Das Konzept der Liebe besagt, dass zwei Personen füreinander da sind, wobei dieses „für-einander“ nicht nur den jeweils anderen Liebespartner einschließt, sondern auch alle anderen Menschen ausschließt. Diese exklusive Zuwendung zum jeweiligen Liebespartner ist - so einfach sie auf den ersten Blick erscheinen mag - tatsächlich hochkomplex. Zwischen zwei Liebenden spielen sich ständig Kommunikationsprozesse ab, die für Liebessituationen typisch sind und so nur im Kontext der Liebe stattfinden. Letztendlich dienen sie dem Zweck, sich einander der Liebe, die man füreinander empfindet, zu versichern. Doch was genau wird dabei in der Liebeskommunikation kommuniziert - oder, aus einer etwas anderen Richtung betrachtet: Wie vermittelt man dem Partner dessen Bedeutung für einen selbst? Es geht also darum, wie sich Liebe kommunizieren lässt. Das Problem, auf das man beim Versuch, dem anderen aufrichtig seine Liebe zu ihm bzw. ihr vermitteln zu wollen, unweigerlich stößt, ist das der Inkommunikabilität (vgl. Luhmann 1994, 153ff). Um dabei die „Unmöglichkeit der Aufrichtigkeit“ (ebd., 154) zu umgehen, haben sich in der Liebeskommunikation ganz bestimmte Formen entwickelt, nach denen diese immer wieder abläuft.
Im Folgenden soll - nach einer kurzen, an Peter Fuchs orientierten Darstellung der Funktion, die die Liebe in der modernen Gesellschaft erfüllt - auf die Probleme verwiesen werden, die in der Liebeskommunikation auftreten und dargelegt werden, welche Strategien sich zu ihrer Lösung herausgebildet haben. Dabei wird die Literatur als Quelle von Formvorlagen für im Alltag stattfindende Liebeskommunikationen aufgezeigt und dargestellt, warum gerade die in Romanen beschriebenen Kommunikations- und Verhaltensweisen als Vorbild für reale Liebeskommunikation dienen. Zudem soll kurz die Frage danach behandelt werden, welche weiteren Quellen für Formvorlagen heute neben der Literatur existieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Anforderungen der funktional differenzierten Gesellschaft
- Romantische Liebe als Reaktion auf die funktionale Differenzierung
- Die Kommunikation von Einzigartigkeit — Das Problem der Aufrichtigkeit
- Die Herstellung von Aufrichtigkeit
- Das Gefühl
- Nonverbale Kommunikation
- Formvorlagen für den Code der Liebe
- Romane vs. Ratgeberliteratur
- Die Strategie der Opakisierung
- Weitere Quellen für Formvorlagen
- Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Problem der Kommunikation von Liebe in der modernen, funktional differenzierten Gesellschaft. Sie untersucht, wie die Liebe als Reaktion auf die zunehmende Komplexität und Individualisierung der Gesellschaft eine neue Rolle im Leben des Einzelnen spielt und welche Herausforderungen sich für die Liebeskommunikation daraus ergeben.
- Die Funktion von Liebe in der modernen Gesellschaft
- Das Problem der Inkommunikabilität in der Liebeskommunikation
- Strategien zur Herstellung von Aufrichtigkeit in der Liebeskommunikation
- Die Bedeutung von Formvorlagen für den Code der Liebe
- Die Rolle von Romanen und anderen Medien bei der Gestaltung von Liebeskommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Hausarbeit vor und führt in die Problematik der Kommunikation von Liebe in der modernen Gesellschaft ein. Sie zeigt auf, dass die Liebe als exklusive Zuwendung zu einem anderen Menschen in einem Kontext von ständiger Kommunikation stattfindet, die dem Zweck dient, sich gegenseitig der Liebe zu versichern. Die Herausforderung besteht darin, die Liebe dem Partner aufrichtig zu vermitteln, angesichts der Inkommunikabilität von Gefühlen.
Kapitel 2 beleuchtet die Anforderungen der funktional differenzierten Gesellschaft an das Individuum und die daraus resultierenden Folgen für die Liebe. Die zunehmende Polykontexturalität der Gesellschaft führt zu einem Verlust der Identität und der Suche nach neuen Identifikationsquellen. Die romantische Liebe wird als eine Sozialform dargestellt, die dem Individuum die Möglichkeit bietet, sich als Ganzes zu erleben und wahrzunehmen. Die Kommunikation von Einzigartigkeit und Aufrichtigkeit in der Liebeskommunikation wird als ein zentrales Problem in der modernen Gesellschaft aufgezeigt.
Kapitel 3 analysiert die Herstellung von Aufrichtigkeit in der Liebeskommunikation. Das Gefühl wird als ein wichtiges Element der Aufrichtigkeit dargestellt, da es die Kommunikation auf eine emotionale Ebene stellt und die Gefahr der Unaufrichtigkeit reduziert. Die nonverbale Kommunikation wird als ein weiteres Mittel zur Herstellung von Aufrichtigkeit hervorgehoben, da sie unmittelbare Reaktionen auf das Verhalten des Partners vermittelt und somit die Bedeutung von Gefühlen verstärkt.
Kapitel 4 untersucht die Formvorlagen für den Code der Liebe. Es wird gezeigt, dass der moderne Roman eine wichtige Quelle für die Gestaltung von Liebeskommunikation im Alltag darstellt. Die in Romanen beschriebenen Kommunikationsweisen und Verhaltensmuster dienen als Vorbild für reale Liebesbeziehungen. Die Strategie der Opakisierung, die in Romanen verwendet wird, um die Kommunikation von Gefühlen und Emotionen zu verschleiern, wird als ein entscheidender Faktor für den Einfluss von Romanen auf die Liebessemantik dargestellt. Darüber hinaus werden weitere Quellen für Formvorlagen, wie Filme, Musik und Werbung, betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Liebe als Kommunikationsproblem, die funktional differenzierte Gesellschaft, die Herstellung von Aufrichtigkeit, die Rolle von Gefühlen und nonverbaler Kommunikation, die Bedeutung von Formvorlagen und die Analyse von Romanen als Quelle für die Liebessemantik.
- Citar trabajo
- Maximilian Schröter (Autor), 2006, Liebe als Kommunikationsproblem, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54631
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