Vor genau 90 Jahren, im September 1915, saß Albert Schweitzer auf dem Deck eines Dampfschiffs und fuhr den Ogowefluß im damaligen Französisch-Äquatorialafrika stromaufwärts. Im Schein der untergehenden Sonne sah er vier Nilpferde mit ihren Jungen auf einer Sandbank in die gleiche Richtung ziehen. In diesem Moment kam ihm plötzlich ein Wort in den Sinn, das ihn wie elektrisiert aus seinem Halbschlaf riß. Es war der Begriff „Ehrfurcht vor dem Leben“, in dem er sogleich das lange von ihm gesuchte Prinzip einer neuen Ethik erkannte.
Inhaltsverzeichnis
- Ethik und Ästhetik bei Albert Schweitzer
- Die Entstehung der Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben und ihre Bedeutung für unsere Kultur
- Kultur und Ethik
- Die Vielfalt religiöser Erfahrung
- Interview mit Ch. V. Wolzogen, im Humanismus des anderen Menschen
- Die Spur des Anderen
- Die Weltanschauung der indischen Denker — Mystik und Ethik
- Straßburger Predigten
- Die Einheit des Wirklichen — Carl Friedrich v. Weizsäckers Denkweg
- Albert Schweitzer S. Bach (1909)
- J. S. Bach (1932)
- Aufsätze zur Musik
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Lebenswerk von Albert Schweitzer und untersucht die Verbindung zwischen Ethik und Ästhetik in seiner Philosophie. Sie analysiert die Entstehung und Bedeutung der „Ehrfurcht vor dem Leben" als ethisches Prinzip und beleuchtet die Rolle der religiösen und ästhetischen Erfahrung in der Umsetzung dieses Prinzips.
- Die Entstehung und Bedeutung der „Ehrfurcht vor dem Leben" als ethisches Prinzip
- Die Rolle der religiösen Erfahrung in der Umsetzung der „Ehrfurcht vor dem Leben"
- Die Rolle der ästhetischen Erfahrung in der Umsetzung der „Ehrfurcht vor dem Leben"
- Die Verbindung von Ethik und Ästhetik in Albert Schweitzers Lebenswerk
- Die Bedeutung von Johann Sebastian Bach für Albert Schweitzers Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit der Schilderung des Moments, in dem Albert Schweitzer das Prinzip der „Ehrfurcht vor dem Leben" entdeckt. Er erläutert, wie diese Einsicht aus der sinnlichen Wahrnehmung der Natur und der Einheit alles Lebendigen entstanden ist. Der Autor beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus dieser ethischen Forderung ergeben, da der Mensch immer wieder gezwungen ist, andere Lebensformen zu zerstören. Er stellt Schweitzers Lösung vor: die Minimierung und Ausgeglichenheit der Schäden, die der Mensch anrichtet.
Anschließend werden die beiden existentiellen Erfahrungsweisen, die den Menschen zu einer praktischen Umsetzung der Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben" motivieren können, vorgestellt: die religiöse und die ästhetische Erfahrung. Der Autor beschreibt, wie diese Erfahrungen die Werthaltung, das Denken und Verhalten des Menschen verändern können.
Im Folgenden wird die Rolle der Ästhetik in der Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben" näher beleuchtet. Der Autor argumentiert, dass die Wahrnehmung des Schönen uns Einsichten vermittelt, die ihre Wurzeln jenseits des Sichtbaren im Geistigen haben. Er erläutert, wie die Ästhetik uns sensibilisiert für die Einheit und Integrität aller Lebensformen und uns daran hindert, sie zu zerstören.
Der Autor verweist auf die Philosophie von Emmanuel Levinas, der ebenfalls die Bedeutung des „Antlitzes" des Anderen für eine ethische Haltung betont. Er zeigt, wie Schweitzers Ethik diese Sichtweise auf alle Lebensformen erweitert und die „Ehrfurcht vor dem Leben" als universelles Prinzip etabliert.
Im letzten Kapitel wird die Bedeutung von Johann Sebastian Bach für Albert Schweitzers Philosophie beleuchtet. Der Autor beschreibt, wie Bachs Musik den Zuhörer auf eine geistige Reise führt, die ihn für das Geheimnis des Lebens sensibilisiert und ihm hilft, die Selbstentzweiung des Lebens zumindest für kurze Zeit aufzuheben. Er zeigt, wie Bachs Musik gleichzeitig eine ästhetische und religiöse Erfahrung ermöglicht, die die Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben" in ihrer Vollendung erfährt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben", Albert Schweitzers Lebenswerk, die Verbindung von Ethik und Ästhetik, die Rolle der religiösen und ästhetischen Erfahrung, die Bedeutung von Johann Sebastian Bach für Schweitzers Philosophie und die Herausforderungen und Möglichkeiten einer universellen Ethik, die alle Lebensformen respektiert.
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- Dr. Mathias Schüz (Autor), 2005, Ethik und Ästhetik bei Albert Schweitzer, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56060