In meiner Seminararbeit werde ich die Darstellung der Eigentumsidee im V.
Kapitel von John Lockes „Second Treatise of Government“ untersuchen.
Zur klareren inhaltlichen Veranschaulichung werde ich die Entwicklungen,
die Locke beschreibt, in Schritte unterteilen und die Hauptthesen der einzelnen
Abschnitte als eine Gliederung voranstellen, um dem Text ein Gerüst
zu geben. Dann werde ich den Text der Argumentation folgend darstellen
und übersichtlich gliedern. In dem hier betrachteten Abschnitt geht es, ausgehend
von einem Naturzustand, um die Entstehung von Eigentum und ungleichem
Besitz. Weiter möchte ich verschiedene Interpretationsansätze in
der Sekundärliteratur darstellen.
Locke baut auf seiner Eigentumstheorie ein politisches System auf. Auf dieses
und die Schwierigkeiten, die sich ergeben, werde ich nicht weiter eingehen,
es sei nur angemerkt, dass Locke in seinem Treatise zeigt, wie die
Autorität für eine Regierung geschaffen werden kann. Er hat dabei nicht
eine bestimmte Regierungsform vor Augen. Auch wenn er klar zwischen
verschiedenen Grundlagen für politische Macht differenziert, so geht es erst
doch darum, die Basis für die Rechtfertigung einer Regierung zu entwickeln.
Inhalt
Einleitung
Gliederung des Textabschnittes
Zusammenfassung des Textes und Zuordnung in die Gliederung
Interpretation
Diskussionen in der Sekundärliteratur
Schlusswort
Bibliographie
Einleitung
In meiner Seminararbeit werde ich die Darstellung der Eigentumsidee im V. Kapitel von John Lockes „Second Treatise of Government“ untersuchen. Zur klareren inhaltlichen Veranschaulichung werde ich die Entwicklungen, die Locke beschreibt, in Schritte unterteilen und die Hauptthesen der einzelnen Abschnitte als eine Gliederung voranstellen, um dem Text ein Gerüst zu geben. Dann werde ich den Text der Argumentation folgend darstellen und übersichtlich gliedern. In dem hier betrachteten Abschnitt geht es, ausgehend von einem Naturzustand, um die Entstehung von Eigentum und ungleichem Besitz. Weiter möchte ich verschiedene Interpretationsansätze in der Sekundärliteratur darstellen.
Locke baut auf seiner Eigentumstheorie ein politisches System auf. Auf dieses und die Schwierigkeiten, die sich ergeben, werde ich nicht weiter eingehen, es sei nur angemerkt, dass Locke in seinem Treatise zeigt, wie die Autorität für eine Regierung geschaffen werden kann. Er hat dabei nicht eine bestimmte Regierungsform vor Augen. Auch wenn er klar zwischen verschiedenen Grundlagen für politische Macht differenziert, so geht es erst doch darum, die Basis für die Rechtfertigung einer Regierung zu entwikkeln.
Gliederung des Textabschnittes
A. Erste Stufe des Naturzustandes
I. Der Mensch ist frei und gleich
II. Es gibt ein kategorisches Naturgesetz
III. Der Mensch hat natürlicherweise nur Eigentum an seiner Person und an nichts sonst
IV. Gott hat die Welt der Menschheit gegeben, damit sie sie nutzt, dazu muss der Einzelne aber erst Eigentum erlangen
V. Appropriation erfolgt durch Arbeit
VI. Einschränkungen der Aneignung
VII. Die Arbeit als Beschränkung der Möglichkeiten der Aneignung
B. Zweite Stufe des Naturzustandes
VIII. Die Einführung des Geldes
IX. Der Tausch von verderblichen Waren gegen Geld führt zur Umgehung der zweiten Einschränkung
X. Die Entstehung von ungleichem Besitz
Zusammenfassung des Textes und Zuordnung in die Gliederung
A. Erste Stufe des Naturzustandes
I. Der Mensch ist frei und gleich
Im Naturzustand lebt der Mensch in vollkommener Freiheit und Gleichheit. Seine Freiheit äußert sich darin, dass er über seine Person und seinen Besitz frei verfügen kann, die Gleichheit, dass keiner mehr als der andere besitzt.1 Eine Einschränkung besteht nur dann, wenn Gott, dessen Eigentum alle Menschen sind, einen Menschen eindeutig über alle hervorhebt.2
II. Es gibt ein kategorische Naturgesetz
Diese Freiheit und Gleichheit werden aber ausdrücklich begrenzt. Der Naturzustand ist kein Zustand der Zügellosigkeit und so hat der Mensch nicht die Freiheit, sich selbst, ein ihm eigenes Lebewesen oder einen anderen zu töten oder die Gesundheit, Freiheit oder den Besitz eines anderen anzugreifen.3 Dies ist ein vernünftiges Gesetz, das für die gesamte Menschheit verbindlich ist. Locke zufolge hat jeder seinen eigenen Platz von Gott zugeteilt bekommen, wir sind alle sein Eigentum und haben daher nicht das Recht, in unser Leben oder das von anderen einzugreifen.
Die Vollstreckung dieses Gesetzes obliegt aber den Menschen, da das Gesetz unbrauchbar wäre, wenn keiner die Überschreitungen bestrafen würde. Das bedeutet, dass Menschen faktisch Macht übereinander erlangen. Sie dürfen diese aber nur soweit ausüben, wie es zur Bestrafung der Übertretung und der Abschreckung vor weiteren Übertretungen dient.4
III. Der Mensch hat natürlicherweise nur Eigentum an seiner Person und an nichts sonst
Noch innerhalb dieses Naturzustandes entsteht das Eigentum.5 Locke geht davon aus, dass Gott die Welt der Menschheit gemeinsam gegeben hat, keiner hat von Anfang an ein alleiniges Eigentum über irgendetwas. (ausgenommen seiner eigenen Person)6 Die Schwierigkeit sieht er nun darin, wie aus einem gemeinsamen Besitz überhaupt Privateigentum entstehen kann, ohne dass der Einzelne einen Vertrag mit allen anderen Menschen abschließen müsste.
IV. Gott hat die Welt der Menschheit gegeben, damit sie sie nutzt, dazu muss der Einzelne aber erst Eigentum erlangen
Es war Gottes Absicht, dass die Menschen die Welt nutzen. Um dies zu tun, muss sich der Mensch die Gaben der Erde erst zu seinem Eigentum machen, so dass kein anderer mehr ein Recht darauf haben kann.7
Wir wissen, dass der Mensch auch schon in der allerersten Stufe des Naturzustandes Besitz an einer Sache hat: er kann über seine Person, seinen Körper und seine Arbeit verfügen, dies ist die Voraussetzung für eine Schaffung von Eigentum.
V. Appropriation erfolgt durch Arbeit
Wenn der Mensch Arbeit (im weiteren Sinne, also auch beispielsweise das Pflücken von Früchten) auf etwas Natürliches aufwendet und den Gegenstand durch seine Arbeit veredelt, dann hat er Eigentum an dieser Sache, da er sie mit seinem Eigentum vermischt und ihr etwas Entscheidendes hinzugefügt hat. Die Arbeit stellte den größten Teil des Wertes einer Sache dar8 und rechtfertigt so, dass eine Sache, auf die Arbeit aufgewendet wurde, dem Gemeinbesitz entzogen und das alleinige Eigentum dessen wird, der seine Kraft darauf verwendete.
VI. Einschränkende Bedingungen
Diese Möglichkeit der Aneignung durch Arbeit wird aber durch zwei Bedingungen eingeschränkt:
1. Für die anderen Menschen muss noch genug von gleicher Qualität vorhanden sein, so dass die Aneignungsmöglichkeiten der anderen nicht eingeschränkt werden.9
2. Der Einzelne darf sich nur so viel aneignen, wie er verbrauchen kann, ohne dass es verdirbt.10
So werden Früchte durch Ernte, Land durch Urbarmachung zu Eigentum. Sobald Gegenstände aus ihrem Naturzustand losgelöst und verändert werden, sind sie nicht mehr Gemeineigentum, sondern mit Arbeit (also persönlichem Eigentum) vermischt und zu Privateigentum geworden, ohne dass die anderen Menschen hätten zustimmen müssen.
VII. Arbeit als Beschränkung der Möglichkeiten der Aneignung
Wenn die Menschen sich an den Naturgesetzen orientieren, dann kann es keine das Eigentum betreffende Streitigkeiten geben, denn da im Naturzustand Überfluss herrscht, ist es nicht möglich, dass jemand geschädigt wird, weil immer noch genug von gleicher Qualität für die anderen Menschen da sein wird.
[...]
1 Locke, Treatise § 4.
2 Locke, Treatise § 4.
3 Locke, Treatise § 6.
4 Locke, Treatise §§ 7 und 8.
5 Locke, Treatise § 25.
6 Hierin folgt Locke der christlichen Tradition.
7 Locke, Treatise § 26.
8 Locke, Treatise § 40.
9 Locke, Treatise § 27.
10 Locke, Treatise § 31.
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