Die Subordination (lat. subordinatio 'Unterordnung') bezeichnet ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen einem übergeordneten Hauptsatz, dem Matrixsatz, und dem untergeordneten Nebensatz, der in struktureller Beziehung zum Matrixsatz steht.
Wie Subordinationen in den verschiedensten Sprachen dieser Erde gebildet werden, welche Satztypen vorherrschend sind und welche Bezugselemente modifiziert werden, kann von Sprache zu Sprache stark variieren. Im Normalfall werden Subordinationen durch Subordinatoren eingeleitet. Es gibt aber auch Sprachen wie das Japanische, die keinen Subordinator als Marker für Subordinationen benötigen. Das Deutsche besitzt die Auffälligkeit, die Verbstellung bei Nebensätzen im Vergleich zu Hauptsätzen zu verändern. Deutsche Sätze, die typischerweise mit einem Subordinator eingeleitet werden, weisen demnach eine SOV-Stellung in Nebensätzen auf. Und während die von Keenan und Comrie (1977) entwickelte "Noun Phrase Accessibility Hierarchy" zeigt, dass Relativsätze sich mindestens auf Subjekte beziehen könnten bzw. müssen, gibt es Sprachen, deren Relativsätze gar kein Bezugselement benötigen.
So unterschiedlich die Sprachen und ihre Möglichkeiten der Subordination auch sind, haben sie dennoch eines im typologischen Vergleich gemein: In allen Sprachen werden Subordinationen zur Modifikation von der im Hauptsatz getroffenen Aussage gebildet und werden gebraucht um dem Rezipienten Hintergrundinformationen zur Hauptinformation zu liefern.
Inhalt
1 Einleitung
2 Subordinationen
2.1 Adverbialsatz
2.2 Komplementsatz
2.3 Relativsatz
3 Merkmale, Auffälligkeiten und Besonderheiten subordinierter Sätze
3.1 Prosodie
3.2 Verbstellung
3.3 Subordinatoren
3.4 Nichtfinite Verben
3.5 Nominalisierte Verben
3.6 Informationsgehalt
4 Adverbialsätze
4.1 Temporalsätze
4.2 Lokalsätze
4.3 Kausalsätze
4.4 Konditionalsätze
4.5 Konzessivsätze
5 Komplementsätze
5.1 Einfluss der Semantik auf die Wahl der Komplementform
6 Relativsätze
6.1 Attributive Relativsätze
6.2 restrinktive vs. nichtrestrinktive Relativsätze
6.3 Freie Relativsätze
7 Schluss
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Während ein einfacher Satz nicht weiter zerlegt werden kann, also atomar ist, bestehen komplexe Sätze aus mehreren Teilsätzen. Komplexe Sätze können ent-weder hypotaktisch oder parataktisch aufgebaut sein. Die Teilsätze einer Parataxe sind mithilfe von koordinierenden Konjunktionen (im Deutschen z.B. und, oder) oder Konjunktionaladverbien (im Deutschen z.B. trotzdem, deshalb) gleichwertig neben-einander geordnet, also syndetisch aneinandergereiht. Eine weitere Möglichkeit der Anordnung der Teilsätze eines parataktischen Satzgebildes ist die asyndetische Aneinanderreihung von Teilsätzen ohne Verknüpfungen. Bei hypotaktisch aufge-bauten Sätzen hingegen ist ein Satz dem anderen untergeordnet. Der überge-ordnete Satz ist in der Regel ein Hauptsatz[1], der für sich alleine stehen kann. Diesem ist ein Nebensatz untergeordnet, der in struktureller Beziehung zum übergeordneten Satz steht (vgl. Berman & Pittner 2004:96). Diese Hausarbeit wird sich mit diesen unter-geordneten Sätzen, den Subordinationen, genauer befassen.
2 Subordinationen
Die Subordination (lat. subordinatio (= Unterordnung)) bezeichnet ein Abhängigkeits-verhältnis der Unterordnung. Während wir hier die Subordination lediglich in Bezug auf Hauptsätze und deren untergeordneten Nebensätze sehen, kann Subordination beispielsweise auch das Abhängigkeitsverhältnis zwischen einem Bezugsnomen und Attribut oder einem Prädikat und dessen Objekt bezeichnen (vgl. Bußmann 2002:663).
Die traditionelle Grammatik kennt nach Whaley (1997) drei verschiedene Arten von subordinierten Sätzen, nämlich Adverbialsätze, Komplementsätze und Relativsätze.
2.1 Adverbialsatz
Der Adverbialsatz ist als Nebensatz definiert, der das Bezugswort näher erläutert und somit als Adjunkt angesehen werden kann.
(1) Sie lacht, weil Ferdinand Witze erzählt.
2.2 Komplementsatz
Ein Komplementsatz ist ein Nebensatz, der eine Valenzstelle des Verbs im Matrixsatz füllt, also als Komplement fungiert. Der Komplementsatz tritt in der Regel als Subjekt (siehe Bsp. (2)) oder Objekt auf.
(2) Dass sie lacht, freut Ferdinand.
2.3 Relativsatz
Unter einem Relativsatz versteht man ein durch ein Relativpronomen, Relativpartikel oder Relativadverb eingeleiteter Nebensatz, der in der Regel das Bezugswort modifiziert.
(3) Über den Witz, der von Kamelen und Elefanten handelt, lachte sie.
Bevor jene Typen der Subordinationen genauer untersucht werden, werden im Folgenden Merkmale, Auffälligkeiten und Besonderheiten von subordinierten Sätzen im Allgemeinen aufgezeigt und erläutert.
3 Merkmale, Auffälligkeiten und Besonderheiten subordinierter Sätze
3.1 Prosodie
Ein Merkmal, das Subordinationen aufweisen, ist, dass umso größer das Abhängig-keitsverhältnis zwischen subordiniertem Satz und Matrixsatz ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Intonationspause. Bei Komplementsätzen beispielsweise, die eine Valenzstelle des Verbs füllen indem sie als Subjekt oder Objekt fungieren, herrscht ein großes Abhängigkeitsverhältnis zum übergeordneten Satz und es wird in der Regel keine Intonationspause gebildet. Relativsätze hingegen, die lediglich ein Bezugswort modifizieren, haben ein geringes Abhängigkeitsverhältnis zum überge-ordneten Satz und sind deshalb zugänglicher für Intonationspausen.
3.2 Verbstellung
Eine weitere Auffälligkeit von subordinierten Strukturen ist, dass sich die Abfolge der Konstituenten eines subordinierten Satzes von dem eines Hauptsatzes in einigen Sprachen unterscheiden. Ein Beispiel liefert hierfür das Deutsche, das die Konstituenten eines Nebensatzes nicht gleich wie im Hauptsatz (SVO) anordnet, sondern das Verb nach rechts verschiebt und damit eine SOV-Stellung aufweist.
(1) a. Ferdinand spielt gerne Fußball.
S V O
b. Ich weiß, [dass Ferdinand gerne Fußball spielt.]
S O V
Die meisten Sprachen, wie beispielsweise das Spanische, zeigen eine solche Auffälligkeit nicht auf. Hier ist die Reihenfolge der Konstituenten im Nebensatz die gleiche wie die im Hauptsatz.
(2) María ha traído champán [porque Víctor tiene cumpleaños.]
Maria hat gekauft Champagner weil Victor hat Geburtstag
S V O S V O
~ Maria hat Champagner gekauft, weil Victor Geburtstag hat.
(Beispiel: Görissen 1999)
3.3 Subordinatoren
Subordinierte Strukturen sind typischerweise morphologisch durch Subordinations-partikel oder –affixe markiert. Diesem Subordinator kann eine semantische Informa-tion inhärent (3), aber auch semantisch leer sein (4).
(3) I eat strawberrys if/when/because they are in season.
Subordinatoren wie in Beispiel (3) tragen eine Bedeutungsveränderung des Satzes bei. Je nach Wahl des Subordinators kann beispielsweise eine Begründung (I eat strawberrys because they are in season) oder eine Bedingung (I eat strawberrys if they are in season) geäußert werden.
(4) I hope that we can go.
Wenn der Subordinator wie in (4) keine Information liefert, also nur als Marker syntaktischer Abhängigkeit dient, kann er in manchen Sprachen auch weggelassen werden, ohne dass der Satz dadurch ungrammatisch wird.
(4’) I hope we can go.
Auch auf das Deutsche trifft dieses Merkmal zu. Ein deutscher Nebensatz, der mit dem Subordinator „dass“ eingeleitet wird, kann wie das englische Beispiel umformiert werden. Der Subordinator „dass“ trägt, wie der englische Subordinator „that“, keine semantische Bedeutung und kann darum weggelassen werden, wie folgendes Beispiel belegt.
(5) Ich weiß, dass Ferdi Pizza liebt.
(5’) *Ich weiß, ____ Ferdi Pizza liebt.
(5’’) Ich weiß, Ferdi liebt Pizza.
Auffällig an diesem Beispiel ist nun aber, dass deutsche Nebensätze eine SOV-Stellung aufzeigen, wie in 3.1.2 erläutert wurde. Wird nun der Subordinator nicht realisiert, müssen die Konstituenten in die für Nebensätze untypische SVO-Stellung angeordnet werden, um einen grammatischen Satz zu erhalten.
Zifonun et al (1997:2241) stellt eine zusammenfassende Übersicht (Bild 1) für das Deutsche auf, die einen Überblick über die Möglichkeiten der Nebensatzein-leitungen darstellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 1: Einteilung der Nebensätze nach der morphosyntaktischen Gestalt nach Zifonun (1997)
W/D-Sätze sind hierbei jene deutsche Sätze, die ohne Bezugselement auftreten können.
(6a.) Wo er herkommt, erzählt man viele Witze.
(6b.) Der lachen kann, hat Humor.
Sie können mit einem W-Element (z.B. wer, was, wo, wann, welcher, nicht jedoch: wenn) oder D-Element (der, die, das (Relativpronomen)) eingeleitet werden. Hierbei gilt jedoch zu beachten, dass W/D-Elemente im Gegensatz zu Subjunktoren Elemente des Nebensatzes sind (vgl. Zifonun et al 1997:2240).
3.4 Nichtfinite Verben
Viele Sprachen benutzen in subordinierten Strukturen eine nichtfinite Form des Verbs. Dieses Muster findet man beispielsweise bei Komplementen einiger englischer Verben (7a.) und adverbial gebrauchten Partizipkonstruktionen (7b.).
(7a.) I wanted to go to Buffalo yesterday.
(7b.) Running up the hill full speed, John became winded.
(Beispiel: Whaley 1997)
Auch im Deutschen gibt es subordinierte Strukturen mit nichtfiniten Verbformen. Laut Berman & Pittner (2004:107f.) sind solche Sätze entweder uneingeleitet oder werden durch Infinitivkonjunktionen wie (an)statt, ohne, um eingeleitet.
(8a.) Ferdinand versprach, zu putzen.
(8b.) Ferdinand ging weg, ohne zu putzen.
Bemerkenswert ist hierbei, dass in solchen nichtfiniten Nebensätzen kein Subjekt auftreten kann (Bsp. (9)). Obwohl das Verb kommen ein Subjekt verlangt, ist der Satz in Beispiel (9a.) nicht ungrammatisch, da das Subjekt des Matrixsatzes gleichzeitig als Subjekt des subordinierten Satzes verstanden werden kann.
(9a.) Er versprach ihr, bald zu kommen.
(9b.) *Er versprach ihr, er bald zu kommen.
(Beispiel: Berman & Pittner 2004)
Dieses Phänomen nennt man Kontrolle. Hierbei wird zwischen Subjekt- und Objekt-kontrolle unterschieden, je nachdem welche Ergänzung des Matrixsatzes das Subjekt des nichtfiniten Verbs kontrolliert.
3.5 Nominalisierte Verben
Einige Sprachen bilden subordinierte Strukturen durch Nominalisierung. Das Verb wird hierbei durch Derivation nominalisiert. Das Beispiel (10) zeigt, wie beispielsweise Comache (Uto-Aztekisch (USA)) das Suffix „-na“ an das Verb anhängt und dadurch Nominalisierung stattfindet. Das nominalisierte Verb „u-kima-na“ stellt nun die Subordination des Satzes dar.
(10) u-kima- na niisu=pana/i-ti=
sein-kommen- NOML ich wissen-ASP
~ Ich weiß, dass er gekommen ist.
(Beispiel: Whaley 1997)
3.6 Informationsgehalt
Der Unterschied zwischen subordinierten Sätzen und Hauptsätzen besteht darin, dass Subordinationen, vor allem Adverbial- und Relativsätze, die Funktion haben, Hintergrundinformationen oder Erklärungen zum eigentlichen Inhalt des Hauptsatzes zu liefern. Ihre Hauptfunktion besteht also darin, die im Hauptsatz gemachte Aussage genauer zu erläutern.
4 Adverbialsätze
Viele Sprachen kennen keine Adverbialsätze bzw. nutzen sie nur sehr selten. Dies trifft vor allem auf jene Sprachen zu, die komplexe Zeitformen und Aspektsysteme bzw. verbale Affixe benutzen. Diese nehmen dieselbe Funktion in den jeweiligen Sprachen ein wie der Adverbialsatz z.B. im Deutschen oder Englischen. Im Allgemeinen ist der Adverbialsatz als Nebensatz definiert, der das Bezugswort näher erläutert und somit als Adjunkt angesehen werden kann (vgl. Whaley 1997:111). Diese Erläuterungen des Bezugswortes können nach semantischen Kriterien unterteilt werden. Whaley (1997) nennt hierbei die am häufigsten auftretenden Erscheinungen, nämlich Temporal-, Lokal-, Kausal-, Konditional- und Konzessivsätze.
[...]
[1] Ein Hauptsatz, dem ein Nebensatz untergeordnet ist, nennt man auch Matrixsatz.
- Arbeit zitieren
- Constanze Zürn (Autor:in), 2006, Subordinationen - Nebensatzkonstruktionen im typologischen Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56098
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