,,Es ( Das Fräulein von Scuderi") ist das Beste, was ich von Hoffmann je gelesen habe, es ist so schön erzählt, so verständig und in einer Form dargestellt, daß man sich darüber freuen muß."1
Dieses Zitat stammt aus einem Brief von Charlotte von Schiller an Knebel. Es macht deutlich, dass sich E.T.A. Hoffmanns Erzählung also schon damals großer Beliebtheit erfreute.
Die Geschichte, die den Untertitel ,,Erzählung aus dem Zeitalter Ludwig XIV."" trägt, entstand im Jahre 1818 und steht so im Zeichen der Romantik. Hierfür spricht auch, dass es sich, zumindest auf den ersten Blick, um einen Kriminalroman handelt. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings klar, dass durch die Ermittlungen der Scuderi in einem Mordfall, ein weiteres Rätsel aufgedeckt wird. Nämlich das um die Situation der Gesellschaft im Paris des Absolutismus. So steht eben nicht die Aufklärung der Morde im Vordergrund, sondern die politisch-psychologische und soziale Relation.2 Traditionelle Werte wie Gottesfurcht, Ehre, Treue, Aufrichtigkeit und Pflicht verfallen immer mehr und das mit katastrophalen Konsequenzen für die ganze Gesellschaft, denn dieser Niedergang betrifft die Vertreter aller Stände. Sie handeln herzlos und die Justiz versucht mit ebenso grausamen Mitteln die alte Ordnung wiederherzustellen.
Die Arbeit wird sich zuerst mit der Entstehung dieses sozialen und menschlichen Verfalls und seiner Ausweitung beschäftigen. Ein besonderes Augenmerk wird immer auf das Vorgehen der Justiz gelegt werden, auch bei der Aufklärung der Juwelenmorde. Des weiteren soll dargestellt werden wie die amoralische Haltung alle Schichten durchzieht und wie sich die Situation auf die Bürger auswirkt. Bevor am Schluss auf Hoffmann als Gesellschaftskritiker eingegangen wird, befasst sich die Arbeit noch mit der Frage, ob Cardillac ein Opfer dieser Gesellschaft ist und wie die Erzählung in die Romantik einzuordnen ist.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle der Scuderi
- Der alleinherrschende, untätige König
- Der inhumane la Regnie
- Der „verschlagene“ Degrais
- Der verbrecherische und galante Adel
- Die Rolle der Kirche
- Das wankelmütige Volk
- „Das Fräulein von Scuderi“ im Kontext der Romantik
- Die Zerstörung der Familie
- Cardillac, ein Opfer der Gesellschaft?
- E.T.A. Hoffmann als Gesellschaftskritiker
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ im Kontext der Romantik und analysiert die Darstellung der Gesellschaft im Paris des Absolutismus. Die Arbeit beleuchtet den moralischen Verfall der Gesellschaft und die Rolle der Justiz in diesem Kontext.
- Der moralische Verfall der Gesellschaft im Paris des Absolutismus
- Die Rolle der Justiz und ihre Grausamkeit
- Die Darstellung der verschiedenen Gesellschaftsschichten und deren Handeln
- Die Figur des Fräulein von Scuderi und ihre Rolle im Geschehen
- E.T.A. Hoffmann als Gesellschaftskritiker
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Erzählung „Das Fräulein von Scuderi“ ein und hebt deren Popularität bereits zu Zeiten Charlotte von Schillers hervor. Sie betont, dass die Geschichte zwar oberflächlich betrachtet als Kriminalroman erscheint, in Wirklichkeit aber eine tiefere Ebene der Gesellschaftskritik beinhaltet, die den Fokus auf die politischen, psychologischen und sozialen Verhältnisse im Paris des Absolutismus legt. Die Arbeit kündigt an, sich mit dem moralischen Verfall der Gesellschaft, der Rolle der Justiz, dem Verhalten aller Gesellschaftsschichten und der Frage nach Cardillacs Opferrolle zu befassen. Schließlich wird Hoffmanns Rolle als Gesellschaftskritiker diskutiert und die Einordnung der Erzählung in den Kontext der Romantik beleuchtet.
Die Rolle der Scuderi: Dieses Kapitel analysiert die vielschichtige Rolle des Fräulein von Scuderi. Sie repräsentiert sowohl Kunst und Familie als auch eine wichtige politisch-gesellschaftliche Instanz. Beschrieben als „heilige Jungfrau“, fungiert sie als moralisch-religiöse Instanz und trägt durch ihre Ermittlungen zur Entlarvung der kranken Gesellschaft bei. Ihre Unabhängigkeit von den etablierten Gesellschaftsschichten ermöglicht ihr ein effektives Verhandeln zwischen den Ständen und rettet letztendlich Olivier. Der Abschnitt untersucht weiter die kranke Gesellschaft und deren Ausprägungen in allen Schichten.
Der alleinherrschende, untätige König: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Figur des Königs als absolutistischer Herrscher mit Macht- und Gewaltmonopol. Seine willkürlichen Entscheidungen und sein fehlendes Sachwissen untergraben das Vertrauen in das Rechtssystem. Der König handelt grausam und herzlos, ist aber gleichzeitig wankelmütig, was die Scuderi zu ihrem Vorteil nutzt. Er entzieht sich der Verantwortung und lässt eine grausame Justiz die Schuldfrage entscheiden, was seine Mitschuld am moralischen Verfall der Gesellschaft unterstreicht.
Der inhumane la Regnie: Der Präsident der Chambre ardente, la Regnie, wird hier als personifizierte Macht dargestellt, die seine Lust an der Macht auf Kosten des Volkes auslebt. Sein grausames und unnachgiebiges Wesen, vergleichbar mit der Inquisition, zeigt sich in seiner Unfähigkeit, seine Meinung zu ändern und seine Bereitschaft, Geständnisse durch Folter zu erzwingen, ohne Rücksicht auf die Wahrheit. Nur durch die List der Scuderi kann Olivier vor seinen Grausamkeiten bewahrt werden. La Regnies Handeln potenziert die Gewalt im Staat, anstatt sie zu verringern.
Der „verschlagene“ Degrais: Degrais, die rechte Hand von la Regnie, verkörpert die skrupellose und gewalttätige Vorgehensweise des Polizeistaates. Seine Besessenheit, Olivier zu verurteilen, und sein schadenfroher Umgang mit Madelon zeigen die Brutalität des Systems. Degrais dringt in die intimsten Bereiche des Lebens ein, um seine Ziele zu erreichen, was die allgegenwärtige Gewalt der Justiz verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Das Fräulein von Scuderi, E.T.A. Hoffmann, Romantik, Absolutismus, Gesellschaftskritik, Justiz, Moral, Gewalt, Adel, Volk, König, la Regnie, Degrais, Cardillac, Juwelenmorde, Giftmorde.
Häufig gestellte Fragen zu E.T.A. Hoffmanns "Das Fräulein von Scuderi"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert E.T.A. Hoffmanns Erzählung "Das Fräulein von Scuderi" im Kontext der Romantik und untersucht die Darstellung der Gesellschaft im Paris des Absolutismus. Der Fokus liegt auf dem moralischen Verfall der Gesellschaft und der Rolle der Justiz.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit beleuchtet den moralischen Verfall der Gesellschaft, die Rolle der grausamen Justiz, die Darstellung verschiedener Gesellschaftsschichten und deren Handeln, die Figur des Fräulein von Scuderi und ihre Rolle, sowie E.T.A. Hoffmann als Gesellschaftskritiker. Zusätzlich wird die Einordnung der Erzählung in den Kontext der Romantik untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu folgenden Themen: Einleitung, Die Rolle der Scuderi, Der alleinherrschende, untätige König, Der inhumane la Regnie, Der „verschlagene“ Degrais, Der verbrecherische und galante Adel, Die Rolle der Kirche, Das wankelmütige Volk, „Das Fräulein von Scuderi“ im Kontext der Romantik, Die Zerstörung der Familie, Cardillac, ein Opfer der Gesellschaft?, E.T.A. Hoffmann als Gesellschaftskritiker.
Wie wird die Rolle des Fräulein von Scuderi dargestellt?
Das Fräulein von Scuderi wird als vielschichtige Figur dargestellt, die Kunst, Familie und eine wichtige politisch-gesellschaftliche Instanz repräsentiert. Sie fungiert als moralisch-religiöse Instanz und trägt durch ihre Ermittlungen zur Entlarvung der kranken Gesellschaft bei. Ihre Unabhängigkeit ermöglicht ihr ein effektives Verhandeln zwischen den Ständen und rettet letztendlich Olivier.
Wie wird der König in der Erzählung charakterisiert?
Der König wird als absolutistischer Herrscher mit Macht- und Gewaltmonopol dargestellt, dessen willkürliche Entscheidungen und fehlendes Sachwissen das Vertrauen in das Rechtssystem untergraben. Er handelt grausam und herzlos, ist aber gleichzeitig wankelmütig. Seine Untätigkeit und Mitschuld am moralischen Verfall der Gesellschaft werden hervorgehoben.
Welche Rolle spielen la Regnie und Degrais?
La Regnie, Präsident der Chambre ardente, verkörpert die personifizierte Macht, die ihre Lust an der Macht auf Kosten des Volkes auslebt. Sein grausames und unnachgiebiges Wesen zeigt sich in seiner Unfähigkeit, seine Meinung zu ändern und seiner Bereitschaft, Geständnisse durch Folter zu erzwingen. Degrais, la Regnies rechte Hand, verkörpert die skrupellose und gewalttätige Vorgehensweise des Polizeistaates.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Das Fräulein von Scuderi, E.T.A. Hoffmann, Romantik, Absolutismus, Gesellschaftskritik, Justiz, Moral, Gewalt, Adel, Volk, König, la Regnie, Degrais, Cardillac, Juwelenmorde, Giftmorde.
Welche zentrale These vertritt die Arbeit?
Die zentrale These ist, dass E.T.A. Hoffmanns "Das Fräulein von Scuderi" nicht nur ein Kriminalroman ist, sondern eine tiefgründige Gesellschaftskritik, die den moralischen Verfall des Paris des Absolutismus und die Rolle der Justiz in diesem Kontext aufzeigt.
Wie wird die Erzählung in den Kontext der Romantik eingeordnet?
Die Arbeit untersucht die Einordnung der Erzählung in den Kontext der Romantik, um die spezifischen Aspekte der Erzählung im Lichte der romantischen Ästhetik und Ideale zu beleuchten und zu verstehen.
- Citation du texte
- Beate Sewald (Auteur), 2001, E. T. A. Hoffmann - Das Fräulein von Scuderi, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5496