Der Legende nach wurde die heutige rheinland-pfälzische Landeshauptstadt, Mainz durch den aus seiner Heimat Italien vertriebenen Mago Requam, der als Heiler galt, am Ufer des Rheins gegründet (KLEIN und ROSBACH 1985: 294 ff.). Dies ist nur eine von vielen sagenumwobenen Legenden über die Entstehung einer
Stadt wie Mainz in der im Jahr 2004 204.913 Einwohner auf 97,7km2leben (HARENBERG 2004: 698). Sicherlich nehmen Städte eine zentrale Rolle im Wesen einer Region oder eines Staates ein. Nicht zuletzt da Städte Ausdruck des Entwicklungsstandes vergangener, bestehender und zukünftiger politischer, religiöser, sozialer und gesellschaftlicher Kultur verkörpert. Deshalb beschäftigt sich die Siedlungsgeographie maßgeblich mit der Stadtentwicklung und deren kontinuierlichen phasenhaften Veränderung. Es ist nicht zu unterschätz, dass die Bundesrepublik Deutschland (BRD) seit ihrer Wiedervereinigung im Jahr 1990 etwa 82,5 Millionen Einwohner beheimatet und sich über eine Territorialfläche von 357.022 km2erstreckt. Somit verfügt das heutige Deutschland über die höchste Bevölkerungsdichte in der Europäischen Union, von 231 Einwohnern je km2(HARENBERG 2004: 494). Außerdem besteht in Deutschland im Vergleich zu benachbarten Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Schweden oder Finnland ein relativ ausgewogenes Kontrastverhältnis zwischen Stadt und Land. Auf 10 Prozent der Fläche sind hierbei 47 Prozent der bundesrepublikanischen Bürger in Städten beheimatet (HENKEL 1996: 29). Dies ist nicht zuletzt der Grund warum, die Stadtentwicklung der BRD unter dem Fokus des ständigen wissenschaftlichen Interesses steht. Um Aussagen über die bestehenden Stadtbilder in Deutschland und deren Entwicklung deuten zu können, ist es Ziel dieser Arbeit die Grundlinien der Siedlungs- und Wohnungsentwicklung des 20. Jahrhunderts in Deutschland wie Gründerzeit, Gartenstadtbewegung, privater und genossenschaftlicher Wohnungsbau oder die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg an Mainzer Beispielen zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Gründerzeit
2.1 Baustil der Gründerzeit
2.2 Arbeitersiedlung
2.3 Villensiedlungen
3 Gartenstadt in der Mainzer Fichteplatzsiedlung
3.1 Idealmodell der Gartenstadt nach Howard
3.2 Die Umsetzung der Gartenstadt in Mainz
4 Genossenschaftlicher Wohnungsbau in Mainz
5 Leitbild der Aufgelockerten Stadt
6 Literatur
1 Einleitung
Der Legende nach wurde die heutige rheinland-pfälzische Landeshauptstadt, Mainz durch den aus seiner Heimat Italien vertriebenen Mago Requam, der als Heiler galt, am Ufer des Rheins gegründet (KLEIN und ROSBACH 1985: 294 ff.).
Dies ist nur eine von vielen sagenumwobenen Legenden über die Entstehung einer Stadt wie Mainz in der im Jahr 2004 204.913 Einwohner auf 97,7km2 leben (HARENBERG 2004: 698). Sicherlich nehmen Städte eine zentrale Rolle im Wesen einer Region oder eines Staates ein. Nicht zuletzt da Städte Ausdruck des Entwicklungsstandes vergangener, bestehender und zukünftiger politischer, religiöser, sozialer und gesellschaftlicher Kultur verkörpert. Deshalb beschäftigt sich die Siedlungsgeographie maßgeblich mit der Stadtentwicklung und deren kontinuierlichen phasenhaften Veränderung.
Es ist nicht zu unterschätz, dass die Bundesrepublik Deutschland (BRD) seit ihrer Wiedervereinigung im Jahr 1990 etwa 82,5 Millionen Einwohner beheimatet und sich über eine Territorialfläche von 357.022 km2 erstreckt. Somit verfügt das heutige Deutschland über die höchste Bevölkerungsdichte in der Europäischen Union, von 231 Einwohnern je km2 (HARENBERG 2004: 494).
Außerdem besteht in Deutschland im Vergleich zu benachbarten Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Schweden oder Finnland ein relativ ausgewogenes Kontrastverhältnis zwischen Stadt und Land. Auf 10 Prozent der Fläche sind hierbei 47 Prozent der bundesrepublikanischen Bürger in Städten beheimatet (HENKEL 1996: 29).
Dies ist nicht zuletzt der Grund warum, die Stadtentwicklung der BRD unter dem Fokus des ständigen wissenschaftlichen Interesses steht. Um Aussagen über die bestehenden Stadtbilder in Deutschland und deren Entwicklung deuten zu können, ist es Ziel dieser Arbeit die Grundlinien der Siedlungs- und Wohnungsentwicklung des 20. Jahrhunderts in Deutschland wie Gründerzeit, Gartenstadtbewegung, privater und genossenschaftlicher Wohnungsbau oder die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg an Mainzer Beispielen zu verdeutlichen.
2 Gründerzeit
Als Beginn der Gründerzeit wird der Zeitraum zwischen 1871 bis 1873 bezeichnet. Diese Zeit war im Wesentlichen nach dem deutsch-französischen Krieg und der deutschen Reichsgründung im Jahr 1871 von Unternehmensgründungen geprägt. Die Unternehmensgründungen gingen mit einer Industrialisierung in Deutschland einher und verursachten eine Flächenexpansion im verstärkten Maß (HEINEBERG 2001: 210). Zudem fand in den Folgejahren mit dem Ende der Zensuswahl ein gesellschaftlicher Demokratisierungsprozess statt. Hierdurch fanden die Belange der unteren Sozialschichten, welche eine bedeutenden Wählerschaft ausmachten, bei den verantwortlichen politischen Kräften stärker Gehör. Zudem wurde durch das Kapitalabfindungsgesetz 1921 und Hauszinsteuergesetz 1924 den Besitzern von Wohneigentum eine Steuer auferlegt.
2.1 Baustil der Gründerzeit
Durch einen verstärkten Zuzug der in die städtischen und industriellen Ballungszentren arbeit suchenden Landbevölkerung entstanden die wie in Mainz bis heute erkennbar eine große Zahl von Wohnbauten (HEINEBERG 2001: 210). In Mainz stieg in den ersten Jahren der Industrialisierung die Einwohnerzahl von ca. 21.000 auf 90.000 Einwohner (Aussage nach PETERMANN).
Typisch für den Baustil, der sog. Gründerzeitarchitektur, ist die meist von privaten Wohnungsbaugesellschaften errichtete etwa vier- bis fünfgeschossige Blockrandbebauung mit ihren reich dekorierten Fassaden.
Die Fassaden sollten nicht nur in ihrer Größe und ihrem jeweiligen Reichtum, sondern auch in ihrem geschossigen Aufbau die soziale Stellung ihrer Bewohner spiegeln. Die erste Etage bzw. das Hochparterre meist "Bel Etage" genannt war mit ihren besonders hohen Decken und ihren reichen Stuckverzierungen dem wohlhabenderen Bürgertum vorbehalten. Nach oben wurde die soziale Stellung der Bewohner mit abnehmender Geschosshöhe meist immer geringer.
2.2 Arbeitersiedlung
In vielen neu entstandenen Wohnvierteln wie in der Mainzer Neustadt und Am Mainzer Gautor wurden innerhalb der Blockrandbebauung in Hinterhäusern und Hinterhöfen oftmals zahlreiche weitere Quartiere für die Arbeiter errichtet, häufig auch in räumlicher Nähe zu den Arbeits- und Werkstätten. Die überbelegten Einraumwohnungen der Arbeiterklasse mit ihren oft miserablen und gesundheitsschädigenden unhygienischen Wohnbedingungen wurden von etlichen Reformern seit Ende des 19. Jahrhunderts sehr beklagt (BRÜCHERT, H. 1997: o. S.).
In Mainz wird davon ausgegangen das in einer Wohnung von 8 bis 10 m2 eine Familie mit mindestens fünf Kindern Obdach fand. Zudem wurde um Mietkosten zu minimieren das sog. Mitschläfertum eingeführt. Mehrere Personen teilten sich somit eine Schlafgelegenheit meist im Schichtbetrieb. Diese Bedingungen hatten nicht zuletzt neue Ideen wie die der „Gartenstadtbewegung“ von EBENEZER HOWARD zur Folge. Als Ende des Gründerzeitstils muss der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 bzw. der Werteumbruch am Ende der Kaiserzeit 1918 gesehen werden.
2.3 Villensiedlungen
Etwa zeitgleich wurden sowie beispielsweise im Stadtteil Mainz-Gonsenheim zu erkennen ist für die gehobenen Einkommensschichten in Deutschland Villenviertel bzw. Villenkolonien erbaut. Neben eine Vielzahl von Großvillen wurden ebenfalls in Form von Mehrfamilienhäusern Mietvillen errichtet (HEINEBERG 2001: 216). Nach ende des ersten Weltkrieges und der Weltwirtschaftskrise fand die Ära des Villenbaus mangels zahlungsfähiger Klientel ein Ende.
3 Gartenstadt in der Mainzer Fichteplatzsiedlung
„ Eine Gartenstadt ist eine Stadt, die für gesundes Leben und Arbeiten geplant ist; gro ß genug, um ein volles gesellschaftliches Leben zu ermöglichen, aber nicht gr öß er; umgeben von einem Gürtel offenen (landwirtschaftlich genutzten) Landes; die Böden des gesamten Stadtgebietes befinden sich inöffentlicher Hand oder werden von der Gesellschaft für die Gemeinschaft der Einwohner verwaltet “ (HOWARD und POSENER 1968: 172).
Diese bis heute allgemeingültige Definition einer Gartenstadt wurde von dem Stenografen und Begründer der Gartenstadtidee SIR EBENEZER HOWARD aufgestellt. Dieser hatte unter dem Hintergrund der Wohnumstände der Arbeiter Ende des 19. Jahrhunderts in England die Idee einer Gartenstadt entwickelt. Bereits im Jahr 1903 begann der Bau der ersten Howardschen GARTENSTADT LETCHWORTH (HOTZAN 2004: 49).
3.1 Idealmodell der Gartenstadt nach Howard
Um erfolgreich die Vorteile von Stadt und Land miteinander verbinden zu können, war eine detaillierte Planung der Stadt notwendig. Nach dem Idealmodell Howards sollte sich die Gartenstadt über eine Gesamtfläche von 2400 ha erstrecken. Im Zentrum einer Städtegruppe soll eine sog. Zentralstadt liegen, eine größere Ausführung der Gartenstadt mit max. 58.000 Einwohnern, die von „Tochtergartenstädten“ umgeben ist. Die Einwohnerzahl der Tochterstädte sollte auf insgesamt 32.000 Einwohner beschränkt sein. Bei Überschreitung dieser Richtwerte sollte eine weitere Tochterstadt gegründet werden. Diese sollten mit einer Eisenbahnlinie untereinander verbunden sein, um Warenaustausch und Bewohnern Besuche zu ermöglichen (HEINEBERG 2001: 117, HOTZAN 2004: 49). Schließlich sollte die Gartenstadt sowohl Wohnsiedlung, als auch selbstversorgende, landwirtschaftliche und kleinindustrielle Stadt sein, mit Einkaufsmöglichkeiten, kulturellen Einrichtungen und ausreichenden Arbeitsplätzen für ihre Bewohner. Wie in Abb.: 1 zu erkennen ist war das Modell Howards kreisrund aufgebaut (POSENER 1968: 62).
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- Citation du texte
- Christian Kah (Auteur), 2005, Siedlungs- und Wohnungsentwicklung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56518
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