In Deutschland gibt es 2.907.484 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen unter 50 Millionen Euro Jahresumsatz, was 99,7 Prozent aller Unternehmungen in Deutschland entspricht. Sie werden als Klein- und Mittelständige Unternehmen bezeichnet.
Im so genannten Mittelstand werden 40,8 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. 81,9 Prozent aller Auszubildenden und 70,2 Prozent aller Beschäftigten sind dort beschäftigt.
Anhand dieser Fakten wird deutlich, dass der Mittelstand eine enorm große Rolle für die deutsche Wirtschaft spielt. Das Investitionsvolumen liegt in den nächsten fünf Jahren bei etwas 90 Milliarden Euro pro Jahr.
Diese Summen lassen sich ohne finanzielle Hilfen in Form von Krediten nicht bewerkstelligen. Die größten Probleme die der Mittelstand beklagt liegen in der Bürokratie, den hohen Steuern und bei den Anforderungen für Basel II.
2007 tritt das neueste Projekt des Basler Ausschusses für Bankenwesen in Kraft. Mit Basel II soll es nach allgemeiner Medienmeinung für Unternehmen noch schwerer werden einen Kredit zu erhalten. So genannte Ratings werden über die Konditionen der Kreditvergabe entscheiden. Schlimmstenfalls könnte das Insolvenzen kleiner Unternehmen nach sich ziehen.
Diese Arbeit gibt einen Einblick in das Ratingverfahren und wird sich die Frage stellen, ob der Mittelstand ab 2007 noch eine Chance auf Investitions- und Betriebsmittelkredite hat?
Zu diesem Zweck werden einleitend die Veränderungen von Basel I zu Basel II erklärt, sowie das 3-Säulen-Konzept von Basel II beschrieben. Da die Neuerungen der Eigenkapitalvorschriften ein sehr komplexes Thema darstellen, wird sich diese Arbeit hauptsächlich mit dem Teilgebiet des Ratings befassen. Abschließend werden einige Auswirkungen von Basel II auf den Mittelstand beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlegende Änderungen von Basel I zu Basel II
3. Die 3 Säulen von Basel II
3.1. Das Rating als wichtigste Voraussetzung für die Kreditvergabe
3.1.1 Standardmethode und IRB-Ansatz
3.1.2 Harte und weichen Faktoren
4. Auswirkungen auf den Mittelstand
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Internetverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
In Deutschland gibt es 2.907.484 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen unter 50 Millionen Euro Jahresumsatz, was 99,7 Prozent aller Unternehmungen in Deutschland entspricht. Sie werden als Klein- und Mittelständige Unternehmen bezeichnet.
Im so genannten Mittelstand werden 40,8 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. 81,9 Prozent aller Auszubildenden und 70,2 Prozent aller Beschäftigten sind dort beschäftigt.[1]
Anhand dieser Fakten wird deutlich, dass der Mittelstand eine enorm große Rolle für die deutsche Wirtschaft spielt. Das Investitionsvolumen liegt in den nächsten fünf Jahren bei etwas 90 Milliarden Euro pro Jahr.[2]
Diese Summen lassen sich ohne finanzielle Hilfen in Form von Krediten nicht bewerkstelligen. Die größten Probleme die der Mittelstand beklagt liegen in der Bürokratie, den hohen Steuern und bei den Anforderungen für Basel II.
2007 tritt das neueste Projekt des Basler Ausschusses für Bankenwesen in Kraft. Mit Basel II soll es nach allgemeiner Medienmeinung für Unternehmen noch schwerer werden einen Kredit zu erhalten. So genannte Ratings werden über die Konditionen der Kreditvergabe entscheiden. Schlimmstenfalls könnte das Insolvenzen kleiner Unternehmen nach sich ziehen.[3]
Diese Arbeit gibt einen Einblick in das Ratingverfahren und wird sich die Frage stellen, ob der Mittelstand ab 2007 noch eine Chance auf Investitions- und Betriebsmittelkredite hat?
Zu diesem Zweck werden einleitend die Veränderungen von Basel I zu Basel II erklärt, sowie das 3-Säulen-Konzept von Basel II beschrieben. Da die Neuerungen der Eigenkapitalvorschriften ein sehr komplexes Thema darstellen, wird sich diese Arbeit hauptsächlich mit dem Teilgebiet des Ratings befassen. Abschließend werden einige Auswirkungen von Basel II auf den Mittelstand beschrieben.
2. Grundlegende Änderungen von Basel I zu Basel II
Als 1988 die erste Baseler Eigenkapitalverordnung veröffentlich wurde und 1992 in Kraft trat, war die Differenzierung der Kunden nach ihrer Zahlungsfähigkeit noch kein bedeutendes Thema. Es wurde festgelegt, dass Kredite die an Unternehmen ausgereicht wurden mit pauschal acht Prozent Eigenkapital zu unterlegen waren.[4] Die Folge war, dass alle Kredite einheitlich kalkuliert wurden und die Risiken nicht in die Bewertung mit einflossen. Diese falsche Anreizsetzung führt in vielen Fällen zu einer adversen Selektion. Das bedeutet, geglättete Zinskonditionen können bewirken, dass der angebotene Zinssatz über dem angemessen Zinssatz für Kreditnehmer guter Bonität (Zahlungsfähigkeit) liegt und der Kredit für diese damit unattraktiv wird. Für potenzielle Kreditnehmer schlechterer Bonität hingegen ist der geglättete Zinssatz über dem für ihn adäquaten und somit gibt es einen Zustrom von Schuldnern schlechter Bonität.[5]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Risikoadjustiere versus Risikodifferenzierte Konditionengestaltung, Quelle: Siergert, Michael (2005)
Da falsche Anreize vermieden werden sollen, staffelt Basel II die Eigenkapitalunterlegung nach Risiken. Des Weiteren soll Basel II dazu dienen, die Stabilität und Sicherheit des internationalen Finanzsystems zu stärken und Kunden dazu bringen mehr Informationen zu veröffentlichen, um die asymmetrische Informationslage[6] zu verringern. Es sollen anreizkompatible Verträge geschlossen werden, die auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigen können.[7]
3. Die 3 Säulen von Basel II
Der Prozess der zweiten Baseler Eigenkapitalvereinbarung, kurz Basel II, basiert auf einem „Drei-Säulen-Konzept“ und umfasst neben den in der Öffentlichkeit am stärksten diskutierten Mindesteigenkapitalanforderungen (Säule 1) auch eine umfassendere Bankenaufsicht (Säule 2) und eine größere Marktdisziplin (Säule 3) in Form von erweiterten Offenlegungspflichten für die Kreditinstitute.[8]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Die 3 Säulen von Basel II, Quelle: Bundesbank 2005
Die erste Säule stellt für den Mittelstand die größte Herausforderung dar.[9] Schon bei Basel I mussten Banken für Kredite an Unternehmen acht Prozent Eigenkapital hinterlegen. Eine Neuerung ist, dass die Risikogewichtung sich nun nach der Bonität der Schuldner richtet. Das heißt, dass Banken für Kunden mit schlechter Bonität mehr Eigenkapital hinterlegen müssen, als für Kunden besserer Bonität. Da Eigenkapital, welches nicht verwendet wird keine Zinsen erwirtschaftet, lassen sich die Kreditinstitute den höheren Eigenkapitalanteil vom Kunden durch höhere Zinsen zahlen. Die Bonität wird unter zu Hilfenahme von genehmigten Ratingverfahren ermittelt.[10]
In der Regel lassen sich die Risiken bei der Vergabe eines Kredites in drei Gruppen aufteilen, das bekannte Kreditrisiko, das operationelle Risiko und das Marktrisiko.
Bei der Berechnung des zu hinterlegenden Eigenkapitals, ist das operationelle Risiko als neue Kostenquelle in die Betrachtung einzubeziehen.[11]
Unter dem operationellen Risiko[12] versteht man „die Gefahr von Verlusten, die in Folge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen eintreten“,[13] sie werden als Kosten betrachtet um die Verluste der Banken einzudämmen.
Das Marktrisiko beschreibt die Risiken bei der Änderung des Marktumfeldes, durch politische, konjunkturelle oder weltwirtschaftliche Einflüsse.[14] Eines der schlimmsten Szenarios ist aber, dass der Schuldner in Zahlungsschwierigkeiten kommen könnte und nicht, nicht vollständig oder nicht fristgerecht zahlt. Diese Tatsache und beispielsweise das Länder- und das Währungsrisiko machen das Kreditrisiko aus.[15]
Die zweite und dritte Säule sind für die Bankenseite von größerer Bedeutung als für die Firmenkunden, weshalb sie nur kurz betrachtet werden.
Die Bankenaufsicht, welche die zweite Säule beschreibt, wird auch qualitative Aufsicht genannt.[16] Dieser Supervisory Review Process[17] stützt sich auf vier Grundsätze. Unter anderem sind die Banken angehalten ständig die Angemessenheit der Messverfahren zur Risikoanalyse und Eigenkapitalausstattung zu prüfen. Weiterführend prüft die Bankenaufsicht diese Angemessenheit und bewertet wie externe Faktoren einbezogen wurden (zum Beispiel: Konjunkturrisiken).
Die dritte Säule, die mit Marktdisziplin überschrieben ist, stellt eine große Informationspflicht für die Kreditinstitute dar. Die erweiterte Offenlegung umfasst vier Bereiche. Es müssen die Anwendung der Kapitalvorschriften, die Eigenkapitalstruktur, die eingegangenen Risiken und die angemessene Ausstattung mit Eigenkapital publiziert werden.[18]
Grundsätzlich soll der Marktteilnehmer Einblick in die Solidität der Bank bekommen. Das bedeutet aber nicht nur Kosten für die Bank, da positive Informationen sich auch
auf den Aktienkurs und den Kundenzulauf auswirken können.[19]
3.1 Das Rating als wichtigste Voraussetzung für die Kreditvergabe
Nach den aktuellen Regelungen zur Begrenzung von Bonitätsrisiken werden nach Grundsatz I alle Forderungen an Nichtbanken mit 100 Prozent bewertet und sind mit acht Prozent Eigenkapital zu unterlegen.[20]
Neu bei Basel II ist, dass die Gewichtung der Risiken differenzierter betrachtet werden soll, wobei je nach Bonitätseinstufung die Eigenkapitalquote zwischen 1,6 und 12 Prozent liegen kann. Das „Zauberwort“ der Medien heißt Rating. Es soll dazu beitragen die Bonität von Kreditnehmern zu bewerten. Mit Hilfe standardisierter Verfahren möchte man ermitteln, ob das Unternehmen in der Lage ist, sein Darlehen fristgerecht zu begleichen. Des Weiteren kann eine Wahrscheinlichkeit von Liquiditätsengpässen ermittelt werden.[21]
3.1.1 Standardmethode und IRB-Ansatz
Der neue Basler Akkord bietet den Banken drei Verfahren zur Feststellung der Bonität der Unternehmen.
Die Kreditinstitute können auf den Standardansatz zurückgreifen oder zwei bankinterne Ratingverfahren nutzen, die die Höhe des notwendigen Eigenkapitals beeinflussen.[22] Bei dem Standardansatz handelt es sich um die modifizierte Anwendung der heutigen Normen.[23] Es soll keine subjektive Beurteilung durch den zuständigen Kreditsachbearbeiter mehr erfolgen. Die Unternehmen werden hier von externen Rating-Agenturen bewertet. Diese müssen in Deutschland anerkannt sein und den folgenden Anforderungen genügen. Erstens muss eine objektive Beurteilung der Bonität gewährleistet werden, indem Verfahren genutzt werden die auf historischen Erfahrungen beruhen und mindestens ein Jahr angewandt wurden. Zum Zweiten müssen Rating-Agenturen unabhängig fungieren, was bedeutet, dass kein politischer oder wirtschaftlicher Druck erfolgen darf. Des Weiteren müssen die Agenturen dafür Sorge tragen, dass Ratingergebnisse im In- und Ausland zugänglich sind und der Veröffentlichungspflicht von Ergebnissen nachkommen. Dabei ist besonders auf die zu beobachtenden Wanderbewegungen einzelner Unternehmen zwischen den Ratingklassen einzugehen. Sie sind verpflichtet nur Ratings zu erstellen, wenn ausreichend Material vorliegt und dieses qualitativ und quantitativ bewertbar ist. Zuletzt müssen die Rating Ergebnisse für Außenstehende glaubwürdig erscheinen. Ein gutes Indiz dafür ist die Verwendung des Ratings durch Versicherungen und Handelspartner.[24]
All diesen Vorschriften werden beispielsweise Agenturen wie: Standard & Poor´s, Moody´s Deutschland GmbH oder Creditreform Rating AG gerecht. Sie sind in Deutschland zugelassen.
[...]
[1] Vgl. Institut für Mittelstandsforschung (2005) (siehe Inter-/Intranetverzeichnis)
[2] Vgl. Backes-Gellner, Uschi / Kayser, Gunter (2005) (siehe Inter-/Intranetverzeichnis)
[3] Vgl. Schmitter, Thomas u.a. (2002), S.4.
[4] Vgl. Pott, Michael/Storch,Matthias (2005), S.1 (siehe Inter-/Intranetverzeichnis).
[5] Vgl. Hadeler, Thorsten/Winter, Eggert (2000), S.51 f.
[6] Asymmetrische Informationen bedeutet, dass die beiden Vertragspartner unterschiedliche Wissensstände haben, die
sich sowohl positiv als auch negativ auf den Vertragsbestand auswirken können.
[7] Vgl. Siegert, Michael (2005), S.25.
[8] Vgl. Bundesbank (2005), (siehe Inter-/Intranetverzeichnis).
[9] Vgl. Wolf, Jakob (2003), S. 9.
[10] Vgl. Kapitel 3.1.1.
[11] Vgl. Bundesbank (2005), (siehe Inter-/Intranetverzeichnis).
[12] Zum Beispiel: Ein Kundenbetreuer ordert 10.000 statt 100 Aktien. Sie müssen mit Verlust, durch die
Differenz von Kauf- und Verkaufskurs, verkauf werden.
[13] Übelhör, Matthias / Warns, Christian (Hrsg.) (2004), S. 21.
[14] Vgl. Übelhör, Matthias / Warns, Christian (Hrsg.) (2004), S. 21.
[15] Vgl. Wolf, Jakob (2003), S. 12 f.
[16] Vgl. Schütt, Henrik (2005), S. 40.
[17] Deutsch: aufsichtsrechtlicher Überprüfungsprozess.
[18] Vgl. Schütt, Henrik (2005), S. 42.
[19] Vgl. Siegert, Michael (2005), S.25 ff.
[20] Vgl. Hofmann, Gerhard (2004), S. 21.
[21] Vgl. Wolf, Jakob (2003), S. 13.
[22] Vgl. Übelhör, Matthias / Warns, Christian (Hrsg.) (2004), S. 115.
[23] Vgl. Fachhochschule Wien (2005) (siehe Inter-/Intranetverzeichnis).
[24] Vgl. Brezki, Eberhard u.a. (2004), S. 30 u. 130.
- Citar trabajo
- Caroline Anker (Autor), 2006, Basel II - Kann sich der Mittelstand ab 2007 noch finanzieren?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55187
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