Obwohl die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) eines der wirksamsten Verfahren zur Behandlung therapieresistenter Depressionen ist, stößt sie in der Öffentlichkeit häufig auf Ablehnung und wird deshalb in den deutschen Kliniken vergleichsweise selten angewendet. Die Ziele der Studie bestanden darin, den aktuellen Meinungsstand im deutschsprachigen Raum zu beleuchten und die Ursachen für das Zustandekommen möglicher negativer Grundhaltungen zu untersuchen. Dafür wurde der Fragebogen zur Erfassung der Einstellung gegenüber der EKT (FEE-EKT) an drei Stichproben erhoben (461 nichtklinische Probanden, 26 depressive, therapieresistente EKT-Patienten und 30 niedergelassene Neurologen und Psychiater).
Erwartungsgemäß waren die nichtklinischen Probanden signifikant negativer gegenüber der EKT eingestellt als die Patienten und Experten. Mehrheitlich lässt sich die Einstellung in dieser Gruppe als neutral/ ambivalent und tendenziell vorurteilsbelastet beschreiben. Auffällig ist, dass nur die Hälfte der Probanden die EKT kannte. Diejenigen, die vor der Befragung einen kurzen Aufklärungstext gelesen haben (N = 76), waren signifikant positiver gegenüber der EKT eingestellt als nicht aufgeklärte Probanden. Die EKT-Patienten und die Experten gaben an, über die EKT gut informiert zu sein, und hatten ihr gegenüber eine sehr positive Einstellung.
Die Qualität der Informationsquellen konnte als wichtigster Einflussfaktor für das Urteil der Probanden identifiziert werden. Probanden, die Medien als Informationsquelle angaben, waren signifikant negativer und ängstlicher gegenüber der EKT eingestellt als Probanden, die andere oder gar keine Informationsquellen nannten. Zudem bestand in allen Befragungsgruppen ein positiver Zusammenhang zwischen selbsteingeschätzter Informiertheit und einer positiven EKT-Einstellung.
Die tendenziell ablehnende Haltung der Allgemeinbevölkerung ist v. a. auf mangelndes Wissen und eine negative Medienpräsenz der EKT zurückzuführen. Daher sollte eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit zum Abbau von Vorurteilen angestrebt werden, so dass die EKT in Deutschland im Interesse der depressiven Patienten häufiger eingesetzt werden kann.
INHALTSVERZEICHNIS
ABSTRACT
1. EINLEITUNG
1.1 DIE ELEKTROKONVULSIONSTHERAPIE (EKT)
1.2 DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER DER EKT
1.3 HERLEITUNG DER FRAGESTELLUNG
1.3.1 DIE EINSTELLUNG DER VERSCHIEDENEN BEFRAGUNGSGRUPPEN GEGENÜBER DER EKT
A. Allgemeinbevölkerung
B. EKT-Patienten
C. Neurologen und Psychiater
1.3.2 DIE KOVARIABLEN DER EKT-EINSTELLUNG
A. Informiertheit und Einfluss der Informationsquellen
B. Behandlungserfahrung
C. Alter, Bildungsstatus und Geschlecht
D. Depressive Symptomatik
E. Zeitliche Distanz zur EKT-Behandlung
1.3.3 DER ZEITLICHE WANDEL DER EKT-EINSTELLUNG
1.3.4 ABBAU VON VORURTEILEN GEGENÜBER DER EKT
1.4 HYPOTHESEN UND EXPLORATIVE FRAGESTELLUNGEN
1.4.1 STICHPROBENUNTERSCHIEDE IN DER EKT-EINSTELLUNG
1.4.2 INFORMIERTHEIT UND EINFLUSS DER INFORMATIONSQUELLEN
1.4.3 BEHANDLUNGSERFAHRUNG
1.4.4 ALTER, BILDUNGSSTATUS UND GESCHLECHT
1.4.5 DEPRESSIVE SYMPTOMATIK
1.4.6 AUFKLÄRUNG
1.4.7 ZEITLICHER TREND
1.4.8 FEE-EKT ALS PRÄDIKTOR FÜR BEHANDLUNGSERFOLG
1.4.9 HYPOTHESEN ZUR NACHVALIDIERUNG DER FEE-EKT
2. METHODE
2.1 VERSUCHSPERSONEN
2.1.1 NICHTKLINISCHE STICHPROBE
2.1.2 KLINISCHE STICHPROBE
2.1.3 EXPERTEN-STICHPROBE
2.2 MESSINSTRUMENTE
2.2.1 FEE-EKT
2.2.2 HAMILTON DEPRESSIONSSKALA
2.2.3 BECK-DEPRESSIONS-INVENTAR
2.3 STUDIENDESIGN
2.4 STATISTISCHE ANALYSEN
3. ERGEBNISSE
3.1 NICHTKLINISCHE STICHPROBE
3.2 KLINISCHE STICHPROBE
3.3 EXPERTEN-STICHPROBE
3.4 STICHPROBENUNTERSCHIEDE
3.5 GESAMTSTICHPROBE
4. DISKUSSION
4.1 EINSTELLUNG GEGENÜBER DER EKT
A. Allgemeinbevölkerung
B. EKT-Patienten
C. Neurologen und Psychiater
4.2. DIE KOVARIABLEN DER EKT-EINSTELLUNG
A. Informationshintergrund
B. Kontakt zur EKT
C. Alter und Geschlecht
D. Depressive Symptomatik
4.3 KLINISCHE RELEVANZ DER ERGEBNISSE
4.4 SCHWIERIGKEITEN DER STUDIE
4.4.1 Stichprobenziehung und -bias
4.4.2 Die allgemeine diagnostische Problematik klinischer Daten
4.4.3 Verteilung der Daten
4.5 AUSBLICK
6. LITERATUR
7. TABELLEN-UNDABBILDUNGSVERZEICHNIS
ANHANG A (ABSTRACT ZUM STUDIENPROJEKT)
ANHANG B (FEE-EKT)
ANHANG C (INTERPRETATION DER FEE-EKT-SKALEN)
ANHANG D (TESTVERSIONEN DER FEE-EKT)
ANHANG E (AUFKLÄRUNGSTEXT)
ANHANG F (GÜTEKRITERIEN DER FEE-EKT)
ANHAND G (POST-HOC-TESTS AUF STICHPROBENUNTERSCHIEDE)
ANHANG H (POST-HOC-TESTS AUF GRUPPENUNTERSCHIEDE IN DER INFORMIERTHEIT)
ANHANG I (POST-HOC-TESTS AUF GRUPPENUNTERSCHIEDE IN DER ÄNGSTLICHKEIT)
ANHANG J (POST-HOC-TESTS AUF UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEN ALTERSKOHORTEN)
ACKNOWLEDGEMENT
Zu allererst möchte ich meinen Eltern, Birgit und Holger Jarchow, danken, die mich während meines Studiums mit Rat und Tat, emotional und auch finanziell unterstützt haben und mir so ermöglicht haben, mich ganz und gar auf mein Studium und ebendiese Diplomarbeit zu konzentrieren.
Ich danke meiner Betreuerin am Campus Charité Benjamin Franklin, Dipl.- Psych. Eva-Lotta Brakemeier, dass sie mir die Chance gegeben hat, an einem so interessanten und innovativen Projekt mitzuarbeiten und dass sie mir das Vertrauen und die Verantwortung überlassen hat, die FEE-EKT zu gestalten, weiterzuentwickeln und einzusetzen. Ebenso möchte ich mich für ihre kompetente und freundliche Unterstützung bei meinem Studienprojekt und meiner Diplomarbeit bedanken.
Als nächstes danke ich ganz besonders herzlich Ingo Mohr, ohne den die Onlineumsetzung des Fragebogens schlichtweg undenkbar gewesen wäre. Ihm ist es zu verdanken, dass wir über die Plattform Internet so zahlreiche Probanden rekrutieren konnten. Er hat sehr viel Zeit investiert, die Datenbank zu betreuen und die anfallenden Daten SPSS-tauglich zu konvertieren - und das alles ohne jede Aufwandsentschädigung!
Ich danke meiner Betreuerin am Lehrstuhl der Klinischen Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Eva Kischkel, für ihre professionelle und herzliche Unterstützung.
Dem medizinischen Leiter der Effekt-Studie, Prof. Dr. Malek Bajbouj, gilt mein Dank für die Bereitstellung finanzieller Mittel und sein fachliches Engagement für meine Diplomarbeit.
Ich bedanke mich bei den zahlreichen Helfern, die die FEE-EKT „unters Volk“ gebracht haben, insbesondere bei Dipl.-Psych. Andrea Lange, Dipl.-Psych. Eva-Lotta Brakemeier, Dr. Eva Kischkel, Marcel Pagels, Birgit Jarchow, Peter Monnerjahn, meiner Schwester Karoline Jarchow, Katarina Bobkova, Beate Butz, André Kagel, Juliane Nietsch, Günther Pagel, Verena Seuffert, Anke Zöllmer und meiner Marburg-Peergroup.
Der Stellenwert der Elektrokonvulsionstherapie in Deutschland Diplomarbeit Zu Dank verpflichtet bin ich auch den studentischen Mitarbeitern der EffEKT- Forschungsgruppe, die die Testungen an der klinischen Stichprobe durchgeführt und die Daten ausgewertet haben und die mich bei der postalischen Neurologen-Fragebogenaktion unterstützt haben - Anne Weigand, Rebecca Schneibel, Johannes Boeckh, Birka Ehlers, Irina Pauser, Nadine Siedow, Uta Hoppmann.
Für das kompetente Korrekturlesen bedanke ich mich bei Peter Monnerjahn und Birgit Jarchow, für die Unterstützung bei mathematisch-statistischen Aspekten bei Anna Thorwart, Julia Niefnecker und Ute Weferling. Ich danke Judith Oertel und der ProMarkt Online GmbH für den freundlichen Sponsorkontakt und die Bereitstellung der Gutscheine für die Probanden. Mein Dank gilt außerdem Prof. Dr. Fydrich und Prof. Dr. Mühlig, die mein Interesse an der Klinischen Psychologie und der Psychotherapie geweckt haben.
Johannes Jarchow
Berlin, 22 - 04 - 2006
Abstract
Obwohl die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) eines der wirksamsten Verfahren zur Behandlung therapieresistenter Depressionen ist, stößt sie in der Öffentlichkeit häufig auf Ablehnung und wird deshalb in den deutschen Kliniken vergleichsweise selten angewendet. Die Ziele der Studie bestanden darin, den aktuellen Meinungsstand im deutschsprachigen Raum zu beleuchten und die Ursachen für das Zustandekommen möglicher negativer Grundhaltungen zu untersuchen. Dafür wurde der Fragebogen zur Erfassung der Einstellung gegenüber der EKT (FEE-EKT) an drei Stichproben erhoben (461 nichtklinische Probanden, 26 depressive, therapieresistente EKT-Patienten und 30 niedergelassene Neurologen und Psychiater).
Erwartungsgemäß waren die nichtklinischen Probanden signifikant negativer gegenüber der EKT eingestellt als die Patienten und Experten. Mehrheitlich lässt sich die Einstellung in dieser Gruppe als neutral/ ambivalent und tendenziell vorurteilsbelastet beschreiben. Auffällig ist, dass nur die Hälfte der Probanden die EKT kannte. Diejenigen, die vor der Befragung einen kurzen Aufklärungstext gelesen haben (N = 76), waren signifikant positiver gegenüber der EKT eingestellt als nicht aufgeklärte Probanden. Die EKT-Patienten und die Experten gaben an, über die EKT gut informiert zu sein, und hatten ihr gegenüber eine sehr positive Einstellung.
Die Qualität der Informationsquellen konnte als wichtigster Einflussfaktor für das Urteil der Probanden identifiziert werden. Probanden, die Medien als Informationsquelle angaben, waren signifikant negativer und ängstlicher gegenüber der EKT eingestellt als Probanden, die andere oder gar keine Informationsquellen nannten. Zudem bestand in allen Befragungsgruppen ein positiver Zusammenhang zwischen selbsteingeschätzter Informiertheit und einer positiven EKT-Einstellung.
Die tendenziell ablehnende Haltung der Allgemeinbevölkerung ist v. a. auf mangelndes Wissen und eine negative Medienpräsenz der EKT zurückzuführen. Daher sollte eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit zum Abbau von Vorurteilen angestrebt werden, so dass die EKT in Deutschland im Interesse der depressiven Patienten häufiger eingesetzt werden kann.
Schlagworte: Einstellung, Elektrokonvulsionstherapie, Elektrokrampftherapie, Elektroschocktherapie, Informiertheit, EKT, Information, Vorurteile, Patienten, Allgemeinbevölkerung, Neurologen, Psychiater, Depression, Zufriedenheit,
1. Einleitung
Die Längsschnittstudie EffEKT (Effektivität der Elektrokonvulsionstherapie) an der Charité Campus Benjamin Franklin überprüft unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Kathmann (Humboldt-Universität zu Berlin, Psychologischer Leiter der Studie), Prof. Dr. Malek Bajbouj (Charité Campus Benjamin Franklin, Medizinischer Leiter der Studie) und Dipl.-Psych. Eva-Lotta Brakemeier die Wirksamkeit von drei verschiedenen an die Akut-EKT angeschlossenen Erhaltungstherapieformen sowie die potentiellen kognitiven Nebenwirkungen der EKT und der Erhaltungs-EKT bei therapieresistenten Depressionen. Ein weiteres Untersuchungsziel besteht darin, die Veränderungen der kognitiven Makroschemata der Patienten - insbesondere auch die Einstellung der Patienten zu dieser Therapieform - im Verlauf der Behandlung zu untersuchen. Es besteht u. a. die Hypothese, dass sich die anfangs von Vorurteilen und Ängsten geprägte Einstellung durch die erfahrene Wirksamkeit der Akut-EKT in Richtung einer positiven, adäquaten Einstellung verändert. Der eigens dafür konstruierte Fragebogen FEE-EKT (Jarchow et al., 2005 - unveröffentlicht) wurde von 461 nichtpsychiatrischen Probanden, 26 EKT-Patienten und 30 niedergelassenen Neurologen bearbeitet. Die vorliegende Diplomarbeit hat zum Ziel, das aktuelle Meinungsbild gegenüber der EKT im deutschsprachigen Raum zu beleuchten.
1.1 Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
Die Elektrokonvulsionstherapie ist eine der ältesten, wirksamsten, aber auch umstrittensten Therapien in der Psychiatrie. Schon im 18. Jahrhundert wurden psychische Erkrankungen mit der Auslösung von Krampfanfällen wirksam behandelt. In den 1930er Jahren verbreitete sich die EKT nach der Erstbeschreibung durch Ugo Cerletti (1938) rasch und etablierte sich als therapeutisches Mittel bei der Melancholie, der Katatonie und der Schizophrenie. Nach Einführung der Antidepressiva und der Neuroleptika in den fünfziger und sechziger Jahren nahm die Bedeutung der EKT allerdings ab. Ab den neunziger Jahren kam die EKT wieder häufiger in Deutschland zur Anwendung, insbesondere durch Publikationen der Wirksamkeit (s. u.) und der Verringerung der Nebenwirkungen durch die Kurzimpulstechnik (Eschweiler et al., 2003).
Die EKT beruht im Wesentlichen darauf, dass durch eine kurze elektrische Reizung des Gehirns ein generalisierter Krampfanfall ausgelöst wird. Nach heutigem Kenntnisstand ist die Wirkung der EKT auf neurochemische Veränderungen verschiedener Neurotransmittersysteme zurückzuführen. Die moderne EKT wird mittlerweile unter intensivmedizinischen Bedingungen mit Kurznarkose, Muskelrelaxation, Monitoring der Vitalfunktion, neuen Kurz- impulstechniken und modifizierter Elektrodenlage durchgeführt (Baghai et al., 2003).
Die wichtigste Indikation für die EKT ist ein therapieresistentes schweres depressives Syndrom, weil die EKT hier nach wie vor die wirksamste Behandlungsmaßnahme darstellt (z. B. Folkerts, 2000). Es gibt in der Literatur unterschiedliche Definitionen für Therapieresistenz bei depressiven Erkrankungen. Thase und Rush (1999) formulierten fünf verschiedene Grade von Therapieresistenz unter Berücksichtigung medikamentöser Behandlung und EKT. Gemäß Souery und Kollegen (1999) bedeutet Therapieresistenz, dass sich die Symptomatik durch die sukzessive Gabe von mindestens zwei Antidepressiva unterschiedlicher Substanzklassen über jeweils mindestens sechs bis acht Wochen in ausreichend hoher Dosierung bei gesicherter Medikamenteneinnahme des Patienten nicht verbessert.
Die Indikation für die EKT stützt sich auf zahlreiche Wirksamkeitsnachweise (z. B. Fink, 2000; Folkerts, 1997a, 1997b). Insbesondere ist in diesem Zusammenhang die Publikation des Task-Force-Reports der American Psychiatric Association (APA) von 2000 mit klaren Belegen zur überlegenen Wirksamkeit der EKT bei der Depression gegenüber anderen Therapieformen hervorzuheben.
Trotz dieser Wirksamkeitsnachweise sind die Nebenwirkungen, insbesondere die kurzfristigen kognitiven Nebenwirkungen - wobei v. a. Einbußen des Gedächtnisses und der Merkfähigkeit diskutiert werden - sowie die hohe Rückfallquote nach Abschluss der Behandlungsserie nicht zu vernachlässigen.
1.2 Die Einstellung gegenüber der EKT
Der Begriff Einstellung kann sozialpsychologisch wie folgt definiert werden: Eine Einstellung ist eine psychische Tendenz, die dadurch zum Ausdruck kommt, dass man ein bestimmtes Objekt mit einem gewissen Grad von Zuneigung oder Abneigung bewertet (Eagly & Chaiken, 1998). Einstellungen entstehen in der Interaktion mit der Umwelt durch Lernprozesse (siehe Abbildung 1.1). Wir sind täglich das Ziel zahlreicher Beeinflussungsversuche über persönliche Gespräche und über Massenmedien, die darauf abzielen, unsere Einstellungen zu ändern oder sie zu festigen. Beim Streben nach kognitiver Konsistenz verändern Menschen oft ihre Einstellungen, um sie mit ihrem Verhalten in Einklang zu bringen (z. B. Petty, Haugtvedt & Smith, 1995).
Bei der Fragebogenkonstruktion der FEE-EKT wurde das Drei-Komponenten- Modell der Einstellung berücksichtigt (Jarchow, 2005 - unveröffentlicht; Abstract siehe Anhang A). Das Drei-Komponenten-Modell (vgl. Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002) steht für eine Umsetzung des allgemein integrativen Trends innerhalb der Sozialpsychologie und definiert Einstellungen als summarische Bewertungen von Gegenständen durch ein Zusammenspiel von affektiven, kognitiven und konativen Komponenten. Die Elemente des Drei-Komponenten- Modells unterliegen unterschiedlichen Lernvorgängen (Greenwald, 1968; zitiert nach Fischer & Wiswede, 2002, S. 222 ff.). Gegenüber bekannten Objekten entwickeln sich über unmittelbare Belohnungen oder Bestrafungen habitualisierte Verhaltensbereitschaften. Kognitive Elemente werden nach dem Modell von Greenwald vorrangig über Kommunikationsprozesse erworben. Darüber hinaus kommt es zu Einstellungsänderungen, wenn Menschen lernen, den Einstellungsgegenstand mit angenehmen oder unangenehmen Kontexten oder Konsequenzen zu assoziieren.
Abbildung 1.1 Einstellungen und Lernen (Greenwald, 1968; aus Fischer & Wiswede, 2002)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die sozialpsychologische Forschung beschäftigt sich u. a. mit den Auswirkungen von Einstellungen auf die Informationsverarbeitung und das Verhalten. Es konnte z. B. gezeigt werden, dass Einstellungen auf allen Stufen der Informationsverarbeitung einen Einfluss ausüben, zum Beispiel auf die Aufmerksamkeit oder das Abrufen aus dem Gedächtnis. Oft findet man eine bevorzugte Verarbeitung von einstellungskongruenten Informationen (Frey, 1986; zitiert nach Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002, S. 297).
Eng mit dem Thema der Einstellung verknüpft ist das Forschungsfeld der Vorurteile. Sie bezeichnen im sozialpsychologischem Sinn Einstellungen gegenüber sozialen Gruppen, vor allem wenn sie negativ sind (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2002). Erweiternd lässt sich der Begriff definieren als „eine dem Stereotyp nahestehende Einstellung, die kaum auf Erfahrung (Information, Sachkenntnis), um so mehr auf subjektiver Eigenbildung bzw. Generalisierung von Ansichten beruht“ (Häcker et al., 2003). Vorurteile entstehen dadurch, dass fremde Urteile, Ansichten oder Meinungen übernommen werden, ohne ihre Richtigkeit an der Realität zu überprüfen. Eine negative Grundhaltung gegenüber der EKT kann als Vorurteil deklariert werden, denn ihre Wirksamkeit und geringen Nebenwirkungen sind belegt (siehe 1.1). Weit verbreitete Horrorvorstellungen über die EKT, welcher Unwirksamkeit, bleibende Schäden im Gehirn und Veränderungen der Persönlichkeit nachgesagt werden, sind wissenschaftlich nicht haltbar.
Vor allem die siebziger und achtziger Jahre waren geprägt von einer starken Antipathie gegen die als grausam und unmenschlich gebrandmarkte Therapieform. Der Film „Einer flog übers Kuckucksnest“ (1975) von Stanley Kubrick, in dem Jack Nicholson mittels unfreiwilliger EKT ohne Narkose für sein nonkonformes Verhalten bestraft wird, trug erheblich zur Vorurteilsverbreitung bei. Die EKT wurde so zum Symbol einer inhumanen und repressiven Psychiatrie.
Lawrence Stevens (1998), der aus dem Lager der sog. Antipsychiatriebewegung stammt, brachte die Abwehrhaltung und Vorurteile gegenüber der EKT deutlich zum Ausdruck:
„Was man früher Elektroschockbehandlung genannt hat, bezeichnet man heute meist als ‚Elektrokrampftherapie’, oft abgekürzt als EKT. Die Bezeichnung ist irreführend, da EKT keine Form der Therapie ist, trotz der Behauptungen ihrer Befürworter. EKT verursacht Gehirnschäden, Gedächtnisverlust und verringert die Intelligenz. (...) Psychiater, die die EKT anwenden, verstoßen gegen den Hippokratischen Eid, der es ihnen verbietet, Patienten zu schädigen, und sie machen sich einer Form ärztlicher Kurpfuscherei schuldig. Unglücklicherweise haben die meisten Psychiater die EKT angewandt, und der Regierung ist es nicht gelungen, sich ihrer Verantwortung zu erinnern, um uns von dieser schädigenden und irrationalen ‚Behandlung’ zu schützen.“
Natürlich ist dies ein extremer Standpunkt, und dessen Einfluss auf die Meinungsbildung der Bevölkerung gegenüber der EKT mag gering sein, aber auch die großen „Meinungsmacher“ - Fernsehen, Zeitschriften und Tageszeitungen - verbreiten ein tendenziell negatives Bild der EKT und bedienen die althergebrachten Vorurteile. Ergebnisse einer Zeitungsanalyse in Deutschland zeigten beispielsweise, dass bezüglich der EKT keine prinzipielle Akzeptanz, eine tendenziöse Wortwahl und ein emotionalisierter und unsachlicher Umgang mit dem Thema vorherrschen (Hoffmann-Richter, Alder & Finzen, 1998).
Auch in Romanen und Filmen wird die EKT größtenteils negativ dargestellt. Insbesondere amerikanische Hollywoodfilme wie „A Beautiful Mind“ (2001) oder „Shine“ (1996) zeigen die EKT bis heute als eine brutale, veraltete, unmenschliche Behandlungsmethode ohne therapeutischen Effekt (McDonald & Walter, 2004). Nicht zu unterschätzen sind die Assoziationen mit den Begriffen der Eletrokrampftherapie, Elektrokonvulsionstherapie und der Elektroschock- therapie. Der schon von den Erstbeschreibern Cerletti und Bini als unglücklich angesehene Terminus „Elektroschock“ stellt eine gedankliche Nähe zur Folter und dem „elektrischen Stuhl“ her (Cerletti, 1956; zitiert nach Folkerts, 1999, S. 146) und fördert damit eine negative Grundhaltung gegenüber der EKT. Im Fragebogen FEE-EKT sollten die Probanden spontane Assoziationen zu der EKT wiedergeben (Item B). Dadurch kann festgestellt werden, was allein das Wort Elektrokrampftherapie für Gedankenverknüpfungen bei Probanden auslöst, die nicht wissen, was die EKT ist.
1.3 Herleitung der Fragestellung
Im Rahmen der Dissertationsarbeit von Dipl.-Psych. Eva-Lotta Brakemeier zum Thema „Vergleich zwischen E-EKT, medikamentöser und psychothera- peutischer Intervention nach Akut-EKT bezüglich des Verlaufs therapie- resistenter Depressionen“ beschäftige ich mich in meiner Diplomarbeit mit dem Stellenwert der EKT im deutschsprachigen Raum, was noch unzureichend untersucht ist. In einem vorangegangenen Studienprojekt (Jarchow, 2005 - unveröffentlicht; Abstract im Anhang A) wurde ein Fragebogen (FEE-EKT, Jarchow et al., 2005 - unveröffentlicht; siehe Anhang B) entwickelt, der die Einstellung von depressiven Patienten gegenüber der EKT vor und nach der EKT-Behandlung erfaßt. Neben dieser Patientenversion liegt auch eine Fragebogenversion für nichtpsychiatrische Probanden (FEE-EKT-C) und Fachärzte (FEE-EKT-D) vor. Mithilfe dieser Fragebögen soll untersucht werden, wie Patienten und Angehörige, Experten und die Allgemeinbevölkerung gegenüber der EKT eingestellt sind.
Das Untersuchungsziel der Diplomarbeit ist dabei die Klärung der folgenden Fragen:
1. Wie und warum unterscheiden sich die verschiedenen Befragungsgruppen voneinander bezüglich ihrer Einstellung gegenüber der EKT?
2. Welche Kovariablen beeinflussen die Einstellung gegenüber der EKT?
3. Gibt es seit Bestehen der EKT und insbesondere in den letzten Jahren einen zeitlichen Veränderungstrend bezüglich der EKT-Einstellung?
4. Wie lassen sich die Vorurteile gegenüber der EKT abbauen?
Im Folgenden wird auf diese Fragestellungen gesondert eingegangen.
1.3.1 Die Einstellung der verschiedenen Befragungsgruppen gegenüber der EKT
A. Allgemeinbevölkerung
Aufgrund der tendenziell negativen Darstellung der EKT in den Medien und der negativen Spontanassoziationen zu den Worten „Elektro“, „Krampf“ und „Schock“ kann davon ausgegangen werden, dass die Einstellung in der Allgemeinbevölkerung gegenüber der EKT negativ ist. Bislang wurden hierzu keine systematischen Untersuchungen durchgeführt. Die wenigen publizierten Studien zu dieser Thematik wurden nahezu ausschließlich im psychiatrischen Setting durchgeführt, in dem psychiatrische Patienten ohne EKT und Angehörige psychiatrischer Patienten befragt wurden.
Folkerts (1999) erfasste die subjektive Bewertung der EKT bei 111 Patienten mit verschiedenen psychischen Störungen, die weder in der aktuellen Krankheitsepisode noch früher mit EKT behandelt worden waren. 65 Patienten (58.6 %) äußerten, Angst vor der EKT zu haben. Nur 15 Patienten (13.5 %) beantworteten die Frage positiv, ob die EKT insgesamt eine hilfreiche Therapie sei.
Kerr und Mitarbeiter (1982) untersuchten die Einstellung von 56 Angehörigen von Nicht-EKT-Patienten und 62 Angehörigen von EKT-Patienten, wobei die letztgenannte Gruppe deutlich weniger vorurteilsbehaftete Einstellungen aufwies als die erstgenannte. Beispielsweise lehnten 42.9 % der Angehörigen von Nicht-EKT-Patienten die Aussage „EKT ist eine sichere, harmlose Behandlung“ ab, während Angehörige von EKT-Patienten dies zu 22.6 % taten. Angehörige, die Patienten mit EKT-Erfahrung besuchten, hatten weniger fehlerhafte Annahmen über die EKT als Angehörige von Nicht-EKT-Patienten.
Zwei ältere Studien (Kalayam & Steinhart, 1981; O’Shea & McGennis, 1983) haben sich in den frühen achtziger Jahren mit der Einstellung der Allgemeinbevölkerung gegenüber der EKT in New York und Dublin befasst, allerdings keine validierten Messinstrumente eingesetzt. Beide Studien zeichneten ein geteiltes Meinungsbild der Allgemeinbevölkerung gegenüber der EKT. O’Shea und McGennis (1983) befragten 100 Angestellte einer Fabrik in Dublin. Dabei gaben 24 an, dass sie es ablehnen würden, die EKT bei sich selbst durchführen zu lassen. 47 würden einem Verwandten zur EKT raten, wenn dies ein Doktor empfehlen würde, genauso viele würden es ablehnen. 61 hatten den Film „Einer flog übers Kuckucksnest“ gesehen. Männliche und ältere Probanden wiesen tendenziell positivere Einstellungen auf als weibliche und jüngere. Von den dreizehn Befragten, deren Verwandte mit der EKT behandelt wurden, berichteten 69.2 %, dass die EKT geholfen habe.
B. EKT-Patienten
Die wesentlichen Einflussfaktoren in dieser Befragungsgruppe sind die Erfahrung mit der Behandlungsmethode sowie die depressive Symptomatik.
Das depressive Syndrom zeichnet sich durch affektiv-motivationale Symptome wie Niedergeschlagenheit und Antriebshemmung, durch somatische Symptome wie Schlafstörungen und Appetitverlust sowie durch kognitive Symptome aus.
Unter der letzten Symptomgruppe werden neben Konzentrationsschwierigkeiten und einer Gedächtnisschwäche auch eine ausgeprägte pessimistische Sichtweise subsummiert (z. B. Hautzinger, 2000). Kognitive Depressions- modelle gehen davon aus, dass die Symptomatik vor allem aus dysfunktionalen, gestörten kognitiven Abläufe resultiert und durch diese aufrechterhalten wird. Beck (1967, 1987) hat in diesem Zusammenhang die Theorie der Kognitiven Triade formuliert, wonach Depressive ein negatives kognitives Muster bezüglich des Selbstbildes, des Umfeldes und der Zukunft aufweisen.
Wie schon in der vorangegangenen Pilotstudie (Jarchow, 2005 - unveröffentlicht; Abstract im Anhang A) gezeigt wurde, beeinflusst die Depressivität die EKT-Einstellung in Richtung des Ablehnungspols. Es wird angenommen, daß Patienten mit einem größeren Schweregrad der Depressions-Symptomatik eine negativere EKT-Einstellung als Patienten mit geringerem Schweregrad haben, weil sich die aktivierten negativen Schemata auch auf die Beurteilung der Behandlung auswirken. Die Schwere- gradbeurteilung erfolgt in der EffEKT-Studie über das Beck-Depressions- Inventar BDI (Hautzinger, Bailer, Worrall & Keller, 1995) und die Hamilton Depressionsskala HAMD (Hamilton, 1960). BDI und FEE-EKT korrelieren hochsignifikant zu -.59** (Jarchow, 2005 - unveröffentlicht).
Bei den Patienten, die noch vor ihrer ersten EKT-Behandlung stehen, ist zu erwarten, dass die EKT-Einstellung im positiven Bereich liegt. Dem negativen Einfluss der Depression und der Verbreitung von Vorurteilen in den Medien steht eine Hoffnung auf Besserung der Symptomatik entgegen, die die Patienten mit der EKT verbinden. Außerdem sollten die Patienten durch Aufklärung über das Verfahren von Seiten der behandelnden Ärzte über wissenschaftlich fundierte Informationen bezüglich der Methodik der EKT verfügen, was ebenfalls den negativen Einfluss der ersten beiden Faktoren zurückdrängt. Die Einstellung nach erfolgter EKT sollte noch positiver und weniger ambivalent sein als vor der Behandlung.
Die EKT-Erfahrung wird in der Literatur konsistent als positive Einflussvariable für die EKT-Einstellung angesehen. So war z. B. die Globalbeurteilung der EKT bei Patienten, die mit einer EKT behandelt wurden, signifikant positiver als bei psychiatrischen Patienten ohne EKT-Erfahrung (Folkerts, 1999). 62.2 % der 74 befragten EKT-Patienten schätzten die EKT als eine hilfreiche Therapie ein. Patienten, die nicht mit EKT behandelt wurden und während ihres Klinikaufenthaltes Kontakt zu EKT-Patienten hatten, schätzten die EKT positiver ein als Patienten ohne Kontakt zu EKT-Patienten.
Einen systematischen Rückblick über die zahlreichen Studien im englischsprachigen Raum, die sich mit dem subjektiven Erleben der EKT von Patienten auseinandersetzen, gaben Rose et al. (2003). Das Level der positiven Antworten auf das in zahlreichen Befragungen eingesetzte Standarditem „Die EKT ist hilfreich“ variierte beträchtlich (Heterogenität: $² = 256, p < 0.001), was in Abbildung 1.2 zu sehen ist. Negative Einstellungen von EKT-Patienten fanden sich v. a. in Studien, die nicht im psychiatrischen Setting durchgeführt wurden.
Abbildung 1.2 Boxplots über den Anteil der Patienten, die die EKT als hilfreich empfinden (95%-Konfidenzintervall)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
* Nicht-Psychiatrische Studien (aus Rose et al., 2005)
C. Neurologen und Psychiater
Auch in Fachkreisen stieß die EKT bis vor einigen Jahren auf erheblichen Widerstand. Dabei gehört der Psychiater Peter R. Breggin zu den von der Antipsychiatriebewegung meist zitierten EKT-Gegnern. Er behauptet, dass Patienten durch die EKT „massive Hirnschädigungen und irreversible geistig- seelische Schädigungen“ zugeführt würden (Breggin, 1980; zitiert nach Eschweiler et al., 2003, S. 122). Mittlerweile gelten solche und ähnliche Anschuldigungen durch zahlreiche Untersuchungen als widerlegt, was zu einem Wandel der Einstellung führte. Im deutschsprachigen Raum gab es hierzu zwei Untersuchungen, die den positiven Trend in der Einstellung und in der Häufigkeit der Anwendungen dokumentierten. Während 1977 in der Befragung von Reimer und Lorenzen (1981) noch 98 von 227 Kliniken (43.2 %) EKT anwendeten, erhöhte sich der Anteil bis 1995 in der Befragung von Müller und Mitarbeitern (1998) auf 168 von 248 Kliniken (67.7 %). Der Vergleich zwischen den Aussagen von leitenden Psychiatern 1977 und 1995 zeigt einen Zuwachs an positiven Haltungen zur EKT.
Die sechs standardisierten Befragungsitems der beiden Untersuchungen wurden zusätzlich zum Fragebogen FEE-EKT-C der Experten-Stichprobe vorgelegt, um die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können (siehe Anhang B).
1.3.2 Die Kovariablen der EKT-Einstellung
Welche Faktoren das Gesamturteil der befragten Probanden u. a. beeinflussen können, ist in Abbildung 1.3 schematisch zusammengefasst.
Abbildung 1.3 Schematische Darstellung des vermuteten Zusammenhanges zwischen der EKT-Einstellung und den zu untersuchenden Einflussfaktoren
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
A. Informiertheit und Einfluss der Informationsquellen
Ein wichtiger Faktor zur Eindämmung von Vorurteilen ist die Informiertheit bezüglich des Vorurteilsobjektes. Wer über ein reichliches und fundiertes Wissen verfügt, ist weniger anfällig für Vorurteile. Obwohl die Mediendarstellung der EKT tendenziell negativ ist und über die EKT nur selten berichtet wird, ist es dennoch möglich, beispielsweise über wissenschaftliche Publikationen oder in medizinischen und psychologischen Ausbildungen, positive Informationen über die EKT zu erhalten. Wer um das Wirkungspotential der EKT Bescheid weiß, wird vermutlich eher eine positive Haltung gegenüber der EKT aufbauen. Wer auf der anderen Seite mit der EKT nur die grausamen Filmszenen aus „Einer flog übers Kuckucknest“ verbindet, wird eher eine negative Haltung aufbauen. In den Untersuchungen der Diplomarbeit ist die Informiertheit zweifach operationalisiert. Zum einen wird die selbsteingeschätzte Informiertheit bezüglich der EKT über zwei Items auf der fünfstufigen Likert-Skala erfasst. Zum anderen sollen die Versuchspersonen angeben, über welche Informations- quellen sie sich Wissen über die EKT angeeignet haben. Mittels der zweiten Operationalisierung kann die Qualität der Quellen im Sinne der Fundiertheit und Wissenschaftlichkeit erfasst werden. Die Antworten werden in folgende Gruppen klassifiziert: wissenschaftliche Informationen, Medieninformationen, Informationen durch Bekannte, keine Information.
Der Einfluss der Informationsquellen auf die Meinungsbildung bezüglich der EKT wurde in einigen wenigen Studien untersucht. Kerr et al. (1982) berichteten von einer Korrelation zwischen polemischen Medienbeiträgen und geringerem Verständnis für die EKT bzw. größerer Angst vor der Behandlung. Probanden, die ihre Informationen von einem Arzt bezogen, waren signifikant weniger ängstlich gegenüber der EKT-Behandlung. Ähnliche Zusammenhänge fanden sich auch bei Anderson et al. (1977) und O’Shea & McGemnis (1983). Von den in der Studie von Folkerts befragten Patienten, die nicht mit der EKT behandelt wurden, kannten 37.5 % den Film „Einer flog übers Kuckucksnest“. Sie lehnten die EKT überdurchschnittlich zu 64.3 % ab (Folkerts, 1999).
B. Behandlungserfahrung
Einen noch größeren Stellenwert beim Abbau von Vorurteilen wird der Erfahrung mit dem Vorurteilsobjekt selbst eingeräumt. Bezüglich rassistischer Vorurteile hat sich beispielsweise herausgestellt, dass ein regelmäßiger Kontakt mit Ausländern Vorurteile reduziert (Pettigrew et al., 1998), was u. a. durch die Intergroup Contact Hypothesis (Allport, 1954) erklärt werden kann. Allerdings muss ein positiver Kontakt stattfinden, um die Einstellung positiv zu beeinflussen.
Hinsichtlich der EKT als Vorurteilsobjekt kann davon ausgegangen werden, dass eine (positive) Erfahrung mit der EKT der entscheidende Faktor für eine positive Einstellung ist. Patienten, die eine symptomverbessernde Wirkung bei sich feststellen, sollten negative Einstellungen - soweit vorhanden - deutlich reduzieren. Dementsprechend besteht die Hypothese, dass Patienten mit Behandlungserfahrung aufgrund der hohen Responserate (siehe 1.1) eine positivere EKT-Einstellung aufweisen als gesunde Probanden, selbst wenn die Depressionssymptomatik noch nicht remittiert ist.
In allen bekannten Studien ist die Einstellung von EKT-Patienten deutlich positiver als die von anderen Menschen ohne EKT-Erfahrung (z. B. Kerr et al., 1982). Zudem ist die Einstellung nach der Behandlung im Prä-Post-Vergleich positiver (z. B. Pettinati et al., 1994). Folkerts (1999) konnte zeigen, dass die Behandlungserfahrung den negativen Einfluss des schlechten öffentlichen
Images der EKT und der depressiven Erkrankung überwiegt. Trotz der zahlreichen eher negativ geprägten Medieninformationen beurteilten die Patienten aufgrund ihrer eigenen Erfahrung die Behandlung anders. So widersprachen 53 der 74 Patienten (71.6 %) der Aussage, dass die EKT gefügig machen solle, nur 7 Patienten stimmten dem zu.
C. Alter, Bildungsstatus und Geschlecht
Eng mit dem Faktor der Informiertheit verbunden ist der Bildungsgrad der Probanden. Es kann angenommen werden, dass Versuchspersonen mit höherem Bildungsstatus über einen größeren Wissensschatz bezüglich der EKT verfügen als Versuchspersonen mit geringerem Bildungsstatus. Insofern stellt der Bildungsgrad eine Moderatorvariable dar. Eine hohe Bildung steht in einem wechselseitig bedingten Zusammenhang mit einer hohen Informiertheit. Der Zusammenhang zwischen Bildungsstatus und EKT-Einstellung ist in verschiedenen Studien konsistent belegt (z. B. Goodman et al., 1999).
Bezüglich des Einflusses des Lebensalters gibt es widersprüchliche Befunde. Während beispielsweise Folkerts (1999) als auch Kerr und Mitarbeiter (1982) von einem positiven Zusammenhang zwischen Alter und einer positiven EKTEinstellung berichteten, stellten Goodman und Mitarbeiter (1999) einen negativen Zusammenhang dar.
Geschlechtsunterschiede wurden bisher nur von Freeman und Kendell (1980) sowie Kerr und Mitarbeitern (1982) gefunden. Männliche Probanden seien weniger ängstlich gegenüber der EKT eingestellt als weibliche Probanden. Der Geschlechtsunterschied war bei Kerr und Mitarbeitern allerdings nur in der Gruppe der Besucher signifikant, nicht in der Gruppe der EKT-Patienten.
D. Depressive Symptomatik
Wie in 1.3.1 geschildert, ist die depressive Gestimmtheit der Patienten ein negativer Einflussfaktor für die Einstellung gegenüber der EKT. In den Studien zum subjektiven Erleben der EKT aus der Patientensicht wurden die verschiedenen Diagnosen jedoch kaum berücksichtigt. Sienaert et al. (2005) berichteten von einem negativen Einfluss der Depressivität auf die Zufriedenheit mit der EKT-Behandlung. Dabei wurde der Schweregrad der Depression über den BDI erfasst und die affektive Symptomatik über die Positive and Negative Affect Schedule (PANAS) - beide Testwerte stellten sich in einer Multiplen Regression als negative Prädiktoren für die EKT-Einstellung heraus. Folkerts (1999) fand in der Gesamtbeurteilung der EKT einen leichten Unterschied zwischen melancholischen und schizophrenen/ schizoaffektiven Patienten. Melancholische Patienten hatten eine negativere Einstellung, der Mittelwertsunterschied war allerdings nicht signifikant.
E. Zeitliche Distanz zur EKT-Behandlung
In einigen Studien wurde davon berichtet, dass EKT-Patienten mit größerem zeitlichen Abstand zur Behandlung negativere Einstellungen gegenüber der EKT aufweisen als kurz nach der Behandlung. Es wird darüber diskutiert, dass Patienten im Behandlungszeitraum Fragen über die Zufriedenheit und Ängste eher positiv beantworten; das psychiatrische Setting, in dem die Patienten Empfänger von Hilfeleistungen sind, hat einen bedeutsamen Einfluss auf die EKT-Einstellung (z. B. Rose et al., 2003). Befragungen außerhalb des Psychiatrie-Settings und mit größerer zeitlicher Distanz zum Behandlungs- geschehen belegen ein deutlich negativeres Bild der EKT aus der Sicht der Patienten (z. B. Pedler, 2001). Johnstone (1999) argumentiert, dass Patienten im psychiatrischen Umfeld gehemmt sind, Kritik gegenüber der EKT zu äußern. Es stellt sich die Frage, ob die Befürwortung der EKT tatsächlich Zufriedenheit oder aber gelernte Passivität, Hilflosigkeit oder resignierte Lethargie der zumeist depressiven Patienten widerspiegelt. Studien fokussieren zumeist auf das positive Behandlungserleben der Mehrheit der EKT-Patienten und vernachlässigen dabei mögliche traumatische Erfahrungen einer Minderheit von EKT-Patienten. Pedler (2001) stellte in einer Befragung von 418 EKT-Patienten fest, dass 36.0 % der Patienten die Behandlung kurzfristig als hilfreich oder sehr hilfreich einschätzten, aber mit größerem Zeitabstand empfanden 43.0 % die EKT nicht (mehr) hilfreich oder sogar schädlich, was sicherlich auch auf die hohe Rückfallquote zurückzuführen ist. Patienten berichteten, dass sie sich durch die Behandlung bestraft (23.0 %) oder traumatisiert (29.0 %) fühlen würden. Es lässt sich an dieser Stelle allerdings nicht feststellen, inwieweit solche Aussagen mit einer zum Zeitpunkt der Befragung rezidivierenden Depressionssymptomatik zusammenhängen, weil der Autor dieser Studie den möglichen konfundierenden Einfluss der negativen Affektivität nicht kontrolliert hat.
Da in den Untersuchungen der EffEKT-Studie am Charité Campus Benjamin Franklin die Messzeitpunkte zur Erhebung der EKT-Einstellung post Treatment kurzfristig definiert sind und die Befragung im psychiatrischen Umfeld stattfindet, wird der Einfluss der Zeitdistanz der Behandlung auf die Zufriedenheit mit der EKT in der Diplomarbeit nicht genauer thematisiert. Der Einfluss des Psychiatrie-Settings wird jedoch kritisch diskutiert. Weitere längerfristige Katamnesen (nach 6 und 12 Monaten) werden im Rahmen des Forschungsprojektes durchgeführt, können aber aus ökonomischen Gründen nicht für diese Diplomarbeit genutzt werden.
1.3.3 Der zeitliche Wandel der EKT-Einstellung
Die Anwendung der EKT wurde in den letzten Jahren deutlich verbessert. Bei der heute in Deutschland angewendeten sogenannten modifizierten EKT erfolgt die Behandlung unter Kurznarkose und Muskelrelaxation (Baghai et al., 2003). Zu einem motorischen Krampfgeschehen kommt es dabei nicht mehr, wodurch negative körperliche Folgen der Behandlung, wie sie früher mitunter vorkamen - Verletzungen reichten bis zu Wirbelbrüchen - heute nicht mehr auftreten. Durch Veränderung der Reizparameter (unipolare Rechteckimpulse statt sinusförmigem Wechselstrom) konnten darüber hinaus die kognitiven Nebenwirkungen der EKT deutlich vermindert, jedoch nicht ganz aufgehoben werden.
Die ersten Patientenbefragungen in den 1950er Jahren ergaben, dass die Mehrheit der Patienten die Behandlung als traumatisch erlebten, die Hälfte von 30 mit der EKT behandelten schizophrenen Patienten befürchteten sogar, an der Behandlung zu sterben (Fisher et al., 1953; zitiert nach Eschweiler et al., 2003, S. 119). Die verbesserte Anwendung spiegelt sich mittlerweile deutlich in der EKT-Einstellung von Patienten wider. Nebenwirkungen wurden in jüngerer
Zeit seltener berichtet und die Zufriedenheit der behandelten Patienten gegenüber der Behandlung nahm zu (z. B. Goodman et al., 1999). Auch in Fachkreisen erfuhr die EKT einen deutlichen Aufschwung im Meinungsbild der Fachärzte (siehe 1.3.1c). Inwieweit der Aufwärtstrend weiter fortgesetzt wurde und dies auch auf die öffentliche Meinung zutrifft, wird in dieser Studie zu klären sein.
1.3.4 Abbau von Vorurteilen gegenüber der EKT
Wie bereits in 1.3.3 angeführt, ist das wirksamste Mittel zum Abbau von Vorurteilen der positive Kontakt zum Vorurteilsobjekt. Dabei geht es nicht nur um den reellen Behandlungskontakt, sondern auch um die Vermittlung sachgerechter Informationen über die EKT. Aufklärungsarbeit ist besonders deswegen von Nöten, da Patienten durch das negative Image der EKT verunsichert werden, die Behandlung ablehnen und dadurch auf eine wirksame Hilfeleistung verzichten könnten.
In einer weiteren Befragungsgruppe soll überprüft werden, inwieweit die Auseinandersetzung mit wissenschaftlich fundierten Informationen die Einstellung gegenüber der EKT beeinflusst. Dazu wurden den Probanden vor der eigentlichen Befragung Auszüge aus einer Stellungnahme der Deutschen Bundesärztekammer vorgelegt (siehe Anhang E).
1.4 Hypothesen und explorative Fragestellungen
1.4.1 Stichprobenunterschiede in der EKT-Einstellung (siehe 1.3.1)
Aus der Konstellation der verschiedenen Ausprägungsgrade der Einflussfaktoren1 (vgl. Abbildung 1.3) sind folgende Mittelwertsunterschiede bezüglich der EKT-Einstellung zu erwarten: nichtklinische Stichprobe < klinische Stichprobe (T0) < klinische Stichprobe (T1) | Experten-Stichprobe Der Faktor Depressivität wurde in der nichtklinischen Stichprobe und der Experten-Stichprobe nicht erfasst, aber es kann davon ausgegangen werden, dass die Probanden mehrheitlich nicht an einer Depression erkrankt waren. Die entsprechende Punktprävalenz für die Allgemeinbevölkerung liegt laut DSM-IV (Saß et al., 1996) bei 5 bis 9 % für Frauen und von 2 bis 3 % für Männer. Als sehr wahrscheinlich kann vorausgesetzt werden, dass die Depressivität der nichtklinischen Probanden deutlich unter dem Schweregrad der Depressionssymptomatik der klinischen Probanden liegt, was allein schon hinreichende Voraussetzung ist, um die dargestellten Mittelwertsunterschiede anzunehmen.
1.4.2 Informiertheit und Einfluss der Informationsquellen (siehe 1.3.2a)
1. Es besteht in allen Befragungsgruppen ein positiver Zusammenhang zwischen der EKT-Einstellung und der selbsteingeschätzten Informiertheit.
2. Es besteht in der klinischen Stichprobe vor der EKT (T0) ein positiver Zusammenhang zwischen der EKT-Einstellung und der selbsteingeschätzten Informiertheit. Nach erfolgter EKT (T1) ist der Behandlungserfolg ein wichtigerer Einflussfaktor (siehe 1.5.3).
3. Bezüglich der Angabe der verschiedenen Informationsquellen werden in der nichtklinischen Stichprobe folgende Mittelwertsunterschiede in der EKTEinstellung erwartet:
Medieninformationen < keine Informationen < wissenschaftliche Informationen 3. Bezüglich der selbsteingeschätzten Informiertheit werden folgende Mittelwertsunterschiede erwartet:
Nichtklinische Stichprobe < Klinische Stichprobe < Experten-Stichprobe
1.4.3 Behandlungserfahrung (siehe 1.3.2b)
1. Es besteht in der klinischen Stichprobe ein Mittelwertsunterschied in der EKT-Einstellung vor und nach der Behandlung. Die EKT-Einstellung ist nach erfolgter EKT (Messzeitpunkt T1) positiver als bei der Voruntersuchung (T0).
2. Patienten sind vor der EKT in ihrer Einstellung deutlich ambivalenter als nach der EKT, der Subskalenwert Ambivalenz der FEE-EKT sinkt nach der Behandlung ab.
3. Responder haben zu T1 eine positivere EKT-Einstellung als Nonresponder.
1.4.4 Alter, Bildungsstatus und Geschlecht (siehe 1.3.2c)
1. Es besteht in keiner der Befragungsgruppen ein Zusammenhang zwischen Alter und EKT-Einstellung.
2. Es besteht in keiner der Befragungsgruppen ein Geschlechtsunterschied in der EKT-Einstellung und in der Ängstlichkeit gegenüber der EKT.
3. Versuchspersonen mit einem höheren Bildungsstatus haben eine positivere EKT-Einstellung als Versuchspersonen mit einem geringeren Bildungsstatus.
1.4.5 Depressive Symptomatik (siehe 1.3.2d)
Es besteht in der klinischen Stichprobe ein negativer Zusammenhang zwischen der Depressivität (BDI und HAMD) und der EKT-Einstellung zu beiden Messzeitpunkten.
1.4.6 Aufklärung (siehe 1.3.4)
Probanden der nichtklinischen Stichprobe, die vor der Befragung einen Aufklärungstext gelesen haben, sind positiver gegenüber der EKT eingestellt als nicht aufgeklärte Probanden.
1.4.7 Zeitlicher Trend (siehe 1.3.3)
1. Bei der nichtklinischen Stichprobe ist die EKT-Einstellung im Vergleich zu älteren Studien positiver.
2. Bei der klinischen Stichprobe und der Neurologen-Stichprobe liegt die EKT- Einstellung auf einem ähnlich hohen (positiven) Niveau wie in älteren Studien.
1.4.8 FEE-EKT als Prädiktor für Behandlungserfolg
Es soll überprüft werden, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen den FEEEKT-Skalen zu T0 und dem Rückgang der Depressivität (BDI und HAMD) nach erfolgter EKT zu T1 (explorativ).
1.4.9 Hypothesen zur Nachvalidierung der FEE-EKT
1. Versuchspersonen mit ambivalenten Assoziationen haben die größte Merkmalsausprägung auf der Ambivalenzskala (Validität der Ambivalenzskala).
2. Bezüglich der EKT-Einstellung sollten folgende Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen bestehen (Validität von Item B):
negative Assoziationen < neutrale/ ambivalente Assoziationen < positive Assoziationen
[...]
1 Hypothesen zum Ausprägungsgrad der Faktoren ++ = sehr hohe Ausprägung, + = hohe Ausprägung, 0 = durchschnittliche Ausprägung, - = niedrige Ausprägung klinische Stichprobe zum Messzeitpunkt T0: Depressivität +, EKT-Erfahrung -, Informiertheit + nichtklinische Stichprobe: Depressivität -, EKT-Erfahrung -, Informiertheit - klinische Stichprobe zum Messzeitpunkt T1: Depressivität 0, EKT-Erfahrung +, Informiertheit + Experten-Stichprobe: Depressivität -, EKT-Erfahrung (+), Informiertheit ++
- Citar trabajo
- Johannes Jarchow (Autor), 2006, Mythos Elektrokonvulsionstherapie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57621
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