In der vorliegenden Arbeit werden Entwicklung und Kritik der Nachrichtenwert-Theorie behandelt. Dies geschieht über die Darlegung von ,,einfachen" Überlegungen, differenzierten Theorien und Untersuchungen wichtiger Nachrichtenforscher sowie der Aufdeckung der jeweiligen Schwächen aufgrund derer sich immer wieder neue Ansätze entwickelten.
Besonderen Wert wird auf die Behandlung der folgenden Fragen gelegt, die auch Schwerpunktüberlegungen der verschiedenen Theoretiker und Analytiker waren:
Inwieweit die verschiedenen Ansätze der Nachrichtenwert-Theorie zur Klärung der Frage, ob die Medien die Realität ,,richtig" darstellen, beigetragen haben, wird dabei eine Frage dieser Arbeit sein. Kritik an der Vorstellung, die Medien präsentierten die Realität übte schon Walter Lippmann, als einer der ersten Theoretiker, der den Begriff Nachrichtenwert benutzte1. Im Folgenden wurde seine Idee des öfteren wieder aufgegriffen, wenn neue Ansätze zum Nachrichtenwert oder ganze Nachrichtenwert-Theorien entwickelt wurden.
Weiterhin ist es ja offensichtlich, dass Journalisten täglich dem Zwang der Selektion begegnen, d.h. sie müssen wählen, über welche Ereignisse oder welche Agenturmeldungen sie berichten wollen. Eine ganze Menge von Informationen erreicht sie täglich und sie sind es, die meist unter Zeitdruck entscheiden, welche Nachrichten publiziert werden. Ob es hierbei allgemeine objektive Merkmale dieser Ereignisse oder Meldungen gibt, die sie publikationswürdig machen, oder ob Nachrichten vielmehr aufgrund subjektiver Kriterien ausgewählt werden, wobei dann auch mögliche Intentionen der Journalisten eine Rolle spielen würden, ist eine zweite Fragestellung dieser Arbeit.
Für die Darstellung der einzelnen Kapitel sei noch angemerkt, dass aus Platzgründen nur die wichtigsten Theoretiker und Forscher und deren für die Fragestellungen dieser Arbeit relevanten Überlegungen beschrieben und diskutiert werden.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Walter Lippmann: Ursprung in den USA
- Einar Östgaard: Ursprung in Europa
- Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge: Die erste Nachrichtenwert-Theorie
- Prüfung der Theorie
- Kritik
- Karl Erik Rosengren: Methodologische Kritik
- Winfried Schulz: Konstruktivistische Nachrichtenwert-Theorie
- Jürgen Wilke und Bernhard Rosenberger: Input-Output-Analyse
- Hans Mathias Kepplinger (und Joachim Friedrich Staab): Neuere Kritik
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und der Nachrichtenwert-Theorie. Sie analysiert verschiedene Ansätze und Untersuchungen bedeutender Nachrichtenforscher, beleuchtet deren Schwächen und zeigt, wie diese zur Entwicklung neuer Ansätze führten. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf folgende Fragen:
- Inwiefern tragen die verschiedenen Ansätze der Nachrichtenwert-Theorie zur Klärung der Frage bei, ob die Medien die Realität „richtig“ darstellen?
- Welche objektiven und subjektiven Kriterien beeinflussen die Auswahl von Nachrichten?
- Wie spiegelt sich die Nachrichtenwert-Theorie in der Medienrealität wider?
- Wie beeinflussen die verschiedenen Ansätze die Rezeption von Nachrichten?
- Welche Implikationen haben die verschiedenen Ansätze für die Praxis des Journalismus?
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert einen Überblick über die Thematik der Nachrichtenwert-Theorie und stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor. Anschließend werden die Ansätze von Walter Lippmann und Einar Östgaard vorgestellt, die als Ausgangspunkt für die spätere Entwicklung der Nachrichtenwert-Theorie gelten. Beide Autoren beleuchten die Selektionskriterien, die Journalisten bei der Nachrichtenauswahl anwenden.
Im dritten Kapitel werden die Überlegungen von Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge zur Nachrichtenwert-Theorie dargestellt. Sie systematisieren und differenzieren Östgaards Ansätze und entwickeln einen Katalog von 12 Nachrichtenfaktoren, die den Nachrichtenwert bestimmen. Die Autoren untersuchen ihre Theorie anhand der Berichterstattung über die Kongo-, Kuba- und Zypern-Krise.
Karl Erik Rosengren kritisiert die Theorie von Galtung und Ruge, da die empirische Überprüfung nur anhand der Medienberichterstattung erfolgt. Er fordert den Vergleich mit externen Daten, um die „verzerrte Realität“ in den Medien zu erkennen.
Winfried Schulz lehnt den Vergleich der Medienberichterstattung mit externen Daten prinzipiell ab. Er argumentiert, dass es keine „Realität an sich“ gibt, sondern nur verschiedene Interpretationen, die man miteinander vergleichen kann. Schulz versteht die Nachrichtenfaktoren als „journalistische Hypothesen von Realität“ und nicht als objektive Ereignismerkmale.
Jürgen Wilke und Bernhard Rosenberger untersuchen den Auswahlprozess von Nachrichten in der Nachrichtenagentur „Associated Press“. Sie stellen fest, dass die Nachrichtenfaktoren nur einen geringen Einfluss auf die Selektionsentscheidungen der Journalisten haben.
Hans Mathias Kepplinger kritisiert die Nachrichtenwert-Theorie von Schulz, da sie die journalistischen Einschätzungen nicht berücksichtigt. Er betont, dass die Nachrichtenfaktoren nicht allein die Nachrichtenselektion steuern, sondern in Kombination mit den Selektionskriterien wirken.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Nachrichtenwert-Theorie, die Selektionskriterien, die Medienrealität, die journalistischen Einschätzungen, die verschiedenen Ansätze von Nachrichtenforschern, die Kritik an der Nachrichtenwert-Theorie und die Implikationen für die Praxis des Journalismus.
- Quote paper
- Nannette Remmel (Author), 2001, Entwicklung und Kritik der Nachrichtenwerttheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5734
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