Die Gesundheit ist eines der höchsten Lebensgüter. Ziel der Gesundheitspolitik ist es, die Gesundheit der Bürger zu erhalten, zu fördern und im Krankheitsfall wieder herzustellen. Gesünder leben, länger und aktiver leben zu können, dies ist für jeden Bürger bestmöglich zu gewährleisten. Das Gesundheitswesen qualitativ auf hohen Stand und gleichzeitig finanzierbar zu halten, ist die Herausforderung, vor der die deutsche Gesundheitspolitik heute und auch in Zukunft steht. Dazu bedarf es eines umfassenden Systems gesundheitlicher Sicherung, das allen Bürgern wirksam und ohne Hindernisse zur Verfügung steht.
Dieses Leitbild ist auf der Internetseite des Deutschen Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) nachzulesen.
Wie versucht die Gesundheitspolitik nun diesem Leitbild, dieser Maxime und den damit verbundenen Herausforderungen zu begegnen? Welche Veränderungen im deutschen Krankenversicherungssystem sind dauerhaft von Bedeutung und wie haben sie sich in der Vergangenheit – insbesondere in Bezug auf den Finanzierungs- und Honorierungsbereich – verändert und entwickelt? Die folgenden Seiten sollen helfen, jemandem, der sich nicht ständig im deutschen Gesundheitssystem bewegt, einen allgemeinen Überblick über das Funktionieren des Systems zu verschaffen und ein Gespür dafür zu erhalten, welche Herausforderungen im deutschen Krankenversicherungssystem derzeit und in Zukunft gemeistert werden müssen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gesundheitssystem - Deutschland
2.1 Grundprinzipien
2.2 Grundmerkmale und Gesundheitsausgaben
3. Das Deutsche Krankenversicherungssystem
3.1 Aufbau und Träger
3.2 Grundmerkmale GKV und PKV
3.3 Finanzierung
3.3.1 Wesentliche Finanzierungsstrukturen
3.3.2 Probleme und aktuelle Herausforderungen
4. Honorierungsverfahren
4.1 Honorierungsformen im ambulanten Sektor
4.1.1 Kassenärztliche Liquidation
4.1.2 Privatärztliche Liquidation
4.1.3 Steuerungswirkungen
4.2 Honorierungsformen im stationären Sektor
5. Gesundheitspolitische Ansätze zur Finanzierung und Steuerung
5.1 Konservativ-Liberale Gesundheitspolitik der ´90er Jahre
5.2 Rot-Grüne Gesundheitspolitik (1998-2005)
5.3 Pläne Schwarz-Roter Gesundheitspolitik ab 2005
5.4 Parallelen und Differenzen unterschiedlicher Regierungskoalitionen
6. Angleichung der Unterschiede zwischen EBM und GOÄ
6.1 Vorteile und Nachteile für die Private Krankenversicherung
6.2 Vorteile und Nachteile für die Gesetzliche Krankenversicherung
6.3 Konsequenzen für das deutsche Gesundheitswesen
7. Zusammenfassung / Fazit
Literaturverzeichnis
ERKLÄRUNG
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entwicklung der Gesundheitsausgaben – Anteil am BIP;
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2005
Abbildung 2: Krankenversicherungsschutz der Deutschen Bevölkerung;
Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK/WidO, 2005
Abbildung 3: Grundmerkmale GKV und PKV;
Quelle: Jacobs/Schulz, 2004
Abbildung 4: Vergleich Ausgabenentwicklung GKV und PKV;
Quelle: Verband der Privaten Krankenversicherung, 2004
Abbildung 5: Honorierung der Vertragsärzte; Quelle: 6. Studientext Fernstudium Angewandte
Gesundheitswissenschaften, 2005
Abbildung 6: Steuerungswirkungen der Entgeldformen für niedergelassene
Ärzte; Quelle: 6. Studientext Fernstudium Angewandte
Gesundheitswissenschaften,2005
Abbildung 7: Beispielrechnung – Ertragsverlust einer Muster-Arztpraxis;
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 2, Reihe 1.6.1.,
2000; Eigene Berechnungen Birkner, B., 2005
1. Einleitung
Die Gesundheit ist eines der höchsten Lebensgüter. Ziel der Gesundheitspolitik ist es, die Gesundheit der Bürger zu erhalten, zu fördern und im Krankheitsfall wieder herzustellen. Gesünder leben, länger und aktiver leben zu können, dies ist für jeden Bürger bestmöglich zu gewährleisten. Das Gesundheitswesen qualitativ auf hohen Stand und gleichzeitig finanzierbar zu halten, ist die Herausforderung, vor der die deutsche Gesundheitspolitik heute und auch in Zukunft steht. Dazu bedarf es eines umfassenden Systems gesundheitlicher Sicherung, das allen Bürgern wirksam und ohne Hindernisse zur Verfügung steht.
Dieses Leitbild ist auf der Internetseite des Deutschen Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) nachzulesen.
Wie versucht die Gesundheitspolitik nun diesem Leitbild, dieser Maxime und den damit verbundenen Herausforderungen zu begegnen? Welche Veränderungen im deutschen Krankenversicherungssystem sind dauerhaft von Bedeutung und wie haben sie sich in der Vergangenheit – insbesondere in Bezug auf den Finanzierungs- und Honorierungsbereich – verändert und entwickelt? Die folgenden Seiten sollen helfen, jemandem, der sich nicht ständig im deutschen Gesundheitssystem bewegt, einen allgemeinen Überblick über das Funktionieren des Systems zu verschaffen und ein Gespür dafür zu erhalten, welche Herausforderungen im deutschen Krankenversicherungssystem derzeit und in Zukunft gemeistert werden müssen.
2. Gesundheitssystem - Deutschland
Das deutsche Gesundheitssystem ist in seinen Grundzügen das Ergebnis einer über viele Jahrhunderte reichenden Entwicklung. Will man die gegenwärtigen Strukturen des deutschen Systems verstehen, ist man darauf angewiesen, sich auch mit ihrer bis weit in die vorigen Jahrhunderte zurückreichenden Entstehung und Entwicklung zu beschäftigen. Die Beschäftigung mit seiner historischen Entwicklung kann auch das Verständnis dafür fördern, dass grundlegende Strukturveränderungen im Gesundheitssystem Deutschlands offensichtlich sehr schwer durchzusetzen sind (Simon, 2005). Natürlich würde ein Exkurs in die historische Entwicklung des deutschen Gesundheitswesens über das erforderliche Maß hinausgehen. Allgemeine Grundlagen und bestimmte Merkmale des Gesundheitssystems sollen jedoch nicht fehlen.
2.1 Grundprinzipien
Das System der sozialen Sicherung im Krankheitsfall baut auf einer Reihe von Grundprinzipien auf, welche nicht erst mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) entstanden sind, sondern tief in der Geschichte und Kultur Deutschlands verwurzelt sind. Zu diesen Grundprinzipien zählen:
- Das Sozialstaatsprinzip
- Das Solidarprinzip
- Das Subsidiaritätsprinzip
- Das Bedarfsdeckungsprinzip
- Das Sachleistungsprinzip
- Die Versicherungspflicht
- Die Selbstverwaltung
Weil es sicherlich das Verständnis für einige der nachfolgenden Kapitel erleichtert, soll zumindest das Sozialstaatsprinzip, welches als unveränderlich in der Verfassung der BRD verankert ist, erläutert werden. Es leitet sich von zwei von der Verfassung als unveränderlich festgeschriebenen Vorgaben ab, wonach die BRD ein demokratischer und sozialer Bundesstaat (Artikel 20 Abs. 1 Grundgesetz) ist und seine verfassungsmäßige Ordnung nach den „Grundsätzen des republikanischen, demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Sinne dieses Grundgesetzes entsprechen muss (Artikel 28 Abs. 1 Grundgesetz).
Aus der verfassungsrechtlichen Verankerung einer Sozialpflichtigkeit des Staates ergibt sich eine staatliche Verpflichtung zur Daseinsvorsorge, die auch die Versorgung im Krankheitsfall einschließt. Die besondere Bedeutung des Sozialstaatsprinzips für die soziale Sicherung und Versorgung im Krankheitsfall besagt also, dass – laut Grundgesetz – der Staat die Letztverantwortung für die Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Krankenversorgung trägt und diese nicht den freien Kräften des Marktes überlassen darf.
2.2 Grundmerkmale und Gesundheitsausgaben
Nach dem jüngsten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2005) erreicht das Versorgungsniveau des deutschen Gesundheitssystems im weltweiten Vergleich nur einen Platz im gehobenen Mittelfeld, obwohl es bei den Ausgaben an zweiter Stelle liegt (Gerlinger, 2005). Seit mittlerweile fast drei Jahrzehnten ist in Deutschland die Entwicklung der Ausgaben für das Gesundheitswesen immer wieder Thema öffentlicher Debatten und teilweise auch scharfer Kritik. Auch heute noch wird gelegentlich der Mitte der 1970er Jahre geprägte Begriff der „Kostenexplosion“ im Gesundheitswesen benutzt, wenn die Ausgabenentwicklung als zu hoch und überproportional kritisiert wird. Diese Situation führte die Kassen meist in finanzielle Bedrängnis und zwingt sie zu Beitragssatzerhöhungen.
Wirft man jedoch einen Blick auf die Entwicklung der Gesundheitsausgaben und setzt sie ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), so wird schnell deutlich, dass die Gesundheitsausgaben in der jüngsten Vergangenheit nicht schneller gestiegen sind, als die gesamtwirtschaftliche Leistung der Bundesrepublik (Wochenbericht DIW, 2003)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wo liegen nun also die großen Herausforderungen und Probleme des deutschen Krankenversicherungssystems? Um dies zu verstehen, sollen zunächst die wesentlichen Kernelemente des derzeitigen Krankenversicherungssystems beschrieben werden.
3. Das Deutsche Krankenversicherungssystem
Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sind 80 % der Deutschen der Ansicht, dass nicht jeder Bürger den gleichen Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung hat. Nach dem „Gesundheitsmonitor“ der Stiftung sind nur 35 % der Mitglieder einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. GKV-Versicherte müssen im Vergleich zu Privatpatienten längere Wartezeiten, einen geringeren Leistungsumfang und schlechteren Service in Kauf nehmen. Dies läge an der unterschiedlichen Vergütung ärztlicher Leistungen. Privatversicherte äußerten sich den Angaben zufolge positiver. So werden Ihnen nach eigenen Angaben seltener Medikamente verweigert und häufiger alternative Heilmethoden „auf Krankenschein“ verordnet. Nach der Studie fordern mehr als die Hälfte der Kassenpatienten eine bessere medizinische Behandlung. Etwa 2/3 befürchten, im Alter nicht ausreichend medizinisch versorgt zu sein. Fast 90 % vermuten, dass ihre Kasse bald nicht mehr alle für sie wichtigen Leistungen übernimmt (Frankfurter Rundschau, 2005).
3.1 Aufbau und Träger
Die soziale Sicherung im Krankheitsfall erfolgt in Deutschland durch ca. 350 Krankenkassen, die zusammen die GKV bilden, und ca. 50 private Krankenversicherungen. Die Kassen dienen zur Erfüllung sozialstaatlicher Aufgaben und sind einer umfassenden staatlichen Aufsicht unterstellt. Sie sind als mittelbare Staatsverwaltung ausgelagerter Teil der staatlichen Verwaltung. Private Krankenversicherungen (PKV) sind dagegen privatrechtlich verfasste Wirtschaftsunternehmen (Simon, 2005).
Wie aus der folgenden Grafik ersichtlich, ist der Großteil der deutschen Bevölkerung gesetzlich versichert. Die Private Krankenversicherung ist nach der GKV der größte Akteur der für bestimmte Ziel- und Berufsgruppen substitutive Krankenversicherungslösungen anbieten kann.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Träger der gesetzlichen Krankenkassen sind die Orts-, Betriebs-, Innungs-, See-, Ersatzkrankenkassen sowie Landwirtschaftliche und Knappschaftliche Krankenkassen, die sich allgemein nur in der Struktur ihrer versicherten Personenkreise unterscheiden. Allerdings ist auch diese Einschränkung für die meisten Krankenkassen nach Einführung des freien Kassenwahlrechts nicht mehr relevant, sodass innerhalb der meisten Krankenkassen ein Wechsel der Versicherten möglich ist.
3.2 Grundmerkmale GKV und PKV
Zu den dominierenden Versicherungsbereichen gelten in Deutschland zweifelsohne die gesetzliche und die private Krankenversicherung, wobei die GKV – wie in der oberen Abbildung dargestellt – die meisten Bürger versichert. Die Kennzeichnungen beider Systeme sind so unterschiedlich wie sie nur sein können. Die folgende Übersicht soll die wesentlichen Merkmale zwischen den beiden Systemen darstellen.
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- Olcay Krandaoglu (Author), 2006, Das deutsche Krankenversicherungssystem - aktuelle Ansätze und wesentliche Herausforderungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56380
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