Hjalmar Greece Hoover Schacht, geboren am 22. Januar 1877, aufgewachsen im Deutschland des 19. Jahrhunderts, verkörpert noch heute eine der bemerkenswertesten aber auch widersprüchlichsten Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts. Wie kaum ein anderer verstand es Schacht, Personen jeglicher politischer und gesellschaftlicher Couleur und gar ganze politische und gesellschaftliche Systeme von seinen Fähigkeiten zu überzeugen und in seinen Bann zu ziehen1, sich jedoch nie von Ihnen abhängig zu machen. Vom Wirtschaftspolitiker stieg er zum Wirtschaftsdiktator im Dritten Reich empor, beinahe so mächtig wie Hitler selbst2. Doch dabei verfolgte er keine Ideologie, keine weltanschaulichen antisemitischen oder rassistischen Ziele, wie sie unter Hitler in bestialischster Weise in die Tat umgesetzt wurden. Schacht blieb auf seine ganz besondere Art der kleine Mann auf der Straße, der um etwas wusste, das die Welt verändern konnte. Täglich versuchte er seinen Beitrag zu leisten: „Ich war bemüht, meine Gaben in den Dienst des Volkes zu stellen, dem ich angehörte“3.
In dem er seine eigenen Pläne verfolgte, fühlte er sich oft missverstanden. Insbesondere seine mehrjährigen Inhaftierungen, zunächst unter nationalsozialistischer Herrschaft, später zur Entnazifizierung, mögen ihn – einst einer der einflussreichsten und bekanntesten Männer des Dritten Reiches4 – gedemütigt haben:
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1 Ein Indiz hierfür mag die hohe Zahl nachgedruckter Reden Schachts sein.
2 MÜLLER, Helmut: Die Zentralbank – eine Nebenregierung. Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht als Politiker der Weimarer Republik, Opladen 1973, S. 15 (Zit.: Müller, Nebenregierung). Müller führt dabei an: „Er [Schacht] schreckte vor Konflikten mit anderen – auch überlegenen – Machtträgern nicht zurück und war den meisten seiner politischen Gegner an taktischer Raffinesse überlegen“.
3 SCHACHT, Hjalmar, 76 Jahre meines Lebens, Bad Wörishofen 1953, S.15 (Zit.: Schacht, 76 Jahre).
4 L.c., S. 13. Schacht erinnert sich dabei an einen Brief eines Schlafwagenschafners, der ihm für die stabile Währung und der damit einher gehenden Besserung der Lebensumstände dankt. Schacht faßt zusammen: “Oft hatten mich Menschen auf der Straße angesprochen und mir die Hand geschüttelt, unbekannte Menschen, dankbar und voll Hoffnung auf eine Zukunft mit stabiler Währung.”
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hjalmar Schacht - Die Persönlichkeit
- Schachts Haltung zur Weimarer Republik
- Schacht und sein Verhältnis zur Macht
- Schacht und sein Verständnis von Moral
- Schachts persönliche Beziehungen
- Schachts Einstellung zur deutschen “Judenfrage”
- Schlussfolgerung
- Der Reichsbankpräsident
- Schachts Haltung zu Fragen der Währung
- Schacht und die Frage der Reparationszahlungen
- Schacht und seine Haltung zur deutschen Kolonialpolitik
- Schacht - Der unpolitischen Politiker
- Exkurs: Ideologie und Totalitarismus
- Der Wirtschaftspolitiker
- Wirtschaft, Währung und Judentum
- Die Königsberger Rede
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Persönlichkeit und dem Wirken des deutschen Wirtschaftspolitikers und Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht, insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Arbeit will untersuchen, welche Motive hinter Schachts Handeln standen, wie er es schaffte, im totalitären System des Dritten Reiches Macht und Einfluss zu erlangen, und ob seine Handlungen mit einer rein rationalen und ökonomischen Denkweise erklärt werden können.
- Schachts Persönlichkeit und sein Verhältnis zur Macht
- Schachts wirtschaftspolitische Konzepte und deren Umsetzung im Dritten Reich
- Schachts Rolle in der deutschen “Judenfrage”
- Schachts Verhältnis zu den nationalsozialistischen Ideologien
- Die Frage, ob Schacht als ein Vertreter des “Homo oeconomicus” bezeichnet werden kann
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt Hjalmar Schacht als eine bemerkenswerte und vielschichtige Persönlichkeit vor, die es versteht, Menschen unterschiedlichster politischer Couleur von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Die Arbeit beleuchtet Schachts Aufstieg vom Wirtschaftspolitiker zum Wirtschaftsdiktator im Dritten Reich und untersucht, wie er trotz seiner eigenen Pläne oft missverstanden wurde.
Kapitel 2: Hjalmar Schacht - Die Persönlichkeit
Dieses Kapitel befasst sich mit Schachts Biographie und Persönlichkeit. Es werden seine Haltung zur Weimarer Republik, sein Verhältnis zur Macht, seine moralischen Ansichten und seine persönlichen Beziehungen untersucht.
Kapitel 3: Der Reichsbankpräsident
Das Kapitel analysiert Schachts Rolle als Reichsbankpräsident. Es werden seine Positionen zu Fragen der Währung, der Reparationszahlungen und der deutschen Kolonialpolitik beleuchtet.
Kapitel 4: Der Wirtschaftspolitiker
Dieses Kapitel behandelt Schachts wirtschaftspolitisches Wirken, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus. Es werden Themen wie Wirtschaft, Währung, Judentum und die Königsberger Rede untersucht.
Schlüsselwörter
Hjalmar Schacht, Wirtschaftspolitik, Reichsbankpräsident, Drittes Reich, Nationalsozialismus, Weimarer Republik, “Judenfrage”, Homo oeconomicus, Macht, Moral, Währung, Reparationen, Kolonialpolitik, Ideologie, Totalitarismus.
- Citar trabajo
- Heiko Bubholz (Autor), 2001, Hjalmar Schacht - Wirtschaftspolitiker und Reichsbankpraesident, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5538