Die lang ersehnte Fußballweltmeisterschaft, neben den Olympischen Spielen das größte Sportereignis auf der Welt, hat endlich begonnen. Im Mittelpunkt stehen die Spieler und Trainer der teilnehmenden Nationalmannschaften, unter großem Druck stehen unter anderem aber auch die deutschen Fernsehkommentatoren, die schon vor zwei Jahren bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal stark kritisiert wurden. Damals hat die vom Verein für Sprachpflege herausgegebene Zeitung Deutsche Sprachwelt wegen der vielen sprachlichen Fehlgriffe angeregt, die Fußballkommentatoren „auszuwechseln bzw. sie ins Trainingslager zu schicken“ (Deutsche Sprachwelt, 29.6.2004, S. 1).
Die Sprache der Fernseh-Fußballkommentatoren, die sicherlich auch nach dieser Weltmeisterschaft für einige Diskussionen sorgen wird, kann auch im DaF-Unterricht auf eine interessante Weise „eingesetzt“ bzw. besprochen werden. Meiner Meinung nach können diese Texte, die zurzeit hochaktuell und leicht erreichbar sind, im Unterricht vor allem beim Kennen lernen der Wortbildung unterschiedlich verwendet werden. Mit dem vorliegenden Beitrag möchte ich aus diesem Grund zeigen, wie eine solche Wortbildungsanalyse auch für Deutschlehrer und Schüler im DaF-Unterricht nützlich sein kann. Darin werden die selektiven Adjektive pragmalinguistisch beschrieben und wortbildungstheoretisch analysiert. Das Korpus bilden drei Kommentartexte aus drei Fußballübertragungen des Deutschen Sportfernsehens (DSF), und zwar der Fußballkommentar von Uwe Morawe (VfB Stuttgart – Rapid Bukarest, 14.12.2005), Markus Höhner (Hamburger SV – Slavia Prag, 15.12.2005) und Thomas Herrmann (Hertha BSC Berlin – Steaua Bukarest, 15.12.2005).
Adjektive im Fernseh-Fußballkommentar
Tomaž Lapoša
1. Einleitung
Die lang ersehnte Fußballweltmeisterschaft, neben den Olympischen Spielen das größte Sportereignis auf der Welt, hat endlich begonnen. Im Mittelpunkt stehen die Spieler und Trainer der teilnehmenden Nationalmannschaften, unter großem Druck stehen unter anderem aber auch die deutschen Fernsehkommentatoren, die schon vor zwei Jahren bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal stark kritisiert wurden. Damals hat die vom Verein für Sprachpflege herausgegebene Zeitung Deutsche Sprachwelt wegen der vielen sprachlichen Fehlgriffe angeregt, die Fußballkommentatoren „auszuwechseln bzw. sie ins Trainingslager zu schicken“ (Deutsche Sprachwelt, 29.6.2004, S. 1).
Die Sprache der Fernseh-Fußballkommentatoren, die sicherlich auch nach dieser Weltmeisterschaft für einige Diskussionen sorgen wird, kann auch im DaF-Unterricht auf eine interessante Weise „eingesetzt“ bzw. besprochen werden. Meiner Meinung nach können diese Texte, die zurzeit hochaktuell und leicht erreichbar sind, im Unterricht vor allem beim Kennen lernen der Wortbildung unterschiedlich verwendet werden. Mit dem vorliegenden Beitrag möchte ich aus diesem Grund zeigen, wie eine solche Wortbildungsanalyse auch für Deutschlehrer und Schüler im DaF-Unterricht nützlich sein kann. Darin werden die selektiven Adjektive pragmalinguistisch beschrieben und wortbildungstheoretisch analysiert. Das Korpus bilden drei Kommentartexte aus drei Fußballübertragungen des Deutschen Sportfernsehens (DSF), und zwar der Fußballkommentar von Uwe Morawe (VfB Stuttgart – Rapid Bukarest, 14.12.2005), Markus Höhner (Hamburger SV – Slavia Prag, 15.12.2005) und Thomas Herrmann (Hertha BSC Berlin – Steaua Bukarest, 15.12.2005).
2. Zur Textsorte Kommentar
Die Funktion des Sprechers bei einer direkten Fernsehübertragung eines Fußballspiels liegt im Kommentieren des real stattfindenden und visuell wiedergegebenen Spielgeschehens (vgl. Quentin, 1989, 109; Schult/Buchholz, 1984, 224f). Unter dem Begriff Kommentieren, der aus dem Lateinischen stammt (lat. commentari = überdenken, erläutern, auslegen), wird „Äußerung einer Stellungnahme zur vorausgegangenen Information“ verstanden (Jesenšek, 1998, 100). Der Fernsehkommentator äußert also im Kommentar seine eigene Meinung, und bildet bzw. beeinflusst somit gewissermaßen die Meinung der Zuschauer, die Zuhause vor den Fernsehern das Spiel mitverfolgen. Das wird schön mit folgendem Beispiel aus dem Kommentar von Uwe Morawe belegt:
VfB Stuttgart unter Trapattoni / mit der aggressivsten Abseitsfälle in der Bundesliga neben Werder Bremen / wohl auch wegen den vielen Umstellungen in der Viererkette Abstimmungsprobleme beim Rauslaufen / wieder Gronkjaer / also der gefällt mir überhaupt nicht / da ist keine Einstellung / da ist keine Körpersprache da beim Dänen (VfB Stuttgart – Rapid Bukarest, 14.12.2005, 70. Minute).
Der journalistische Kommentar ist laut Angaben in Meyers Enzyklopädischem Lexikon (1975, 89, Zit. nach Jesenšek, 1998, 103) „ein Meinungsbeitrag, in dem ein Journalist (Kommentator) aktuelle Ereignisse bzw. politische Entwicklungen interpretiert und bewertet.“ Diese Definition trifft für den Fernseh-Fußballkommentar nicht ganz zu, denn hier setzt man sich (normalerweise) nicht mit Politik und aktuellen Ereignissen auseinander. Trotzdem bleibt die dominierende Handlung im Fußballkommentar dieselbe. Der Fernseh-Fußballkommentator interpretiert, erläutert und bewertet die ablaufende Fußballbegegnung, (vgl. Jesenšek, 1998, 103ff). Dies geschieht, parallel und unmittelbar zum ablaufenden Spiel, in einer spontanen Rede, denn dem Fußballkommentator sind der Verlauf und das Ergebnis einer Fußballbegegnung völlig unbekannt (vgl. hierzu Lapoša, 2005, 57). Der Fußballkommentar im Fernsehen besteht aber nicht nur aus bewertenden und beurteilenden Anmerkungen, sondern auch aus „Zusatzinformationen, die das Bildangebot ergänzen“ (Schult/Buchholz, 1984, 224). Schult und Buchholz verstehen darunter unterschiedliche verbale Äußerungen, wie z.B. Schilderung, Unterstützung der Bildaussage, Erläuterung, persönliche Information über den Sportler, statistische Angaben (siehe Schult/Buchholz, 1984, 224f).
Dazu sei angemerkt, dass im deutschen Fernsehen und auch bei einigen Autoren oft statt Kommentator ohne Bedeutungsunterschied auch die Bezeichnung Reporter (lat. reportare = zurücktragen, überbringen) verwendet wird, was nicht ganz korrekt ist. Der Fernseh-Fußballreporter ist demnach ein Berichterstatter, der bei seiner Arbeit nicht so sehr seine persönliche Meinung zum Ausdruck bringt, sondern über das Spielgeschehen berichtet. Dies gilt vor allem für die Hörfunkreporter, die ihre Aufgabe laut Angaben von Dankert (1969, 94) nur dann gelöst haben, wenn sie „den Zuhörern die Wirklichkeit eines sportlichen Geschehens so plastisch und handgreiflich schildern, dass die Zuhörer diese Realität zu sehen meinen.“ Die Fernsehkommentatoren brauchen dagegen nicht die „Wirklichkeit zu schaffen“ (Dankert, 1969, 103), denn diese Aufgabe übernimmt das Fernsehbild, sondern können das Spiel, wie schon oben erwähnt, mit knappen Kommentaren begleiten und erläutern. So kommen wir wiederum zu der Hauptfunktion des Fernseh-Fußballkommentators zurück, und das ist das subjektive Interpretieren und Bewerten eines Fußballspiels.
3. Analyse von motivierten Adjektiven in den Kommentartexten von DSF-Kommentatoren
Die oben besprochenen kommentierenden Elemente in einem Fußballkommentar lassen sich vor allem unter den Adjektiven zahlreich erkennen. Relativ viele bewertende bzw. beurteilende Adjektive, die sich in den analysierten Fußballkommentaren[1] von Uwe Morawe (VfB Stuttgart – Rapid Bukarest, 14.12.2005), Markus Höhner (Hamburger SV – Slavia Prag, 15.12.2005) und Thomas Herrmann (Hertha BSC Berlin – Steaua Bukarest, 15.12.2005) feststellen lassen, gehören zu den Determinativkomposita, wie das die folgenden Beispiele belegen. Dazu sei angemerkt, dass es sich bei allen diesen unten angeführten Determinativkomposita um Kompositionsmodell Substantiv + Adjektiv handelt (siehe Fleischer/Barz, 1995, 243ff).
Badoi // Bukarest / schon ganz früh `ne fußballverrückte Stadt gewesen mit vielen Vereinen die ganz tolle Namen hatten // Juventus Bukarest / oder noch schöner / achtmal Meister bis zum zweiten Weltkrieg / Venus Bukarest / das klingt doch phantastisch / aber dann kam das sozialistische Regime und hat Dynamo und Steaua / das heißt ja Stern / die Vereine des Militärs bzw. der inneren Sicherheit installiert (Uwe Morawe, 23. Minute)
Im obigen Beispiel handelt es sich um ein Determinativkompositum mit substantivischem Erstglied Fußball und adjektivischen Zweitglied verrückt. Mit der WBK[2] fußballverrückt ( in der Bedeutung „verrückt auf Fußball“) bezeichnet der Kommentator nicht die Stadt Bukarest, sondern ihre Bewohner als Leute mit großer Vorliebe für Fußball und bringt somit seine persönliche Meinung, zumindest was den Fußball angeht, zum Ausdruck.
(nach der Analyse von Berti Vogts) mehr dazu / zu den messerscharfen Analysen von Berti Vogts natürlich ausführlich / dann auch in der Analyse bei Thomas Helmer / im Anschluss an dieses Spiel / Giovanni Trapattoni erwarten wir in einem ausgiebigen / Interview (Uwe Morawe, 74. Minute)
[...]
[1] Hier handelt es sich um Fußballbegegnungen des internationalen Wettbewerbs, und zwar des UEFA-Pokals, an dem die genannten drei deutschen Mannschaften teilgenommen haben.
[2] Abkürzung für Wortbildungskonstruktion (nach Fleischer/Barz, 1995, 3).
- Arbeit zitieren
- Tomaz Laposa (Autor:in), 2006, Adjektive im Fernseh-Fußballkommentar, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56727
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