Zu keiner Zeit wie heute leben so viele Hindus außerhalb des Subkontinents, welche als non residence indians bezeichnet werden. Dass Indien ein „global leader“ ist, zeigt sich unter anderem darin, dass es in über 136 Ländern dieser Erde indische Communities gibt . Beispielweise leben fast sechs Prozent der Hindus, von denen die meisten in Indien geboren sind, im Ausland. Gerade im 20. Jahrhundert lassen sich verschiedene Immigrationswellen von Hindus sowohl nach Europa und Amerika als auch nach Australien und Afrika feststellen.
Das Thema Diaspora in Bezug auf Hindus ist sehr komplex, weshalb sich im Rahmen dieser Arbeit auf die Immigrationsgeschichte der Inder in die Länder USA und Trinidad beschränkt werden soll.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Hindus im Ausland
2 Hindus in den USA
3 Hindus in Trinidad
4 Resümee
Literaturverzeichnis
Einleitung
Zu keiner Zeit wie heute leben so viele Hindus außerhalb des Subkontinents, welche als non residence indians bezeichnet werden. Dass Indien ein „global leader“[1] ist, zeigt sich unter anderem darin, dass es in über 136 Ländern dieser Erde indische Communities gibt[2]. Beispielweise leben fast sechs Prozent der Hindus, von denen die meisten in Indien geboren sind, im Ausland.[3] Gerade im 20. Jahrhundert lassen sich verschiedene Immigrationswellen von Hindus sowohl nach Europa und Amerika als auch nach Australien und Afrika feststellen.
Das Thema Diaspora in Bezug auf Hindus ist sehr komplex, weshalb sich im Rahmen dieser Arbeit auf die Immigrationsgeschichte der Inder in die Ländern USA und Trinidad beschränkt werden soll. Die Einwanderungsgeschichte der Hindus in die USA und nach Trinidad soll sowohl nach kultur-historischen als auch nach sozio-religiösen Aspekten betrachtet werden. Bevor auf die zwei speziellen Fälle USA und Trinidad eingegangen wird, soll ein Kapitel allgemein über das Leben der Hindus im Ausland vorangestellt werden.
Neben der Betrachtung des sozialen Status von Hindu-Familien im Ausland, liegt das Augenmerk auf der Untersuchung des Pilgerverhaltens von Hindus in den USA und in Trinidad. Dieser Aspekt ist von besonderem Interesse, da die Wallfahrt bzw. tīrtha zu den klassischen Elementen des dharma gehört. „ Dharma, etymologisch mit Lateinisch firmus (fest, stark) und forma (Form, Gestalt) verwandt, ist das, was die Welt zusammenhält und stützt, das ewige (santāna) Gesetz, «die Ordnung im Vollzug».“[4] Die Untersuchung soll darüber hinaus die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der sozialen und religiösen Strukturen, die das Leben der Hindus in den USA und Trinidad prägen, aufzeigen.
Durch eine deduktive Vorgehensweise soll sich vom Allgemeinen zum Konkreten vorgearbeitet werden.
1 Hindus im Ausland
Hindus immigrierten und immigrieren vornehmlich in die Länder England, USA, Kanada und Australien, aber auch in viele arabische und afrikanische Länder.[5] Englischsprachige Länder werden von Hindus als Auswanderungsland bevorzugt, da auf Grund des britischen Kolonialismus über zwei Jahrhunderte Englisch zu einer der vielen Amtssprachen in Indien wurde, und folglich viele Inder mit Englisch als Muttersprache aufwachsen. Für die Absicht, ins Ausland zu gehen, gibt es unterschiedliche Motive. Sowohl finanzielle und berufliche Gründe als auch politische Verfolgung in den Ländern Sri Lanka, Afghanistan und Pakistan veranlasste immer wieder Hindus und andere Südostasiaten auszuwandern. Signifikant ist, dass die sozialen Strukturen, in denen die ausgewanderten Hindus leben, in den einzelnen Ländern sehr verschieden sind. So sind beispielsweise vor allem die in den 50er und 60er Jahren nach Deutschland gekommenen Hindus sozial gut etabliert, da sie zum Einen beruflich hoch qualifiziert sind und zum Anderen überdurchschnittlich viel verdienen.[6] Hingegen hatten die Hindus der ersten Generation in England bereits in Indien einen sozial schlechter gestellten Status und kamen hauptsächlich als billige und unqualifizierte Arbeitskräfte nach Großbritannien, um jene schweren körperlichen und schlecht bezahlten Tätigkeiten in der Industrie zu verrichten, die die Engländer nicht machen wollten. Man erkennt also sehr schnell, dass der soziale Status der Hindus im Auswanderungsland oftmals von ihrem eigentlichen sozialen Hintergrund in Indien wie auch von ihrer bereits in Indien erworbenen beruflichen Qualifikation abhängt. Je höher das Bildungsniveau eines Hindu vor dessen Emigration, desto höher ist auch mit großer Wahrscheinlichkeit sein sozialer Status im Ausland.[7]
Auch für die ausgewanderten Hindus spielt die Religion weiterhin eine große Rolle in ihrem sozialen und kulturellen Leben, wenngleich die Art und Weise der religiösen Praxis sich im Ausland verändern kann. Über die letzten Jahrzehnte sind viele hinduistische Tempel außerhalb Indiens entstanden, so z. B. über 100 nur in Ostafrika.[8] Neben den öffentlichen Tempeln sind für die Hindu-Familien die eigenen Hausaltäre bzw. „home shrines“[9] sehr wichtig, da diese „eine klare Alternative zu einem Gemeinde-Tempel“[10] darstellen. Eine Umfrage ergab, dass an den Hausaltären hauptsächlich die Frauen beten, nur in sieben von zwanzig befragten Familien beteiligten sich auch die Männer an der pūjā im Haus. Hingegen ist der Besuch des Tempels ein Ereignis für die ganze Familie.[11] Folgende Statistik, welche auf den Aussagen der Familienoberhäupter basiert, zeigt unter anderem, dass es viele Hindu-Gemeinschaften im Ausland gibt, in deren Gemeinden bzw. Orten es keine öffentlichen Tempel gibt.[12] Zudem ist auffällig, dass es in allen 25 befragten Familien einen „home shrine“[13] gibt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unbestritten ist „der Hinduismus als eine zusammenhängende Religion ein Konstrukt des Westens“[14]. Vor allem ist eine Definition des Hinduismus deswegen schwierig, weil von vielen Wissenschaftlern versucht wird, den Hinduismus analog zum westlichen Verständnis von Religion zu verstehen und zu interpretieren. Wenn folglich im Westen von Religion gesprochen wird, dann geschieht dies mit einem Vorverständnis, was besonders den personalen Gottesbegriff einbezieht.[15] Darüber hinaus wird die Definition des Hinduismus als eine Religion dadurch erschwert, weil nicht-westliche Sprachen wie das Sanskrit den lateinischen Begriff religio (Gewissenhaftigkeit, Scheu, Gehorsam) nicht kennen.[16] Die Vielfalt und Komplexität des hinduistischen Glaubens zeigt sich mitunter darin, dass die religiösen Regeln und Vorstellungen, nach denen der Hinduismus praktiziert wird, von Gemeinde zu Gemeinde, von Land zu Land variieren kann.[17] Selbst in Indien wird man keinen einheitlichen Wertekanon, kein einheitliches dharma für den gesamten Hinduismus wie vergleichsweise in den monotheistischen und Ein-Buch Religionen Christentum, Islam und Judentum finden. Darüber hinaus ist das heutige religiöse Leben der Hindus nicht nur durch ihre eigene jahrtausende alte Geschichte und Tradition geprägt, sondern steht auch unter dem kulturellen Einfluss der islamischen und europäischen Eroberer. Signifikant für viele im Ausland lebende Hindus ist die heute schrittweise Rückbesinnung auf ihre eigenen religiösen Wurzeln, um die eigene Immigrationsgeschichte und die damit verbundenen Erfahrungen besser verstehen und verarbeiten zu können. Der Hinduismus ist letztlich für viele NRIs die kulturelle Identität.[18]
2 Hindus in den USA
Aufgrund der Größe des Landes ist es nicht sinnvoll, allgemein über Hindus in den USA zu schreiben, sondern sich vielmehr auf einzelne Gebiete oder Städte zu konzentrieren. Für den kultur-historischen Teil soll als Beispiel die Immigrationsgeschichte von Hindus nach New York aufgezeigt werden.[19]
Der größte Teil der indischen Immigranten kam seit den 60er Jahren nach New York, wobei folgende Tabelle verdeutlicht, wie von Jahr zu Jahr die Zahl der Einwanderer rasant anstieg:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: U. S. Immigration Service Annual Report (Washington, D.C. Government Printing Office, 1975), S. 42
Für die Inder, die nach New York gekommen waren und kommen, ist auffällig, dass sie meistens einen urbanen Hintergrund haben, eine gute Bildung vorweisen können, fließend Englisch sprechen und in höher qualifizierten Berufen tätig sind. In New York bildeten sich mit der Zeit mehr und mehr indische Vereine, im Jahre 1975 gab es 44 sog. Indian associations, die sich aufgrund der Religionszugehörigkeit definierten. Daneben gab es zwölf weitere Vereine, die sich nach der Herkunft in Indien definierten. Es gab also spezielle associations für Inder aus Bengal, Bihar, Goa, Kerala, Maharashtra, Orissa und Rajasthan. Einige Vereinigungen basierten auch auf der indischen Muttersprache, d.h. associations hauptsächlich für Inder, deren Muttersprache Gujarati, Kannada, Tamil, Telugu oder Sindhi ist. Interessanterweise gab es in den 70er Jahren keinen Verein für Hindi sprechende Immigranten, obgleich Hindi bis heute die meist gesprochene moderne indische Sprache ist. Die Zahl der sog. state und language associations stieg jährlich, wobei ihre Mitgliederzahlen von 75 bis 1500 Familien variieren konnte. Die Mitglieder waren meistens junge, verheiratete Paare mit Kindern in schulfähigem Alter. Da es, wie die zuvor angeführte Tabelle zeigt, in den 60er Jahren noch sehr wenig indische Einwanderer in New York und Umgebung gab, versuchten die Vereine die über die Stadt und Region verteilten indischen Familien mit gleichem oder ähnlichen sozio-religiösen Background zusammenzuführen. In regelmäßigen Veranstaltungen für Inder versuchten die einzelnen Vereine, den gemeinsamen kultur-historischen sowie religiösen Hintergrund ihrer Mitglieder zu fördern und zu betonen.[20] Beispielweise gibt es jedes Jahr im Sommer ein großes Picknick für die Mitglieder in den staatlichen Parks von Long Island, New Jersey und New York. Darüber hinaus werden viele religiöse Feste wie Diwali zusammen mit den Mitgliedern gefeiert.
[...]
[1] Sudarshan, V.: „Bush in India – What it means“, in: Outlook India, Volume XLVI, No. 9 vom 6. März 2006, S. 21.
[2] Helweg, in: Sheffer (1986), S. 103.
[3] Patel, in: Gupta (1971), S. 251.
[4] Michaels (1998), S. 31.
[5] Helweg, in: Sheffer (1986), S. 112 ff.
[6] Dessai (1993).
[7] Helweg, in: Sheffer (1986), S. 103-124.
[8] Patel, in: Gupta (1971), S. 237.
[9] Patel, in: Gupta (1971), S. 238.
[10] „(…) a clear alternative to a community temple.”, ebd., S. 238.
[11] ebd., S. 238.
[12] ebd., S. 238 ff.
[13] s. o.
[14] „Heute weiß man, ohne dies zugeben zu wollen, daß der Hinduismus nichts ist als eine von der europäischen Wissenschaft gezüchtete Orchidee. Sie ist viel zu schön, um sie auszureißen, aber sie ist eine Retortenpflanze: In der Natur gibt es sie nicht.“, Michaels (1998), S. 27.
[15] Michaels (1998), S. 30 ff.
[16] ebd., S. 30 ff.
[17] Patel, in: Gupta (1971), S. 254.
[18] ebd., S. 254.
[19] Die Daten und Fakten im vorliegenden Kapitel basieren unter anderem auf dem Werk “The Indians of New York City – A Study of Immigrants from India“, Heritage Publishers, New Delhi 1980 von Maxine P. Fisher.
[20] „emphasize their common identity“, Fisher (1980), S. 59.
- Quote paper
- Ishan Hegele (Author), 2006, Hindus in USA und Trinidad: Eine kultur-historische und sozio-religiöse Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57568
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