Diese Arbeit befasst sich mit der Migration von Arbeitskräften aus dem Mittelmeerraum in die Industrienationen Europas, insbesondere Deutschland. Dabei ist es entscheidend zu erfahren, unter welchen Umständen diese Wanderungen zustande kamen, welchen Umfang sie annahmen und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelten.
Darüber hinausgehend versucht die Arbeit soziale und wirtschaftliche Auswirkungen der Gastarbeiterwanderungen in den Herkunftsländern anhand des Beispiels Türkei darzustellen.
Kapitel 7. befasst sich mit dem Phänomen der Rückwanderungen, seinem Umfang und seiner Bedeutung für die Zielregionen.
Migration wird in der Literatur der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen verstanden (vgl. A. Treibel 1999, S.21).
Dabei schließt der Migrations-Begriff sowohl Arbeitsmigration, also Migration aus wirtschaftlichen Gründen, als auch Fluchtmigration auf Grund politischer Motive oder kriegerischer Handlungen, ein.
In dieser Arbeit wird der Begriff Migration lediglich für den Prozeß der Arbeitskräftewanderung, also als Synonym für Gastarbeiterwanderungen oder Arbeitsmigration verwendet.
Grundsätzliche Fragestellungen:
- Welche Rahmenbedingungen haben die Arbeitskräftewanderung aus dem Mittelmeerraum in die Industrienationen Europas verursacht und welchen Einfluß haben sie auf das Migrationsvolumen?
- Wie entwickelt sich das Migrationsvolumen und wovon hing diese Entwicklung ab?
- Ist die Migration selektiv, bzw. gibt es bestimmte Strukturmerkmale innerhalb der Migrantenpopulation?
- Welche Auswirkungen hat die Arbeitskräftewanderung auf die sozioökonomische Entwicklung der Herkunftsregionen oder Länder?
- Unter welchen Umständen und in welchem Umfang kommt es zu Rückwanderungen und was für Auswirkungen haben diese auf die Zielregion?
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung, Begriffsdefinition und Fragestellung
2. Die Arbeitsmigration in Europa
3. Die Entsendeländer
4. Die Aufnahmeländer
5. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Migration in den Entsendeländern
6. Das Fallbeispiel Türkei- Quellen des Migrationsaufkommens
6.1. Die innertürkische Migrationsbewegung
6.2. Die Migration türkischer Arbeitskräfte nach Westeuropa
6.3. Verlauf und Umfang des internationalen Migrationsstromes türkischer Arbeitskräfte
7. Die Rückkehr von Gastarbeitern in ihr Heimatland
8. Fazit und Ausblick
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung, Begriffsdefinition und Fragestellung
Ich möchte mich in dieser Arbeit mit der Migration von Arbeitskräften aus dem Mittelmeerraum in die Industrienationen Europas, insbesondere Deutschland, befassen. Dabei ist es für die Geographen entscheidend zu erfahren, unter welchen Umständen diese Wanderungen zustande kamen, welchen Umfang sie annahmen und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelten. Darüber hinausgehend versuche ich die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Gastarbeiterwanderungen in den Herkunftsländern anhand des Beispiels Türkei darzustellen.
Im 7. Kapitel befasse ich mich dann mit dem Phänomen der Rückwanderungen, seinem Umfang und seiner Bedeutung für die Zielregionen.
Migration wird in der Literatur der auf Dauer angelegte bzw. dauerhaft werdende Wechsel in eine andere Gesellschaft bzw. in eine andere Region von einzelnen oder mehreren Menschen verstanden (vgl. A. Treibel 1999, S.21). Dabei schließt der Migrations-Begriff sowohl Arbeitsmigration, also Migration aus wirtschaftlichen Gründen, als auch Fluchtmigration auf Grund politischer Motive oder kriegerischer Handlungen, ein.
In meiner Arbeit benutze ich den Begriff Migration lediglich für den Prozeß der Arbeitskräftewanderung, also als Synonym für Gastarbeiterwanderungen oder Arbeitsmigration.
Grundsätzliche Fragestellungen:
- Welche Rahmenbedingungen haben die Arbeitskräftewanderung aus dem Mittelmeerraum in die Industrienationen Europas verursacht und welchen Einfluß haben sie auf das Migrationsvolumen?
- Wie entwickelt sich das Migrationsvolumen und wovon hing diese Entwicklung ab?
- Ist die Migration selektiv, bzw. gibt es bestimmte Strukturmerkmale innerhalb der Migrantenpopulation?
- Welche Auswirkungen hat die Arbeitskräftewanderung auf die sozioökonomische Entwicklung der Herkunftsregionen oder Länder?
- Unter welchen Umständen und in welchem Umfang kommt es zu Rückwanderungen und was für Auswirkungen haben diese auf die Zielregion?
2. Die Arbeitsmigration in Europa
Einen Überblick über den Umfang und die Richtung der Migration aus den Mittelmeerländern in die Industrieregionen Europas gibt die folgende Darstellung:
Abbildung 1: Die wichtigsten Wanderungsströme in Europa seit 1950
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: H. Körner, 1990, S.67
Im ersten Stadium der Arbeitsmigration in Europa dominierten zunächst die traditionellen Entsendeländer Algerien und Italien: Zwischen 1950 und 1959 bestritten die Arbeitsmigranten aus Italien etwa 55% und die aus Algerien etwa 43% der gesamten Migration in die nordwesteuropäischen Länder. Der Rest verteilte sich auf Griechenland und Portugal.
Grund waren sowohl bei der algerischen, als auch bei der italienischen Migration historisch „eingefahrene“ Wanderungsprozeße innerhalb Europas, die während der Nachkriegszeit wieder aktiviert worden waren: Italienische Arbeiter waren die ersten, die eine zeitlich befristete Beschäftigung in der französischen und schweizerischen Landwirtschaft und im Baugewerbe, vor allem jedoch im nordfranzösischen und belgischen Bergbau, aufnahmen.
Wegen des besonderen Status Algeriens als französisches Territorium, entwickelte sich die algerische Migration relativ freizügig, hauptsächlich um Arbeitsmarktlücken im Baugewerbe auszufüllen. Die algerisch-französische Migration wies dabei zum Teil noch den Charakter der Wanderarbeit auf.
Schon zu Beginn der europäischen Arbeitsmigration trat der Charakter einer „organisierten Migration“ deutlich zu Tage: Die mitteleuropäischen Industrienationen konnten ihren Arbeitskräftebedarf aus nationalen Quellen nicht mehr decken. Dabei spielten auch unternehmerische, lohn- und arbeitsmarktpolitische Erwägungen eine Rolle, um eine Vollbeschäftigung und damit zu starke Position der Gewerkschaften zu verhindern (vgl. A.Treibel, 1999, S.55). Um eine unkontrollierte Massenimmigration auszuschließen, erließ man das Verfahren einer selektiven Anwerbepolitik. Dieses bedeutete, dass die Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer nur auf jene Branchen bzw. Regionen beschränkt wurde, deren Entwicklung besonders unter Arbeitskräftemangel litt und außerdem nur eine beschränkte Anzahl von Arbeitsmigranten mit vorher festgelegten Qualifikationsmerkmalen zuließ.
Die Emigrationsländer, die neue Betätigungsfelder für ihr wachsende Bevölkerung suchten, unterstützten die Arbeit der fremden Anwerbekommissionen mit der Einrichtung von Vorauswahlverfahren und Emigrationszentren (vgl. H. Körner 1990, S.68).
Insgesamt wurden bis 1974 zwischen den europäischen Industrienationen und den Ländern des Mittelmeerraumes 34 sogenannte „Anwerbeabkommen“ abgeschlossen.
Abbildung 2:Anwerbeverträge der Bundesrepublik Deutschland
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung nach A.Treibel, 1999, S.56
1973 verfügte die Bundesrepublik Deutschland einen Anwerbestop, der einen weiteren Zuzug aus nicht EG-Ländern unterband.
3. Die Entsendeländer
Durch die Anwerbeverträge mit verschiedenen Staaten zu verschiedenen Zeitpunkten, kam es zu Strukturveränderungen der Arbeitsmigration. Der Bestand an Gastarbeitern veränderte sich nach Entsende- und Aufnahmeländern.
Abbildung 3: Der Bestand an Arbeitsmigranten in Europa
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: H. Körner, 1990, S.72
Die Abbildungen 3 und 4 verdeutlichen diese Strukturveränderungen am besten, obwohl sie nicht die Wanderungen der Arbeitsmigranten direkt reflektieren, sondern nur indirekt über die Veränderung des Bestandes an Gastarbeitern nach Entsende- und Aufnahmeländern Aufschluß geben. Beim Vergleich der Jahre 1962 und 1972 wird deutlich, dass sich die Anzahl der Gastarbeiter in der Zwischenzeit mehr als verdoppelt hat. Auch verschoben sich die Gewichte der Entsendeländer in diesem Zeitraum merklich. Der 1962 noch dominierende Anteil der „sonstigen Entsendeländer“ ( sowohl industrialisierte europäische Staaten, als auch Entwicklungsländer wie Indien und Pakistan) nahm ab, ebenso der Anteil der klassischen südeuropäischen Entsendeländer: Bei Italien sank der Anteil von 34% auf 16% und bei Spanien von 11% auf 8%. Zugenommen hat dagegen zwischen 1962 und 1974 der Anteil Jugoslawiens (von 1% auf 12%), der Türkei (von 1% auf 10%) und Portugals(von 1% auf 7%). Die zahlenmäßige Ausdehnung von 3,15 Millionen auf 7,17 Millionen Gastarbeitern ist also vor allem von diesen neuen Entsendeländern getragen worden.
4. Die Aufnahmeländer
Abbildung 4: Arbeitsmigranten in bedeutenden europäischen Aufnahmenländern
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: H. Körner, 1990, S. 73
Im gleichen Zeitraum verschoben sich auch die Gewichte der Aufnahmeländer: Frankreich wurde vom ersten Rang, den es Anfang der sechziger Jahre mit 38% des gesamten Gastarbeiter-Bestandes einnahm, im Jahre 1974 auf den zweiten Rang mit dann nur noch 21% verdrängt. Der Anteil der Schweiz sank von 20% auf 10% 1974, sie fiel auf Rang vier hinter Großbritannien zurück, das konstant auf Rang 3 blieb. Die Bundesrepublik Deutschland hingegen steigerte ihren Anteil von 11% auf 40% am Gesamtbestand der Arbeitsmigranten, bei mehr als einer Verachtfachung der absoluten Zahl an Gastarbeitern.
Diese Verschiebungen sind darauf zurückzuführen, dass sich auf der einen Seite das Migrationspotential Italiens im Zuge der dortigen wirtschaftlichen Entwicklung rasch reduziert hatte. Auf der anderen Seite war nach dem Bau der Mauer in Berlin (1961) der Zustrom von Arbeitskräften aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland gestoppt, weshalb die deutschen Unternehmen zunehmend auf die Anwerbung von Arbeitsmigranten angwiesen waren, die in Jugoslawien, Griechenland und der Türkei gefunden wurden.
Dennoch sind innerhalb des gesamten Migrationsgeschehens dieses Stadiums jene traditionellen Strukturen erhalten geblieben, die sich aus der geographischen Nähe von Entsende- und Aufnahmeland oder aus historischen Beziehungen erklären lassen.(vgl. D. Maillat 1987, S. 42)
Offensichtlich haben weiterhin fast exklusive Migrationsbeziehungen zwischen Frankreich einerseits und Algerien, Portugal und bis etwa 1960 Italien andererseits bestanden. Eine entsprechend intensive Migrationsbeziehung ist auch zwischen der Schweiz und Italien festzustellen. Für die Bundesrepublik Deutschland entwickelten sich ähnlich dichte Beziehungen seit 1960 mit Griechenland, Italien, Jugoslawien und der Türkei.
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- Citation du texte
- Ole Mathies Hackfurth (Auteur), 2004, Umfang, Entwicklung und sozioökonomische Wirkungen von Gastarbeiterwanderungen in ausgewählten Mittelmeerländern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/55077
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