Einer antiken Sage zufolge zerstörte einst der junge Königssohn Erysichthon den heiligen Hain der Demeter. Gegen alle Warnungen fällte er die Bäume, um sich aus dem Holz einen Saal zu bauen und dort herrliche und üppige Mahlzeiten mit seinen Freunden einzunehmen. Doch Demeter verfluchte ihn in ihrem Zorn und entfachte in ihm einen heftigen, wilden und glühenden Hunger. Was immer er verschlang, es ergriff ihn sogleich wieder die Begierde nach Mehr. Nachdem nichts Essbares mehr übrig war, begann er in seiner Gier sich selbst zu verspeisen.
Der Schweizer Nationalökonom Hans Christoph Binswanger hat diese Sage im Lichte der modernen Ökonomie neu interpretiert. Erysichthon steht für den homo oeconomicus, der spätestens mit Erfindung des Geldes keine Grenzen der Sättigung mehr kennt. Da Geld nicht verdirbt und gegen jede Art von Gütern eingetauscht werden kann, vermehrt sein Besitz ständig die Bedürfnisse. Vor allem die Gier nach Gütern, die den eigenen Geltungsdrang befriedigen, wird mit Geld angefacht. So wollte auch Erysichthon, sei ne Gäste mit seinem Prunksaal beeindrucken und sich damit Ansehen, Prestige und Macht verschaffen.
Inhaltsverzeichnis
- Ein-Griff der "unsichtbaren Hand"
- Die selbstzerstörerische Kraft der Gier
- Altruistische Züge des Handels
- Die Ökonomie der Habgier
- Aktienoptionen - der Anreiz zur Selbstbereicherung
- Gezähmte Gier in gesunden Unternehmen
- Selbstbindung an den langfristigen Erfolg
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Auswirkungen der Gier auf Unternehmen und die Wirtschaft. Er analysiert, wie die „unsichtbare Hand" des freien Marktes durch die Selbstbereicherung von Wirtschaftsakteuren ihren Zweck verfehlt und wie die Habgier zu einer Selbstzerstörung von Unternehmen führt.
- Die selbstzerstörerische Kraft der Gier
- Die Auswirkungen von Aktienoptionen auf das Verhalten von Managern
- Die Bedeutung von Corporate Health und der Berücksichtigung aller Stakeholder
- Die Notwendigkeit einer ethischen Unternehmensführung und einer gerechten Entlohnung
- Die Rolle von Verträgen und Selbstbindung im Kampf gegen die Habgier
Zusammenfassung der Kapitel
- Ein-Griff der "unsichtbaren Hand": Der Text beginnt mit einer Kritik an der Behauptung von Adam Smith, dass die „unsichtbare Hand" des freien Marktes das Allgemeinwohl regelt. Er argumentiert, dass die Gier von Wirtschaftsakteuren die „unsichtbare Hand" pervertiert und zu einer Selbstzerstörung von Unternehmen führt.
- Die selbstzerstörerische Kraft der Gier: Anhand der antiken Sage von Erysichthon, der durch seinen unstillbaren Hunger sich selbst zerstört, wird die selbstzerstörerische Kraft der Gier im Kontext der modernen Ökonomie dargestellt.
- Altruistische Züge des Handels: Der Text beleuchtet die scheinbare Paradoxie, dass erfolgreiches Wirtschaften altruistisches Handeln voraussetzt, obwohl das System Egoisten belohnt. Er argumentiert, dass der „kluge Kaufmann" aus eigenem Interesse altruistisch handelt, um langfristig seinen Erfolg zu sichern.
- Die Ökonomie der Habgier: Der Text analysiert die Entstehung einer „Ökonomie der Habgier" im Kontext der Börsenspekulationsblase zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Er zeigt, wie die Gier von Managern und Anlegern zu einer schleichenden Enteignung von Anlegern und der Zerstörung von Unternehmen führte.
- Aktienoptionen - der Anreiz zur Selbstbereicherung: Der Text kritisiert das Anreizsystem der Aktienoptionen, das zu einer Selbstbereicherung von Managern und einer Verzerrung der Unternehmensperformance geführt hat. Er zeigt auf, wie Aktienoptionen als Instrument zur Manipulation von Aktienkursen genutzt wurden.
- Gezähmte Gier in gesunden Unternehmen: Der Text stellt die Bedeutung von Corporate Health und die Berücksichtigung aller Stakeholder in den Vordergrund. Er argumentiert, dass die Gesundheit eines Unternehmens nicht nur am betriebswirtschaftlichen Ergebnis, sondern auch an der Motivation der Mitarbeiter, der Zufriedenheit der Kunden und der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit gemessen werden muss.
- Selbstbindung an den langfristigen Erfolg: Der Text betont die Notwendigkeit einer Selbstbindung an den langfristigen Erfolg, um die kurzfristige Habgier zu zähmen. Er zeigt die Bedeutung von Verträgen und die Erweiterung der unternehmerischen Verantwortung gegenüber allen Stakeholdern.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Gier, Corporate Health, Stakeholder, Unternehmensethik, Aktienoptionen, Shareholder Value, Selbstbereicherung, Wirtschaftlichkeitsprinzip, Vertragstheorie, Corporate Governance und die „unsichtbare Hand" des freien Marktes. Der Text beleuchtet die Auswirkungen der Gier auf Unternehmen und die Wirtschaft und argumentiert für eine ethische Unternehmensführung, die alle Stakeholder berücksichtigt.
- Citation du texte
- Dr. Mathias Schüz (Auteur), 2004, Der Gierigen Zähmung - Corporate Health trotz Habsucht?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56059
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