Die Arbeit behandelt das Gedicht "Ein Jüngling liebt ein Mädchen" von Heinrich Heine. Zunächst folgen eine Vorstellung und eine formale und inhaltliche Analyse. Die Arbeit schließt mit einer Interpretation und Deutung des Gedichts ab.
Heinrich Heines Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ ist das 39. Gedicht des Gedichtbandes "Lyrisches Intermezzo", welches 66 kurze Gedichte beinhaltet. Diese Gedichte haben den Schmerz und die Liebe des Dichters als Thema.
Das Gedicht handelt davon, dass ein junger Mann sich in ein Mädchen verliebt. Dieses Mädchen ist wiederum in einen anderen Mann verliebt, der ebenfalls in ein anderes Mädchen verliebt ist und jener Mann hat das Mädchen geheiratet. Aufgrund ihres Ärgers heiratet das Mädchen, in das der junge Mann des Gedichts verliebt ist, den erstbesten Mann, der ihr über den Weg läuft. Weiteres besagt das Gedicht, dass es sich hier um eine alte Geschichte handelt, die ihre Gültigkeit nie verliert. Das Gedicht behandelt das Thema der unerfüllten Liebe und des daraus resultierenden Schmerzes.
Inhaltsverzeichnis
Vorstellung
Formale Analyse
Inhaltliche Analyse
Interpretation und Deutung des Gedichts
Bibliographie
Ein Jüngling liebt ein Mädchen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Heine, Heinrich: Heinrich Heine Säkularausgabe: Werke, Briefwechsel. Gedichte 1812 - 1827., Lebenszeugnisse. Bd. 1. Hrsg. von Hans Böhm. Berlin: Akademie Verlag 1979.
Analyse und Interpretation
Vorstellung
Heinrich Heine wurde am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf geboren und verstarb am 17. Februar 1856 in Paris. Als 1822 sein Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ erschien, war er 25 Jahre alt. Es ist das 39. Gedicht des Gedichtbandes „Lyrisches Intermezzo“, welches 66 kurze Gedichte beinhaltet. Diese Gedichte haben den Schmerz und die Liebe des Dichters als Thema. 1957 fasste Heine fünf Bände zu einem chronologisch strukturierten Gedichtzyklus namens „Buch der Lieder“ zusammen. Neben „Lyrisches Intermezzo“ zählen hierzu auch die Kapitel „Junge Leiden“, „Die Heimkehr“, „Aus der Harzreise“ und „Die Nordsee“.1 Nicht unwichtig für die Entwicklung von Heines Liebesgedichten waren zum einen der Umstand, dass er im Jahr 1816 seine Cousine Amalie kennenlernte und sich in sie verliebte. Zu Beginn bestand bei Heine die Hoffnung, dass sie positiv auf seine Liebe reagieren würde. Eine langfristige Beziehung kam jedoch nicht zustande. Mit der Zeit entfernte sie sich immer weiter von ihm und heiratete fünf Jahre später, im Jahr 1821, einen Gutsbesitzer aus Ostpreußen. Dies stellte eine der ersten Erfahrungen im Bereich Liebe für Heine dar und er begann daraufhin alle seine Erfahrungen als allgemeine Erfahrungen zu werten. Als Antwort auf seine verletzten Gefühle zeigte er sich erstmals geistig-literarisch produktiv. Zum anderen war die Wiederbelebung der Liebeslyrik von Francesco Petrarca für die Entwicklung seiner Liebesgedichte von großer Bedeutung. In seinen Texten ist häufig die Rede vom italienischen Dichter und außerdem verwendet er oftmals den Begriff des „Petrarkismus“.2
Das Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ von Heinrich Heine handelt davon, dass ein junger Mann sich in ein Mädchen verliebt. Dieses Mädchen ist wiederum in einen anderen Mann verliebt, der ebenfalls in ein anderes Mädchen verliebt ist und jener Mann hat das Mädchen geheiratet. Aufgrund ihres Ärgers heiratet das Mädchen, in das der junge Mann des Gedichts verliebt ist, den erstbesten Mann, der ihr über den Weg läuft. Der Inhalt des Gedichts kann mit dem Zitat eines anonymen Autors verglichen werden: „Wir ignorieren die, die uns wollen, wollen die, die uns ignorieren, lieben die, die uns verletzen und verletzen die, die uns am meisten lieben.“ Weiters besagt das Gedicht, dass es sich hier um eine alte Geschichte handelt, die ihre Gültigkeit nie verliert. Das Gedicht behandelt das Thema der unerfüllten Liebe und des daraus resultierenden Schmerzes.
Formale Analyse
Das Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ von Heinrich Heine setzt sich aus sechs Sätzen zusammen. Je zwei Sätze bilden eine Strophe, wobei der erste Satz einer Strophe durch ein Semikolon und der zweite Satz einer Strophe durch einen Punkt als Satzschlusszeichen gekennzeichnet ist. Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu je vier Versen. Insgesamt umfasst das Gedicht 12 Verse. Dadurch lässt sich das Gedicht dem Quartett zuordnen. Der erste Vers einer Strophe ist eingerückt und das erste Wort eines Verses immer großgeschrieben.
Ein Enjambement kann auch als Zeilensprung bezeichnet werden. Dies liegt dann vor, wenn ein Satz beziehungsweise die Sinneinheit eines Satzes über das Versende hinaus bis in den nächsten Vers reicht.3 Das Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ von Heinrich Heine ist durchzogen von Enjambements. Unter genauerer Betrachtung handelt es sich hier um glatte Enjambements, da sich ein Satz über zwei oder mehr Verse verteilt, die einzelnen Syntagmen jedoch aufrecht erhalten bleiben.4 Jeder Satz des Gedichts zieht sich über zwei Verse: „Ein Jüngling liebt ein Mädchen, / die hat einen Anderen erwählt.“ (V. 1 - 2), „Es ist eine alte Geschichte, Doch bleibt sie immer neu“ (V. 9 - 10). In der zweiten Strophe geht ein Satz über drei Verse: „Das Mädchen heirathet aus Aerger / Den ersten besten Mann / Der ihrin den Weg gelaufen. “ (V. 5 -7). Des Weiteren ist das Gedicht durch einen parataktischen Stil geprägt. Dies bedeutet, dass es sich hauptsächlich um vollständige Aussagesätze handelt.5
Der Begriff Versmaß kann auch als Metrum bezeichnet werden. Die beiden Begriffe stammen aus der Verslehre. Das Versmaß bestimmt den Rhythmus einer Strophe in einem Gedicht. Die drei Strophen des Gedichts kennzeichnen sich durch einen regelmäßigen Wechsel von Senkung und Hebung. Dieser regelmäßige Wechsel von Senkung und Hebung wird als Jambus bezeichnet.
Mit dem Begriff Reim wird der „Gleichklang zweier oder mehrerer Verse vom jeweils letzten betonten Vokal des Verses“6 bezeichnet. In deutschsprachigen Gedichten ist die am häufigsten verwendete Klangform der Endreim. Die drei Strophen des Gedichts von Heinrich Heine zeichnen sich durch eine Mischung von gereimten und ungereimten Versen aus. Die erste Strophe (V. 1 - 4) und die zweite Strophe (V. 5 - 8) sind durch einen unterbrochenen Kreuzreim (xaxa xbxbx) gekennzeichnet. Der letzten Strophe (V. 9 -12) lässt sich kein Reimschema zuordnen, da es keinen Endreim gibt. In der ersten Strophe Reimen sich die Wörter „erwählt“ (V. 2) und „vermählt“ (V. 4).In der zweiten Strophe reimen sich die Wörter „Mann“ (V. 6) und „dran“ (V. 8).
Es gibt einsilbige Versenden, zwei- oder mehrsilbige Versenden. Wenn die letzte Silbe eines Verses betont ist, spricht man von einer männlichen Kadenz. Wenn die letzte Silbe eines Verses unbetont ist, spricht man von einer weiblichen Kadenz. Im vorliegenden Gedicht gibt es einen regelmäßigen Wechsel von männlicher und weiblicher Kadenz, beginnend mit der weiblichen Kadenz. In der ersten Strophe lässt sich im ersten Vers („Mädchen“) eine weibliche Kadenz, im zweiten Vers („erwählt“) eine männliche Kadenz, im dritten Vers („Andre“) eine weibliche Kadenz und im vierten Vers („vermählt“) wieder eine männliche Kadenz ausmachen. In der zweiten Strophe erkennt man im ersten Vers („Aerger“) eine weibliche Kadenz, im zweiten Vers („Mann“) eine männliche Kadenz, im dritten Vers („gelaufen“) eine weibliche Kadenz und im vierten Vers („dran“) eine männliche Kadenz. In der dritten Strophe befindet sich im ersten Vers („Geschichte“) eine weibliche Kadenz, im zweiten Vers („neu“) eine männliche Kadenz, im dritten Vers („passiret“) eine weibliche Kadenz und im vierten Vers („entzwei“) eine männliche Kadenz.
In dem analysierten Gedicht lassen sich auch einige Tropen und rhetorische Figuren ausmachen. Im Folgenden werden auszugsweise ein paar genannt. Im dritten und vierten Vers der zweiten Strophe ist eine Anapher zu finden: „Der ihr in den Weg gelaufen“ (V. 7), „Der Jüngling ist übel dran“ (V. 8). Eine Anapher äußert sich durch eine Wiederholung am Versanfang.7 Im vierten Vers der dritten Strophe ist deutlich eine Metapher erkennbar: „Dem bricht das Herz entzwei“ (V 12). Diese Metapher verstärkt noch einmal die Aussage des Gedichts. Bei einer Metapher wird ein sprachliches Bild erzeugt. Unter einer Alliteration versteht man „die Übereinstimmung der Anlaute“8. In der ersten Strophe erzeugen die Wörter „Die“ (V. 2) und „Der“ (V. 3) eine Alliteration. Die zweite Strophe besteht ebenfalls aus einer Alliteration, die durch vier Wörter ausgedrückt wird: „Das“ (V. 5), „Den“ (V. 6), „Der“ (V. 7) und „Der“ (V. 8). Das Gedicht weist zusätzlich noch einen interessanten Gegensatz auf: „alte Geschichte“ (V. 9) und „[...] bleibt sie immer neu“ (V. 10).
Inhaltliche Analyse
Die Themen „Liebe“, „Verlust“ und „Schmerz“ überwiegen in dem Heinrich Heines Gedicht. In der ersten Strophe drückt Heine den Gefühlsstatus des Jünglings aus („Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ V.1). Zugleich lässt sich in der ersten Strophe feststellen, dass die Gefühle des Jünglings nicht auf Gegenseitigkeit beruhen („Die hat einen Andern erwählt“ V. 2). Dieser Geliebten ergeht es allerdings gleich wie dem Jüngling, denn auch ihre Liebe wird nicht erwidert („Der Andre liebt eine Andre / Und hat sich mit dieser vermählt“ V. 3 -4). In der zweiten Strophe drückt Heine das Resultat dieser Situation aus. Nämlich heiratet die Geliebte des Jünglings aus ihren verletzten Gefühlen heraus den erstbesten Mann, den sie sieht („Das Mädchen heirathet aus Aerger / Den ersten besten Mann / Der ihr in den Weg gelaufen“ V. 5 -7).Durch die Hochzeit der Geliebten, hat der Jüngling endgültig keine Chance mehr und es lässt sich erahnen, dass er verletzt ist: „Der Jüngling ist übel dran“ (V. 8). In der dritten Strophe gibt Heine den Leserinnen und Lesern zu verstehen, dass diese Geschichte kein Einzelfall ist und auch immer wieder auftritt: „Es ist eine alte Geschichte / Doch bleibt sie immer neu“ (V. 9 -10). Obwohl diese Geschichte nicht neu ist und immer wieder vorkommt, mindert dies nicht den Schmerz, der dadurch verursacht wird: „Und wem sie just passiret / Dem bricht das Herz entzwei“ (V. 11 - 12). In der letzten Strophe resümiert Heine noch einmal das zuvor Geschilderte. Trotz der neutralen Schilderung von Heine können sich die Leserinnen und Leser in den Jüngling hineinversetzen und dessen Schmerz nachvollziehen. Auch die Wiederholung der Wörter „Andern“ (V. 2) und „Andre“ (V. 3) stellt den spielerischen Charakter der Liebe dar. Dadurch wird deutlich, dass die Liebe unbeabsichtigt und zufällig vorkommt. Die Liebe versucht kein besonderes Ziel zu erreichen. Dieses Gedicht veranschaulicht sehr deutlich, dass man sich nicht aussuchen kann, in wen man sich verliebt. Durch die Verwendung von einfacher Sprache weist dieses Gedicht eine alltägliche Verwendung auf. Diese einfache Sprache wird vor allem durch Phrasen wie „Der Andre liebt eine Andre“ (V. 3), „Den ersten besten Mann / Der ihr in den Weg gelaufen“ (V. 6 -7), „Es ist eine alte Geschichte“ (V. 9) und „übel dran“ (V. 8) deutlich. Außerdem drückt das Gedicht vor allem das Scheitern der Liebe und weniger die Schönheit der Liebe aus.
[...]
1 Vgl. Heinrich Heine: Buch der Lieder. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1957.
2 Vgl. Manfred Windfuhr: Heinrich Heine. Revolution und Reflexion. Stuttgart: Carl Ernst Poeschel Verlag 1969. S.24ff.
3 Vgl. Dieter Burdorf: Einführung in die Gedichtanalyse. Stuttgart: J.B. Metzler 2015. S.69. Im Folgenden: Burdorf 2015.
4 Vgl. Burdorf 2015. S.69.
5 Vgl. Burdorf 2015. S.67.
6 Burdorf 2015. S.33.
7 Vgl. Burdorf 2015. S.140.
8 Burdorf 2015. S.38.
- Quote paper
- Julia Kahr (Author), 2018, Das Gedicht "Ein Jüngling liebt ein Mädchen" von Heinrich Heine. Analyse und Interpretation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542386
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