Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich aus spieltheoretischer Sicht mit der Frage, warum zwischen den Konfliktparteien des Kosovo-Konfliktes in den Verhandlungen von Ramboulliet und Paris letztlich keine Einigung erzielt werden konnte, obwohl diese vermutlich den anschließenden folgenreichen Krieg zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der NATO hätte verhindern können.
Um den Rahmen einer Hausarbeit nicht zu sprengen, wurde bewußt ein kleiner überschaubarer Ausschnitt aus dem gesamten Spektrum des Konfliktes gewählt, der ohne eine weitere Betrachtung des gesamten historischen Kontextes bearbeitet werden kann. Demzufolge wurde (ebenfalls aus Platzgründen) auf einen historischen Überblick über die Entwicklung des Konfliktes verzichtet, so daß der vorhandene Raum der Bearbeitung des eigentlichen Themas gewidmet werden konnte. Für einen kurzen und sehr guten historischen Überblick sei an dieser Stelle auf den Aufsatz von Jens Reuter verwiesen; eine ausführliche Darstellung zum Jugoslawien-Krieg allgemein und seiner Vorgeschichte findet sich bei Dunja Melčić. Desweiteren sei noch auf die Darstellung von Wolfgang Petritsch verwiesen, der in seiner Rolle als Sonderbeauftragter der EU an den Verhandlungen persönlich teilgenommen hat und daher eine sehr gute und detaillierte Übersicht über die eigentlichen Verhandlungen von Ramboulliet und Paris bietet.3
Nachdem in dem dieser Einleitung folgenden Kapitel ein kurzer Überblick über die „Parameter“ des Konfliktes (Konfliktparteien, Positionen, Verlauf, Austragung) gegeben wird, erfolgt anschließend eine Vorstellung der beiden theoretischen Ansätze: Spieltheorie und Erklärungsmodell der Zwei-Ebenen-Spiele. Diese beiden Ansätze wurden aus der Vielzahl der möglichen Theorien ausgewählt, da von diesen aufgrund ihrer Universalität am ehesten eine befriedigende Bearbeitung des Konfliktes zu erwarten war. Anschließend wird im nächsten Kapitel der Konflikt anhand der Grundannahmen der Theorien bearbeitet und (aus Sicht der Spieltheorie) eine Prognose für den Konfliktverlauf gegeben. Schlußendlich erfolgt im dem sich daran anschließenden Schlußteil eine abschließende Zusammenfassung und Bewertung der Erkenntnisse dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Konflikt: Gegenstand, Konfliktparteien, Positionen der Konfliktparteien, Austragung
- Der Konfliktgegenstand
- Die Konfliktparteien
- Die Positionen der Konfliktparteien
- Die Austragung des Konfliktes
- Die Spieltheorie und der Mehr-Ebenen-Ansatz: Theoretische Grundlagen
- Die Spieltheorie
- Two-level games: Mehrebenen-Spiele
- Die Verhandlungen von Ramboulliet und Paris: Zwei-Ebenen-Modell und Spieltheorie
- Die Akteure auf der internationalen Ebene
- Die zweite Ebene
- Das Spiel
- Die Präferenzordnung der Konfliktparteien und der Ausgang des Spieles
- „Bargaining" auf der nationalen Ebene der Kosovo-Albaner: Die Unterbrechung der Verhandlungen
- Fazit
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Anhang A Das angewandte Spiel
- Abkürzungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Verhandlungen von Ramboulliet und Paris im Kosovo-Konflikt aus spieltheoretischer Perspektive. Ziel ist es, zu erklären, warum es trotz des Potenzials zur Verhinderung eines Krieges keine Einigung zwischen den Konfliktparteien gab. Die Arbeit konzentriert sich auf einen überschaubaren Ausschnitt des Konflikts, ohne den gesamten historischen Kontext zu betrachten. Die Analyse fokussiert auf das Zwei-Ebenen-Modell und die Spieltheorie, um das Verhalten der Konfliktparteien zu erklären und den Verlauf der Verhandlungen zu prognostizieren.
- Die Rolle der Spieltheorie und des Zwei-Ebenen-Modells bei der Analyse internationaler Konflikte
- Die Präferenzordnungen der Konfliktparteien (Serbien, Kosovo-Albaner) und ihre Auswirkungen auf den Verhandlungsprozess
- Die Bedeutung der nationalen Ebene und die Interaktion mit der internationalen Ebene im Kontext von Zwei-Ebenen-Spielen
- Die Analyse des Spielverlaufs und die Prognose des Ergebnisses der Verhandlungen anhand der Spieltheorie
- Die Erklärung der Unterbrechung der Verhandlungen im Rahmen des Zwei-Ebenen-Modells
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Fragestellung der Arbeit und stellt die theoretischen Ansätze (Spieltheorie und Zwei-Ebenen-Spiele) vor, die zur Analyse des Kosovo-Konflikts verwendet werden. Anschließend wird der Konflikt in seinen wesentlichen Aspekten dargestellt: die Konfliktparteien, ihre Positionen und der Verlauf der Verhandlungen.
Im folgenden Kapitel werden die Spieltheorie und das Zwei-Ebenen-Modell als theoretische Grundlagen vorgestellt. Die Spieltheorie bietet ein Modell zur Analyse strategischer Entscheidungssituationen und ermöglicht die Prognose des Verhaltens rationaler Akteure. Das Zwei-Ebenen-Modell hingegen erklärt die Interaktion zwischen der internationalen und der nationalen Ebene und die Auswirkungen dieser Interaktion auf den Verhandlungsprozess.
Das Kapitel über die Verhandlungen von Ramboulliet und Paris analysiert die Akteure auf der internationalen Ebene, die Präferenzordnungen der Konfliktparteien und den Verlauf des Spiels. Die Analyse zeigt, dass die Präferenzordnungen der Konfliktparteien und der begrenzte Verhandlungsspielraum der serbischen Delegation zu einem Ergebnis führten, das durch die einseitige Unterzeichnung des Vertragswerkes durch die Kosovo-Albaner gekennzeichnet war.
Die Unterbrechung der Verhandlungen wird im Rahmen des Zwei-Ebenen-Modells erklärt. Die Vertreter der UCK waren zunächst nicht bereit, den Vertrag zu unterzeichnen. Durch Verhandlungen auf der nationalen Ebene gelang es jedoch, die Vertreter der UCK von den Vorteilen einer Kooperation zu überzeugen. Nach der Vergrößerung des Win-sets der kosovo-albanischen Delegation konnte der Vertrag schließlich unterzeichnet werden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kosovokonflikt, die Verhandlungen von Ramboulliet und Paris, die Spieltheorie, Zwei-Ebenen-Spiele, Präferenzordnungen, Win-sets, internationale Beziehungen und die Analyse von strategischen Entscheidungssituationen. Die Arbeit beleuchtet die komplexen Zusammenhänge zwischen der nationalen und der internationalen Ebene und die Auswirkungen dieser Interaktion auf den Verhandlungsprozess. Der Fokus liegt auf der Erklärung des Scheiterns der Verhandlungen und der Prognose des Konfliktverlaufs anhand der Spieltheorie.
- Citation du texte
- Marcus Giebeler (Auteur), 2003, Der Kosovokonflikt: Die Verhandlungen von Ramboulliet und Paris (Spieltheorie und Zwei-Ebenen-Spiele), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55869
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