In Johann Wolfgang von Goethes „Faust. Der Tragödie erster Teil“ geht es hauptsächlich um Doktor Faust, welcher mit Mephistopheles, dem Teufel, eine Wette abschließt. Mephisto soll ihm einen Moment des irdischen Lebens zeigen, welcher Faust zu der Äußerung: „Verweile doch! du bist so schön!“ (V1700) veranlasst. Falls Mephisto dies schaffen sollte, gehöre Faust ihm: „Dann magst du mich [= Faust] in Fesseln schlagen“ (V1701). Sollte Mephisto dies nicht gelingen, wird dieser auf Fausts Seele verzichten müssen. Auf der „Weltfahrt“ mit Mephisto erlebt Faust seine Verjüngung in der Hexenküche und Konfrontationen gesellschaftlicher und politischer Probleme seiner Zeit. Unter anderem lernt er Margarete (Gretchen) kennen, in die er sich „verliebt“. Gretchen ist ein wohlerzogenes, „braves“, junges Mädchen niederen Standes, welches Faust schnell verfällt. Zwischen beiden kommt es zur so genannten „Gretchen-Tragödie“: Sie bringt aus Versehen ihre Mutter durch ein vermeintliches Schlafmittel um, welches sie auf Anraten Mephistos bekommt; sie fühlt sich verantwortlich für den Mord an ihrem Bruder, Valentin, durch Faust mit der Hilfe Mephistos und ertränkt schließlich ihr und Fausts gemeinsames Kind.
Die Gretchen-Tragödie findet in der letzten Szene, der „Kerkerszene“ ihren Höhepunkt, ihr irdisches Ende, ihre Erlösung.
Die Schluss-Szene ist höchst interessant zu analysieren, da sich gegen Ende, vor allem eines Dramas oder, wie hier, einer Tragödie, die Handlung zuspitzt und am spannungsreichsten beziehungsweise tragischsten wird. Auch so in dieser: Die „Kerkerszene enthält das Höchstmaß an Dramatik, das im ‚Faust’ überhaupt möglich ist“ . Sie ist „etwas, zu dem es keinen Vergleich im ganzen Werk gab“ . Sie wird als „die mächtigste […] Szene“ der ganzen Tragödie bezeichnet. Darum reizt es mich besonders mich mit dieser letzten zu beschäftigen.
Bei der „Kerkerszene“ ist zu betonen, dass vor allem die letzten paar Verse, welche jeweils nur einen kurzen Ausruf einer Figur darstellen, nicht nur beim genauen Betrachten viele Bedeutungsmöglichkeiten zulassen, sondern auch den Bezug zum Mikro- und Makrokosmos darstellen, sowie eine Brücke zu allem Vergangenen im ersten Teil der Faust-Tragödie schlagen.
Vorerst werde ich einige Hintergründe zu der Szene zu erklären versuchen. Danach werde ich einen Überblick über den Inhalt der Szene geben, so dass der Teil der interpretatorischen Analyse möglich ist, welcher den Hauptteil der Arbeit ausmachen soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergründe zur „Kerkerszene"
- Vergleich zum „Urfaust"
- Susanna Margaretha Brandt
- Das Machandelboom-Märchen
- Inhalt der „Kerkerszene"
- Interpretatorische Analyse
- Äußere Form
- Innere Form
- Eingangsmonologe der Hauptcharaktere der Szene
- Hauptteil der Szene
- Schluss der Szene
- Schlussgedanke
- Bibliographie
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Internetseiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit analysiert die „Kerkerszene" in Johann Wolfgang von Goethes „Faust. Der Tragödie erster Teil". Ziel ist es, die Szene in ihrer dramatischen und inhaltlichen Bedeutung zu untersuchen, indem die äußere und innere Form der Szene sowie die Charakterentwicklung der Hauptfiguren, Faust und Gretchen, beleuchtet werden.
- Die „Kerkerszene" als Höhepunkt der „Gretchen-Tragödie"
- Die Rolle von Schuld und Vergebung in der Szene
- Die Bedeutung des Machandelboom-Märchens für Gretchens psychischen Zustand
- Die Darstellung von gesellschaftlicher Verachtung und Ausgrenzung
- Die Ambivalenz von Freiheit und Gefangenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Seminararbeit ein und stellt die zentrale Bedeutung der „Kerkerszene" für das gesamte Werk „Faust I" heraus. Sie bietet eine kurze Zusammenfassung der Handlung des ersten Teils der Tragödie, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Beziehung zwischen Faust und Gretchen gelegt wird.
Der Abschnitt „Hintergründe zur „Kerkerszene" beleuchtet verschiedene Aspekte, die die Entstehung und Interpretation der Szene beeinflussen. Hierbei wird zunächst ein Vergleich zwischen der „Kerkerszene" im „Urfaust" und der finalen Fassung gezogen. Es wird auf die literarische und historische Bedeutung der Figur Susanna Margaretha Brandt eingegangen, welche als Vorbild für Gretchens Schicksal diente. Schließlich wird das Machandelboom-Märchen vorgestellt, dessen Inhalt und Symbolik für Gretchens psychischen Zustand in der „Kerkerszene" relevant sind.
Der Abschnitt „Inhalt der „Kerkerszene" bietet eine detaillierte Zusammenfassung der Handlung der Szene, wobei die wichtigsten Ereignisse und Dialoge der Figuren dargestellt werden. Es wird auf die Verwirrtheit Gretchens sowie auf Fausts Versuche, sie zu retten, eingegangen. Die Beziehung zwischen Faust und Gretchen wird im Kontext der Szene analysiert, wobei die Schuldgefühle beider Figuren sowie die gesellschaftliche Ausgrenzung Gretchens hervorgehoben werden.
Die „Interpretatorische Analyse" stellt den Kern der Seminararbeit dar. Hierbei wird die Szene systematisch von Anfang bis Ende untersucht, wobei sowohl die äußere Form (Metrik, Sprachstil) als auch die innere Form (Inhalt, Figurencharakteristik) betrachtet werden. Die Veränderungen in Fausts und Gretchens Sprachstil und Verhalten werden im Kontext der „Kerkerszene" analysiert. Es werden die verschiedenen Ebenen der Handlung (Mikro- und Makrokosmos) sowie die Bedeutung von Symbolen und Motiven (z.B. das Machandelboom-Märchen, die „Freiheit") beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die „Kerkerszene", „Gretchen-Tragödie", Johann Wolfgang von Goethe, „Faust. Der Tragödie erster Teil", Schuld, Vergebung, Machandelboom-Märchen, gesellschaftliche Ausgrenzung, Freiheit, Gefangenschaft, Dramaturgie, Charakterentwicklung, äußere Form, innere Form, Mikrokosmos, Makrokosmos, Symbolismus, Motive, Interpretation.
- Citation du texte
- Nina Bergner (Auteur), 2003, Analyse der Kerkerszene in Wolfgang Johann von Goethes Faust I. Eine Tragödie., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55220
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