Gründe für eine Studienfinanzierung über Kredite
Auf Grund des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes vom 26. Januar 2005 wurde das Verbot von Studiengebühren für deutsche Hochschulen aufgehoben. Viele Bundesländer ziehen es nun in Betracht, Studiengebühren nicht nur für Langzeitstudierende zu erheben, sondern diese auf alle Studenten auszuweiten. Somit würde jeder Student dazu angehalten werden, für sein Studium zu zahlen. Die Studenten müssen über ein gewisses Maß an Finanzmitteln verfügen, um dies bewerkstelligen zu können. Diese Tatsache führt zu einer näheren Betrachtung des Themas Studiendarlehen. Um die Gründe für oder gegen eine Einführung von Studienbeiträgen und Studiendarlehen verstehen zu können, ist ein Grundverständnis für die aktuelle Situation und Probleme der Hochschulfinanzierung – sowohl aus institutioneller Sicht als auch aus individueller Sicht – notwendig. Dabei ist zu betonen, dass die Diskussion über Studienkredite zumeist verknüpft ist mit einer Einführung von Studiengebühren.
In diesem Kapitel soll nun näher auf die Verknüpfung von Studiengebühren und Studiendarlehen sowie auf die aktuelle Situation und Problematik der institutionellen und individuellen Hochschulfinanzierung eingegangen werden...
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1. Gründe für eine Studienfinanzierung über Kredite
1.1 Aktuelle Situation und Probleme der institutionellen Hochschulfinanzierung
1.2 Aktuelle Situation und Probleme der individuellen Studienfinanzierung
2. Die verschiedenen Ausgestaltungsformen für Studienkredite
2.1 Private Beteiligung oder Vollfinanzierung durch die private Hand?
2.2 Was soll von einem Bildungsdarlehen finanziert werden?
2.3 Wie kann das Bildungsdarlehen aufgenommen werden?
2.4 Woher sollen die finanziellen Mittel stammen?
2.5 Verzinsung der Kredite
2.6 Mögliche Rückzahlungsformen
3. Auswirkungen der Studienfinanzierung über Kredite
3.1 Auswirkungen der Studienkredite auf die individuellen Zugangschancen zu einer Hochschulausbildung
3.2 Moral Hazard bei der Rückzahlung von Studienkrediten
3.3 Umverteilungseffekte von Studium und Studienkrediten
3.4 Auswirkungen der Kredite auf Studienverhalten und Effizienz der Mittelverwendung
3.5 Auswirkungen auf die Anzahl der Studierenden und Absolventen
LITERATURVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Gründe für eine Studienfinanzierung über Kredite
Auf Grund des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes vom 26. Januar 2005 wurde das Verbot von Studiengebühren für deutsche Hochschulen aufgehoben. Viele Bundesländer ziehen es nun in Betracht, Studiengebühren nicht nur für Langzeitstudierende zu erheben, sondern diese auf alle Studenten auszuweiten. Somit würde jeder Student dazu angehalten werden, für sein Studium zu zahlen. Die Studenten müssen über ein gewisses Maß an Finanzmitteln verfügen, um dies bewerkstelligen zu können. Diese Tatsache führt zu einer näheren Betrachtung des Themas Studiendarlehen. Um die Gründe für oder gegen eine Einführung von Studienbeiträgen und Studiendarlehen verstehen zu können, ist ein Grundverständnis für die aktuelle Situation und Probleme der Hochschulfinanzierung – sowohl aus institutioneller Sicht als auch aus individueller Sicht – notwendig. Dabei ist zu betonen, dass die Diskussion über Studienkredite zumeist verknüpft ist mit einer Einführung von Studiengebühren.
In diesem Kapitel soll nun näher auf die Verknüpfung von Studiengebühren und Studiendarlehen sowie auf die aktuelle Situation und Problematik der institutionellen und individuellen Hochschulfinanzierung eingegangen werden.
1.1 Aktuelle Situation und Probleme der institutionellen Hochschulfinanzierung
Derzeit wird nur ein kleiner Teil der Ausgaben einer Hochschule vom Bund getragen oder durch private Mittel gedeckt, während der größte Teil überwiegend durch die einzelnen Bundesländer finanziert wird. Die Länder beziehen ihre Mittel wiederum aus dem Steueraufkommen, so dass die Hochschulen durch die Steuern des einzelnen Bürgers im Land finanziert werden. Auf Grund der knappen finanziellen Situation der meisten Bundesländer sind diese nicht in der Lage, die Ausgaben für Hochschulen zu erhöhen. Allerdings belegt Deutschland im OECD-Vergleich bei Absolventenzahlen und prozentualen Ausgaben pro Student (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) einen der hinteren Plätze.[1] Des Weiteren steigt seit Mitte der 70er Jahre die Anzahl der Studenten stetig an, die Stellen- und Mittelausstattung ist aber nicht in gleichem Maße gewachsen. Dies führt zu einer Überforderung der Hochschulen und zu zunehmend schlechter werdenden Studienbedingungen.[2] Auch langfristig ist hier kein Umkehrtrend zu erwarten, was bedeutet, dass sich die Lage eher verschlechtern als verbessern wird.[3] Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Bildungsinvestitionen in das Hochschulsystem dringend erforderlich sind, jedoch von den Ländern nicht geleistet werden können. Eine mögliche Quelle zusätzlicher finanzieller Mittel zur Verbesserung der Situation stellen die privaten Haushalte dar, d.h. die Studenten bzw. ihre Familien dar. Durch die Einführung von Studiengebühren könnten die erforderlichen Mittel eingenommen werden. Allerdings würde das eine Abschaffung des Systems der reinen Steuerfinanzierung der Hochschulen und eine zumindest teilweise Einführung einer Beitragsfinanzierung durch den Studenten bedeuten. Eine Analyse dieser Umstellung wird in Kapitel 3 erfolgen.
1.2 Aktuelle Situation und Probleme der individuellen Studienfinanzierung
Zurzeit tragen Studenten die individuellen Lebenshaltungskosten während ihres Studiums zum Teil selbst bzw. werden von den Eltern finanziell unterstützt. Zum anderen erhalten sie teilweise Mittel nach dem BAföG oder Stipendien von öffentlichen oder privaten Institutionen. Als indirekte Förderung der Studierenden durch den Staat wird den Eltern während des Studiums ihrer Kinder weiterhin Kindergeld ausbezahlt und sie erhalten steuerliche Freibeträge, die ihnen fiskalische Vorteile verschaffen.[4] Dies allein dürfte allerdings bei den meisten Studenten nicht ausreichen, um deren Lebensunterhalt zu bestreiten oder sogar davon noch Studiengebühren zu finanzieren. Aktuell sehen sich bereits etwa 40% aller Studierenden gezwungen, neben ihrem Studium für die Finanzierung der eigenen Lebenshaltungskosten selber noch zu arbeiten.[5]
Auch für die Empfänger von BAföG dürfte die Einführung von Studiengebühren eine finanzielle Überforderung darstellen, da sich die Höhe des BAföGs allein an den Lebenshaltungskosten orientiert. Somit bleibt kein Spielraum für zusätzliche Ausgaben. BAföG ist zudem eine familienabhängige Förderung und wird nur an diejenigen ausgegeben, die aus armen[6] Verhältnissen stammen und ihren Bedarf nicht durch eigene Mittel decken können. Eine Aufstockung des BAföGs oder die Förderung einer höheren Anzahl von Studenten kommt nicht in Frage, da das BAföG vom Bund finanziert wird, der seinerseits ebenfalls unter finanziellen Engpässen leidet.
Studiengebühren könnten demzufolge vor allem Ärmeren ein Studium an einer Hochschule verwehren, da für sie die Finanzierung nicht möglich ist. Eine Gleichstellung der Zugangschancen zur Hochschulbildung sowohl für Studenten aus reichen als auch aus armen Elternhäusern ist aber ein zentraler Punkt des Bildungsauftrages der Länder und des Bundes. Es stellt sich also die Frage, wie die private Beteiligung der Studenten an den Bildungskosten für alle gleichermaßen sichergestellt werden kann, ohne dass es zu einer Belastung der individuellen Zugangschancen kommt. Ein Darlehenssystem, das durch den Staat gefördert oder von ihm getragen wird, kann in diesem Fall eine Möglichkeit der Lösung bieten. Das BAföG beinhaltet bereits ein Darlehenssystem, das theoretisch allen Studierenden ein Darlehen gewährt. Es ist allerdings auf 24 Monatsraten von maximal 300€ begrenzt und eignet sich auf Grund dessen nicht zur Finanzierung von Studiengebühren.[7] Wie ein adäquates Darlehenssystem im Einzelnen ausgestaltet werden kann, soll im folgenden Kapitel näher betrachtet werden. Es wird weiterhin erläutert, inwiefern der Staat dieses System fördern kann.
[...]
[1] Vgl. Becker, O., Fenge, R., (2005), S. 17; Vgl. Weber, J. D., (1997), S.68.
[2] Vgl. Lüthje, J., (1997), S.75.
[3] Vgl. o. V., Sachverständigenrat Bildung bei der Hans-Böckler-Stiftung, (1998), S.13.
[4] Vgl. Lüthje, J., (1997), S.75; Vgl. Oberhauser,A., (1987), S.5.
[5] eigene Berechnung auf Grundlage der Daten in: Schnitzer, K. et al., (2001), S.21.
[6] arm oder Armut werden in dieser Hausarbeit nicht als absolute Armut definiert, sondern als relative Benachteiligung gegenüber höheren Einkommensschichten
[7] Vgl. o. V., Bundesministerium für Bildung und Forschung, (2005), S.23.
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.