Im Laufe des letzten Jahrhunderts hat sich die Funktion des Körpers gewandelt: Der Körper wird im Zuge der Industrialisierung und durch dessen Ersetzen durch Maschinen immer seltener für physische Arbeit benötigt, so dass es zu einem Bedeutungsverlust dieses kommt. Trotz dieses Bedeutungsverlusts des Arbeitskörpers verschwindet der Körper aber nicht, sondern er taucht in Form eines Freizeitkörpers wieder auf.
Als Ausgleich für den Bedeutungsverlust des Körpers und für das eigene Wohlbefinden oder das äußere Erscheinungsbild wird Arbeit am Körper geleistet. Erst durch die Darstellung und Inszenierung scheint der Körper wieder einen Sinn zu bekommen.
Der Körper als Kultobjekt gewinnt an Bedeutung: Piercings und Tattoos, Ausdauer- und Krafttraining, Diäten und Schönheitsoperationen. Mehr oder weniger bewusst inszeniert sich jeder Mensch durch sein Auftreten, durch Kleidung, Frisur, Sprache.
Die Wahrnehmung und Darstellung des eigenen Körpers nimmt in der heutigen Gesellschaft einen hohen Stellenwert ein. Um attraktiver und begehrenswerter zu erscheinen nehmen Jugendliche einfache und temporäre, aber auch schmerzhafte und teilweise sogar risikoreiche Eingriffe vor: von der Haarrasur, Haarentfernung, Haarfärbung über das Tragen unbequemer Kleidung und hoher Schuhe bis hin zum tätowieren und piercen an verschiedensten Körperstellen. Es wird viel Geld, Schmerz und Zeit investiert, um anders auszusehen.
Gerade Jugendliche nutzen ihren Körper um sich zu inszenieren. Doch was sind die Gründe für die Selbst- bzw. Körperdarstellungen Jugendlicher?
Welche Bedeutung hat die Inszenierung Jugendlicher für die Soziale Arbeit und welche Methoden gibt es mit Jugendlichen aktiv den eigenen Körper kennen zu lernen und wahrzunehmen? Diese Fragen und ihre Bedeutung für die soziale Arbeit werden im Folgenden näher beleuchtet.
Abschließend soll genauer betrachtet werden, was Körperlichkeit und Identität für Konsequenzen für die Soziale Arbeit haben und mit welchen Methoden und unter welchen Aspekten Körperarbeit geleistet werden könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffserklärungen
- Differenzierung der Begriffe Leib und Körper
- Jugend
- Entstehung der Identität
- Identität als Entwicklungsaufgabe der Jugendzeit: Erik Erikson
- „Patchwork-Identität" nach Heiner Keupp
- Entwicklung der Identität bei Jugendlichen
- Lebenswelten von Jugendlichen
- Der adoleszente Körper
- Das Körperbild
- Körperbewusstsein
- Körper und Selbstwertgefühl
- Körperwahrnehmung
- Der Körper als soziales Konstrukt
- Der Körper als Objekt
- Körperinszenierung von Jugendlichen
- Mode und Styling als Ausdruck der Identität
- Kleidung
- Kleidung als Kommunikationsmittel
- Die Funktion von Kleidung
- Sampling
- Markenkleidung
- Körpermodellierung
- Tätowierungen und Piercings
- Sexualisiertes Verhalten von Jugendlichen
- Mode als Ausdruck von Gruppenidentitäten
- Die Bedeutung von Körperlichkeit und Identität und deren Konsequenzen für die Sozialarbeit/Sozialpädagogik
- Beispiele methodischer Ansätze in der Sozialen Arbeit zur aktiven Körperwahrnehmung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Bedeutung von Körperinszenierung bei Jugendlichen im Kontext der Identitätsentwicklung. Sie analysiert, wie Jugendliche ihren Körper als Bühne für die Selbstdarstellung nutzen und welche Faktoren diese Inszenierung beeinflussen.
- Körper und Identität: Die Arbeit beleuchtet das Verhältnis von Körper und Identität in der Adoleszenzphase und untersucht, wie Jugendliche durch die Gestaltung ihres Körpers ihr Selbstbild und ihre Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen ausdrücken.
- Körperinszenierung: Die Arbeit analysiert verschiedene Formen der Körperinszenierung, wie Kleidung, Styling, Tätowierungen, Piercings und Körpermodellierung.
- Soziale Einflüsse: Die Arbeit beleuchtet den Einfluss sozialer Faktoren wie Peer-Gruppen, Medien und gesellschaftliche Normen auf die Körperinszenierung Jugendlicher.
- Konsequenzen für die Soziale Arbeit: Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Körperlichkeit und Identität für die Soziale Arbeit und diskutiert methodische Ansätze zur aktiven Körperwahrnehmung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition der Begriffe Leib und Körper, um den Fokus auf die sichtbare Inszenierung des Körpers im Kontext der Selbstinszenierung zu legen. Anschließend werden die Besonderheiten der Jugendphase und deren Bedeutung für die Identitätsentwicklung beleuchtet. Dabei werden die Identitätsmodelle von Erikson und Keupp vorgestellt und deren Relevanz für die heutige Gesellschaft diskutiert.
Im Anschluss wird die Lebenswelt von Jugendlichen beschrieben, die durch Umbrüche und Veränderungen in der Adoleszenzphase geprägt ist. Der Körper als zentrales Element der Identitätsbildung wird in diesem Zusammenhang genauer betrachtet. Die Arbeit analysiert das Körperbild, das Körperbewusstsein, das Selbstwertgefühl und die Körperwahrnehmung von Jugendlichen.
Der Körper als soziales Konstrukt und als Objekt der Inszenierung wird im weiteren Verlauf der Arbeit beleuchtet. Dabei werden verschiedene Formen der Körperinszenierung analysiert, wie Kleidung, Styling, Tätowierungen, Piercings und Körpermodellierung.
Der Einfluss von Mode und Gruppengefüge auf die Körperinszenierung wird ebenfalls untersucht. Die Arbeit beleuchtet, wie Jugendliche durch Kleidung und Styling ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen ausdrücken und gleichzeitig ihre Individualität demonstrieren.
Abschließend werden die Konsequenzen von Körperlichkeit und Identität für die Soziale Arbeit diskutiert. Die Arbeit zeigt, wie Sozialarbeit Jugendliche bei der Identitätsfindung und der aktiven Körperwahrnehmung unterstützen kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Körperinszenierung, Identität, Jugend, Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Körperbild, Körperbewusstsein, Selbstwertgefühl, Kleidung, Styling, Tätowierungen, Piercings, Mode, Gruppengefüge, Lebenswelt, Adoleszenzphase, Identitätsentwicklung, Körperwahrnehmung, Körper als soziales Konstrukt, Körper als Objekt, methodische Ansätze, Körperarbeit.
- Quote paper
- Julia Horn (Author), 2006, Identität und Körperinszenierung bei Jugendlichen als zentrales Analysefeld der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54698
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