Thomas Hobbes’ großer staatsphilosophischer Entwurf Leviathan ist im Jahre 1651, also bereits vor 350 Jahren, erschienen, und doch bietet er bis heute Diskussionsstoff für die politische Theorie. Insbesondere die Ausführungen zur Begründung des Vertrags zwischen den sich vergesellschaftenden Individuen sind vielfach rezipiert und diskutiert worden. Im Laufe seiner langen Interpretationsgeschichte ist der Leviathan immer wieder von „rechter“ wie von „liberaler“ Seite für ihre Zwecke zu vereinnahmen versucht worden. Während liberale Interpreten vor allem das Kalkül der Vertragsbegründung hervorgehoben haben, stand bei Vertretern des konservativen Lagers, allen voran bei Carl Schmitt, das Letztinstanzlichkeitsargument und die von ihm abgeleitete absolute Souveränität des Herrschers im Vordergrund.2
Ich möchte in der vorliegenden Arbeit ein einzelnes der in Kapitel achtzehn angeführten Rechte diskutieren, welche die Souveränität des Herrschers begründen: das Recht auf Zensur. Vielleicht ist es das strittigste der zwölf Souveränitätsrechte; im Spannungsfeld zwischen Liberalismus und Totalitarismus ist der Standort der von Hobbes propagierten Zensur klärungsbedürftig. Zu einer solchen Klärung möchte die Arbeit beitragen und schließlich entscheiden, ob es sich bei ihr um eine ordnungspolitische Notwendigkeit oder um eine totalitäre Entgleisung handelt.
Die Arbeit versucht es, indem sie, von methodologischen über anthropologische bis hin zu politischen Grundlagen, Hobbes’ Argumentationsgang in einem ersten Teil systematisch darzulegen versucht. Auf diese Weise werden sich viele seiner Thesen als Konsequenzen methodologischer, anthropologischer und politischer Prämissen kenntlich machen lassen. Zudem kann nur fair kritisieren, wer die in ihrer Kohärenz liegende Stärke der Hobbesschen Theorie sichtbar gemacht hat. Nach dem allgemeinen, propädeutischen Teil soll der zweite, spezielle Teil eine kritische Bewertung des Zensurrechts vornehmen.
Dabei geht es unter anderem um die Frage, inwieweit totalitäre Herrschaft legitimiert wird oder ob, im Gegenteil, Hobbes’ Anschauungen liberale Tendenzen aufweisen. Ohne eine Klärung der Begriffe „Liberalismus“ und „Totalitarismus“ wird dies nicht mit befriedigendem Ergebnis zu bewerkstelligen sein.
Zitate und Nachweise aus dem Leviathan werden im Text durch in Klammern stehende Seitenzahlen angegeben. Ich beziehe mich dabei auf die im Literaturverzeichnis angegebene, von Iring Fetscher herausgegebene Ausgabe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das System des Leviathan. Methode, Anthropologie und Politik
- Die Erkenntnis und ihre Methode
- Anthropologie und Ethik
- Politik. Vertragsmodell, Repräsentation: Souveränitätsrechte und Bürgerpflichten
- Das Zensurrecht des Leviathan — ordnungspolitische Notwendigkeit oder totalitäre Entgleisung?
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Zensurrecht des Hobbesschen Leviathan und untersucht, ob es sich dabei um eine ordnungspolitische Notwendigkeit oder eine totalitäre Entgleisung handelt.
- Die methodischen, anthropologischen und politischen Grundlagen von Hobbes' Philosophie
- Die Begründung des Gesellschaftsvertrags und die Konzeption der absoluten Souveränität
- Das Zensurrecht des Leviathan im Spannungsfeld zwischen Liberalismus und Totalitarismus
- Die Rolle des Letztinstanzlichkeitsarguments in Hobbes' Argumentation
- Die Frage, ob absolute Souveränität ohne Zensur möglich ist
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt den Leviathan von Thomas Hobbes als ein Werk vor, das bis heute Diskussionsstoff für die politische Theorie bietet. Besonders die Ausführungen zur Begründung des Gesellschaftsvertrags zwischen den sich vergesellschaftenden Individuen sind vielseitig rezipiert und diskutiert worden. Die Arbeit konzentriert sich auf das Zensurrecht des Leviathan, das als eines der strittigsten Souveränitätsrechte im Spannungsfeld zwischen Liberalismus und Totalitarismus betrachtet wird.
Der erste Teil der Arbeit stellt Hobbes' Argumentationsgang systematisch dar, indem er methodologische, anthropologische und politische Grundlagen beleuchtet. Hierbei werden viele von Hobbes' Thesen als Konsequenzen methodologischer, anthropologischer und politischer Prämissen kenntlich gemacht.
Der zweite Teil der Arbeit widmet sich einer kritischen Bewertung des Zensurrechts. Dabei werden die Frage, inwieweit totalitäre Herrschaft legitimiert wird oder ob Hobbes' Anschauungen liberale Tendenzen aufweisen, sowie die Trennung zwischen Gesinnung und Verhalten, die Rolle der Wahrheit im Dienste der Friedenspolitik und die Notwendigkeit der Letztinstanzlichkeit diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Leviathan von Thomas Hobbes, das Zensurrecht, die absolute Souveränität, das Letztinstanzlichkeitsargument, der Gesellschaftsvertrag, der Naturzustand, der Liberalismus, der Totalitarismus, die Friedenspolitik, die Wahrheit, die Meinungsfreiheit und die Indoktrinierung.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2001, Das Zensurrecht des Hobbesschen Leviathan - ordnungspolitische Notwendigkeit oder totalitäre Entgleisung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55692
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