1. Einführung: Das Genre der fantasy
Die Kinoerfolge der letzten Jahre sprechen eine deutliche Sprache. Die wirklich großen Erfolge lagen im Bereich der Fantasy. Dazu gehörten unter anderem: Der Herr der Ringe nach der Vorlage von J.R.R Tolkien, die Harry- Potter Verfilmungen nach J.K.Rowling, Die Chroniken von Narnia von C.S. Lewis und andere. Sie übertrafen dabei nicht nur die kommerziellen Erwartungen; ebenso überraschte die ungewöhnliche Resonanz auf das Fantasy- Genre. Scheinbar gibt es etwas, das die Menschen wieder mehr dazu bewegt phantastische Stoffe zu rezipieren. J.R.R Tolkien, der Autor von Der Herr der Ringe, sprach bei dieser Art von Faszination von applicability. Gemeint ist dabei nicht die zweckorientierte Anwendbarkeit, sondern das, „was den Leser an die Geschichte bindet, in der sich sein persönliches Erleben mit der Erzählung verknüpfen lässt.“1 Fantasy- Autoren lassen in ihren Texten eine völlig neue und eigenständige Umgebung entstehen. Sie tun dies auf unterschiedlichste Weise. Entwirft Tolkien eine ganz neue Welt (Mittelerde), neue Lebewesen und Sprachen, spielt Narnia vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges. Die Welt der Erwachsenen spielt in Narnia eine wichtige Rolle, wobei die Instanz der Autoritäten bei Tolkien gänzlich fehlt. Folglich spricht Lewis´ Werk Kinder, das Mittelerde- Epos eher Jugendliche und Erwachsene an. Thomas Binotto macht den Unterschied zwischen fantastischer Literatur für Kinder und Jugendlichen in seinem Artikel in der Neuen Züricher Zeitung folgendermaßen deutlich: „Dass hier [im Herr der Ringe] Gut und Böse aufeinander prallen und dass Entscheidungen gefordert sind, die kein Zurück mehr lassen- auch dieser unbedingte Idealismus macht das Epos für Jugendliche anwendbar.“2 Der Herr der Ringe sei eine Phantasie der Welteroberung und –gestaltung, die gleichzeitig den Abschied von der Elternwelt bedeute. Lewis erklärte das Bedürfnis nach fantastischer Literatur und deren Erfolg anders:
„Welcher vernünftige Mensch möchte nicht, wenn er könnte, jene unermüdliche Wissbegier, jene Intensität der Vorstellungskraft, jene Leichtigkeit, Unglauben zu überwinden, jenen unverdorbenen Appetit, jene Bereitschaft zum Staunen, zum Mitleid, zum Bewundern bewahren?“3
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Gliederung
1. Einführung: Das Genre der fantasy
2. Versuch einer Definition von Spiritualität
3. Der Begriff fantasy
3.1 Definition von fantasy
3.2 Arten der fantasy 5
3.3 Die Bedeutung des fantasy- Genres
4. Schnittstellen von Spiritualität und fantasy
5. Paradigmen von Spiritualität im fantasy - Genre
a) Romantische Märchen und Erzählungen
b) Conan
c) Pulp Fiction
6. Schlussreflexion
7. Literaturverzeichnis
1. Einführung: Das Genre der fantasy
Die Kinoerfolge der letzten Jahre sprechen eine deutliche Sprache. Die wirklich großen Erfolge lagen im Bereich der Fantasy. Dazu gehörten unter anderem: Der Herr der Ringe nach der Vorlage von J.R.R Tolkien, die Harry- Potter Verfilmungen nach J.K.Rowling, Die Chroniken von Narnia von C.S. Lewis und andere. Sie übertrafen dabei nicht nur die kommerziellen Erwartungen; ebenso überraschte die ungewöhnliche Resonanz auf das Fantasy - Genre. Scheinbar gibt es etwas, das die Menschen wieder mehr dazu bewegt phantastische Stoffe zu rezipieren. J.R.R Tolkien, der Autor von Der Herr der Ringe, sprach bei dieser Art von Faszination von applicability. Gemeint ist dabei nicht die zweckorientierte Anwendbarkeit, sondern das, „was den Leser an die Geschichte bindet, in der sich sein persönliches Erleben mit der Erzählung verknüpfen lässt.“[1] Fantasy- Autoren lassen in ihren Texten eine völlig neue und eigenständige Umgebung entstehen. Sie tun dies auf unterschiedlichste Weise. Entwirft Tolkien eine ganz neue Welt (Mittelerde), neue Lebewesen und Sprachen, spielt Narnia vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges. Die Welt der Erwachsenen spielt in Narnia eine wichtige Rolle, wobei die Instanz der Autoritäten bei Tolkien gänzlich fehlt. Folglich spricht Lewis´ Werk Kinder, das Mittelerde- Epos eher Jugendliche und Erwachsene an. Thomas Binotto macht den Unterschied zwischen fantastischer Literatur für Kinder und Jugendlichen in seinem Artikel in der Neuen Züricher Zeitung folgendermaßen deutlich: „Dass hier [im Herr der Ringe ] Gut und Böse aufeinander prallen und dass Entscheidungen gefordert sind, die kein Zurück mehr lassen- auch dieser unbedingte Idealismus macht das Epos für Jugendliche anwendbar.“[2] Der Herr der Ringe sei eine Phantasie der Welteroberung und – gestaltung, die gleichzeitig den Abschied von der Elternwelt bedeute. Lewis erklärte das Bedürfnis nach fantastischer Literatur und deren Erfolg anders:
„Welcher vernünftige Mensch möchte nicht, wenn er könnte, jene unermüdliche Wissbegier, jene Intensität der Vorstellungskraft, jene Leichtigkeit, Unglauben zu überwinden, jenen unverdorbenen Appetit, jene Bereitschaft zum Staunen, zum Mitleid, zum Bewundern bewahren?“[3]
Dem Menschen wohnt eine Neugier inne, was Dinge anbelangt über die er nichts weiß und daher nur spekulieren kann. Das Fantasy- Genre behandelt diese Dinge. Die Kinoerfolge sind offensichtlich Zeichen der Sehnsucht nach Formen eines besonderen Erlebens, der Sehnsucht nach Spiritualität oder spirituellen Lebens.
2. Versuch einer Definition von Spiritualität
Der Begriff Spiritualität kommt eigentlich aus dem religiösen Bereich. Religiöse Spiritualität wie wir sie heute kennen, und der wir auf der Leinwand begegnen, stammt oft nicht aus unserem Kulturkreis. Sie ist meist heidnisch. Das heißt, sie orientiert sich weder an der christlichen, jüdischen noch an der moslemischen Religion. Der Begriff Spiritualität lässt sich nicht auf einen Nenner bringen. Man kann sich ihr höchstens nähern. Hans Urs von Balthasar definierte Spiritualität folgendermaßen als:
„jene praktische oder existenzielle Grundhaltung eines Menschen, die Folge und Ausdruck seines religiösen- oder allgemeiner, ethisch- engagierten Daseinsverständnisses ist: eine akthafte und zuständliche (habituelle) Durchstimmtheit seines Lebens von seinen objektiven Letzteinsichten und Letztentscheidungen her.“[4]
Klaus Berger wirft in diesem Zusammenhang die Umschreibung Liebe zum Unsichtbaren[5] auf. „Spiritualitäten sind Grundeinstellungen zum Leben, zur Welt und zu den Mitmenschen. Zu ihnen gehören emotionale Prägungen und rationale Deutungen. Denn sie formen unser Verhalten und unsere sozialen Beziehungen, aber auch unsere inneren Lebenswerte.“[6] Zudem werden in diesen Grundeinstellungen alte und neue Mythen aufgedeckt (siehe Filme), neue und alte Riten zelebriert. Das Medium Film ist zentrales und daher besonderes Mittel in der Dekonstruktion und Neuentdeckung dieser Werte. Trotz der materialistischen und technizistischen Sichtweise unserer Zeit und unseres Kulturkreises besteht Bedarf einer Weltsicht mit tieferen Dimensionen.
3. Der Begriff fantasy
3.1 Definition von fantasy
Ähnlich dem Begriff Spiritualität, ist dem Ausdruck fantasy nicht mit einer Definition beizukommen. Daher gibt es eine Fülle von Definitionen[8]:[7]
1. Fantasy ist eine besondere Form der anglo- amerikanischen phantastischen Literatur, die sich mit der Erfindung imaginärer Welten befasst, deren Menschen in einer magischen Zeit ohne Naturwissenschaft und Technik leben. (Michael Görden)
2. Unter fantasy verstehe ich die Geschichte einer Reise, eines Abenteuers oder eines Krieges, die in einer erfundenen Zeit und Weltkarte aus der Phantasie des Autoren spielt. (Lin Carter)
3. Eine fantasy ist: ein literarisches Werk, das Staunen hervorruft und ein wesentliches und unreduzierbares Element von übernatürlichen oder unmöglichen Welten, Wesen oder Dingen enthält, mit dem die sterblichen Charaktere in der Geschichte oder die Leser zumindest teilweise vertraut werden. (C. N. Manlove)
4. Wenn ich phantastische Literatur (fantasy fiction) sage, dann meine ich ´imaginär- und- nicht- möglich´ in der Welt, wie wir sie kennen; im Gegensatz dazu bezeichne ich alle Literatur, die ich als ´imaginär- aber- möglich´ ansehe, als realistische Literatur (realistic fiction). (Robert A: Heinlein)
3.2 Arten der fantasy
Fantasy existiert schon seit den Anfängen der schriftlich niedergelegten Erzählung, denn Geschichten von Göttern und Dämonen aus fernen Ländern mit ihren Zaubersprüchen sind so alt wie die Menschheit selbst. Schon im Mittelalter waren Mythen, Sagen und Märchen Bestandteile der Tradition. Als Beispiele lassen sich die Odyssee, die Artussage und das Nibelungenlied anführen. Es zeigt sich, dass das Phänomen des fantasy- Genres keine Erfindung der Moderne ist.[9]
Es muss bemerkt werden, dass der Begriff fantasy amerikanisch. bzw. englisch ist: Im deutschen Sprachraum wird der Begriff aufgeteilt in: Science Fiction, Horror und fantasy. Typisch für die Thematik des fantasy ist ein Held, der sich auf eine Reise begibt, die ihn in unentdeckte Länder führt. Seine „Mission“, auch Queste genannt, lässt auf Erlösung in jeglicher Form und eine auf eine bessere Welt hoffen.
Die moderne fantasy lässt sich aufteilen in verschieden Unterarten. Zunächst gibt es die fantasy - Literatur in seiner klassischen Ausprägung. Man nennt sie auch ´Literatur des Unheimlichen´. Diese literarische Spielart hatte ihre stärkste Ausprägung im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Vertreter waren E.T.A Hoffmann, Edgar Allen Poe und Franz Kafka. Die klassische moderne Phantastik arbeitet unter starkem Einbezug des Grotesken, Satirischen und Absurden. Sie gilt als Grundlage der späteren Ausprägungen.
Weitere Arten der fantasy sind die:
- Heroic fantasy: Geschichten in imaginierten prähistorischen oder mittelalterlichen Welten
- sword & sorcery: beinhaltet einsame Helden mit magischen Schwertern und Zauberern. Bsp.: Conan
- Märchen und - Epenfantasy: beinhalten Mythen und Legenden. Populär wurden diese häufig amerikanischen Mythen durch Hollywood und Disney. Bsp.: Der: Zauberer von Oz.
- Klassische fantasy: Alice im Wunderland von Lewis Carroll und Peter Pan: Die Motive stammen aus Märchen. Zentrale Figuren sind Feen, Naturgeister, Kobolde, etc. Die Erzählhaltung ist geprägt von einem lieblich- romantischen Ton. Die Grenzen zur Märchenfantasy sind fließend.
- Anderswelt- Geschichten: Der Herr der Ringe. J.R.R. Tolkien erschuf im Gegensatz zu seinen Vorgängern eine eigenständige Welt, die nichts mehr mit der Realität zu tun hatte. Der Autor beschäftigte sich lange mit Mythenforschung und philologischen Experimenten, die er dann in sein Werk aufnahm. Somit erschuf er einen ungekannten Detailreichtum. Kritiker wollen im Epos die Rückkehr zu Tradition und zur verlorenen Einheit mit der Natur, nach den Weltkriegen und der Erfindung der Atombombe, wieder erkannt haben.
- Andere Medien wie Film und Comic kamen in den letzten 30 Jahren auf. Seit 1974 gibt es Rollenspiele (das Schwarze Auge, etc.). Darin kann jeder in die Rolle eines phantastischen. Wesens schlüpfen. Bis auf wenige Ausgangspunkte wird das gesamte Spiel von den Mitspielern erfunden.
- PC- Spiele und der Cyberspace im Internet entwerfen seit etwa zehn Jahren virtuelle Gegenwelten.
3.3 Die Bedeutung der fantasy-Genres
Fantasy - Literatur und deren Umsetzung basiert auf alten Mythen, Sagen und Märchen und aktiviert diese für das Heute neu. Zum einen verwendet der Autor diese Elemente als Bausteine für die Schöpfung einer eigenen Welt oder er verwendet die alten Botschaften auf ihre Bedeutung hin und überprüft sie.
[...]
[1] vgl. Binotto, Thomas, Fantasy für alle Altersstufen. „Narnia“ von C.S. Lewis und Tolkiens „ Herr der Ringe“ im Vergleich, in: NZZ online, http:// www. nzz.ch, entnommen am 1.2.2006, S. 1.
[2] vgl. Binotto, S. 1.
[3] vgl. Binotto, S. 2.
[4] vgl. Figl, Johann, Handbuch Religionswissenschaft. Religionen und ihre zentralen Themen, Innsbruck 2003,
S. 67.
[5] vgl. Berger, Klaus, Was ist biblische Spiritualität?, Gütersloh, 2000, S. 12.
[6] vgl. Möde, Erwin (Hg.), Spiritualität der Weltkulturen, Graz u.a., 2000, S. 7.
[7] Da das Fantasy- Genre im eigentlichen Sinne im englischen/ amerikanischen Sprachraum beheimatet ist, wird im folgenden die anglizistische Schreibform fantasy verwendet.
[8] vgl. Pesch, Helmut u.a, Fantasy als literarische Spielform der Postmoderne, in: Fantasy- literarisches Phänomen der Technikgesellschaft, Tagung der evangelischen Akademie Iserlohn, Günther Ebbrecht (Hg.), Iserlohn, 1987, S. 32.
[9] vgl. Feige, Marcel, Das neue Lexikon der Fantasy, Berlin, 32003. S. 14-16.
- Citation du texte
- Thomas Brunner (Auteur), 2006, Spiritualität im Fantasy-Genre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55160
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