"Smaller business are not smaller versions of big business [...] smaller businesses also deal with unique size related issues as well, and they behave differently in their analysis of, and interaction with, their environments." Basierend auf dieser essentiellen Einsicht ist das Ziel der vorliegenden Arbeit die Überprüfung vorhandener Theorien der Internationalisierung auf ihre Eignung hinsichtlich der Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Es wird die Frage beantwortet, wie das Internationalisierungsverhalten von KMU erklärt werden kann. Ausgehend von einer globalen wirtschaftlichen Integration in den letzten Jahrzehnten und im Einklang mit der Liberalisierung der Weltmärkte, hat sich der internationale Wettbewerb erheblich verschärft. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die multinationalen Großunternehmen, sondern insbesondere auch KMU (vgl. Weber/Kabst 2000, 5). Verkürzte Produktlebenszyklen bei gleichzeitiger Zunahme der Investitionsintensität in Forschung und Entwicklung sowie eine ansteigende Homogenität der Bedürfnisse, scheinen eine Ursache dieser Entwicklung zu sein. Um ihre Wettbewerbsposition erfolgreich verteidigen zu können, müssen sich KMU daher als Ziel setzen, vorhandene Wettbewerbsvorteile zu sichern und auszubauen. Ein evidentes Mittel stellt hierbei die Erschließung neuer Absatzmärkte, also eine Internationalisierung der Geschäftstätigkeit, dar (vgl. Cutura/Kraus 2005, 1). Trotz des erheblichen Anteils der KMU an umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland von 99,7 % in 2003 (vgl. http://www.ifm-bonn.org/ 2006) wurde die Frage nach den theoretischen Grundlagen einer Internationalisierung von KMU bislang nur unzureichend geklärt, bzw. auf die Theorien der Internationalisierung von multinationalen Großunternehmen verwiesen. Auf der Grundlage wesentlicher Charakteristika von KMU identifiziert die vorliegende Arbeit vier Modelle, die den Prozess der Internationalisierung speziell für KMU theoretisch fundieren. Es wird dabei mit einer Überprüfung der Phasenmodelle begonnen, darauf folgt die Analyse von Netzwerkansätzen und des eklektischen Paradigmas. Abschließend wird mit der Theorie der „InternationalNew Ventures“ein Ansatz aufgegriffen, der erst vor kurzem entwickelt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Kleine und mittlere Unternehmen
2.1 Begriffsdefinition und Internationalisierung
2.2 Charakteristika und Konsequenzen für die Internationalisierung
3 Theoretische Erklärungsansätze der Internationalisierung
3.1 Auswahl relevanter Theorien für die Internationalisierung von KMU
3.2 Phasenorientierte Modelle der Internationalisierung
3.2.1 Überblick
3.2.2 Das Uppsala-Modell
3.2.3 Eignung als Erklärungsansatz der Internationalisierung von KMU
3.3 Netzwerk- und Kooperationsansätze
3.3.1 Überblick
3.3.2 Der Netzwerkansatz der Internationalisierung
3.3.3 Eignung als Erklärungsansatz der Internationalisierung von KMU
3.4 Das eklektische Paradigma der internationalen Produktion
3.4.1 Überblick
3.4.2 Eignung als Erklärungsansatz der Internationalisierung von KMU
3.5 Die Theorie der International New Ventures
3.5.1 Überblick
3.5.2 Das Rahmenkonzept von Oviatt/McDougall
3.5.3 Eignung als Erklärungsansatz der Internationalisierung von KMU
4 Zusammenfassung und Ausblick
Anhang
Literaturverzeichnis
Internetadressenverzeichnis
Rechtsquellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: KMU Größenklassen
Abbildung 2: Statische und dynamische Elemente des Uppsala-Modells im Zusammenspiel
Abbildung 3: Das Netzwerkmodell der Internationalisierung
Abbildung 4: Das eklektische Paradigma
Abbildung 5: Übersicht über die Theorien der Internationalisierung
Abbildung 6: Phasenmodelle der Internationalisierung
Abbildung 7: Erforderliche Elemente für nachhaltige International New Venture
Abbildung 8: Arten von International New Venture
1 Einleitung
Smaller business are not smaller versions of big business. [...] smaller businesses also deal with unique size related issues as well, and they behave differently in their analysis of, and interaction with, their environments
(Shumann/Seeger 1986, 8)
Basierend auf dieser essentiellen Einsicht ist das Ziel der vorliegenden Arbeit die Überprüfung vorhandener Theorien der Internationalisierung auf ihre Eignung hinsichtlich der Internationalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Es wird die Frage beantwortet, wie das Internationalisierungsverhalten von KMU erklärt werden kann.
Ausgehend von einer globalen wirtschaftlichen Integration in den letzten Jahrzehnten und im Einklang mit der Liberalisierung der Weltmärkte, hat sich der internationale Wettbewerb erheblich verschärft. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die multinationalen Großunternehmen, sondern insbesondere auch KMU (vgl. Weber/Kabst 2000, 5). Verkürzte Produktlebenszyklen bei gleichzeitiger Zunahme der Investitionsintensität in Forschung und Entwicklung sowie eine ansteigende Homogenität der Bedürfnisse, scheinen eine Ursache dieser Entwicklung zu sein. Um ihre Wettbewerbsposition erfolgreich verteidigen zu können, müssen sich KMU daher als Ziel setzen, vorhandene Wettbewerbsvorteile zu sichern und auszubauen. Ein evidentes Mittel stellt hierbei die Erschließung neuer Absatzmärkte, also eine Internationalisierung der Geschäftstätigkeit, dar (vgl. Cutura/Kraus 2005, 1). Trotz des erheblichen Anteils der KMU an umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland von 99,7 % in 2003 (vgl. http://www.ifm-bonn.org/ 2006) wurde die Frage nach den theoretischen Grundlagen einer Internationalisierung von KMU bislang nur unzureichend geklärt, bzw. auf die Theorien der Internationalisierung von multinationalen Großunternehmen verwiesen.
Auf der Grundlage wesentlicher Charakteristika von KMU identifiziert die vorliegende Arbeit vier Modelle, die den Prozess der Internationalisierung speziell für KMU theoretisch fundieren. Es wird dabei mit einer Überprüfung der Phasenmodelle begonnen, darauf folgt die Analyse von Netzwerkansätzen und des eklektischen Paradigmas. Abschließend wird mit der Theorie der „International New Ventures“ ein Ansatz aufgegriffen, der erst vor kurzem entwickelt wurde.
2 Kleine und mittlere Unternehmen
2.1 Begriffsdefinition und Internationalisierung
Die in der einschlägigen Literatur genannten spezifischen Charakteristika von KMU lassen sich grundsätzlich in quantitative und qualitative Merkmale gruppieren. Aufgrund ihrer relativ einfachen und genauen Ermittelbarkeit haben sich dabei quantitative Indikatoren zur Definition des Begriffs der KMU durchgesetzt (vgl. Müller/Kornmeier 2000, 61; Weber/Kabst 2000, 7; Cutura/Kraus 2005, 4). Beträchtliche Abweichungen finden sich in der Literatur bei der Festlegung der Größenklassen (vgl. Weber/Kabst 2000, 7). Auf europäischer Ebene hat die Europäische Kommission diese Größenklassen zum 1. Januar 2005 neu definiert (vgl. Amtsblatt der Europäischen Union 2003). Es gilt folgende Einteilung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: KMU Größenklassen
Quelle: http://europa.eu.int/comm/
Zur Bestimmung des Begriffs „Internationalisierung“ wird die von Welch/Luostarinen (1988, 37) vorgeschlagene Definition verwendet. Demnach ist Internationalisierung „the process of increasing involvement in international operations“.
2.2 Charakteristika und Konsequenzen für die Internationalisierung
Wie bereits oben dargelegt, werden i.d.R. quantitative Kriterien zur Definition der KMU herangezogen. Frank (vgl. 1994, 18) weist darauf hin, dass die gewählte Abgrenzungsmethode eine Frage der Zweckmäßigkeit, also vom Untersuchungsziel abhängig ist. Demzufolge ist es unabdingbar, qualitative Merkmale bzw. „charakteristische Merkmale“ (Bamberger/Evers 1997, 108) von KMU zur Untersuchung heranzuziehen. KMU zeichnen sich insbesondere durch folgende Merkmale aus (vgl. u.a. Bamberger/Evers 1997, 108-109; Eskelinen/Vatne 2000, 236-238; Weber/Kabst 2000, 9-11; Cutura/Kraus 2005, 5-7):
KMU sind typischerweise Familienbetriebe, in denen der Unternehmer eine zentrale Machtposition innehat. KMU verfügen über eine limitierte Verwaltung und eine einfache Struktur, welche die Herausbildung von Flexibilität und Innovation, informellen Beziehungen, intensiven und persönlichen Kundenkontakten sowie persönlichem Engagement unterstützen. KMU neigen zur Spezialisierung und verfolgen Produkt/Markt-Strategien, die mit Kostenvorteils- und/oder Diversifikationsstrategien gekoppelt werden können.
Müller/Kornmeier (vgl. 2000, 62) identifizieren fünf „kritische Ressourcen“, die sich hemmend auf die Internationalisierung von KMU auswirken können. Hierzu zählen neben den begrenzt verfügbaren materiellen und immateriellen Ressourcen Kapital, Personal und Know-how und Management-Zeit auch die Persönlichkeitsmerkmale des Entscheidungsträgers. Weber/Kabst (vgl. 2000, 9) fügen diesen noch das geringe Integrations- und Akquisitionspotential fehlender Ressourcen hinzu.
Augrund ihrer Größe verfügen KMU über wenig Verhandlungsspielraum bei der Aufnahme von Fremdkapital zur Finanzierung von Auslandsengagements (vgl. Wilson 2000, 203). Besteht kein Zugang zu Kapitalmärkten, können für Investitionen nur Gewinne aus vorangegangenen Perioden verwendet werden (vgl. Buckley 1989, 91).
Die Konsequenzen der Knappheit der Ressource Personal und Know-how auf die Internationalisierung lässt sich anhand zweier Szenarien verdeutlichen. Zum einen verfügen KMU selten über ausreichend qualifiziertes und erfahrenes Personal, das die Notwendigkeit einer Internationalisierung der Geschäftstätigkeit erkennt, resp. eine internationale Geschäftstätigkeit erfolgreich lenken könnte (vgl. Eskelinen/Vatne 2000, 237). Zum anderen rekrutieren KMU oftmals kein geeignetes Führungspersonal um die Kontrolle über das (Familien-) Unternehmen nicht abgeben zu müssen. Zusätzlich fehlt es häufig an Erfahrung in der Beurteilung potentieller Bewerberinnen und Bewerber (vgl. Buckley 1989, 94).
Die Unternehmensleitung ist oftmals bereits mit dem Tagesgeschäft ausgelastet. Die Management-Zeit wird zum knappen Gut (vgl. Müller/Kornmeier 2000, 62). Der Unternehmer ist oft Eigentümer und Entscheidungsträger in Personalunion, die Entscheidungsfindung ist zentralisiert (vgl. Bamberger/Evers 1997, 109). KMU verfügen im Gegensatz zu Großunternehmen nicht über eine volkswirtschaftliche Abteilung, welche die Unternehmensleitung mit detaillierten Analysen über ausländische Märkte versorgen könnte (vgl. Weber/Kabst 2000, 10). Entscheidungen werden daher häufig nicht aufgrund eines „global scannings“ von Möglichkeiten und Abwägung aller Vor- und Nachteile getroffen, sondern hängen maßgeblich von Einstellungen und Persönlichkeitsmerkmalen des Unternehmers, wie persönlicher Risikoeinstellung und Innovationsbereitschaft, ab (vgl. Buckley 1989, 94; Weber/Kabst 2000, 11).
Basierend auf den oben genannten Charakteristika gelangt man zu der Einsicht, dass die Erkenntnisse aus der Internationalisierung von Großunternehmen nicht unreflektiert auf KMU übertragen werden können (vgl. Karagozoglu/Lindell 1998, 46). Vielmehr bedarf es einer intensiven Analyse bestehender Internationalisierungstheorien hinsichtlich ihrer Gültigkeit für die Internationalisierungspfade von KMU.
3 Theoretische Erklärungsansätze der Internationalisierung
3.1 Auswahl relevanter Theorien für die Internationalisierung von KMU
Das zentrale Kriterium, anhand dessen die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Theorien ausgewählt wurden, ist der für KMU charakteristische Mangel an Ressourcen. Es existieren vier vorherrschende Theorien, die diesen in Abschnitt 2.2 beschriebenen Ressourcenmangel zur Erschließung internationaler Märkte überwinden. Abbildung 5 gibt eine Übersicht über ausgewählte Theorien der Internationalisierung. Auf eine ausführliche Erläuterung wird an dieser Stelle verzichtet und auf die angegebene einschlägige Literatur bzw. auf die folgenden Abschnitte verwiesen.
3.2 Phasenorientierte Modelle der Internationalisierung
3.2.1 Überblick
Basierend auf verhaltenswissenschaftlichen Annahmen und lerntheoretischen Überlegungen, verstehen Phasenmodelle Internationalisierung als Ablauf aufeinander aufbauender Stadien, die ein Unternehmen im Zuge der Internationalisierung durchläuft. Hierbei erhöht sich der Grad der Internationalisierung von Stufe zu Stufe. Die von verschiedenen Denkschulen entwickelten Phasenmodelle unterscheiden sich dabei häufig nur in Anzahl und Abfolge verschiedener charakteristischer Stadien, spiegeln also nur semantische Unterschiede wider (vgl. Andersen 1993, 212). Daher wird nachfolgend nur das Uppsala-Modell behandelt. Eine Übersicht über die genannten Phasenmodelle bietet Abbildung 6. Ansatzpunkt dieser Modelle ist die von Vernon 1966 konzipierte und 1979 modifizierte Theorie des Produktlebenszyklus im internationalen Handel.
3.2.2 Das Uppsala-Modell
Der lerntheoretische Ansatz der Uppsala Schule basiert auf einer empirischen Untersuchung des Internationalisierungsprozesses von vier Schwedischen Firmen und stellt wohl das am weitesten verbreitete Phasenmodell dar. Wesentliche Annahmen des Modells sind die notwendige Etablierung des Unternehmens im Heimatmarkt und ein gradueller Internationalisierungsprozess als Konsequenz einer Abfolge inkrementaler Entscheidungen (vgl. Johanson/Wiedersheim-Paul 1975, 306). Abbildung 6 stellt die Stufen des Modells dar. Die Abfolge der Stufen bildet den ersten Bestandteil der These und wird als „establishment chain“ bezeichnet. Zweiter Bestandteil ist das Konzept der Marktdistanz („psychic distance“) (vgl. Johanson/Wiedersheim-Paul 1975, 307). Es zeigt Faktoren wie unterschiedliche Sprache und Kultur auf, die die Informationsflüsse zwischen Unternehmen und Markt stören oder gar verhindern und geht der Frage nach, in welchen Ländermärkten sich ein Unternehmen wann international betätigt (vgl. Johanson/Wiedersheim-Paul 1975, 307-308).
Diese empirisch gestützten Überlegungen wurden von Johanson/Vahlne (1977; 1990) weiterentwickelt und darauf basierend ein Internationalisierungsmodell abgeleitet, das sowohl die Zunahme von Wissen über ausländische Märkte als ein Mittel zur Verringerung von Unsicherheit als auch die Schaffung einer Verbundenheit gegenüber internationalen Engagements mit Aharonis (1966) behavioristischer Theorie der Internationalisierung verbindet. Ausgehend von psychisch nahen Märkten eignet sich ein Unternehmen durch einen kontinuierlichen Lernprozess das für die Internationalisierung notwendige Wissen in einem längerfristigen Prozess an und weitet sein internationales Engagement Schritt für Schritt aus. Abbildung 2 beschreibt diesen Zusammenhang.
Abbildung 2: Statische und dynamische Elemente des Uppsala-Modells im Zusammenspiel
Quelle: Johanson/Vahlne (1977, 26; 1990, 12)
Nach Kutschker/Schmid (vgl. 2005, 461) liegt die Essenz des Uppsala-Modells in diesem Zusammenspiel der statischen und dynamischen Elemente.
3.2.3 Eignung als Erklärungsansatz der Internationalisierung von KMU
Die Phasenmodelle sind in der Literatur nicht nur hinsichtlich ihrer Eignung als KMU-relevante Theorien, sowohl konzeptionell als auch empirisch scharf kritisiert worden (vgl. z.B. Turnbull 1987; Andersen 1993; Coviello/Munro 1997). Ihre Kritiker führen insbesondere an, dass der Mangel an Ressourcen und Internationalisierungskompetenzen von KMU einen Prozess, wie ihn die Phasenmodelle beschreiben, verhindern (vgl. Bell 1995, 71; Reuber/Fischer 1997, 808). Andersen (vgl. 1993, 221) weist zudem darauf hin, dass Phasenmodelle den Einfluss der Umweltfaktoren Markt und Wettbewerb nur unzureichend betrachten und die Übergänge zwischen den einzelnen Stufen nicht erklärt werden können. Eine Studie kleiner Softwareunternehmen hat gezeigt, dass den dort untersuchten Unternehmen andere, den Internationalisierungsprozess beeinflussende, Faktoren zugrunde liegen, als dem Konzept der „establishment chain“. Erstens hat hier der Kontakt zu ausländischen Zulieferern zu einer Aufnahme von Exportaktivitäten geführt, zweitens hat ein Teil der Firmen bereits Produkte exportiert, bevor diese im Inland abgesetzt wurden, drittens hatten weder das Alter noch die Größe der Firma Einfluss auf die Internationalisierungsentscheidung (vgl. Bell 1995, 70-71). Auch das Konzept der Marktdistanz als Unterstützer der Internationalisierungsentscheidung scheint hier nicht zu greifen, da KMU nicht über die notwendigen Ressourcen verfügen um eine komplexe Analyse geographischer, kultureller und politischer Faktoren der Ländermärkte vorzunehmen (vgl. Czinkota/Ursic 1987; Bell 1995, 71-72). Unterstützt werden diese Aussagen durch die Diskussion von Welch/Luostarinen (vgl. 1988, 90), die bei einigen KMU eine sprunghafte Internationalisierung unter Auslassung einzelner Stufen ermittelt haben. Daneben wird die Relevanz der Phasenmodelle in serviceintensiven und Hochtechnologie Branchen in Frage gestellt (vgl. Bell 1995, 72).
Trotz genannter Einwände sind die Phasenmodelle als theoretische Erklärungsansätze zur Internationalisierung von KMU im allgemeinen geeignet (vgl. Gankema/Snuif/Zwart 2000, 16; Wilson 2000, 205). Johanson/Vahlne (vgl. 1990, 12) führen drei Einschränkungen des Uppsala-Modells an. Erstens erwarten sie, dass Unternehmen mit überschüssigen Ressourcen umfassendere Schritte in Richtung Internationalisierung gehen, zweitens kann das erforderliche Marktwissen bei soliden und homogenen Marktbedingungen leichter angeeignet werden und drittens können bei vorhandener Erfahrung auf Märkten mit ähnlichen Bedingungen diese Erfahrungen auf den Zielmarkt übertragen werden. Diese Kriterien sind bei KMU oftmals nicht gegeben, demnach kann das Uppsala-Modell eine sprunghafte Internationalisierung und die Existenz bereits früh international ausgerichteter KMU nicht erklären.
3.3 Netzwerk- und Kooperationsansätze
3.3.1 Überblick
In der Diskussion wird dem Einfluss von Netzwerk- und Kooperationsansätzen auf eine Internationalisierung der Geschäftstätigkeit von KMU zunehmende Bedeutung zugeschrieben (vgl. z.B.; Johanson/Mattsson 1988; 1991; 1995; Powell 1991; Coviello/Munro 1995; 1997; Holm/Eriksson/Johanson 1996). Nach Sydow (1992, 79) stellen Unternehmensnetzwerke „eine auf die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen zielende Organisationsform [...] dar, die sich durch komplex-reziproke, eher kooperative denn kompetitive und relativ stabile Beziehungen zwischen rechtlich selbstständigen, wirtschaftlich jedoch zumeist abhängigen Unternehmungen auszeichnet“.
Die Netzwerktheorien werden auf den zur Institutionenökonomie gehörenden Transaktionskostenansatz von Coase (1937) zurückgeführt. Er versteht die Bildung von Netzwerken als logische Konsequenz einer Minimierung von Transaktionskosten (zur Transaktionskostentheorie siehe u.a. Coase 1937; Williamson 1975; 1985). Um die Netzwerkansätze zu verstehen, reicht es allerdings nicht aus, nur die ökonomische Sichtweise im Sinne einer „make-or-buy“ Entscheidung zu betrachten, sondern es muss auch die Bedeutung sozialer Beziehungen zwischen den Akteuren („social exchange perspective“) berücksichtigt werden. Zwar kommen Netzwerke zum einen dann zustande, wenn es sich aus ökonomischer Sicht weder lohnt die Leistung über den Markt zu beziehen, noch diese im Unternehmen selbst herzustellen, zum anderen stellen aber gerade die wechselseitigen sozialen Beziehungen zwischen den Akteuren den Mehrwert von Netzwerken in Form von Lern- und Innovationsprozessen dar (vgl. Wilson 2000, 206).
[...]
- Quote paper
- Willem Sachse (Author), 2006, Eignung theoretischer Erklärungsansätze zur Internationalisierung von KMU, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56563
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