Der Ausgangspunkt dieser Ausarbeitung besteht darin, dass die beiden Soziologen Niklas Luhmann und Jürgen Habermas ein grundsätzlich unterschiedliches Wissenschaftsverständnis aufweisen und absolut kontroverse theoretische Positionen einnehmen. Hinzu kommt, dass sie bestimmte Begriffe, wie z.B. den des „Systems“ oder den der „Kommunikation“ in unterschiedlichen Zusammenhängen verwenden und ihnen gegensätzliche Bedeutungen zuschreiben (vgl. Berghaus, S. 20).
Das Ziel dieser Ausarbeitung soll es daher sein, in einem ersten Schritt die jeweiligen Positionen und Vorstellungen von Niklas Luhmann und Jürgen Habermas bezüglich des Machtkreislaufes darzustellen, um dann Folge dessen heraus zu arbeiten, ob diese Unterschiede aufweisen und wenn ja, worin diese bestehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Position von Niklas Luhmann
3. Der Machtkreislauf bei Niklas Luhmann
3.1 Der Übergang von schichtmäßiger zu funktionaler Differenzierung im Gesellschaftssystem
3.2 Der offizielle Machtkreislauf
3.3 Der inoffizielle Machtkreislauf
3.4 Komplexität und politische Inklusion im Wohlfahrtsstaat
3.5 Die Umweltbeziehungen des politischen Systems
4. Die Position von Jürgen Habermas
5. Der Machtkreislauf bei Jürgen Habermas
5.1 Der rechtsstaatlich regulierte Machtkreislauf
5.1.1 Das Zentrum des politischen Systems
5.1.2 Die äußere Peripherie des politischen Systems
5.1.3 Das Treffen legitimer Entscheidungen
5.2 Der Gegenkreislauf
6. Handlungssysteme und der gemeinsame Code der Umgangssprache
7. Vergleich der Modelle von Niklas Luhmann und Jürgen Habermas
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Ausgangspunkt dieser Ausarbeitung besteht darin, dass die beiden Soziologen Niklas Luhmann und Jürgen Habermas ein grundsätzlich unterschiedliches Wissenschaftsverständnis aufweisen und absolut kontroverse theoretische Positionen einnehmen. Hinzu kommt, dass sie bestimmte Begriffe, wie z.B. den des „Systems“ oder den der „Kommunikation“ in unterschiedlichen Zusammenhängen verwenden und ihnen gegensätzliche Bedeutungen zuschreiben (vgl. Berghaus, S. 20).
Das Ziel dieser Ausarbeitung soll es daher sein, in einem ersten Schritt die jeweiligen Positionen und Vorstellungen von Niklas Luhmann und Jürgen Habermas bezüglich des Machtkreislaufes darzustellen, um dann Folge dessen heraus zu arbeiten, ob diese Unterschiede aufweisen und wenn ja, worin diese bestehen.
2. Die Position von Niklas Luhmann
An dieser Stelle sollen lediglich einige Grundgedanken Luhmanns aufgeführt werden, um im Nachhinein ein klareres Bild darüber zu erhalten, wie der Machtkreislauf in den Ansatz einzuordnen ist.
Ein wesentlicher Bestandteil von Luhmanns Ansatz besteht darin, dass er die Gesellschaft als ein System ansieht (vgl. Krause, S. 25). Weiterhin sind sowohl die Wirtschaft, Familien und soziale Kontakte, als auch die Politik ausnahmslos soziale Systeme. Hinzu kommt, dass nun diese Systeme ausschließlich aus Kommunikationen bestehen und es daneben keine andere Operationsweisen gibt (vgl. Berghaus, S. 21). Außerdem können nur soziale Systeme und eben nicht (einzelne) Menschen kommunizieren.
Die einzelnen Systeme verfügen nun über ein bestimmtes codiertes Medium, über das innerhalb derer kommuniziert wird und durch das sich die Systeme voneinander abgrenzen (vgl. Krause, S. 52).
Der Machtkreislauf, der nun im Folgenden dargestellt werden soll, ist im politischen System anzuordnen, in dem über die Codierung Macht / Nicht-Macht kommuniziert wird.
3. Der Machtkreislauf bei Niklas Luhmann
3.1 Der Übergang von schichtmäßiger zu funktionaler Differenzierung im Gesellschaftssystem
Niklas Luhmann geht davon aus, dass alle vorneuzeitlichen Gesellschaftssysteme, soweit es bei ihnen überhaut zu einer Ausdifferenzierung bestimmter Einrichtungen für Politik gekommen ist, diese in Ergänzung zur Schichtungsstruktur der Gesellschaft als Hierarchie ausgebildet haben müssen (vgl. Luhmann 1981, S. 42).
Er hebt weiterhin hervor, dass auch der Staat in der frühen Neuzeit in diesem Sinne auf die Differenz von Obrigkeit und Untertan gründete und dass diese zudem in den politischen Einrichtungen wiederholt und durch diese noch zusätzlich verstärkt wurde (vgl. ebd.).
Luhmann ist der Meinung, dass die Gegebenheiten dieser Zeit sich auch noch heute auswirken, z.B. durch einen „Überhang an Bewußtseinsprägung und auch an Theorie“.
Auf der anderen Seite vertritt er jedoch die Ansicht, dass sich durch den Übergang von schichtmäßiger zu funktionaler Differenzierung auf der Ebene des Gesellschaftssystems „Entscheidendes geändert hat“ (vgl. ebd.).
Auf der Ebene des politischen Systems, auf die sich dieses Ausarbeitung konzentriert, ist es zu einer Veränderung von der zweistelligen Differenzierung, die zu Anfang dieses Abschnitts dargestellt wurde und sich auf die Unterscheidung zwischen „oben“ und „unten“ beschränkt, zu einer dreistelligen Differenzierung gekommen (vgl. ebd., S. 43).
Die Unterscheidung zwischen zweistellig und dreistellig bezeichnet laut Luhmann „Typen von Adressaten, die im System für interne Kommunikation zur Verfügung stehen“ (vgl. ebd.).
Unter dreistelliger Differenzierung ist nun zu verstehen, dass es in den fortgeschrittenen politischen Systemen zu einer Unterteilung in Politik, Verwaltung und Publikum kommt.
3.2 Der offizielle Machtkreislauf
Bevor der offizielle Machtkreislauf dargestellt wird, soll noch eine weitere tiefgreifende Veränderung erläutert werden, die den Umbau von zweistelliger zu dreistelliger Differenzierung kennzeichnet.
Das politische System orientiere sich nämlich nun stärker an den „in ihm selbst erzeugten Umwelten“ (vgl. Luhmann 1981, S. 45). So muss die Verwaltung auf der einen Seite bestimmte politische Vorgaben und Vorstellungen beachten, sollte auf der anderen Seite aber auch nicht die Meinung des Publikum außer Acht lassen.
Die politische Macht verläuft nun nicht mehr von „oben nach unten“, sondern erhält vielmehr die Form eines Kreislaufs. Dieser funktioniert so, dass in einem ersten Schritt das Publikum über Wahlen bestimmte Personen oder Programme wählt und dadurch die Politik beeinflusst.
Diese, die sich wiederum aus politischen Parteien und Gremien (Parlamente) zusammensetzt, macht nun diverse Strategien zur Problemlösung durch verschiedene parteipolitische Auseinandersetzungen mehrheitsfähig. Ihr fällt weiterhin die Aufgabe zu, der Verwaltung Programme und Persönlichkeiten zu liefern, ihr aber auch „Grenzen und Prioritäten für das Entscheiden“ zu setzen (vgl. ebd.).
Die Verwaltung muss nun in Folge dessen kollektiv verbindliche Entscheidungen erzeugen.
Zur Schließung dieses offiziellen Machtkreislaufes kommt es nun dadurch, dass das Publikum, dass von den Entscheidungen der Verwaltung direkt betroffen ist, durch Meinungsäußerung oder eine entsprechende Änderung des Wahlverhaltens, darauf reagieren und wiederum Einfluss auf die Politik nehmen kann. Luhmann beschreibt dies so, dass „ein System ohne Zentrum, ein System mit hoher Selbstorientierung, aber ohne Zentralorientierung“ entstanden sei (vgl. ebd., S. 46).
Dies bedeutet, dass keinem der drei Akteure eine heraus gehobene Stellung zugeschrieben wird, sondern dass alle gleichsam auf den politischen Prozess einwirken und sich jeweils gegenseitig beeinflussen und an einander orientieren.
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- Citation du texte
- Björn Steinhardt (Auteur), 2006, Der Machtkreislauf bei Niklas Luhmann und Jürgen Habermas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54793
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