Über das Leben des Bonifatius geben vor allem zwei Quellen Auskunft. Zum einen
verfaßte Willibald, sein Landsmann und Schüler, bereits zehn Jahre nach dem
Tode Bonifatius (= 754) eine ausführliche Lebensbeschreibung. Zum anderen sind
Briefe von ihm und an ihn, die gleich nach seinem Tode gesammelt wurden,
wichtige Informationsquellen. Ein Werk von ungefähr 150 Briefen gibt unmittelbar
Aufschluß über ihn und sein Wirken und läßt vor allem die Beziehungen nach Rom
und England deutlich werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Die ersten 40 Jahre (672/75 – 717)
1.1 Ausbildung und Tätigkeit
1.2 Erster Frieslandaufenthalt
2. Bonifatius und der Missionsauftrag (718 – 722)
2.1 Zweiter Frieslandaufenthalt
2.2 Die Bischofsweihe
3. Bonifatius im Frankenreich Karl Martells (723 – 737)
3.1 Mission in Hessen und Thüringen
3.2 Das Pallium
4. Bonifatius als päpstlicher Legat für Germanien (738 – 746)
4.1 Bayern
4.2 Errichtung weiterer Bistümer und Klöster
4.3 Kirchenreform im Frankenreich
5. Erzbischof in Mainz (747 – 754)
6. Die letzte Mission
7. „Apostel der Deutschen“
Literaturverzeichnis
1. Die ersten vierzig Jahre (672/75 – 717)
Über das Leben des Bonifatius geben vor allem zwei Quellen Auskunft. Zum einen verfaßte Willibald, sein Landsmann und Schüler, bereits zehn Jahre nach dem Tode Bonifatius (= 754) eine ausführliche Lebensbeschreibung. Zum anderen sind Briefe von ihm und an ihn, die gleich nach seinem Tode gesammelt wurden, wichtige Informationsquellen. Ein Werk von ungefähr 150 Briefen gibt unmittelbar Aufschluß über ihn und sein Wirken und läßt vor allem die Beziehungen nach Rom und England deutlich werden[1].
1.1 Ausbildung und Tätigkeitsfeld
Winfrid, wie Bonifatius vor seiner Bischofsweihe hieß, wurde als Sohn eines reichen Großgrundbesitzers geboren. Sein Geburtsjahr läßt sich auf 672/673, spätestens 675 errechnen. Als Name seines Geburtsortes wird seit dem 14. Jh. Credition genannt, gelegen in der Grafschaft Devonshire im südenglischen Wessex (Abb. 1). Dort wuchs er hinein in die Blütezeit der angelsächsischen Kirche. Noch in seiner Jugendzeit erlebte er umherziehende Wanderprediger, die ihm die ersten nachhaltigen Eindrücke vom Christentum vermittelten. Schon in jungen Jahren verspürte Winfrid die Sehnsucht nach dem Kloster. Sein Vater wollte von solchen Neigungen zunächst nichts wissen; erst eine Krankheit stimmte ihn um, so daß er den Sohn als Oblat dem Benediktinerkloster Exeter übergab. Winfrid war damals vermutlich sieben Jahre alt.[2]
Die ersten Jahre in Exeter erhielt der begabte Winfrid eine gründliche theologische Ausbildung, die er später im Benediktinerkloster Nursling, nördlich von Southhampton, fortsetzte (Abb. 1). Hier vervollständigte er unter Abt Wimbert seine Ausbildung bei strenger Unterwerfung unter regeltreues Benediktinertum. In Nursling bildete sich sein universal kirchliches Bewußtsein, die zeitlebens ganz ausgesprochen in Erscheinung tretende Verbundenheit mit dem Papst in Rom. Die englische Kirche war stark an die römische Kirche orientiert, die iroschottische Kirche achtete dagegen auf ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit. Leistungen in Grammatik, Rhetorik und traditionell dreifältiger Exegese (Schriftauslegung) begründeten seinen baldigen Ruhm als Gelehrter und Lehrer. Mit dreißig Jahren wurde er Priester, folglich zwischen 702 – 705, aber sein Tätigkeitsfeld war die Schule des Klosters, deren Leitung ihm bald anvertraut wurde. Winfrid verfaßte eine lateinische Grammatik, sowie eine Metrik.[3]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Großbritannien Quelle: Ökumenisches Heiligen-lexikon
Die erfolgreiche Laufbahn des gelehrten Mönches, dessen Ruf als hochgebildeter und geschickter Lehrer über seine Wirkungsstätte hinaus viele Lernbegierige und Schüler anzog, nahm eine unerwartete Wendung: Im Jahre 716 verließ Winfrid das Kloster, um auf das Festland zu gehen.[4] Seine bisherige Tätigkeit schien er nicht mehr als die Erfüllung seiner eigentlichen Berufung empfunden zu haben.
1.2 Erster Frieslandaufenthalt
Winfrid fasste den Entschluß, als Missionar auf das Festland zu gehen. Er war in seiner Einstellung zur Missionsarbeit und in seiner Haltung als Mönch geprägt durch die Tradition seiner Heimat. Grundmotiv seines Entschlusses war vermutlich der „Apostel als Urbild des Mönches“[5]. Er war ergriffen vom Ideal asketischer Heimatlosigkeit. Dieses Motiv hatte schon früher irische oder angelsächsische Mönche zur Auswanderung auf das Festland veranlaßt. In Armut und Heimatlosigkeit wollten sie Jesus nachfolgen. Während aber ein Mann wie der irische Mönch Columban um 600 das Festland betrat ohne festen Plan, so ist Winfrid offenbar mit klareren Vorstellungen gekommen. Sein Ziel war Friesland (heute Holland), wo schon seit Jahrzehnten angelsächsische Mönche als Missionare sich mühten.[6] Schließlich zieht er im Frühjahr 716 mit einigen Genossen als Missionar nach Friesland, doch zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der Friesenkönig Radbod, ein energischer Vertreter des Heidentums, lag mit Karl Martell, dem Hausmeier der Franken, im Krieg. Sogar das Missionswerk des ersten Friesenmissionars, des heiligen Willibrord, war zugrunde gegangen.
Winfrid kehrte im Herbst 716 von seiner erfolglosen Mission wieder in sein Kloster zurück, wo er ein Jahr darauf zum Abt gewählt wurde. Dieses Amt hatte er wohl auch kurzfristig ausgeübt, aber Winfrid wollte nicht gebunden sein. Seine Pläne gingen in eine andere Richtung.
Der Bischof Daniel von Winchester, ein Freund Winfrids, half in dieser Lage: Winfrid konnte weiter seinen Missionsplänen nachgehen, ein anderer Mönch des Klosters wurde Abt. Für den neuerlichen Missionsversuch rüstete Daniel von Winchester Winfrid mit zwei Empfehlungsschreiben aus, in dem er alle geistlichen und weltlichen Großen und den Papst um Gastfreundschaft für ihn bat.[7]
2. Bonifatius und der Missionsauftrag (718 – 722)
Im Spätherbst 718 brach Winfrid erneut auf. Er hatte seine zeitlebens geliebte Heimat, mit der er bis ans Lebensende durch regen Briefwechsel in Verbindung blieb, für immer verlassen. Als weitere Rückendeckung neben den Empfehlungsschreiben wollte Winfrid seine weitere missionarische Wirksamkeit von höchster Stelle absichern lassen uns so führte ihn sein Weg zunächst nach Rom. Dort besprach er sich mit dem Papst, der ihm die Missionierung der Germanen übertrug.
Am 15. Mai 719 erhielt der Angelsachse Winfrid von Papst Gregor II. (715-31) eine offizielle päpstliche Vollmacht zur Mission bei den Germanen und den Namen des am Vortag gefeierten römischen Heiligen: Bonifatius[8].
Der Namenswechsel war auch als Zeichen der engen Gemeinschaft, in die ihn der Papst mit der römischen Kirche aufgenommen hatte, zu verstehen. Den Namen Bonifatius verwendete Winfrid von da an in all seinen Schreiben.
Höchst legitimiert durch den Papst und mit Unterstützung von anderen angelsächsischen Missionaren, reiste Bonifatius in sein neues Arbeitsfeld zurück. Bonifatius sollte unter den Heidenvölkern in Germanien predigen. Bei Taufen sollte er sich an das römische Ritual halten, über Schwierigkeiten nach Rom berichten.
2.1 Zweiter Frieslandaufenthalt
Auf der Rückreise blieb Bonifatius zunächst in Norditalien beim Langobardenkönig. Von dort aus führte der Weg nach Bayern und Thüringen. Wahrscheinlich besuchte er auch Hessen. Dann kam aus Friesland die Nachricht, daß König Radbod gestorben war, der eine Mission bis dahin unterdrückt hatte. Jetzt sah Bonifatius die Möglichkeit, erneut Fuß zu fassen und so gesellte er sich noch 719 dem angelsächsichen Bischof Willibrord von Utrecht (658 – 739) bei. Dieser hatte bereits begonnen, die Friesen erfolgreich zu missionieren und bekam nun in Bonifatius einen tüchtigen Mitarbeiter. Das Verhältnis zwischen Willibrord und seinem Mitarbeiter Bonifatius muß aber doch problematisch gewesen sein, denn er trennte sich nach drei Jahren von Willibrord, obwohl dieser sich ihn als Nachfolger wünschte[9].
Bonifatius kehrte 721 zurück nach Hessen und gründete 722 als Stützpunkt für seine weitere Missionsarbeit das Kloster Amöneburg an der Ohm[10]. Es war die erste Klostergründung des Missionars Bonifatius. Er wirkte erfolgreich und drang ins südliche Hessen bis an die sächsische Grenze vor.
[...]
[1] Haendler, Gert, Die lateinische Kirche im Zeitalter der Karolinger Evang. Vlgs.-Anst., 1985, S. 48ff.
Hawel, Peter: Das Mönchtum im Abendland. Geschichte, Kultur, Lebensform, Freiburg/Br. 1993, S. 112 ff.
[2] Haendler, G., Bonifatius, in: Martin Greschat, Gestalten, Bd. 1, 2. Aufl. Stuttgart 1994 S. 69ff.
[3] Haendler, G., Bonifatius, in: Martin Greschat, Gestalten, Bd. 1, 2. Aufl. Stuttgart 1994 S. 69ff.
Art. Bonifatius in TRE Bd. 7, 1980, S 69ff.
[4] Haendler, G., Bonifatius, in: Martin Greschat, Gestalten, Bd. 1, 2. Aufl. Stuttgart 1994 S. 69ff.
Art. Bonifatius in TRE Bd. 7, 1980, S 69ff.
[5] Haendler, G., Bonifatius, in: Martin Greschat, Gestalten, Bd. 1, 2. Aufl. Stuttgart 1994 S. 69ff.
[6] Haendler, G., Bonifatius, in: Martin Greschat, Gestalten, Bd. 1, 2. Aufl. Stuttgart 1994 S. 69ff.
[7] Wollasch, Joachim: Mönchtum des Mittelalters zwischen Kirche und Welt, München 1973, S. 26ff.
[8] Haendler, G., Bonifatius, in: Martin Greschat, Gestalten, Bd. 1, 2. Aufl. Stuttgart 1994 S. 69ff. Hawel, Peter: Das Mönchtum im Abendland. Geschichte, Kultur, Lebensform, Freiburg/Br. 1993, S. 112 ff Art. Bonifatius in TRE Bd. 7, 1980, S 69ff.
[9] Haendler, G., Bonifatius, in: Martin Greschat, Gestalten, Bd. 1, 2. Aufl. Stuttgart 1994 S. 69ff.
[10] Hawel, Peter: Das Mönchtum im Abendland. Geschichte, Kultur, Lebensform, Freiburg/Br. 1993, S. 112 ff
- Citation du texte
- Karin Hagedorn (Auteur), 2003, Bonifatius und die angelsächsische Mission auf dem europäischen Kontinent, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55079
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