Der Mahayana-Buddhismus entwickelte sich nicht aus einer bestimmten Gegebenheit oder Anschauung heraus. Viele Faktoren, wie voneinander abweichende Auffassungen in den Klöstern über die buddhistische Lehre, die dadurch bedingten Ordensspaltungen, die ersten vier Konzile, die Laienbewegung, der Einfluss der Könige Ashoka und Kaniska, das Waldmönchtum, die Schule der Sarvastivadins und der Mahasanghikas schufen die Vorraussetzungen für die Entstehung des Mahayana-Buddhismus. Für die folgende Arbeit habe ich unzählige Bücher durchforstet und daraufhin versucht, aus dem daraus gewonnenen, wissenschaftlich oft nicht bestätigten Stoff, etwas Ordnung in den geschichtlichen Ablauf zu bringen. Abschließend wird noch ein Ausblick über die weitere Entwicklung und Verbreitung des Mahayana-Buddhismus gegeben.
Gliederung:
Einleitung
1. Die Mönchs- und Nonnengemeinschaft (samgha) im Urbuddhismus
2. Stupaverehrung, Laienbewegung und die Anfänge des Mahayana
3. Das Konzil von Rajagrha (ca.480 v. Chr)
4. Das Konzil von Vaisali (ca. 380 v. Chr.)
5. König Asoka (268 v.- 232/3 v. Chr)
6. Waldmönchtum
7. Das Konzil von Pataliputra (ca. 250 v. Chr.)
8. Der Buddhismus in Indien um die Zeitwende
9. Das Konzil von Kaschmir (2. Jh. n. Chr.)
10. Die Schule der Mahasanghikas und die Neuheiten in ihrer Lehre
Schluss: Ausblick über die weitere Entwicklung und Verbreitung des Mahayana-Buddhismus
Einleitung
Bei meinen Recherchen über die historischen Entstehungsbedingungen des Mahayana-Buddhismus musste ich feststellen, dass die vorhandene deutsch- und englischsprachige Literatur darüber sehr spärlich ist. Auch die Informationen über die frühbuddhistische Zeit waren übersäht mit den Wörtern „eventuell“, „circa“, „nicht sicher“, usw. Für die folgende Arbeit habe ich unzählige Bücher durchforstet und daraufhin versucht, aus dem daraus gewonnenen, wissenschaftlich oft nicht bestätigten Stoff, etwas Ordnung in den geschichtlichen Ablauf zu bringen. Der Mahayana-Buddhismus entwickelte sich nicht aus einer bestimmten Gegebenheit oder Anschauung heraus. Viele Faktoren, wie voneinander abweichende Auffassungen in den Klöstern über die buddhistische Lehre, die dadurch bedingten Ordensspaltungen, die ersten vier Konzile, die Laienbewegung und der Einfluss der Könige Ashoka und Kaniska, schufen die Vorraussetzungen für die Entstehung des Mahayana-Buddhismus. Im folgenden sei hiervon berichtet:
1. Die Mönchs- und Nonnengemeinschaft (samgha) im Urbuddhismus
Bis zur Zeit des historischen Buddha Shakyamuni (ca. 460 v. – ca. 480 v. Chr.) gab es im alten Indien noch keine Klöster. Die religiöse Landschaft war geprägt durch brahmanische Bettler, welche ein Eremitendasein führten. Nachdem Buddha unter dem bodhi -Baum die Erleuchtung erfahren hatte, predigte er zu den fünf Männern, die ihm während seiner vorhergegangenen Askese beigestanden hatten. Diese wurden seine Jünger und gründeten den ersten Bettelmönchorden. Weitere Mönche (bhiksu) und auch Laien (upasaka) schlossen sich dem neuen Religionsstifter an. Auf Drängen seines Neffen Anandas hin stimmte Buddha wider Willen der Gründung eines Nonnenordens zu. Um sich von den weltlichen Gläubigen abzugrenzen, verzichteten die Ordensleute zunächst auf eine feste Behausung. Ihr Hauptlebensinhalt war es, über die Lehre Buddhas (dharma) zu meditieren und sich allmählich von ihren Leidenschaften zu befreien. Nahrung und Kleidung bekamen sie als Almosen von den Laien, denen sie im Gegenzug das dharma nahe brachten. Schon früh erhielt der Orden auch Grundbesitz geschenkt und errichtete dort die ersten Klöster, in die sich die Wandermönche während der drei Monate langen Regenzeit zurückzogen. Die Regeln (vinaya)für ihre religiöse Gemeinschaft (samgha) galten als von Buddha aufgestellt und wurden mündlich weitergegeben. Im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde die Ordensdisziplin (vinayapitaka) neben den Lehrreden Buddhas (suttapitaka) und den scholastischen Ausführungen (abhidharmapitaka) im so genannten „Dreikorb“ (tripitaka) schriftlich niedergelegt. Die religiösen Laien verpflichteten sich freiwillig zur Enthaltung von Mord, Diebstahl, ungesetzlichen sexuellen Handlungen, Lüge und Nachlässigkeit als Folge berauschender Getränke. Die Einhaltung dieser Regeln und das Praktizieren von Tugenden, wie zum Beispiel der Freigebigkeit, versprach ihnen die Wiedergeburt als Mönch und somit die Chance, nach dem nächsten Leben ins Nirvana eingehen zu können. Anders als die Laien legten die Mönche ein Gelübde (pratimoksa) zur Einhaltung der 250 Regeln - für Nonnen waren es 350 – ab. Es war in acht Kategorien unterteilt:
- parajika
u.a. Keuschheit, nicht stehlen, morden oder lügen
- sanghadisea
u.a. keine Verleumdungen gegenüber anderen Mönchen; keine Versuche, den Orden zu spalten
* zwei Regeln bezüglich leichterer Übergriffe/ Kontakte von Mönchen zu
Frauen
- naihsaryika-prayascittika
regelten, was ein Mönch besitzen durfte
- patayantika
bezogen sich auf weniger schwere Angriffe, wie zum Beispiel barsches
Reden oder Lügen
- pratidesaniya
Regelungen bezüglich der Nahrung
- saiksa
Benimmregeln, zum Beispiel fürs Betteln, Essen und Predigen
- adhikarana-samatha
Lösungsmöglichkeiten hinsichtlich eines Streits
Außerdem gab es noch folgende grundlegenden Vorschriften für das Mönchsleben: Ein bhiksu durfte sich nur von Almosen ernähren, nur gebrauchte, lumpige Kleidung tragen, musste abgesehen von der Regenzeit unter Bäumen schlafen und durfte als Heilmittel für seine Wunden nur den Urin von Kühen verwenden.
Bei Verstoß gegen die Regeln konnte der Betreffende im Rahmen eines Rechtsverfahrens von seiner Ordensgemeinschaft begnadigt, gerügt oder zeitweise/endgültig ausgeschlossen werden. Am Ende der alljährlichen Regenzeit hatte ein jeder Mönch seine Verfehlungen einem anderen zu beichten und Besserung zu geloben. In der anschließenden pravarana -Zeremonie mussten alle Ordensmitglieder dreimal ihre Unschuld bekennen, nachdem der Vorsteher des Klosters das pratimoksa vorgetragen hatte. Ein neu ordinierter bhiksu wurde zehn Jahre lang von einem Sittenlehrer in der Disziplin und von einem geistlichen Lehrer in der Lehre Buddhas unterrichtet. Während dieser Zeit wohnte er mit diesen zusammen und hatte ihnen zu dienen. Das Gelübde war nicht lebenslang bindend. Den Mönchen stand es frei, in die Laienschaft zurückzukehren. Diese Möglichkeit war vor allem für diejenigen gedacht, die dem Orden nur aus „weltlichen“ Gründen, wie zum Beispiel Flucht vor der Armut, beigetreten waren. Buddha hatte nämlich allen Menschen unabhängig von ihrer Kaste erlaubt, Mönche beziehungsweise Nonnen zu werden. Sehr bald wurden jedoch bestimmte Gruppen wie etwa Verbrecher, Verschuldete oder Kranke von der Aufnahme in den Orden ausgeschlossen.
2. Stupaverehrung, Laienbewegung und die Anfänge des Mahayana
Für die Entstehung des Mahayana-Buddhismus und der damit verbundenen Lebensweise spielte die Volks- und Laienfrömmigkeit eine große Rolle. Die ursprüngliche Stellung der Laien gegenüber den Mönchen habe ich bereits oben erwähnt. Es ist noch anzumerken, dass sie den durch Schenkung erworbenen Besitz der Ordensleute verwalteten, da es jenen verboten war, mit Geld umzugehen. Mit der Zeit wuchs das Bedürfnis der Menschen nach einem Beschützer, vor den sie ihre Bitten bringen und den sie verehren konnten. Wer bot sich da für die gläubigen Buddhisten besser an als Buddha selber? Dass Gautama Shakyamuni bereits ins nirvana eingegangen und streng genommen nach seiner eigenen Lehre für niemanden mehr greifbar war, störte die Laien nicht. Nach dem Tod des Religionsstifters waren dessen Überreste auf acht stupas in Zentralindien verteilt worden. Bei den stupas handelte es sich um halbrunde Erdhügel mit einem Stab in der Mitte, unter denen schon in vorbuddhistischer Zeit die Asche von Verstorbenen aufbewahrt wurde. Sie wurden nun zu Zentren für fromme Laien, die sich dort zur Anbetung des Buddhas einfanden. Die Bezeichnung „Mahayana“ entstand zwar erst einige hundert Jahre später, doch gab es schon bei den Urbuddhisten zur ursprünglichen Lehre alternative Sichtweisen, die als mahayana-philosophisch bezeichnet werden können. So sahen einige Gläubige es nicht als ihr Hauptziel an, das eigene Nirvana zu verwirklichen; vielmehr wollten sie als Bodhisattvas möglichst viele Menschen vom Leid befreien und zur Erlösung führen. Sie glaubten nämlich, dass es Laien ebenso wie Mönchen möglich sei, Buddhas zu werden. Die stupas boten nun den Raum, sich von weltlichen Lehrern in dieser neuen Anschauung unterrichten zu lassen und die Bodhisattvas als Helden und Vorbilder zu verehren. Zunächst wurden weitere von den Mönchsorden unabhängige stupas gebaut mit Vorliebe an großen Straßenkreuzungen, um möglichst viele Menschen damit zu erreichen. Immer häufiger besuchten auch Mönche und Nonnen diese Stätten und brachten Gaben dar. Als Antwort auf die Popularität der stupa -Verehrung wurden stupas nun auch innerhalb der Klöster gebaut. Einzelne Kulthandlungen, wie etwa Tanz, Musik und Theaterspiel, waren für Ordensleute verboten und blieben den Laien vorbehalten. Später übernahm der Mahayana-Buddhismus diese Elemente. Die Klöster wurden aufgrund der stupas zwar zu Kultorten; die vom mahayana-buddhistischen Gedankengut geprägten Laien stellten jedoch immer mehr die Privilegien der Mönche in Frage und forderten ihnen gegenüber Gleichberechtigung. In einigen Mahayana-Texten wird der Weg des Laien gegenüber dem der Ordensleute sogar höher bewertet, mit der Begründung, ersterer sei nicht durch sämtliche vinaya -Regeln vor zahlreichen Versuchungen des Lebens geschützt.
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- Citation du texte
- Katharina Baessler (Auteur), 2005, Die historischen Entstehungsbedingungen des Mahayana-Buddhismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57069
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