Die von 1500 bis 1800 bestimmende “Pauk“- und Memorierschule ist heute weitgehend überwunden, weil sie für die Bewältigung komplexer Lernaufgaben offensichtlich nicht ausreicht (Meyer, 2003).
Dennoch müssen Kinder heute durch Veränderungen der Lernumwelt und eine immer komplexer werdende Informationsgesellschaft eine Vielzahl von Informationen aufnehmen und präsent haben.
Ich schließe mich der These von Meyer (2003) an, die besagt, dass Schüler und Schülerinnen heute immer mehr und schneller lernen müssen, wodurch sie auch immer weniger gründlich lernen.
Die Notwendigkeit, Informationen dauerhaft abzuspeichern und sicher reproduzieren zu können, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass gerade zur Lösung komplexer Lernaufgaben spezifisches Faktenwissen benötigt wird (Wippich, 1984). Folgendes Zitat untermauert diesen Standpunkt: „A good memory is essential for intelligence and creativity“ (Morris, 1979, S. 52).
Die Behaltensleistungen von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Schwerpunkt Ler-nen sind im Vergleich mit gleichaltrigen Regelschülern signifikant schlechter und diese Defizite in der Gedächtnisleistung werden als bedeutsame Ursache unterdurchschnittlicher kognitiver Leistungsfähigkeit gesehen (Büttner, 1998).
Es stellt sich also die Frage, ob es spezifische Unterrichtsmethoden oder Lerntechniken gibt, die Schü-lern bei der Einspeicherung und dem Abruf von bedeutendem Faktenwissen hilfreich sein können.
Mnemotechniken (Techniken, die bei der Speicherung und dem Abruf von Wissen helfen können) werden in nahezu allen bedeutenden Veröffentlichungen zur Verbesserung von Lern- und Gedächtnis-leistungen beschrieben und als effektiv bewertet. (Anderson, 1996; Büttner, 1996; Kintsch, 1982; Metzig & Schuster, 2003; Neidhard, 2001; Schuster & Woschek, 1989; Ulrich, Stapf & Giray, 1996; Wippich, 1984).
Im praktischen Teil der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, eine Unterrichtseinheit zu spezifischem Faktenwissen mit ausgewählten Mnemotechniken zu gestalten, durchzuführen und auf Langzeiteffekte hin zu untersuchen. Dabei steht die Darstellung der praktischen Umsetzung dieser Unterrichtseinheit im Vordergrund. Bedingt durch den Versuchsaufbau können nur erste Hinweise für mögliche Langzeiteffekte herausgefunden werden, da die für eine beweiskräftige empirische Untersu-chung nötige Kontrollgruppe aus organisatorischen Gründen fehlt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Überblick
- Funktionsweise des menschlichen Gedächtnisses
- Mehrspeichermodelle
- Theorie der Verarbeitungstiefe
- Die duale Kode-Theorie
- Zusammenfassung und Bedeutung für die vorliegende Arbeit
- Prozesse und Faktoren für das Einprägen und Erinnern aus dem Langzeitgedächtnis
- Einprägen
- Organisation der Lernsituation
- Bildhaftigkeit
- Bekanntheitsgrad
- Elaborative Verarbeitung
- Abruf aus dem Langzeitgedächtnis
- Erkenntnisse zu Gedächtnisleistungen von Förderschülern
- Einprägen
- Mnemotechniken
- Geschichtentechnik
- Schlüsselwortmethode
- Ableitung der Fragestellung und Formulierung der Forschungshypothesen
- Methode
- Vorüberlegungen und Voruntersuchungen
- Untersuchungsplan
- Benennung und Operationalisierung der unabhängigen und abhängigen Variablen
- Schüler einer Förderschule Schwerpunkt Lernen
- Lerngegenstand
- Unterrichtseinheit auf Basis ausgewählter Mnemotechniken
- Messzeitpunkte
- Langzeiteffekte bei der Behaltensleistung der Unterrichtsinhalte
- Auswahl der Untersuchungsmethode
- Benennung und Operationalisierung der unabhängigen und abhängigen Variablen
- Untersuchungsdurchführung
- Untersuchungsablauf
- Beschreibung der Lerngruppe
- Lemausgangslage
- Lehrer und Mitarbeiter
- Beschreibung der Unterrichtseinheit
- Bezug zu theoretischen Überlegungen
- Kurzübersicht über die Unterrichtseinheit
- Darstellung der einzelnen Unterrichtsstunden
- Ergebnisse
- Ergebnisse der einzelnen Messzeitpunkte
- Darstellung der Gesamtergebnisse
- Fehlerschwerpunkte
- Diskussion
- Methodenkritik
- Überprüfung der aufgestellten Hypothesen
- Probleme und Umsetzung im Unterricht
- Schlussbetrachtung und Ausblick
- LITERATUR
- ANHANG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die schriftliche Hausarbeit befasst sich mit der Umsetzung und den Langzeiteffekten von Mnemotechniken am Beispiel der Unterrichtseinheit "Die Bundesländer Deutschlands" in zwei 6. Klassen der Förderschule Schwerpunkt Lernen. Die Arbeit untersucht, ob sich mit Hilfe von ausgewählten Mnemotechniken eine Unterrichtseinheit so gestalten lässt, dass ein Lernzuwachs bei Förderschülern erzielt wird und ob das vermittelte Wissen langfristig gespeichert werden kann.
- Funktionieren des menschlichen Gedächtnisses und die Rolle von Mnemotechniken
- Anwendung von Mnemotechniken im Unterricht, insbesondere Geschichtentechnik und Schlüsselwortmethode
- Behaltensleistung von Förderschülern und die Bedeutung von spezifischen Lernstrategien
- Analyse der Wirksamkeit der Unterrichtseinheit und deren Langzeiteffekte
- Methodische Herausforderungen und Möglichkeiten der Umsetzung von Mnemotechniken im Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Thematik der Hausarbeit und die Relevanz von Mnemotechniken im Kontext der Lernförderung. Kapitel 2 beleuchtet die Funktionsweise des menschlichen Gedächtnisses und stellt verschiedene Gedächtnismodelle vor, insbesondere Mehrspeichermodelle, die Theorie der Verarbeitungstiefe und die duale Kode-Theorie. Kapitel 3 beschäftigt sich mit den Prozessen und Faktoren, die für das Einprägen und Erinnern aus dem Langzeitgedächtnis relevant sind, und geht auf Erkenntnisse zu Gedächtnisleistungen von Förderschülern ein. Kapitel 4 stellt verschiedene Mnemotechniken vor, wobei die Geschichtentechnik und die Schlüsselwortmethode im Detail betrachtet werden. Kapitel 5 leitet die Fragestellung der Arbeit ab und formuliert die Forschungshypothesen. Kapitel 6 beschreibt die Methode der Untersuchung, einschließlich der Vorüberlegungen, des Untersuchungsplans, der Operationalisierung der Variablen und der Auswahl der Untersuchungsmethode. Kapitel 7 präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung, sowohl die Ergebnisse der einzelnen Messzeitpunkte als auch die Darstellung der Gesamtergebnisse. Kapitel 8 diskutiert die Ergebnisse, analysiert die Methodenkritik, überprüft die Forschungshypothesen, beleuchtet Probleme bei der Umsetzung der Mnemotechniken im Unterricht und bietet einen Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Mnemotechniken, Gedächtnisleistungen, Förderschüler, Lernen, Unterrichtseinheit, Bundesländer Deutschlands, Geschichtentechnik, Schlüsselwortmethode, Langzeiteffekte, Behaltensleistung, Lernzuwachs, Methodenkritik, Unterrichtsgestaltung, Schulentwicklung, Inklusionspraxis.
- Arbeit zitieren
- Marcus Gummelt (Autor:in), 2005, Mnemotechniken - Umsetzung und beobachtbare Langzeiteffekte am Beispiel der Unterrichtseinheit "Die Bundesländer Deutschlands" in zwei 6. Klassen der Förderschule Schwerpunkt Lernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55269
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