Hans-Jürgen Schrader stellt die berechtigte Frage, ob und inwieweit biblische Bilder zur Deutung von Kleists Werken herbeigezogen werden dürften, da die „Radikalität, mit der Kleist alle Möglichkeit einer zuverlässigen Ordnung destruiert,“ gerade dadurch ausgezeichnet sei, dass jegliches Vertrauen in die Heilsverheißung der Heiligen Schrift verloren und das „Bild eines Alliebenden, der die Welt nach einem verborgenen Heilsplan regiert,“ verabschiedet sei. Auch das Vertrauen in die weltlichen Repräsentanten des in der Bibel verbürgten Heilsplanes wankt in einem Maße, welches eine eindeutige Auslegung der in Kleists Werk zweifelsohne dominanten Rückgriffe auf biblische Bilder erschwert. Heinrich von Kleist und der Glaube, vor allem die Kirche als institutionalisierter Glaube, stehen in einem so dubiosen, ja widersprüchlichen Verhältnis zueinander, dass der Leser sich einem in seiner religiösen Weltanschauung scheinbar gespaltenen Menschen gegenübersieht. Hans-Georg Werner bezeichnet die Omnipräsenz biblischer Bilder bei gleichzeitiger skeptischer Haltung Kleists der Kirche gegenüber als Paradoxes sei ein Widerspruch in sich, dass sich in den Erzählungen, in denen „kein Platz für Gott oder göttlich sei,“ immer wieder Bezug auf eben dieses genommen werde. Schrader schließt sich Werners Beschreibung dieses Phänomens mit der Bezeichnung „Paradox“ an; ebenso Joachim Pfeiffer, der in der paradoxen Verwendung von Bildern, die auf biblischen Quellen beruhen, bei gleichzeitiger ‚Heimatlosigkeit‘ des Autors in ihnen das Selbstverständnis der Moderne - man vergleiche Lucács Begriff der ‚transzendentalen Heimatlosigkeit‘ - präfiguriert sieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Schein des Paradieses
- Der Schein des Paradieses in der Heiligen Cäcilie
- Der Schein des Paradieses in der Marquise von O...
- Der Schein des Paradieses im Marionettentheater
- Der Schein des Paradieses im Erdbeben in Chili
- Der Schein der Ordnung
- Die scheinbare Ordnung und der Versuch der Ordnungsstiftung
- Die Auslegung der Ordnung
- Der Schein der Unschuld
- Die scheinbare Unschuld in der Verlobung in St. Domingo
- Der Schein der Unschuld im Findling
- Die scheinbare Unschuld der Marquise von O..
- Die scheinbare Unschuld im Erdbeben in Chili
- Der Schein der Sprache
- Der Schein der Sprache in der Heiligen Cäcilie
- Der Schein der Sprache im Zweikampf und im Michael Kohlhaas
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit der Verwendung biblischer Bilder in den Erzählungen Heinrich von Kleists. Die Arbeit untersucht, wie Kleist biblische Motive und Topoi in seinen Texten aufgreift und sie gleichzeitig in einem neuen Licht präsentiert, um die Welt als eine unvollkommene und gebrechliche Einrichtung darzustellen. Die Arbeit analysiert die Ambivalenz in Kleists Verhältnis zur Religion und die Skepsis gegenüber der Zuverlässigkeit biblischer Heilverheißungen, die sich in seinen Werken manifestieren.
- Die Dekonstruktion des Paradieses in Kleists Erzählungen
- Die Fragwürdigkeit der Ordnung in einer Welt, die von Zufall und Unordnung geprägt ist
- Die Unmöglichkeit der Unschuld in einer durch Schuldverhältnisse konstituierten Welt
- Die Skepsis gegenüber Sprache als verlässliches Mittel der Erkenntnis und Kommunikation
- Die Ambivalenz biblischer Bilder in Kleists Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor und diskutiert die Ambivalenz in Kleists Verhältnis zur Religion. Die Arbeit analysiert die Skepsis gegenüber der Zuverlässigkeit biblischer Heilverheißungen, die sich in seinen Werken manifestieren, und stellt die These auf, dass Kleist biblische Bilder nicht zur Entschlüsselung der Welt, sondern zur Darstellung ihrer Unvollkommenheit und Gebrechlichkeit einsetzt.
Das Kapitel "Der Schein des Paradieses" untersucht die verschiedenen Ausprägungen des Paradiesmotivs in Kleists Erzählungen. Die Arbeit analysiert, wie Kleist das Paradies als Illusion, Intermezzo oder geschichtstheoretische Sophisterei darstellt und damit die Unmöglichkeit paradiesischer Zustände auf der Welt unterstreicht.
Das Kapitel "Der Schein der Ordnung" befasst sich mit Kleists Darstellung der Ordnung in Gesellschaft und Geschichte. Die Arbeit untersucht, wie Kleist die Ordnung als gestört und gebrechlich darstellt und die Versuche seiner Figuren, einer neuen Ordnung zu etablieren, als gescheitert darstellt.
Das Kapitel "Der Schein der Unschuld" analysiert die Figur der Unschuld in Kleists Erzählungen. Die Arbeit untersucht, wie Kleist die Unschuld als Schein darstellt und die Versuche seiner Figuren, einen Stand der Unschuld zu etablieren, als gescheitert darstellt.
Das Kapitel "Der Schein der Sprache" befasst sich mit Kleists Sprachskepsis. Die Arbeit untersucht, wie Kleist Sprache als ein unzuverlässiges Mittel der Erkenntnis und Kommunikation darstellt und die Sprache ihrer charakteristischen Funktionen entkleidet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen biblische Bilder, Heinrich von Kleist, Erzählungen, Schein, Paradies, Ordnung, Unschuld, Sprache, Skepsis, Religion, Weltbild, Gebrechlichkeit, Unvollkommenheit, Ambivalenz, Dekonstruktion.
- Citar trabajo
- Silja Rübsamen (Autor), 2003, Biblische Bilder bei Kleist. Eine Untersuchung zu seinen Erzählungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55914
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