In der vorliegenden literaturwissenschaftlichen Arbeit werden Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" vorwiegend vor der Folie der historisch-gesellschaftlichen Wirklichkeit der späten Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts gelesen. Es wird die These aufgestellt, dass Horváth quasi als Chronist seiner Zeit aus den gesellschaftlichen Befindlichkeiten und vor allem dem daraus resultierenden, deformierten Bewusstsein seiner Protagonisten dem Volksstück neue Perspektiven und Möglichkeiten erschlossen hat und die Gattung damit letztlich weg von einer klassischen Dramenkonzeption hin zum modernen Drama geführt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1) Der "Herr von Zentner" - die Klasse eines Deklassierten
- 2) Die Degradierten
- 3) Der Bildungsjargon
- 4) Exkurs über den vorweggenommenen Anschluß
- 5) Ausblick
- Bibliographie
- Verwendete Abkürzungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Ödön von Horváths Volksstück "Geschichten aus dem Wiener Wald" und untersucht, wie er die spezifische Gesellschaftsschicht des Kleinbürgertums und Mittelstandes in den 1930er Jahren in Wien auf der Bühne darstellt. Die Arbeit argumentiert, dass Horvath als "dramatischer Chronist" seiner Zeit die gesellschaftlichen Befindlichkeiten und das deformierte Bewusstsein dieser Figuren in seinem Stück einfängt, wodurch er dem Volksstück neue Perspektiven und Möglichkeiten eröffnet und die angestrebte "Erneuerung des alten Volksstückes" erreicht.
- Die wirtschaftliche Misere des Kleinbürgertums und Mittelstandes in Wien in den 1930er Jahren
- Der "Bildungsjargon" als Mittel zur Bewältigung des sozialen Abstiegs
- Die Krise der österreichischen Identität und die Anzeichen eines emotionalen und ideologischen Anschlusses an Deutschland
- Die Sprache und das Verhalten der Figuren als Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse
- Horváths Kritik an den Traditionen und Wertvorstellungen des Kleinbürgertums
Zusammenfassung der Kapitel
Der "Herr von Zentner" - die Klasse eines Deklassierten
Dieses Kapitel analysiert die ökonomische Situation des Protagonisten Alfred "von Zentner" und zeigt, wie sein Abstieg vom Bankbeamten zum Proletarisierten Mittelstand die allgemeine wirtschaftliche Misere der Zeit widerspiegelt. Alfreds "falsches Bewusstsein" und sein Festhalten an bürgerlichen Idealen trotz seiner Proletarisierung werden anhand von Horváths Romankonzept "Der Mittelstand" beleuchtet. Der Autor verwendet ironische Regieanweisungen, um Alfreds Selbstüberschätzung und seine fehlende Glaubwürdigkeit zu unterstreichen.
Die Degradierten
Dieses Kapitel erweitert die Analyse der wirtschaftlichen Misere auf andere Figuren des Stücks und zeigt, wie der "Zusammenbruch des alten Mittelstandes" durch Krieg, Inflation und Technik den Aufstieg neuer, "werdender" Formen des Mittelstandes hervorruft. Die verschiedenen Kategorien des Mittelstandes nach Horváth werden vorgestellt und anhand von Beispielen aus dem Text erläutert. Der Rittmeister und der Zauberkönig werden als Beispiele für den Abstieg aus der Bourgeoisie und dem alten Mittelstand herangezogen und ihre Situation im Kontext der zeitgeschichtlichen Ereignisse beleuchtet.
Der Bildungsjargon
Dieses Kapitel untersucht die Sprache der Figuren in Horváths Volksstück und stellt sie in den Kontext der Volksstücktradition. Horvaths Neuerungen liegen vor allem in der Verwendung des "Bildungsjargons" als Mittel zur Bewältigung des sozialen Abstiegs. Die Figuren bedienen sich vorgefertigter Sprachteile und entleerter Worthülsen, um ihren ehemaligen sozialen Status zu bewahren, obwohl ihre reale Situation dies nicht mehr rechtfertigt. Der Bildungsjargon wird als letzte Bastion vor dem "Untergang des Abendlandes" dargestellt.
Exkurs über den vorweggenommenen Anschluß
Dieses Kapitel beleuchtet Horváths kritischen Blick auf die österreichischen Verhältnisse und die Anzeichen eines emotionalen und ideologischen Anschlusses an Deutschland. Horvath diagnostiziert die Krise der österreichischen Identität und zeigt, wie die Figuren des Stücks bereits deutsche Nationalhymnen singen und antisemitische Einstellungen vertreten. Der Anschluß erscheint als eine bereits vollzogene Tatsache, die nur noch formell bekräftigt werden muss.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kleinbürger, den Mittelstand, das Volksstück, Ödön von Horváth, "Geschichten aus dem Wiener Wald", Wien, 1930er Jahre, Wirtschaftskrise, Bildungsjargon, sozialer Abstieg, österreichische Identität, Anschluß an Deutschland, Antisemitismus, Deklassierung, Proletarisierung, "falsches Bewusstsein".
- Arbeit zitieren
- Mag. Manfred Wieninger (Autor:in), 1994, Beobachtungen zu Ödön von Horváth "Geschichten aus dem Wiener Wald", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55708
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