Ich will mich in dieser Arbeit mit Max Webers Sicht des antiken Christentums beschäftigen. Es sollen dabei die Ereignisse dargestellt werden, die entscheidend waren für die Entwicklung des Christentums zu einer eigenständigen Kulturreligion. Hier spielt in erster Linie die Trennung des Urchristentums vom Judentum eine Rolle.
Leider liegt uns vom Max Weber keine Monographie über das Urchristentum vor. Er hatte zwar eine solche in Planung, aber konnte dieses Vorhaben nicht mehr vor seinem Tod verwirklichen. Dennoch finden wir an vielen Stellen seines Werkes Hinweise, die uns erlauben, seine Gedanken zu diesem Thema zu rekonstruieren. Ausführungen über das antike Christentum finden man u.a. in dem religionssoziologischen Teil von Wirtschaft und Gesellschaft, in den Studien über den Hinduismus und den Buddhismus, sowie in den Abschnitten über die Herrschaftssoziologie. Hier dient u.a. die Jesusbewegung um den Typus der Charismatischen Herrschaft zu entwickeln. Ferner behandelt M. Weber in den Studien über das antike Judentum die Trennung des antiken Christentums von demselben als eine innerjüdische Erneuerungsbewegung, die zu einer eigenständigen Kulturreligion geworden ist. Auch wenn keine Monographie über das antike Christentum existiert, so findet man in den oben genannten Schriften doch eine Fülle von Gedanken, von denen in dieser Arbeit natürlich nicht alle berücksichtigt werden können.
In einem ersten Schritt werde ich auf die Entwicklungen des nachexilischen Judentums eingehen, welche den Weg für die Jesusbewegung bereitete. Diese soll in einem zweiten Schritt dargestellt werden. Die Inhalte der Verkündigungen Jesu werde ich durch eine Vergleich mit den Essenern erarbeiten. Diese Vorgehensweise mag etwas ungewöhnlich sein, ist vielleicht aber sinnvoll, da die Trennung des Christentums vom Judentum in dieser Arbeit im Vordergrund stehen soll.
Nach einer Darstellung der für die Entstehung christlicher Gemeinden entscheidenden Aspekte von M. Webers Typologie der Charismatischen Herrschaft sowie seiner Ausführungen zur Versachlichung des Charismas, soll auf einige Errungenschaft der paulinischen Mission eingegangen werden, welche für die Eigenständigkeit des Christentums von Bedeutung sind.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklungen des Judentums in Vorchristlicher Zeit
- Die Jesusbewegung
- Die Verkündigungen Jesu
- Die durch Jesu begründete Gesinnungsrevolution
- Die Entwicklung der ersten christlichen Gemeinden
- Veralltäglichung des Charismas
- Die Mission des Paulus
- Pauluss Legitimation
- Paulus' Errungenschaften
- Der intellektuelle Christ
- Ein heiliges Buch für das Christentum
- Antiochien als Tor zur Welt
- Zusammenfassung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit Max Webers Sicht des antiken Christentums und analysiert die entscheidenden Ereignisse, die zur Entwicklung des Christentums zu einer eigenständigen Kulturreligion führten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Trennung des Urchristentums vom Judentum.
- Die Entwicklung des Judentums in vorchristlicher Zeit und die Entstehung verschiedener religiöser Gruppen
- Die Jesusbewegung und ihre Unterschiede zu den Essenern
- Die Entstehung der ersten christlichen Gemeinden und die Veralltäglichung des Charismas
- Die Rolle des Paulus in der Mission und die Herausbildung des Christentums als eigenständige Religion
- Die Bedeutung des Intellekts und der Übernahme des Alten Testaments für die Entwicklung des Christentums
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel beleuchtet die sozialen und religiösen Gegebenheiten des nachexilischen Judentums, die den Hintergrund für die Jesusbewegung bildeten. Es werden die Pharisäer, Sadduzäer und Essener als wichtige Gruppen innerhalb des Judentums vorgestellt, die sich durch ihre unterschiedlichen Auffassungen zum Gesetz und zur Lebensweise auszeichneten.
Kapitel drei widmet sich der Jesusbewegung, die sich als innerjüdische Gruppe entwickelte. Es werden die Inhalte der Verkündigungen Jesu dargestellt und im Vergleich zu den religiösen Ansichten der Essener analysiert. Die Bedeutung der Nächstenliebe, des bedingungslosen Vertrauens in Gott und der Ablehnung des Gesetzesvirtuosentums als entscheidende Elemente der Lehre Jesu werden herausgestellt.
Kapitel vier befasst sich mit der Entwicklung der ersten christlichen Gemeinden. Max Webers Theorie der Charismatischen Herrschaft wird herangezogen, um die Entstehung der Gemeinden im Kontext der Veralltäglichung des Charismas Jesu zu erklären. Die Bedeutung der Gemeindeorganisation für die Sicherung des Charismas und die Herausbildung einer dauerhaften Beziehung zwischen den Anhängern und dem Charismaträger werden diskutiert.
Kapitel fünf beleuchtet den Prozess der Veralltäglichung des Charismas, der die Umwandlung der ursprünglichen, personengebundenen Charismatischen Herrschaft in eine dauerhafte Institution ermöglichte. Die verschiedenen Varianten der Nachfolgeregelung und die Versachlichung des Charismas werden erläutert.
Kapitel sechs befasst sich mit der Mission des Paulus, einem der wichtigsten christlichen Missionare und Gemeindeorganisatoren. Paulus' Legitimation als Apostel und seine Errungenschaften, die die Eigenständigkeit des Christentums vom Judentum beförderten, werden im Detail analysiert. Der Einfluss des Intellekts, die Übernahme des Alten Testaments und die Öffnung des Christentums für Heidenchristen werden als entscheidende Faktoren für die Entwicklung des Christentums zu einer Universalreligion hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Max Webers Sicht des antiken Christentums, die Trennung des Urchristentums vom Judentum, die Jesusbewegung, die Essener, die Veralltäglichung des Charismas, die Mission des Paulus, die Gemeindeorganisation, der Intellekt und die Bedeutung des Alten Testaments für das Christentum.
- Arbeit zitieren
- Jan Eickhoff (Autor:in), 2001, Max Webers Sicht des antiken Christentums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5722
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