Unter fachdidaktischen Konzepten im Rahmen des Schulsports werden grundsätzlich theoretische Entwürfe von Sportdidaktikern verstanden, welche sich mit der pädagogischen Gestaltung des Faches Sport im Hinblick auf seine Ziele, Inhalte und Methoden auseinandersetzen. Die Sportdidaktik stellt hierbei den zentralen Kern der sportpädagogischen Arbeit dar. Es geht in der Didaktik um die Lösung der Probleme der Unterrichtspraxis. Die Sportdidaktik wird deshalb von Prohl (1999, S. 19) auch als eine angewandte Sportpädagogik im Sinne einer Handlungslehre oder „Praxeologie“ verstanden.
Gegenstand dieser Arbeit ist die Darstellung bzw. Gegenüberstellung zweier fachdidaktischer Ansätze mit einer eingehenden Prüfung auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede und einer parallelen persönlichen Einschätzung in Bezug auf deren Aktualität und Angemessenheit im heutigen Sportunterricht.
Mittlerweile sind eine ganze Reihe von sportdidaktischen „Zweckprogrammen“ publiziert worden, die unter den verschiedensten Blickwinkeln begründet worden sind. Jedoch existieren, in Anlehnung an Balz (1992), vier als zentral geltende und in der Schulsportpraxis weit verbreitete fachdidaktische Strömungen (Abb. 1), welche die sportdidaktischen Diskussionen der letzten Jahre am nachhaltigsten beeinflusst haben. Es handelt sich hierbei um das Sportartenkonzept bzw. -programm (Wolfgang Söll), das Konzept der Körpererfahrung (Jürgen Funke, heute Funke-Wieneke), das Konzept der Handlungsfähigkeit (Dietrich Kurz), sowie um das Konzept der Entpädagogisierung oder „Antididaktik“ (Meinhart Volkamer). Das Sportartenkonzept und das Konzept der Körpererfahrung werde ich in dieser Arbeit genauer vorstellen und vergleichen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Das Sportartenkonzept
3. Das Konzept der Körpererfahrung
4. Auswertung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Unter fachdidaktischen Konzepten im Rahmen des Schulsports werden grundsätzlich theoretische Entwürfe von Sportdidaktikern verstanden, welche sich mit der pädagogischen Gestaltung des Faches Sport im Hinblick auf seine Ziele, Inhalte und Methoden auseinandersetzen. Die Sportdidaktik stellt hierbei den zentralen Kern der sportpädagogischen Arbeit dar. Es geht in der Didaktik um die Lösung der Probleme der Unterrichtspraxis. Die Sportdidaktik wird deshalb von Prohl (1999, S. 19) auch als eine angewandte Sportpädagogik im Sinne einer Handlungslehre oder „Praxeologie“ verstanden.
Gegenstand dieser Arbeit ist die Darstellung bzw. Gegenüberstellung zweier fachdidaktischer Ansätze mit einer eingehenden Prüfung auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede und einer parallelen persönlichen Einschätzung in Bezug auf deren Aktualität und Angemessenheit im heutigen Sportunterricht.
Mittlerweile sind eine ganze Reihe von sportdidaktischen „Zweckprogrammen“ publiziert worden, die unter den verschiedensten Blickwinkeln begründet worden sind. Jedoch existieren, in Anlehnung an Balz (1992), vier als zentral geltende und in der Schulsportpraxis weit verbreitete fachdidaktische Strömungen (Abb. 1), welche die sportdidaktischen Diskussionen der letzten Jahre am nachhaltigsten beeinflusst haben. Es handelt sich hierbei um das Sportartenkonzept bzw. -programm (Wolfgang Söll), das Konzept der Körpererfahrung (Jürgen Funke, heute Funke-Wieneke), das Konzept der Handlungsfähigkeit (Dietrich Kurz), sowie um das Konzept der Entpädagogisierung oder „Antididaktik“ (Meinhart Volkamer).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1
Das Sportartenkonzept und das Konzept der Körpererfahrung werde ich in dieser Arbeit genauer vorstellen und vergleichen.
2. Das Sportartenkonzept
Das Sportartenkonzept, wie es von Wolfgang Söll vertreten wird, ist dadurch charakterisiert, dass im Mittelpunkt des Sportunterrichts die Sportarten selbst stehen. Hierbei wird ein traditionelles Grundmuster sportiven Handelns in Sportvereinen, ein fester Sportartenkanon, zugrunde gelegt. Ausgehend von der Schwerpunktlegung auf die sportmotorische Leistung besteht für Söll das Hauptziel des Sportunterrichtes in der Vermittlung konditioneller Fähigkeiten sowie motorischer Fertigkeiten, um die Schüler für den Sport außerhalb der Schule möglichst umfassend zu qualifizieren. Sportunterricht sollte zu einem lebenslangen Sporttreiben anregen, man spricht auch von einer „Erziehung zum Sport“ oder einer „Förderung der Entwicklung zur Teilhabe an Bewegung, Spiel und Sport“.
Für Wolfgang Söll ist das Sportartenkonzept allerdings kein didaktisches Modell im eigentlichen Sinne und geht nicht auf einen bestimmten Autor zurück. Die wichtigsten didaktischen Ansätze werden durch die Sportarten selbst geliefert und müssen nach deren eigenen Struktur, von ihrem eigenen Anspruch ausgehend, unterrichtet werden. So ist das Sportartenkonzept vielmehr ein Konstrukt, das gewissermaßen den Hintergrund abgeben soll, von dem die neueren, moderneren und in gewisser Weise alternativen Konzepte sich abheben können.
In Abgrenzung zu einem häufig falsch verstandenen Sportartenkonzept geht Söll (1995, S. 64) deshalb davon aus, dass sich die Praxis des Schulsports eben weitgehend an den Sportarten orientiert. Für ihn gilt „Sport ist die Summe aller Sportarten“ (1995, S. 66), was „Sport“ inhaltlich zu einem Sammelbegriff werden lässt. Die Sportarten sind hierbei die wesentlichen Bedeutungsträger, denn ohne sie lässt sich Sport erst gar nicht ausüben. Söll reduziert daher den Sportunterricht auf die Vermittlung des Eigentlichen und Wesentlichen des Sports. „Man sollte also, bildlich gesprochen, den Schüler nicht in einen überdimensionalen sportlichen Selbstbedienungsladen führen und ihn darin alleine lassen, sondern sollte ihm deutlich machen, was der Sport will und was er kann.“ (1995, S. 65)
Zusammenfassend, mit Blick auf die typischen Charakteristika der einzelnen Sportarten, gilt für Befürworter des Konzepts der Sport allgemein als tendenziell ganzkörperliche motorische Aktivität, die auf Optimierung ausgelegt ist. Sport genügt sich selbst, verfolgt keinen bestimmten Zweck und bleibt im Prinzip demnach folgenlos. Sport ist spielerisch und künstlerisch, er ist eine Herausforderung, er ist „die Auseinandersetzung mit der Bewegung um ihrer selbst willen“ (1995, S. 66) und in der heutigen Zeit zudem der „wichtigste Repräsentant menschlicher Bewegungskultur“ (1995, S. 66).
Im Bezug auf den heutigen Schulsport ergibt sich für Söll allerdings die Problematik der Begrenzung der Anzahl der Schulsportarten, deren Vielfalt schon jetzt recht unüberschaubar ist und immer noch stetig wächst. Deshalb ist eine Ordnung, eine Systematik unter didaktischen Gesichtspunkten, nötig.
Söll differenziert daher die Summe der Sportarten in drei wesentliche Gruppierungen. Anhand von willkürlichen Beispielen, die jeweils eine dieser großen Gruppen vertreten, unterscheidet er zwischen der sportlichen Einordnung im engeren Sinne („Sport“-Sportarten), der sportlich-künstlerischen und der sportlich-spielerischen Einordnung. Aus dieser Gliederung ergibt sich eine übersichtliche Grafik.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2
Sport in reinster Form wird für Söll durch die erste Gruppe der „Sport-Sportarten“, z.B. durch die Leichtathletik repräsentiert. Ihre „Strukturformel“ besteht darin, „körperliche Leistungsfähigkeit möglichst verlustfrei in messbare Leistung umzusetzen“ (1995, S. 66), also in eine Optimierung und Quantifizierung der Leistung (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer). Die zweite, ästhetisch-künstlerische, Gruppe wird beispielsweise durch das Tanzen vertreten. Ihr Leistungsziel liegt in der perfekten Ausführung der Bewegungen und Übungen selbst (Vielfalt, Schwierigkeit und Qualität der Bewegung). Zwischen diesen beiden Gruppen liegt der Schnittbereich der Kunstsportarten wie z. B. das Gerätturnen. Die dritte Gruppe stellen die eigentlichen Spiele dar. Zwischen ihnen und den „Sport-Sportarten“ bildet sich der Übergang der Sportspiele, wie z. B. Fußball oder Handball. Hierbei steht der direkte Vergleich mit dem Gegenspieler, der zugleich Mitspieler ist, sowie die „Effektivität in der Anwendung der technischen als auch taktischen Mittel“ (1995, S. 67) nach Vorgabe vereinbarter Regeln im Vordergrund.
Die erste Grundannahme des „Sportartenkonzepts“ besagt nun, dass diese drei elementaren Sportartengruppen gegenseitig nicht austauschbar sind. „Nur in ihrer Gesamtheit können sie das Ganze unserer Bewegungskultur darstellen.“ (1995, S. 67)
Gemäß der zweiten Grundannahme muss zudem jede Sportart entsprechend ihrer eigenen typischen Tätigkeits- und Leistungsziele unterrichtet werden, da sie jeweils eine eigene Struktur sowie einen eigenen Anspruch besitzen. So muss sich Leichtathletik besonders am Training orientieren, beim Gerätturnen zählt vor allem die Bewegungsqualität und die Sportspiele sollten stärker auf Effektivität ausgerichtet sein (1995, S. 67).
Veränderungen dieser Grundannahmen sind es, die für Söll unter anderem zu dem bereits erwähnten „falsch verstandenen“ Sportartenkonzept führen. Erst wenn beide Forderungen erfüllt sind, lassen sich Überlegungen zur weiteren pädagogischen Orientierung anstellen. Er stellt zwar fest, dass es nicht ausschließlich um die typischen Zielübungen einer Sportart, z.B. den Fosbury-Flop beim Hochsprung oder den Aufschwung am Reck geht, trotzdem bleibt aber die sportmotorische Leistung in diesem Ansatz zweifelsfrei zentraler Maßstab im schulischen Sportunterricht. Internationale Wettkampf- und Regelsysteme geben bei den jeweiligen Sportarten Auslegungen und Anforderungen vor, auch wenn hierbei alters- und institutionsspezifische Abstriche gemacht werden. Söll erwähnt daher eher beiläufig eine praktisch unbegrenzte Anzahl weiterer - für die Entwicklung bzw. Ausbildung der Schüler wertvoller - Bewegungsmöglichkeiten, die sich den Sportarten zuordnen lassen.
Bemerkt sei an dieser Stelle, dass Sölls Entwurf unter diesen Gesichtspunkten schon jetzt in eindeutigem Gegensatz zu einem Konzept der Körpererfahrung steht, wie es von Jürgen Funke vertreten wird. Dazu aber in der vergleichenden Auswertung mehr.
Zentrale Inhalte des Unterrichts sind in Anlehnung an diese vorgenommene Strukturierung des Sports also überwiegend die angesprochenen traditionellen, normierten Sportarten (4+4 Kanon) mit ihren sportlichen Grundverhaltensweisen Leistung, Gestaltung und Spiel.
Der eigenständige Bildungs- und Erziehungsbeitrag des Schulsports ergibt sich nach dem Sportartenkonzept in gewisser Weise aus dem Bezug zum physisch-motorischen Bereich und daraus leitet Söll folgende Leitziele für den Sportunterricht ab (1995, S. 68):
1) Die Gewährleistung einer allgemeinen körperlich/sportlichen Ausbildung
Mit diesem Ziel der Körperbildung wird eine allgemeine Ausbildung verfolgt, die sich in der Entwicklung, Förderung und Verbesserung der körperlichen Fähigkeiten der Schüler konkretisiert.
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- Dominique Dickmann (Author), 2006, Darstellung zweier fachdidaktischer Ansätze: Das Sportartenkonzept und das Konzept der Körpererfahrung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57088
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