Die vorliegende Arbeit setzt sich zunächst mit dem Instanzenmodell, der Gewissensbildung, sowie der psychosexuellen Entwicklung des Kindes nach Freud auseinander. Diese Betrachtungen dienen als Grundlage für die Auseinandersetzung Parsons' mit der Relevanz der Freudschen Theorien für die Soziologie. Der letzte Teil dieser Arbeit widmet sich der Schulklasse in ihrer Funktion als sozialem System.
Der Amerikaner Talcott Parsons integrierte als erster die Psychoanalyse in sein soziologisches Konzept. Dies war zu Beginn seiner Studien, in den 1950er Jahren sehr ungewöhnlich, besonders für die amerikanische Soziologie. Sein Anliegen war es, allgemeingültige Aussagen zu Treffen, die gleichsam für die Theorie der Persönlichkeit und für die Theorie der Sozialisation gelten. In der Vergangenheit war es nicht möglich, die beiden Wissenschaftsdisziplinen Psychologie und Soziologie zu vereinen. Auch eine übergreifende, verbindende Analyse, wie Parsons sie anstrebt, wurde bisher noch nicht durchgeführt. Dies liegt einerseits daran, dass sich Psychologen bis dato ausschließlich mit der Persönlichkeit des Individuums beschäftigt und die Bedeutung seiner Interaktion mit anderen Personen vernachlässigt haben. Andererseits haben sich Soziologen wie beispielsweise Emile Durkheim zu sehr auf das soziale System als solches konzentriert. Dabei haben sie nicht beachtet, dass es individuelle Persönlichkeiten sind, die durch Interaktion das soziale System bilden. Nach Ansicht von Parsons muss eine angemessene soziologische Analyse eines Systems die Probleme der Persönlichkeit unbedingt berücksichtigen. Er nähert sich diesem Thema über die Analyse des Phänomens der Verinnerlichung moralischer Werte im Über-Ich des Menschen.
Nach Ansicht von Parsons spielt die Schulklasse als soziales System neben dem Elternhaus eine entscheidende Rolle im Sozialisationsprozess des Menschen. Hinsichtlich der Schulklasse beschäftigte sich Parsons mit zwei grundlegenden Fragen. Zum Einen wollte er herausfinden, wie es das soziale System Schulklasse schafft, dass die Schüler die Bereitschaft und die Fähigkeit zur erfolgreichen Erfüllung ihrer späteren Erwachsenenrolle verinnerlichen. Zum anderen fragte er sich, wie es der Schulklasse gelingt, diese menschlichen Ressourcen innerhalb der Rollenstruktur der Erwachsenengesellschaft zu verteilen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I Freuds Instanzenmodell
- 1.1 Das Ich
- 1.2 Das Über-Ich
- 1.2.1 Herkunft des Über-Ichs
- 1.2.2 Charakter des Über-Ichs
- 1.2.3 Aggression des Über-Ichs
- 1.2.4 Die Gliederung des Über-Ichs
- 1.2.5 Das Ich-Ideal
- 1.3 Das Gewissen
- 2 Die psychosexuelle Entwicklung des Kindes nach Freud
- 3 Freuds Beitrag zur Integration von Psychologie und Soziologie
- 3.1 Die orale Phase und der Prozess der Identifizierung
- 3.2 Objektwahl und Verinnerlichung
- 3.3 Geschlechtsrolle, Erotik und Inzesttabu
- 3.4 Nach-ödipale Objektbeziehungen
- 3.5 Parsons' Schlussfolgerung
- 4 Die Schulklasse als soziales System
- 4.1 Die Struktur der Schulklasse
- 4.2 Die Eigenart der Schulleistung
- 4.3 Familie und „Peer Group" in Beziehung zur Schulklasse
- 4.4 Sozialisation und Selektion in der Grundschule
- 4.5 Differenzierung und Selektion in der Oberschule
- Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Integration der Psychoanalyse in die Soziologie, insbesondere im Hinblick auf die Sozialisation des Kindes. Sie untersucht, wie Talcott Parsons die Theorien von Sigmund Freud nutzt, um den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung und der Integration des Individuums in soziale Systeme zu erklären. Der Fokus liegt dabei auf dem Instanzenmodell Freuds, der psychosexuellen Entwicklung des Kindes und der Rolle der Schulklasse als soziales System im Sozialisationsprozess.
- Die Bedeutung des Instanzenmodells von Freud für die Sozialisation
- Die Rolle der psychosexuellen Entwicklung des Kindes nach Freud
- Parsons' Integration der Freudschen Theorien in sein soziologisches Konzept
- Die Schulklasse als zentrale Sozialisationsinstanz
- Die Interaktion von Familie, Peer Group und Schule im Sozialisationsprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeit und ihre Zielsetzung vor. Sie beleuchtet den Ansatz von Parsons, die Psychoanalyse in die Soziologie zu integrieren, und die Bedeutung des Themas für die beiden Disziplinen.
Kapitel I widmet sich dem Instanzenmodell von Freud. Es werden die drei Instanzen Es, Ich und Über-Ich erläutert, ihre Entstehung und Funktion im Seelenleben des Menschen beschrieben. Besonderes Augenmerk liegt auf der Entstehung des Über-Ichs im Zusammenhang mit dem Ödipuskomplex und der Bedeutung von Identifizierung und Verinnerlichung für die Gewissensbildung.
Kapitel 2 behandelt die psychosexuelle Entwicklung des Kindes nach Freud. Die oralen, analen und urethral-phallischen Phasen werden vorgestellt, ihre Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung und die Folgen von Fehlentwicklungen in diesen Phasen erläutert.
Kapitel 3 untersucht Freuds Beitrag zur Integration von Psychologie und Soziologie. Parsons' Analyse der Objektbeziehungen in den verschiedenen Phasen der Sozialisation wird vorgestellt. Es werden die Begriffe Identifizierung, Objektbesetzung und Verinnerlichung im Zusammenhang mit der Integration des Individuums in soziale Systeme erläutert. Das Inzesttabu wird als Mechanismus der Verinnerlichung sozialer Wertsysteme betrachtet.
Kapitel 4 widmet sich der Schulklasse als sozialem System. Parsons' Analyse der Struktur der Schulklasse, der Eigenart der Schulleistung und der Interaktion von Familie und Peer Group mit der Schulklasse wird dargestellt. Die Rolle der Schulklasse als zentrale Sozialisationsinstanz und die Bedeutung von Leistung, Selektion und Differenzierung im Sozialisationsprozess werden erläutert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Sozialisation des Kindes, die Integration von Psychologie und Soziologie, das Instanzenmodell von Freud, die psychosexuelle Entwicklung des Kindes, die Objektbeziehungen, das Über-Ich, die Identifizierung, die Verinnerlichung, die Schulklasse als soziales System, die Leistung, die Selektion und die Differenzierung im Sozialisationsprozess.
- Citation du texte
- Caroline Debelt (Auteur), 2006, Die Sozialisation des Kindes nach Parsons, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55680
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