Anliegen dieser Arbeit ist sich mit der Situation der protestantischen Kirche unter den Einfluss Schleiermachers auseinanderzusetzen und einen Blick auf die Diakonie und Mission in den protestantischen Kirchen zu werfen.
In einem ersten Schritt wird eine kurze und knappe Annäherung an die Theologie Schleiermachers gewagt und die nachfolgenden Tendenzen besprochen.
Als nächsten Schritt wird die Diakonie und Mission in den protestantischen Landeskirchen analysiert und ihre Auswirkungen tangential genannt.
Das Schlussplädoyer widmet sich dann, die bisher genannten Punkte zusammenfassend zu konkludieren.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitendes
II. Die protestantische Theologie unter Schleiermacher
III. Diakonie und Mission
IV. Schlusspladoyer
V. Bibliographie
I. Einleitendes
Die Aufklarungszeit und die franzosische Revolution veranderten das Verhaltnis zwischen Christentum und Erkenntnis, Religion und Weltanschauung und zwischen Kirche und Staat. Klarheit, Deutlichkeit, Wissenschaftlichkeit und Rationalisierung des Ganzen als das Alpha und Omega fur ein richtiges Verstandnis des Lebens und der Welt. Durch Aussagen wie beispielsweise >> Gedanken ohne Inhalt seien leer, Anschauungen ohne Begriffe seien blind <<1 versuchte man entweder rationalistisch, empirisch oder transzendental-philosophisch das Sein und das Seiende zu explizieren, indem man sich langsam aber sicher von der kirchlichen Tradition und dem kirchlichen Glauben distanzierte. Das gilt jedoch nicht fur den Protestantismus, welches jetzt eine neue Frommigkeit und eine neue Theologie generierte. Offenbarung im Verhaltnis zur Vernunft, durch Konzeptualisierung des Glaubens und Ausubung des Glaubens durch den Pietismus, welcher seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wieder das Gemeinschaftsleben und das Gesellschaftsverstandnis kolorierte.2 Das Motto der franzosischen Revolution >>Freiheit, Gleichheit, Bruderlichkeit<< sollte ein neues Demokratieverstandnis einpragen und schlieBlich dazu verhelfen, dass katholische und protestantische Gebiete in bunter Mischung koexistieren konnen.
Durch das Zeitalter der Romantik wird dann klar, dass die Gottlichkeit nicht durch Erkenntnis erfassbar sei (oder nur Stuckweise), sondern dass es auchetwas Ratselhaftes, Geheimnisvolles umarmt. ,,Ich bin das A unddas O, der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte.”3 Das Alpha und Omega wird jetzt durch eine neue Verbundenheit zur hoheren Welt etabliert. Der Protestantismus ermoglicht quasi den Menschen diese Freiheit zu kosten, die Freiheit sich zum Unendlichen, zum himmlischen Vater zu stellen.
Somit entstehen im 19. Jahrhundert Tendenzen, welche Kontradiktionen aufweisen. Auf der einen Seite haben wir die rationalistische Tendenz, welche durch Christian Wolff und andere beeinflusst war, auf der anderen Seite haben wir Immanuel Kants Philosophie, durch seine Moralphilosophie und Vernunftreligion. Der Spatrationalismus wird durch Supranaturalismus entwaffnet und durch einen christlichen Supranaturalismus wird die gottliche Offenbarung als etwas, welches den menschlichen Verstand ubersteigt, expliziert, welches doch erfahrbar sei, aber nicht unbedingt durch den Verstand. Erweckungsbewegungen des Pietismus grunden zahlreiche diakonische Einrichtungen, Traktatgesellschaften, Bibelgesellschaften und Missionsgesellschaften. Und genau in dieser Zeit, kommt der Versuch Schleiermachers, die Antithese zwischen Romantik und Aufklarung, in einer autonomen Synthese zu formen: ,, Anschauung des Universums (...) ist die allgemeinste und hochste Formel der Religion.”4, als geistiges Vorhaben, als Handlung, welches Gefuhle erweckt, fromme Gefuhle, wie >>eine heilige Musik <<, welche das Tun des Menschen begleiten und das Fromme in den Menschen hervorbringen, und genau das bringt die positive Religion hervor, genau so nimmt die positive Religion Gestalt an.5
Anliegen dieser Arbeit ist somit sich mit der Situation der protestantischen Kirche unter den Einfluss Schleiermachers auseinanderzusetzen und einen Blick auf die Diakonie und Mission in den protestantischen Kirchen zu werfen.
In einem ersten Schritt wird eine kurze und knappe Annaherung an die Theologie Schleiermachers gewagt und die nachfolgenden Tendenzen besprochen.
Als nachsten Schritt wird die Diakonie und Mission in den protestantischen Landeskirchen analysiert und ihre Auswirkungen tangential genannt.
Das Schlusspladoyer widmet sich dann, die bisher genannten Punkte zusammenfassend zu konkludieren.
II. Die protestantische Theologie unter Schleiermacher
Oft wird Friedrich Schleiermacher (1768-1834) als evangelischer Kirchenvater des 19. Jahrhunderts bezeichnet, durch sein neues Verstandnis von Religion als >>Sinn und Geschmack fur das Unendliche<< und durch seine moderne Erfahrungstheologie. Nur vernunftig zu denken, kann nicht auf alles eine Antwort geben und nur ethisch und moralisch zu denken, bringt uns auch in einer existentiellen Aporie. Aber wie lasst sich das eine mit dem anderen verbinden, wie lasst sich dann das Lebendige, das Gottliche usw. explizieren? Ganz einfach, indem man das Gefuhl mit-integriert:
,, Wer ein Gefuhl fur den Kosmos hat und fur das Lebendige, das in jeder Pore dieser Welt zugange ist, der ist beteiligt an der Lebendigkeit des Kosmos und der ist beteiligt an der Lebendigkeit und Ursprunglichkeit des Gottlichen.''6
Man kann somit Schleiermacher als Gestalter der liberalen Theologie nennen7, oder eher eines evangelischen Proto theologischen Liberalismus, da er religionsphilosophisch und wissenschaftlich-theologisch den Menschen, die Welt und das Gottliche in einer dialektisch-theologischen Weise argumentiert.
In der Glaubenslehre verdankt die Theologie des 19. Jahrhundert Schleiermacher neue und erfrischende Sichtweisen. Die altere Dogmatik wird verlassen unddie Wissenschaft von Gott neu koloriert. Die Glaubenslehre ist , ,(...) eine Darstellung des christlichen Glaubens in der der Zeit des Dogmatikers entsprechenden Form, daher eine >>historische Disziplin<<.”8
In Bezug auf die Frage >>Was Religion sei?<< entfaltet Schleiermacher in seiner 1799 veroffentlichten Schrift ,,Uber die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verachtern”, eine neue Religionsauffassung, aber auch Ansatze einer Kirchenlehre und Bildungslehre. Er problematisiert die Religion in seiner Reinform, spricht uber die Pluralitat der Religionen, uber Bildung und Kirche, und betont die Christlichkeit. Das Buch ist in funf Reden gegliedert, indem man auf das >>Gefuhl<< hinweist, als conditio sine qua non fur das Auskosten der Gottlichkeit: Erste Rede-Apologie, Zweite Rede- Uber das Wesen der Religion, Dritte Rede- Uber die Bildung zur Religion, Vierte Rede- Uber das Gesellige in der Religion oder uber Kirche und Priestertum, Funfte Rede-Uber die Religionen.
Religion ist nicht etwas was von der Vernunft abhangt, nein, aber auch nicht etwas was vom Gefuhl abhangt, sondern es ist etwas anderes. Jeder Mensch hat das Potenzial und die Moglichkeit zu dieser kosmischen Empfanglichkeit.9 Und genau das ist Religion. Wir sind mit seelischem Leben beschenkt worden. Wir mussen nichts anderes tun als empfangliche Wesen zu sein, die Fulle des Gottlichen, die Fulle des Kosmos zu empfangen. Wie geschieht das? Durch Gefuhle und Frommigkeit. Das Christentum wiederum zeigt durch Christus die vollzogene Erlosung und istfur Schleiermacher der Schlussel zur Offenbarung.
[...]
1 Kantischer Gedanke
2 Heussi, Karl: Kompendium der Kirchengeschichte. Tubingen, 1991,S.454
3 Vgl. Apk 22,13
4 Fluckiger, Felix. Anz, Wilhelm. : Die Protestantische Theologie des 19. Jahrhunderts. Idealismus und Nachidealismus. Gottingen, 1975, S.4
5 Ebd., S.4-6
6 Aschenbach,Rudiger. Kroeger,Matthias:Schleiermacher und der Beginn der liberalen Theologie, in: Deutschlandfunk, August, 2015 (https://www.deutschlandfunk.de/liberaler-protestantismus-teil-2-schleiermacher-und-der.886.de.html?dram:article _id=327160/ Letztes Abrufdatum: 11.04.2020)
7 Vgl. Ebd. Jedoch wurde ich den theologischen Liberalismus eher unter Albrecht Ritschl deklarieren und Schleiermacher als Wegbereiter nennen.
8 Vgl. Heussi, Karl: Kompendium der Kirchengeschichte. Tubingen, 1991, S.461
9 Dazu ist der Begriff >> schlechthinniger Abhangigkeit<< definitorisch fur Schleiermacher Dieses Abhangigkeitsgefuhl wird im frommen Selbstbewusstsein als gegeben vorausgesetzt. Vgl. Siehe dazu Fluckiger, Felix. Anz, Wilhelm. : Die Protestantische Theologie des 19.Jahrhunderts. Idealismus und Nachidealismus. Gottingen, 197, S.6
- Citation du texte
- Mihai Daniel Udrea (Auteur), 2020, Sinn und Geschmack für das Unendliche. Protestantismus im Zeitalter Schleiermachers und seine Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542690
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