Mit dem Einsatz von derivativen Instrumenten machten in der Vergangenheit immer wieder Firmen durch immense Verluste oder sogar Insolvenzen (negative) Schlagzeilen. Äußerst prominente Fälle stellen die des Bankhauses Barings, der Landkreis Orange County, Procter & Gamble sowie der Metallgesellschaft AG (MG) dar. Hierbei stand grundlegend die Qualität der internen Kontrollmechanismen zur Überwachung der Derivate-Transaktionen in der Kritik.1 Im speziellen Fall der MG rückte zudem die angewandte Absicherungsstrategie und die daraus resultierende Cashflowproblematik in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Diskussionen.2 Diese Absicherungsstrategie war Teil der Geschäftsstrategie eines Tochterunternehmens der MG, nämlich der us-amerikanischen3 Tochtergesellschaft namens Refining and Marketing Inc. (MGRM). Die MGRM war ein auf den amerikanischen Energiemarkt spezialisiertes Unternehmen, dass schon seit einigen Jahren versuchte Marktanteile auf dem amerikanischen Energiemarkt4 zu gewinnen. Um sich besser auf diesem Markt zu etablieren, wurden spezielle Lieferverträge für Öl offeriert. Durch diese Verträge entstanden für die MGRM Risiken, welche durch eine spezielle Absicherungsstrategie verhindert werden sollten. Durch die in dieser Strategie genutzten Termingeschäfte entstanden am Ende des Jahres 1993 und zu Beginn des Jahres 1994 allerdings Verluste. Diese waren so erheblich, dass die Muttergesellschaft MG in existenzbedrohende Zahlungsschwierigkeiten versetzt wurde. Dementsprechend musste die MG durch eine beachtliche (wie auch gleichzeitig umstrittene Rettungsaktion) eines Bankenkonsortiums vor dem drohenden Konkurs bewahrt werden. Der Fall MG wirft folglich eine zentrale Frage auf: Weshalb entstanden solche immensen Verluste, wenn doch strategisch abgesichert wurde - hatte die MGRM spekuliert? Die hier vorliegende Arbeit greift diese Frage auf und versucht, in Grundzügen einen Ansatz zur Beantwortung dieser Frage zu entwickeln, zumindest aber eine grobe und verständliche Skizze des „Falls MG“ zu bieten. Denn der Fall MG erweist sich als sehr geeignet, Risiken, welchen sich ein Unternehmen durch den Einsatz von derivativen Instrumenten im Risikomanagement aussetzt, darzustellen. Hierzu wird zunächst der Fall MG näher erläutert...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Falldarstellung
- Risiken einer Unternehmung aus Festpreislieferverpflichtungen und deren Absicherung
- Risiken aus Festpreislieferverpflichtungen
- Risiken aus Absicherungsgeschäften von Festpreisliefergeschäften
- Die Festpreislieferverträge und die hiermit verfolgte Geschäftsstrategie der MGRM
- Die Geschäftsstrategie
- Die Festpreislieferverträge
- Die Risikostrategie der MGRM
- Darstellung der Risikostrategie der MGRM
- Cashflowproblematik und Liquiditätskrise
- War das Risikomanagement der MGRM angemessen oder spekulativ?
- Gibt es eine Antwort auf die Schuldfrage?
- Rechnerisches Fünfperiodenbeispiel zur Absicherungsstrategie der MGRM
- Mögliche Antworten auf die Schuldfrage
- Fazit Die Lehren aus dem Fall Metallgesellschaft
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Fall der Metallgesellschaft AG (MG) und den Lehren, die aus dieser Unternehmenskrise gezogen werden können. Sie analysiert die Risiken, die aus Festpreislieferverpflichtungen resultieren, und wie diese durch Absicherungsgeschäfte minimiert werden können. Die Arbeit beleuchtet die Geschäftsstrategie und die Risikostrategie der Tochtergesellschaft MGRM, insbesondere die Cashflowproblematik und die Frage nach der Angemessenheit des Risikomanagements.
- Risiken aus Festpreislieferverpflichtungen und deren Absicherung
- Die Geschäftsstrategie der MGRM
- Die Risikostrategie der MGRM
- Cashflowproblematik und Liquiditätskrise
- Die Grenzen zwischen Risikomanagement und Spekulation
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema des Falls Metallgesellschaft ein, stellt den Kontext der Untersuchung dar und definiert die Forschungsfragen, die in der Arbeit behandelt werden.
- Falldarstellung: Dieses Kapitel präsentiert die wichtigsten Eckdaten der Metallgesellschaft AG und schildert die Ereignisse, die zur Liquiditätskrise führten, insbesondere die Rolle der Tochtergesellschaft MGRM und die angewandte Absicherungsstrategie.
- Risiken einer Unternehmung aus Festpreislieferverpflichtungen und deren Absicherung: Dieses Kapitel analysiert die Risiken, die für ein Unternehmen aus Festpreislieferverträgen entstehen, und stellt verschiedene Absicherungsmöglichkeiten vor.
- Die Festpreislieferverträge und die hiermit verfolgte Geschäftsstrategie der MGRM: Dieses Kapitel beschreibt die Geschäftsstrategie der MGRM und die Struktur der angebotenen Festpreislieferverträge.
- Die Risikostrategie der MGRM: Dieses Kapitel analysiert die Risikostrategie der MGRM, insbesondere die verwendete Absicherungsstrategie, die daraus resultierende Cashflowproblematik und die Liquiditätskrise.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Festpreislieferverpflichtung, Absicherungsstrategie, Derivate, Risikomanagement, Spekulation, Cashflowproblematik, Liquiditätskrise und Unternehmenskrise im Zusammenhang mit dem Fall der Metallgesellschaft AG.
- Quote paper
- Peter Weber (Author), 2006, Der Fall Metallgesellschaft und die Lehren daraus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55333