Im ursprünglichen Sinne ist der Narr ein pathologisch Irrsinniger. Geisteskranke, geistige Behinderte und Missgestaltete galten als „natürliche Narren“. Als „künstliche Narren“ bezeichnete man im Mittelalter die Menschen, die absichtlich Scherze trieben und sich dumm oder tölpelhaft verhielten. Die Hofnarren als „Offizianten“ in einem festen höfischen Amt sollten ihren Herrn allerdings nicht belustigen, sondern ihn als ernste Figur ständig daran erinnern, dass auch er in Sünde fallen könne und darin sterben werde. Sie waren also eine soziale Institution zulässiger Kritik. In der Bibel ist der Narr ebenfalls keine Figur, die nur Späße machte, sondern eine negative Gestalt. Er ist ein Gottesleugner: „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott.“
Hieronymus Bosch beschäftigte sich gleichfalls mit dem Narrenthema. Ein Zeugnis davon tragen die Tafeln das Narrenschiff (Musée du Louvre, Paris), Gula-Fragment (New Haven), Tod des Geizigen (National Gallery of Art, Washington) und der Hausierer (Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam). Alle vier Arbeiten wurden mit Öl auf Eichenholz gemalt. Die technische Untersuchung der Werke mittels Infrarotfotografie und Dendrochronolgie hat ergeben, dass sie „alle aus demselben Baumstamm [stammen]. Aber sie bilden nicht nur materiell, sondern auch inhaltlich eine Einheit“3, was es noch zu untersuchen gilt. Setzt man das Gula-Fragment als unteres Teilstück mit dem Narrenschiff zusammen, ergibt sich ein Format von 92,1x30,9cm. Der Tod des Geizigen weist eine Größe von 92,6x30,8cm auf. Der Durchmesser der Kreisform des Hausierers beträgt 64,6cm. Das Format, die Malweise und die Holzanalyse bringen deutliche Argumente für die Zusammengehörigkeit der vier Tafeln.
Inhaltsverzeichnis
- Das Narrenthema
- Die ausgewählten vier Tafeln des Hieronymus Bosch
- Das Narrenschiff
- Gula-Fragment
- Tod des Geizigen
- Der Hausierer
- Sebastian Brant: „Das Narren Schyfl*'
- Vergleich der Werke beider Künstler
- Ergeben die vier ausgewählten Tafeln ein unvollständiges Triptychon?
- Zusammenfassende Interpretation
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Rezeption des „Das Narren Schyfl*' von Sebastian Brant in den Tafeln „Das Narrenschitr•, „Gula-Fragment", „Tod des Geizigen" und „Der Hausierer" von Hieronymus Bosch. Ziel ist es, die möglichen Verbindungen und Einflüsse zwischen den Werken beider Künstler zu untersuchen und die Frage zu beantworten, ob Bosch Brants Werk kannte und rezipierte. Die Arbeit analysiert die jeweiligen Werke, stellt Vergleiche an und untersucht die Bedeutung des Narrenthemas in beiden Kontexten.
- Das Narrenthema in Mittelalter und Neuzeit
- Die Bedeutung des Narrenschiffs als Metapher
- Die Darstellung von Sünde und Laster in den Werken von Bosch
- Die mögliche Rezeption von Brants „Das Narren Schyfl*' durch Bosch
- Die Interpretation der vier Bosch-Tafeln als mögliches Triptychon
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit beleuchtet das Narrenthema in seiner historischen Entwicklung und Bedeutung. Der Narr wird als pathologisch Iminniger, als „künstlicher Narr" und als Hofnarr vorgestellt. Die Rolle des Narren in der Bibel und in den mittelalterlichen Fastnachtspielen wird ebenfalls betrachtet. Das Kapitel führt den Begriff des Narrenschiffs ein, der in der Literatur des ausgehenden Mittelalters und der anbrechenden Neuzeit weit verbreitet war.
Kapitel zwei widmet sich den vier ausgewählten Tafeln von Hieronymus Bosch: „Das Narrenschiff", „Gula-Fragment", „Tod des Geizigen" und „Der Hausierer". Die Werke werden hinsichtlich ihrer technischen Ausführung, ihrer Entstehung und ihrer ikonographischen Besonderheiten analysiert. Die Kapitel bieten detaillierte Beschreibungen der einzelnen Bilder, ihrer Figuren und ihrer Symbolik. Dabei wird insbesondere auf die möglichen Zusammenhänge zwischen den Tafeln und auf die Frage nach einem möglichen Triptychon eingegangen.
Kapitel drei stellt Sebastian Brants „Das Narren Schyfl*' vor. Die Arbeit beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Werkes, seine Struktur und seinen Inhalt. Die Bedeutung des Narren als literarische Figur und die Beziehung zwischen Text und Bild werden erörtert. Die Arbeit geht auf die einzelnen Kapitel des „Narren Schyfl*' ein und analysiert die darin dargestellten Narrenfiguren und ihre Laster.
Kapitel vier vergleicht die Werke von Bosch und Brant. Die Arbeit untersucht, ob Bosch Brants Werk kannte und ob es Einfluss auf seine Bilder hatte. Die Arbeit analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Sünde, Laster und Narrenfiguren. Die Arbeit stellt die verschiedenen Thesen und Interpretationen der Forschung zum Thema der Rezeption von Brants „Das Narren Schyfl*' durch Bosch gegenüber.
Kapitel fünf befasst sich mit der Frage, ob die vier ausgewählten Tafeln von Bosch ein unvollständiges Triptychon bilden. Die Arbeit stellt die verschiedenen Thesen der Forschung zum Thema des möglichen Triptychons dar und diskutiert die Argumente für und gegen diese Annahme. Die Arbeit untersucht die ikonographischen und formalen Bezüge zwischen den Tafeln und ihre mögliche Funktion im Rahmen eines Triptychons.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Förderschwerpunkt Lernen, den inklusiven und exklusiven Unterricht sowie die schulische Inklusion, insbesondere in Nordrhein-Westfalen. Empirische Forschungsergebnisse werden präsentiert, um die Rahmenbedingungen und Herausforderungen der inklusiven Beschulung von Kindern mit dem Förderschwerpunkt Lernen zu beleuchten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bielefelder Längsschnittstudie (BiLieF-Projekt), die die Leistungsentwicklung und das Wohlbefinden von Schülern in inklusiven und exklusiven Förderarrangements vergleicht. Weitere Themen sind Förderempfehlungen, die Herausforderungen der Inklusion sowie Implikationen für die Schulentwicklung und Inklusionspraxis.
- Citation du texte
- Corinna Schultz (Auteur), 2006, Rezeption des 'Das Narren Schyff' von Sebastian Brant in den Tafeln 'Das Narrenschiff', 'Gula-Fragment', 'Tod des Geizigen und Der Hausierer' von Hieronymus Bosch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54677
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