Der Freizeitforscher Opaschowski konstatiert, dass die Touristikbranche seit über dreißig Jahren fast nur von positiven Erfolgsmeldungen lebt, und er prognostiziert trotz sinkender Ausgabefreudigkeit eine weiterhin steigende Reiselust der Deutschen1. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen diesen Trend, denn für 2004 wurde an deutschen Flughäfen eine Rekordzahl an abfliegenden Passagieren festgestellt2. Im Mittelpunkt dieser Hausarbeit soll eine ganz bestimmte Form des Reisens stehen, nämlich das Backpacking. Wie zu zeigen sein wird, hat sich das Backpacking von einer verspotteten Reisepraktik außerhalb der Gesellschaft stehender Hippies in den 70er Jahren zu einem überaus populären Massenphänomen entwickelt. Besonders bei Reisen in Dritte Welt Länder nimmt diese Reiseform mittlerweile eine herausragende Stellung ein: „Tourismus in Südostasien ist nicht mehr beschränkbar auf klischeehaft-bunte Pauschalreiseprospekte und exorbitant teure Exklusivkulturreisen, der Individualtourismus hält bereits bei einem Marktanteil von gut 50 Prozent, Tendenz steigend. Konventionelle Fernostreisen sind mittlerweile Konfektionsware, die Dritte Welt als Sonderangebot ist boomender Bestseller.“3 Die Wissenschaft beschäftigte sich bislang mit sehr unterschiedlichen Aspekten dieses komplexen Phänomens.
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1 Opaschowski, Horst W.: Das gekaufte Paradies. Tourismus im 21. Jahrhundert. Hamburg 2001, S.10.
2 Vgl. „So viele Fluggäste wie nie zuvor“ In: Hamburger Abendblatt, 24.02.2005, S 26.
3 Spreitzhofer, Günter: Mit Rucksack die Welt erobern. Warum Alternativreisende keineswegs die besseren Touristen sind. In: Wiener Zeitung, 10.08.2001.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Nostalgiebegriff
- Ursprünge der Paradiesvorstellungen
- Tourismusgeschichte: Urlaub als Zeit-Reise
- Zur Geschichte des Backpackings
- Backpacker heute: Versuch einer Gegenstandsbestimmung
- Fokussierung auf Dritte-Welt-Länder
- Sehnsucht nach dem Paradies
- Backpacker
- Künstliche Urlaubsparadiese & Co
- Gesellschaftlich-kulturelle Gründe für die Sehnsucht nach dem Paradies
- Die Kompensationsthese von Hermann Lübbe
- Lübbes Kompensationsthese und die Sehnsucht nach dem Paradies
- Zusammenfassung
- Quellenverzeichnis
- Literatur
- Aufsätze
- Zeitungsartikel
- Film
- Internet
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Backpackings und untersucht, ob sich darin die Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Vergangenheit manifestiert. Die Arbeit untersucht die nostalgische Dimension des Backpackings und versucht, diese kulturell zu erklären. Die zentrale These ist, dass das Backpacking symptomatisch für eine in der Gegenwartskultur zunehmende Sehnsucht nach dem Paradies ist.
- Nostalgie und Paradiessehnsucht
- Backpacking als Zeit-Reise
- Kulturelle Ursprünge von Paradiesvorstellungen
- Motivationen und Sehnsüchte von Backpackern
- Gesellschaftlich-kulturelle Gründe für die Paradiessehnsucht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Backpacking als eine spezifische Form des Reisens vor und erläutert die Forschungsfrage, ob sich im Backpacking die Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Vergangenheit manifestiert. Die Arbeit geht von der Hypothese aus, dass das Backpacking symptomatisch für eine in der Gegenwartskultur zunehmende Sehnsucht nach dem Paradies ist.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Nostalgiebegriff und seinen Bedeutungswandel im Laufe der Geschichte. Es wird gezeigt, dass Nostalgie heute als Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Vergangenheit verstanden wird.
Kapitel 3 widmet sich den Ursprüngen von Paradiesvorstellungen, die auf alte biblische Beschreibungen und griechisch-römische Mythen zurückgehen. Es wird deutlich, dass die Vorstellung von einem glücklichen Leben in Einklang mit der Natur ein zentrales Element von Paradiesvorstellungen ist.
Kapitel 4 betrachtet die Tourismusgeschichte und zeigt, dass der Tourismus als ein Produkt der durch den Fortschritt erzeugten Ungleichzeitigkeit entstand. Es wird deutlich, dass Reisen als eine nostalgische Reaktion auf die Beschleunigung der Moderne und die damit verbundene Entfremdung vom Naturzustand verstanden werden kann.
Kapitel 5 beleuchtet die Geschichte des Backpackings, das Ende der 60er Jahre innerhalb der revolutionären Studentenbewegung entstand. Die Sehnsucht nach ökologisch intakten und zwanglosen Lebenssphären, weitab vom westlichen Luxus, war der ausschlaggebende Antrieb für diese Reisen.
Kapitel 6 beschäftigt sich mit dem Phänomen des Backpackings in der Gegenwart und versucht, den Begriff des Backpackers zu definieren. Es wird deutlich, dass sich das Backpacking von einer Alternativbewegung zu einem Massenphänomen entwickelt hat, das mittlerweile auf einer touristischen Infrastruktur basiert.
Kapitel 7 fokussiert auf den Aspekt des "Dritte-Welt-Tourismus", der durch die große Entwicklungsdivergenz zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern geprägt ist. Es wird gezeigt, dass diese Länder als Projektionsfläche für Sehnsüchte nach einer authentischen Lebensweise dienen.
Kapitel 8 untersucht die Sehnsucht der Backpacker nach dem Paradies. Es wird gezeigt, dass Backpacker nach intakten Lebensformen in ökologisch unzerstörten Milieus suchen, nach der Wildnis abseits von Touristenpfaden. Die Sehnsucht nach dem Paradies manifestiert sich auch in der Beschreibung von sauberen Gewässern und Küstenlandschaften, die in Europa von der Umweltverschmutzung stark betroffen sind.
Kapitel 9 befasst sich mit gesellschaftlich-kulturellen Gründen für die Sehnsucht nach dem Paradies. Anhand der Kompensationstheorie von Hermann Lübbe wird die Sehnsucht nach dem Paradies als eine zeitspezifische Erscheinung interpretiert, die durch die Beschleunigung der Moderne und die damit verbundene Unsicherheit entsteht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Nostalgie, Paradiessehnsucht, Backpacking, Tourismus, Zeit-Reise, Dritte-Welt-Länder, Kompensationstheorie, Gegenwartsschrumpfung, Zivilisationsmüdigkeit, Natur und Kultur.
- Arbeit zitieren
- Johan-Till Broer (Autor:in), 2005, Die Sehnsucht nach dem Paradies - am Beispiel der Backpacker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55295
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