„Das Völkerrecht ist keineswegs die Bibel“: dieses Urteil scheint für einen der wichtigsten Völkerrechtler weltweit zunächst überraschend – etwa, als würde ein deutscher Verfassungsjurist die normative Geltung des Grundgesetzes relativieren. Der Schein trügt nicht: Tatsächlich tritt Martti Koskenniemi für eine kritisch-funktionale Betrachtung der Rolle des Völkerrechts ein. Er repräsentiert damit einen der wichtigsten Vertreter einer postmodernen Interpretation des Völkerrechts und seines normativen Geltungsanspruchs.
Koskenniemi wirft in seinen Texten Interpretationsprobleme auf, die jenseits der "traditionnellen" juristischen Methodik liegen: Das Völkerrecht muss dahingehend hinterfragt werden, ob es seinem normativen Anspruch tatsächlich gerecht wird und die universellen Interessen der Menschen schützt, oder ob es lediglich der Konservierung von Machtstrukturen dient. Eine internationale Rechtsordnung ist dabei kein Selbstzweck, sondern dient vor allem der rechtlichen Emanzipation der Menschen von illegitimen Herrschaftsverhältnissen. Anhand mehrerer Beispiele zeigt Koskenniemi jedoch, dass das Völkerrecht in seinem heutigen Zustand diesen Zweck weit verfehlt - dadurch aber auch bis zu einem gewissen Maße seinen absoluten Geltungsanspruch verliert.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE EMANZIPATORISCHE FUNKTION DES VÖLKERRECHTS
- Die Kernaussage Koskenniemis
- Die Argumentation
- Die geschichtliche Entwicklung des europäischen Völkerrechtsverständnisses
- Einwände gegen die europäische Sichtweise
- Das Verständnis des Völkerrechts aus Sicht der governance-Denkweise
- Einwände gegen das instrumentelle Völkerrechtsverständnis
- Ein alternatives Verständnis des Völkerrechts als Mittel zur Emanzipation
- Kritik des Ansatzes Koskenniemis
- Fehlender Entwurf geeigneter Institutionen
- Indifferenz gegenüber dem materiellen Völkerrecht
- Souveränitätstheoretische Implikationen der Ablehnung einer unabhängigen Geltung des Völkerrechts
- Ungerechtfertigte Zurückweisung einer Kantianischen Auffassung des Völkerrechts
- FAZIT: KOSKENNIEMI ALS VERTRETER EINES NIHILISMUS ODER EINES "LIBERALISMUS"?
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die postmoderne Völkerrechtstheorie von Martti Koskenniemi, die sich durch eine kritische Betrachtung der Rolle des Völkerrechts auszeichnet. Koskenniemi kritisiert zwei dominante Deutungsrichtungen des Völkerrechts: das europäische Verständnis als internationalem Äquivalent einer nationalen Rechtsordnung und die teleologische Ausrichtung der governance-Denkweise, die das Völkerrecht als Instrument zur Verfolgung "guter" Zwecke betrachtet.
- Die Kritik an traditionellen Völkerrechtskonzeptionen
- Die emanzipatorische Funktion des Völkerrechts
- Die Bedeutung von Rechtsdiskursen
- Die Rolle von Institutionen in der internationalen Ordnung
- Die Frage der Gültigkeit und des materiellen Inhalts des Völkerrechts
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Einleitung, die die Kernaussagen von Martti Koskenniemi zur Rolle des Völkerrechts in der internationalen Ordnung vorstellt. Koskenniemi argumentiert, dass das Völkerrecht keine Bibel ist, sondern ein Instrument zur Emanzipation von Menschen von illegitimen Herrschaftsverhältnissen.
Das zweite Kapitel analysiert Koskenniemis Argumentation, die sich gegen ein überzeitliches Verständnis des Völkerrechts richtet. Er betont die historische Entwicklung des europäischen Völkerrechtsverständnisses, das von einem reinen Koordinationsrecht zu einem Instrument zur Durchsetzung liberaler Prinzipien geworden ist. Koskenniemi kritisiert jedoch die Vorstellung, dass eine Verrechtlichung der internationalen Ebene tatsächlich möglich sei. Er argumentiert, dass die hegemoniale Verweigerung, die Fragmentierung und die Deformalisierung des Völkerrechts diese Entwicklung verhindern.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Kritik an Koskenniemis Ansatz. Es werden vier Einwände formuliert: die mangelnde Konkretion seiner Vision von völkerrechtlichen Institutionen, seine Indifferenz gegenüber dem materiellen Bestand des Völkerrechts, seine Skepsis gegenüber einer unabhängigen Geltung des Völkerrechts und seine Ablehnung eines Kantianischen Völkerrechtsverständnisses.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die postmoderne Völkerrechtstheorie, Martti Koskenniemi, Emanzipation, Hegemonie, Governance, Fragmentierung, Deformalisierung, Rechtsdiskurs, Institutionen, Menschenrechte, Kantianismus, Liberalismus, Nihilismus.
- Citar trabajo
- Eric Sangar (Autor), 2005, Die postmoderne Völkerrechtstheorie von Martti Koskenniemi, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55967
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