Dieses Buch gibt Einblicke in die englische Theaterkultur zu Zeiten Shakespears und zeigt die Enwicklung und Notwendigkeit des elisabethanischen und jakobäischen Theaters weibliche Rollen mit jugendlichen männlichen Darsteller zu besetzen.
Das Renaissance Theater in England entwickelte sich unter der Herrschaft Königin Elizabeths I. (1558-1603) und ihrem Nachfolger König James I. (1603-1625) (WILD: Renaissance Theatre). Unmittelbar ist das Theater dieser Zeit mit einem Namen verbunden, dem William Shakespeares (1564-1616). Doch zu Beginn des Renaissance Theaters hatten die boy actors der Children Companies, Kindertheatergruppen, ihre großartige, wenn auch nur kurze Ära. Dennoch kamen sie als ein solch gewaltiges Phänomen, dass es ihnen gelang, das Theater der Renaissance in Bezug auf Stücke, Spielweise aber auch Art der Spielstätten nachhaltig zu prägen. Zudem ist es nicht zuletzt ihnen zu verdanken, dass insbesondere das gehobene Publikum empfänglich für eine Theaterkultur wurde, die sich von allen anderen Theatern der Zeit unterschied.
Die boy actors entwickelten sich zum Teil aus den Knabenchören von Privatkapellen und kirchlicher Einrichtungen. Zum Teil entstanden sie aber auch in grammar schools, wo das Aufführen von Dramen dazu dienen sollte, den Knaben wohlhabender Leute sowohl die lateinische Sprache, als auch ein besseres öffentliches Auftreten und eine generell bessere Haltung zu lehren (SHAPIRO:3). Bereits 1516 führten die Chorknaben der Chapel Royal in Windsor und 1525 die Sänger der St. Paul's Cathedral gelegentlich Stücke am königlichen Hof Heinrichs des VIII. auf. Schon damals waren sie unter dem Namen Children of the Chapel (Royal), sowie Children of Paul's bekannt, doch erst unter Königin Elizabeth I. gelangten sie zu ihrem späteren Ruhm. (JOKINEN: Children's Companies)
Die Children Companies freuten sich am elisabethanischen Hofe rasch großer Beliebtheit, bekannte Schriftsteller, wie Marston, Dekker, Middleton und Chapman schrieben für die Paul's Children. Jonson, Chapman, Marston und Middleton schrieben Stücke für die Children of the Chapel (Royal), die nun unter dem Namen Children of the Queen's Revels im Blackfriars auftraten. Obwohl die Knaben selbst als Laiendarsteller betrachtet wurden, erhielten ihre Lehrmeister, schon damals ein beträchtliches Gehalt (CHAPMAN:17). Ihre Lehrmeister, die so genannten Master of the Children fungierten als Manager, Leiter, Komponisten, Lyriker, Masken- und Requisitenbildner der Truppen und unterrichteten die Jungen zusätzlich meist selbst in Schauspiel und Gesang.
Da Theaterdarsteller im Elizabethanischen Zeitalter oft als Vagabunden galten, und sie nach dem Tudor Poor Law erhebliche Strafen zu befürchten hatten (BROWN: 178), war es von großer Bedeutung für die Children Companies, dass sie unter dem Schutze der Königin Elizabeth I. standen. Man schätzte die Aufführungen der Children's Revels u. a. von Children of St. Paul's, Children of the Chapel Royal, Westminster Choristers, und Children of the Windsor Chapel. Die Children Companies dienten zunächst nicht dem Profit und wurden anfänglich von der königlichen Familie zu Zwecken der Unterhaltung bei Festbanketts und so genannten court masques 1 finanziert. (SHAPIRO:39). Dabei bezogen die Master of the Children ein Gehalt vom Königshof, während die Aufführengen selbst jedoch kein Gewinn abwarfen. Mit zunehmender Kommerzialisierung, sowie dem daraus resultierenden Erwerb eigener Spielstätten wurden jedoch die Aufführungen rentabler und auch die Stücke konnten unabhängig gewählt werden (SHAPIRO: 15).
Als bedeutendste Spielstätten, die der Eigenständigkeit der Companies dienten, gelten das erste (1876-1884) und das zweite (1600-1642) Blackfriars Theater, die sich in einem alten Dominikaner Kloster innerhalb der Stadtmauern Londons befanden. Heinrich VIII. hatte es nach der Hochzeit mit Catherine of Aragon schließen lassen, wobei die leere St. Anne’s Kapelle schon damals vom Master of the Revels 2 genutzt wurde, um diverse Theaterrequisiten für die court masques lagern zu können (CHAMBERS:486). 1876 pachtete Richard FERRANT, Master of the Children of the Chapel, einige Räume im westlichen Flügel des früheren Dominikaner Domizil Blackfriars, um für die Auftritte am königlichen Hofe proben zu können (JOKINEN: The Blackfriars Theatre). Dabei gelang es ihm, die Proben so geschickt zu vermarkten, dass zahlreiche zahlende Gäste diese so genannten „Privatvorstellungen“ besuchten. Daher entstammte auch der spätere Name „ private theatre “, im Gegensatz zu den Vorstellungen am königlichen Hof. Zu den Motiven bemerkt CHAMBERS das folgende:
„Richard Farrant was Master of the Children of the Windsor Chapel, and deputy to William Hunnis as Master of the Children of the Chapel Royal3, and his object in taking the house was to have a room in which the children could give public representation for profit of the plays which they were afterwards to perform at court. He carried out his plan, and so the old frater of the friars, once parliament chamber of the realm became the first Blackfriars theare.“ (CHAMBERS:496)
1582/83 übernahm Henry EVANS als Nachfolger William HUNNIS zusammen mit John LYLY und dem Earl of OXFORD die Leitung der Children und baute die Räumlichkeiten weiter aus. Dennoch war die Truppe zu diesem Zeitpunkt kein gewinnbringendes Unternehmen, man nimmt vielmehr an, dass zu dieser Zeit die Proben öffentlich waren und Eintrittsgelder genommen wurden, um die Unterhalt für die Pacht zu bezahlen (SHAPIRO: 16) Unter der Schirmherrschaft des Earl of OXFORD, sowie dessen Partner John LYLY und Henry EVANS bezogen auch die Children of St. Paul’s die Räumlichkeiten des Blackfriars. Die Gruppe war in der Zeit zwischen 1583-85 unter der Leitung des Earls of OXFORD neu entstanden und führte vor allem die intelligenten und geistreichen Stücke des John LYLY auf, Um 1580 herum hatte OXFORD begonnen die Schreibkünste LYLYs zu fördern und zusammen mit Henry EVANs bewirkt, dass die Children of Paul's und die Chapel Children einen Pachtvertrag über das Blackfriars Theater erhielten (JOKINEN: Children's Companies). Es gab gemeinsame Auftritte der Children of the Chapel und St. Pauls zwischen 1983-84 (CHAMBERS:497), unter anderem von LYLYs Stücken Campaspe und Sapho and Phao (CHAMBERS:17), bis der Pachtvertrag 1584 nicht verlängert wurde und die beiden Gruppen ihre unterschiedlichen Wege gingen. Während die Chapel Children danach weitest gehend unbekannt wurden, erlangten die Children of Paul's unter der Leitung Thomas GYLES sowie John HEYWOOD und John LYLY großen Ruhm (JOKINEN: Children's Companies).
1584 musste das erste Blackfriars Theater schließen, weil die Stücke politisch zu gewagt waren, siehe auch Marprelate Kontroverse, auf die ich später zu sprechen kommen werde. Dennoch hatte es in der britischen Theaterlandschaft einige nicht unerhebliche Veränderungen hinterlassen. Zum einen galt es als erstes Privattheater dieser Art, zum anderen manifestierte es das Theater als feste Spielstätte, da es bis dahin für Theatergruppen üblich war, als Wandergruppen von Stadt zu Stadt zu ziehen. WICKHAM beschreibt in ihrem Band Early English Stages den Einfluss des ersten blackfriars theatre als maßgebend für die weitere Entwicklung des nachfolgenden Renaissance- und sogar Restaurationstheaters:
„Nevertheless, despite a bare eight years of active use as a play house, this enterprise had made it’s mark; for not only had the twin notions of a roofed auditorium for a select audience paying patrons been successfully initiated, but an experiment destined ultimately to seal the doom of the public gamehouse had been pioneered […] to translate gameshouses into regular playhouses.“ (WICKHAM:127)
1596-16424 öffnete das zweite Blackfriars Theater, für das erneut eine geschlossene Halle ausgebaut wurde, die nach 1608 jedoch hauptsächlich von den King’s Men als Spielstätte für den Winter genutzt wurde (WILD: Renaissance Theatre). James BURBAGE (1530-1597) kaufte das Anwesen 1597, verstarb jedoch noch im gleichen Jahr. Er vermacht die Spielstätte seinem Sohn, Richard BURBAGE, dem berühmten Mitglied der King’s Men und bedeutendsten Darsteller Shakespeares Dramen, der es aufgrund seines vollen Terminkalenders nicht selbst in Anspruch nehmen konnte und es 1600 erneut EVANS überlies. (WICKHAM:131) Man weiß, dass der Raum 66x46 Fuß maß, wobei jedoch nicht eindeutig ist, ob es sich um den Raum im Unter- oder im Obergeschoss gehandelt hat. Da man jedoch weiß, dass es bei den Aufführungen Galerien gab, von denen die Zuschauer die Stücke verfolgten, nimmt man an, dass es sich um die obere Halle gehandelt haben muss, da diese höher war und so ausreichend Platz für die Galerien bot (WICKHAM:132).
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- Anónimo,, 2005, Das Phänomen der Boy Actors und ihr Publikum am englischen Hof und im Private Theatre (1559-1608), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57461
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