honneth. Ziel ist es die Strukturen von wissenschaftlichen Diskussionen und insbesondere die Veränderung dieser anhand des Beispiels aufzuzeigen, nicht aber den Gegenstand der Diskussion selber zu untersuchen oder wissenschaftlich zu behandeln.
Da die Natur einer solchen Diskussion es ist sich zu einem Großteil in wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Briefen, Interviews und ähnlichem aufzuhalten kann diese Hausarbeit nicht den Anspruch der Vollständigkeit erheben, was die Diskussion selber betrifft, da dies ansonsten den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Ziel ist es ganz klar, die Struktur, ein Modell anhand eines Beispiels aufzuzeigen.
Die Hypothese zu Begin dieser Arbeit ist dabei, das Michel Foucault insbesondere deshalb so stark umstritten ist, weil er über wissenschaftliche Disziplinen und Konventionen hinweg eine neue Art der Herangehensweise begründet hat, und sich die Kritik an ihm weniger inhaltlicher als vielmehr formaler Natur äußert.
3. Wissenschaftstheoretische Struktur einer Diskussion
Zum Verständnis eines wissenschaftlichen Diskurses, bzw. zum besseren Verständnis und zur Vermeidung von Missverständnissen: einer wissenschaftlichen Diskussion [Foucault hat einen eigenen Begriff des Diskurses] ist es grundlegend zu verstehen, wieso und wann wissenschaftlich Diskussionen entstehen. Unterschiedliche Meinungen über etwas das als wahr angenommen werden kann können erst dann entstehen, wenn die Parteien von verschiedenen methodologischen oder methodischen Regeln zur Verifizierung einer Hypothese verwenden, wie Kuhn es in seinem Modell zum Paradigmenwechsel in der paradigmengeleiteter Normalwissenschaft vorstellt.[1] Kuhns Begriff ist aber als ein Rahmen für Theorien zu verstehen, eindeutig wird hier also ein Paradigma nicht einer Theorie gleich gesetzt, sondern ein Paradigma ist als eine Deutung der Welt zu verstehen, eine Einstellung und Sicht zur und auf die Welt, so dass durchaus Theorien mit verschiedenen methodologischen oder methodischen Ansätzen innerhalb eines Paradigmas entstehen können. Die Problematik entsteht, wenn sich mehrere Theorien dem gleichen Untersuchungsgegenstand mit verschiedenen Ergebnissen und Ansätzen widmen, oder die Weltsichten der unterschiedlichen Theorien nicht miteinander vereinbar sind.
Diese Diskussion innerhalb eines Paradigmas lässt sich aber zumeist beilegen da sich die wissenschaftliche Gemeinde auf dieses Paradigma geeinigt hat. Schwieriger wird es, wenn es zu einem Paradigmenwechsel kommt, dem eine Grundlagenkrise voraus geht, da dass herrschende Paradigma unzureichend ist um sich stellende Problematiken zu lösen. Nun setzt sich eine weitere Sichtweise durch, das nächste Paradigma, dass den wissenschaftlichen Rahmen vorgibt, in dem sich die Diskussion und der Diskurs abspielen.[2] Diese Theorie nennt es zwar nicht ausdrücklich beim Namen, daraus folgernd zeigt sich aber die Problematik der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, die häufig über verschiedene Paradigmen verfügen, gestärkt durch die Einigkeit ihrer Disziplin aber keinen Paradigmenwechsel zulassen. Zu einer Transdisziplinarität[3] kommt es selten.
Die wissenschaftliche Diskussion wird demnach erst dadurch zu einem Problem, wenn sich verschiedene Methoden, Methodologien, oder Weltansichten begegnen. Dies ist häufig bei unterschiedlichen Wissenschaften, aber auch bei unterschiedlichen wissenschaftlichen Strömungen oder Interessensgruppen zu finden.
Der Methodenanarchismus nach Paul Feyerabend berührt die wissenschaftliche Diskussion selber in der Praxis nicht oder selten, auch wenn er als Theorie Teil einer solchen ist, aber selbst Feyerabend folgend würde die Diskussion bei unterschiedlichen Ergebnis zur selben Fragestellung entstehen, und sich im Zweifel erneut auf eine Grundeinstellung, ein Paradigma vereinfachen lassen, da unterschiedliche Lösungen des gleichen Problems als unwissenschaftlich gelten. Womit wiederum gezeigt ist, dass sich Feyerabends „Anything goes“ noch nicht gegenüber dem Paradigma dessen, was als wissenschaftliche Arbeit betrachtet wird durchgesetzt hat, auch wenn selbst Feyerabend eine gewisse Wissenschaftlichkeit fordert.
Nun ist innerhalb der wissenschaftlichen Diskussion neben den Methoden, der Methodologie, dem Paradigma und der Disziplin aber noch ein weiteres Problemfeld zu benennen: Der Grad des theoretischen Inhaltes. So können theoretische Disziplinen mit normativen Disziplinen selten auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden, müssen Sie auch nicht, da Sie unterschiedliche Aufgaben innehaben, und was theoretisch logisch ist, muss in der Praxis nicht funktionieren, genauso wenig wie nicht jede Beobachtung und Messung theoretisch erklärt werden kann, weil es in der Natur der Theorie liegt nicht die eine Beobachtung zu erklären, sondern gemeingültige Rahmen zu errichten. Dies zu akzeptieren fällt allerdings beiden Seiten schwer. Künstlich erschwert wird dies noch durch eine relativ neue Erscheinung der Wissenschaftsgeschichte, jenen „Freidenkern“, zu denen auch Foucault gezählt werden darf, die sowohl Theorien bilden, als auch normativ untersuchen, wobei sich sowohl das eine als auch das andere auf den Gegenpart stützen kann. Diese neue Offenheit innerhalb der Wissenschaft führt zwangsläufig zu einer Konfusion, aus der auch die Hermeneutik noch keinen Weg weisen konnte.
4. Die Kontrahenten – Michel Foucault vs. Alex Honneth
4.1. Michel Foucault
4.1.1. Vitae
Michel Foucault (* 15. Oktober 1926 in Poitiers, Frankreich; † 25. Juni 1984 in Paris, Frankreich) studierte Philosophie mit Staatsexamen und Psychologie mit Diplomabschluss. Nach mehreren Auslandaufenthalten und Anstellungen als Privatdozent erhielt er 1962 eine Professur in Clermont-Ferrand, Frankreich. 1970 erhält er den von ihm selbst entworfenen Lehrstuhl „Geschichte der Denksysteme“ am Collège de France. Thematisch beschäftigte sich Michel Foucault mit der Systematik des Denkens und Wissens und des wissenschaftlichen Schreibens, hierbei insbesondere mit der Diskursanalyse, sowie der Psychologie des Menschen mit besonderer Betrachtung der Sexualität und des Strafvollzuges, aber auch mit dem in dieser Hausarbeit behandeltem Bereich der Machtsausübung und der Herrschaft.[4],[5]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.1.2. Der Machtbegriff
Einführend zu Foucaults Machtbegriff ist zu sagen, dass sich die Konstruktion und Entwicklung seiner These durch sein gesamtes Werk, mit Ausschweifungen und Anlehnungen an diverse Thematiken zieht. [Eine detaillierte Darstellung aller Theorien würde über den Rahmen dieser Arbeit weit hinausreichen, daher werden hier nur die Grundgedanken und die für die spätere Betrachtung der Diskussion relevanten Kernthesen aufgezeigt.] Dies begünstigte natürlich die Möglichkeit von Missverständnissen, aber auch von einer wissenschaftlichen Diskussion die sich facettenreich über einen längeren Zeitraum abspielt. Michel Foucaults Intention war dabei zeitlebens die Konstruktion einer Theorie zum „richtigen“ Leben, wobei dies sowohl systemtheoretisch, sozialkonstruktivistisch als auch moralisch/philosophisch verstanden werden muss.[6] Foucault interessierte dabei nicht das Wesen der Macht, sondern deren Funktionsweise, ihre Architektur in der Praxis.[7]
[...]
[1] Vgl. Hans Poser; „Wissenschaftstheorie“; Reclam; Stuttgart 2001; S. 147
[2] Kuhns Theorie des Paradigmenwechsel ist selber nicht unumstritten und als ein eigenes Paradigma zu sehen. Imre Lakatos wirft Kuhn vor, dass Wissenschaft nicht als eine Glaubensrichtung, und davon zeigt ein Paradigma deutliche Züge, dargestellt werden kann, sondern als ein sich kontinuierlich ändernder Prozeß gesehen werden muss, der nicht nach Epochengleichen Paradigmen eingeteilt werden kann, sondern ein Prozess von Lösungen ist, welche neue Probleme aufwerfen. Vgl.: ebd. S. 157 ff. und: http://de.wikipedia.org/wiki/Paradigmenwechsel#Paradigmenwechsel_in_den_Sozialwissenschaften, 18.3.2006
[3] „Unter Transdisziplinarität versteht man das fächerübergreifende Zusammenarbeiten verschiedener Wissenschaften. Im Gegensatz zur Interdisziplinarität wird von einem gemeinsamen Konzept von Wissenschaftlichkeit ausgegangen.
Im Unterschied zu dem häufig mißverständlich benutzten Begriff der Interdisziplinarität (vergleiche lat. "inter~": "zwischen~" vs. "trans~": "jenseits von ~"), betont Transdisziplinarität die Sinnhaftigkeit der Disziplinenordnung im Sinne der Professionalisierung (vergleiche Elite - Funktionselite, Qualifikationselite), jedoch einhergehend mit der paritätisch basierten Dialog- und Kooperationsfähigkeit unter diesen. Man spricht auch davon, dass man»auf gleicher Augenhöhe«von den beteiligten Disziplinen aus in Dialog tritt.“, http://de.wikipedia.org/wiki/Transdisziplinarit%C3%A4t, 16.3.2006
[4] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Foucault; 10.3.2006
[5] Bild: http://www.marxists.org/glossary/people/f/pics/foucault.jpg; 16.3.2006
[6] vgl.: „Die Suche nach ethischen Kriterien, die Frage nach der Möglichkeit des richtigen bzw. angemessenen Lebens hat ihn Zeit seines Lebens umgetrieben. Dies hat einen Niederschlag gefunden in seinem praktischen-politischen Engagement (vgl. Biographie) als auch in einer Vielzahl kleinerer Schriften (vgl. oben) und schließlich ist es das zentrale Thema seines Spätwerks geworden ("Der Gebrauch der Lüste" und "Die Sorge um sich" 1984).“
http://ik.euv-frankfurt-o.de/module/modul_IV/druckversion.html; 11.3.2006
[7] vgl. Kögler, Hans-Herbert; „Michel Foucault“; Metzler; Stuttgart 1994; S. 98
- Quote paper
- Matthias Lindner (Author), 2005, Focaults Machtbegriff - Untersuchung aus wissenschaftstheoretischer Perspektive der wissenschaftlichen Diskussion mit besonderer Betrachtung von Axel Honneth, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57754
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