Die Arbeit dokumentiert die Erstellung eines Konzepts der Online-Einkaufsmöglichkeit für Senioren für den alltäglichen Bedarf. Dabei wurden ein Konzept mit Personas, Anwendungsfällen, Mockups und Architektur entwickelt.
Mit CoViD 19 und der Corona-Pandemie hat die Beschaffung von Gütern des täglichen Bedarfes für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen an Bedeutung gewonnen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Anforderungen der Senioren an ein IT-System, das es ihnen auf angenehme Weise ermöglichen soll, z.B. Lebensmittel online einzukaufen.
Für den Einkauf von Gütern des täglichen Bedarfes gibt es bereits einige Online-Angebote, Beispiele sind www.Paul-schrader.de, www.mytime.de, www.lebensmittel.de, www.allyouneedfresh.de, www.bauerntuete.de, www.lidl.de, www.edeka24.de, www.rewe.de, sowie Amazon3. Diese Angebote sind jedoch nicht speziell für die Nutzung durch Seniorinnen konzipiert, sodass deren besondere Anforderungen nicht berücksichtigt werden. Zwar hat der Internethandel mit Lebensmitteln aus Sicht der Bundesregierung noch keine Relevanz, dies scheint sich nach einem Artikel der Webseite t3n.de4 jedoch insbesondere für Familien und weibliche Singles zu ändern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1.1 Demografische Entwicklung
1.1.2 Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes
1.4 Aufbau der Arbeit
2. Angewandte Methoden
2.3 Partizipative Forschung
3. Anforderungsanalyse
3.1.1 Stakeholder
3.1.2 Personas
4. State-of-the-Art Analyse
5. Konzept
5.1.1 Komponentendiagramm
5.1.2 Komponentendiagramme der Bausteinebene
5.2.1 Anforderungen an die Anwendungsfälle
5.2.2 Beschreibung der wiederkehrenden Elemente
5.2.3 Bausteine und ihre Anwendungsfälle in der Komponente Einkaufskoordination
5.2.4 Bausteine und ihre Anwendungsfälle in der Komponente Ladenmanagement
5.2.5 Bausteine und ihre Anwendungsfälle in der Komponente Einkäuferinnenmanagement
6. Prototyp
7. Validierung
8. Fazit
8.4.1 Nutzung der Virtuellen Realität
8.4.2 Stakeholder
8.4.3 Einkaufen als Gruppenerlebnis
8.4.4 Anbindung an MeinDorf55+
8.4.5 Attraktivität des Systems
8.4.6 Erweiterungsmöglichkeiten des konzipierten Systems
9. Anhang
A.1 Definition wichtiger Begriffe zur IT im Seniorenumfeld
A.2 Definition wichtiger Begriffe der Anwendungsdomäne „Einkaufen“
A.3 Definition wichtiger Begriffe der Softwareentwicklung
A.4 Für das Verständnis dieser Arbeit wichtige Begriffe
C Definierte Schnittstellen
D.1 Aufgabe, Frage oder Ziel
D.2 Recherche aller erforderlichen Informationen
D.3 Vorbereitung der Treffen
D.4 Kritische Würdigung der SWOT-Analyse
E Zusammenfassung der Treffen mit der Fokusgruppe
E.1 1. Termin am 8.8.2017: Einführung und Kennenlernen
E.2 2. Termin am 25.8.2017, ausgefallen
E.3 3. Termin am 18.9.2017: Kritikphase der Zukunftswerkstatt
E.4 4. Termin am 20.10.2017: Besuch des Van Abbe Museums
E.5 5. Termin am 27.11.2017: 1. Test der virtuellen Realität
E.6 6. Termin am 15.1.2018: 2. Test der virtuellen Realität
E.7 7. Termin am 05.02.2018: Review Ergebnisse Fachpraktikum an der Fernuniversität Hagen
E.8 8. Termin am 8.2.2018: Persona Liesbet
E.9 9. Termin am 28.2.2018: Persona Richard
E.10 10. Termin am 22.03.2018: Personas Klara und Egon
E.11 11. Termin am 10.04.2018: Review mit neuer Teilnehmerin
E.12 12. Termin am 04.05.2018: Treffen mit Herrn Dr. Veiel und Frau Dr. Schramek
E.13 13. Termin am 22.05.2018: Design Mockups
E.14 14. Termin am 26.06.2018: Design Mockups und Ablauf
E.15 15. Termin am 1.08.2018 Walkthrough
10. Literaturverzeichnis
11. Dank an die Unterstützerinnen
12. Eidesstattliche Erklärung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Erreichbarkeit von Supermärkten und Discountern nach BBSR- Kreistypen 2009 (Neumeier 2014, S. 31)
Abbildung 2: Entwicklung der Internetnutzung 2002 bis 2014 nach Altersgruppen (Doh et al. 2016, S. 5)
Abbildung 3: Aufgabenstellung (eigene Darstellung)
Abbildung 4: Ablauforganisation von Zukunftswerkstätten (Albers et al. 1999, S
Abbildung 5: Bildung der Fokusgruppe
Abbildung 6: Steckbrief Persona Liesbet Einkaufsliste
Abbildung 7: Steckbrief Persona Richard (VR)
Abbildung 8: Steckbrief Personas Klara und Egon (3D, frontal)
Abbildung 9: Übersicht für den effizienten Einkauf
Abbildung 10: Aktivitätsdiagramm für den effizienten Einkauf
Abbildung 11: Übersicht für den Einkauf in der VR-Welt
Abbildung 12: Aktivitätsdiagramm für den Einkauf in der VR-Welt
Abbildung 13: Übersicht für den Einkauf im 360°-Panorama
Abbildung 14: Komponentendiagramm mit Kontextabgrenzung
Abbildung 15: Komponente Repräsentation
Abbildung 16: Komponente Ladenmanagement
Abbildung 17: Komponente Einkaufskoordination
Abbildung 18: Komponente Einkäuferinnenmanagement
Abbildung 19: Schnittstellenanalyse der Bausteine
Abbildung 20: Aufbau des Bildschirms
Abbildung 21: Mockup zum Einkaufszettel
Abbildung 22: Mockup zum Warenkorb
Abbildung 23: Mockup zum Produktmenü
Abbildung 24: Anwendungsfälle im Baustein Administration
Abbildung 25: Mockup zum Anwendungsfall Einkauf starten
Abbildung 26: Mockup Geschäftsinfos
Abbildung 27: Sequenzdiagramm zum Anwendungsfall Programm verlassen
Abbildung 28: Mockup zum Anwendungsfall Zwischengespeicherten Einkauf
Abbildung 29: Sequenzdiagramm zum Anwendungsfall Zwischengespeicherten Einkauf laden
Abbildung 30: Anwendungsfälle im Baustein Rezepte
Abbildung 31: Mockup zum Anwendungsfall Rezept neu anlegen (Bildhintergrund von www.chefkoch.de)
Abbildung 32: Sequenzdiagramm zum Anwendungsfall Rezeptzutaten auf Einkaufszettel kopieren
Abbildung 33: Mockup zum Anwendungsfall Rezeptzutaten auf Einkaufszettel kopieren (Bildhintergrund von www.chefkoch.de)
Abbildung 34: Mockup zum Anwendungsfall Rezept auswählen (Bildhintergrund von www.chefkoch.de)
Abbildung 35: Mockup zum Anwendungsfall Rezept suchen (Bildhintergrund von
Abbildung 36: Mockup zum Anwendungsfall Rezept bearbeiten (Bildhintergrund von www.chefkoch.de)
Abbildung 37: Anwendungsfälle im Baustein Einkaufstour
Abbildung 38: Mockup zum Anwendungsfall Ladenfoyer betreten
Abbildung 39: Mockup zum Anwendungsfall Ladenfoyer betreten: Anzeige der
Abbildung 40: Mockup zum Anwendungsfall Laden betreten
Abbildung 41: Mockup zum Anwendungsfall Nächsten Schritt gehen
Abbildung 42: Mockup zum Anwendungsfall Umgebung ansehen
Abbildung 43: Anwendungsfälle im Baustein Ladenkommunikation
Abbildung 44: Mockup zum Anwendungsfall Beschweren
Abbildung 45: Mockup zum Anwendungsfall Persönliche Beratung nutzen (Quelle Portraitbild: Bärbel Liebmann-Uebbing)
Abbildung 46: Mockup zum Anwendungsfall Schriftliche Beschwerde
Abbildung 47: Anwendungsfälle im Baustein Integrierte Zusatzangebote
Abbildung 48: Sequenzdiagramm zu Anwendungsfall Services buchen
Abbildung 49: Mockup zum Anwendungsfall Services buchen
Abbildung 50: Anwendungsfälle im Baustein Warenkorb
Abbildung 51: Mockup zum Anwendungsfall Produkte und Services in Warenkorb ansehen
Abbildung 52: Mockup zum Anwendungsfall Produkte und Services in Warenkorb auswählen
Abbildung 53: Anwendungsfälle im Baustein Versand
Abbildung 54: Anwendungsfälle im Baustein Externe Programmaufrufe
Abbildung 55: Anwendungsfälle im Baustein Produkte
Abbildung 56: Sequenzdiagramm zum Anwendungsfall Produkt ansehen
Abbildung 57: Mockup zum Anwendungsfall Produkt ansehen
Abbildung 58: Mockup zum Anwendungsfall Rezeptvorschläge zu Produkt anfordern (das Bild mit den Rezepten stammt von www.chefkoch.de)
Abbildung 59: Mockup zum Anwendungsfall Produktinformationen aufrufen
Abbildung 60: Mockup zum Anwendungsfall Preisvergleich zu Produkt aufrufen (das Bild für den Preisvergleich stammt von www.amazon.de)
Abbildung 61: Mockup zum Anwendungsfall Testberichte aufrufen (das Bild für den Testbericht stammt von www.test.de)
Abbildung 62: Sequenzdiagramm zu Produkt in Warenkorb legen
Abbildung 63: Mockup zum Anwendungsfall Produkt in Warenkorb legen
Abbildung 64: Sequenzdiagramm zu Produkt suchen
Abbildung 65: Sequenzdiagramm zu Produktsuche weiter filtern
Abbildung 66: Sequenzdiagramm zum Anwendungsfall Alternativprodukt
Abbildung 67: Sequenzdiagramm zum Anwendungsfall Produkt reklamieren
Abbildung 68: Mockup zum Anwendungsfall Produkt reklamieren (Quelle Portraitbild: Bärbel Liebmann-Uebbing)
Abbildung 69: Anwendungsfälle im Baustein Kasse
Abbildung 70: Mockup zum Anwendungsfall Rechnung prüfen
Abbildung 71: Mockup zum Anwendungsfall Zur Kasse gehen
Abbildung 72: Anwendungsfälle im Baustein Einkaufszettel
Abbildung 73: Mockup zum Anwendungsfall Einkaufszettel ansehen
Abbildung 74: Sequenzdiagramm zu Einkaufszettelinhalte bearbeiten: Option Produkt anzeigen
Abbildung 75: Sequenzdiagramm zu Einkaufszettelinhalte bearbeiten: Option Produkt aus Einkaufszettel löschen
Abbildung 76: Sequenzdiagramm zu Einkaufszettelinhalte bearbeiten: Option Produktanzahl ändern
Abbildung 77: Sequenzdiagramm zu Einkaufszettelinhalte bearbeiten: Option Produkt im Einkaufszettel neu hinzufügen
Abbildung 78: Sequenzdiagramm zu Einkaufszettelinhalte in Warenkorb
Abbildung 79: Mockup zum Anwendungsfall Einkaufszettelinhalte in Warenkorb
Abbildung 80: Mockup zum Anwendungsfall Produkte des Einkaufszettels
Abbildung 81: Anwendungsfälle im Baustein Benutzerprofil
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Bevölkerungsvorausberechnung der über 65jährigen (in Anlehnung an Statistisches Bundesamt (2017)
Tabelle 2: Anforderungen an das zu konzipierende System
Tabelle 4: Produktmenü
Tabelle 5: Ergebnisse der Validierung
Verzeichnis der Abkürzungen und Akronyme
BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
EKZ Einkaufszettel
MVC Model-View-Controller
VR Virtuelle Realität
1. Einleitung
Mit zunehmendem Alter entstehen zunehmende Mobilitätseinschränkungen, die ein selbstbestimmtes Leben von Seniorinnen1 im eigenen Zuhause erschweren und die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe stark reduzieren. Dies wird als große Einschränkung der Lebensqualität wahrgenommen und oft werden diese Einschränkungen als stärker belastend wahrgenommen, als die Grundursache selbst (Robert Koch-Institut (RKI) und Statistisches Bundesamt (Destatis) 2015, S. 418)2.
1.1 Motivation
Ein Bereich, der von der zurückgehenden Mobilität betroffen ist, ist die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes, die für ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden notwendig ist. Dafür sind Lösungen zu finden, die dies nicht nur praktisch ermöglichen, sondern durch eine attraktive Gestaltung die Einschränkungen möglichst vergessen lassen. Die Thematik erhält zusätzliche Brisanz aufgrund des demografischen Wandels und der rückläufigen Entwicklung der Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes.
1.1.1 Demografische Entwicklung
Die Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland macht es notwendig, vermehrt über Konzepte nachzudenken, die die Seniorinnen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen unterstützen. Wie in Tabelle 1 angelehnt an die Ergebnisse der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (Statistisches Bundesamt 2017) dargestellt, gilt dies besonders vor dem Hintergrund, dass im Jahr 2015 rund 14% der Gesamtbevölkerung über 65 Jahre waren, dieser Anteil jedoch in den kommenden Jahren stetig ansteigen wird, bis auf eine Quote von 19% in 2040, bevor es einen leichten Rückgang auf 18% geben wird und der Anteil sich damit auf ca. 23 Millionen Menschen einpendelt, dargestellt in
Tabelle 1: Bev ölkerungsvorausberechnung der über 65jährigen (in Anlehnung an Statistisches Bundesamt (2017)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.1.2 Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes
Insbesondere in ländlichen Kreisen wird ein selbstbestimmtes Leben der Seniorinnen im eigenen Zuhause zusätzlich erschwert, da ihr Wohnort eine hohe durchschnittliche Entfernung zu Supermärkten und Discountern aufweist. Dies zeigt deutlich Abbildung 1, in der die Kreistypen, eingeteilt nach der Systematik des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), dargestellt sind. Die Empfehlung, z. B. im Einzelhandelserlass NRW, eine Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs in einer fußläufigen Entfernung von 700-1000m, bzw. 10 Gehminuten einzuhalten (Ministerium für Bauen und Verkehr; Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie 22.09.2008, S. 21), wird folglich insbesondere in diesen Gebieten nicht erreicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Erreichbarkeit von Superm ärkten und Discountern nach BBSR-Kreistypen 2009 (Neumeier 2014, S. 31)
Eine Ursache dafür ist der Strukturwandel, der in den Jahren 1966-2013 zu einer Verlagerung der Verkaufsstellen z. B. in Gewerbegebiete führte und mit einer Verringerung der Verkaufsstellen um fast 75% sowie mit einer Vergrößerung der Verkaufsflächen einherging (Deutscher Bundestag 05.02.2015, S. 2–3). Dieser Strukturwandel wird sich in naher Zukunft nicht wieder zurückentwickeln. Insgesamt wird jedoch seitens der Bundesregierung die Sicherstellung der Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes bei den einzelnen Orten/Ländern gesehen, da die Bandbreite der Lösungen vielfältig ist. Der Onlineeinkauf von Lebensmitteln würde es den Seniorinnen ermöglichen, länger im eigenen Zuhause zu verbleiben und zumindest einen Teil der Versorgung selbst vorzunehmen. Um die Hilfe bei den Seniorinnen nicht als lästiges Hilfsmittel erscheinen zu lassen, ähnlich einer ungeliebten Krücke, ist zu untersuchen, wie diese Hilfe für die Seniorinnen attraktiv gestaltet werden kann. Der heutige Stand der Technik liefert dazu viele Ansätze, z. B. die Virtuelle Realität. Es ist aber zu untersuchen, welche Ansätze von den Seniorinnen tatsächlich als attraktiv wahrgenommen werden und wie die Gestaltung konkret aussehen kann.
1.2 Problemstellung
Für den Einkauf von Gütern des täglichen Bedarfes gibt es bereits einige Online-Angebote, Beispiele sind www.Paul-schrader.de, www.mytime.de, www.lebensmittel.de, www.allyouneedfresh.de, www.bauerntuete.de, www.lidl.de, www.edeka24.de, www.rewe.de, sowie Amazon3. Diese Angebote sind jedoch nicht speziell für die Nutzung durch Seniorinnen konzipiert, sodass deren besondere Anforderungen nicht berücksichtigt werden. Zwar hat der Internethandel mit Lebensmitteln aus Sicht der Bundesregierung noch keine Relevanz (Deutscher Bundestag 05.02.2015, S. 11-14), dies scheint sich nach einem Artikel der Webseite t3n.de4 jedoch insbesondere für Familien und weibliche Singles zu ändern. Ein möglicher Grund für die geringe Relevanz -insbesondere bei Senioren— kann in der geringen Anzahl von Onlinern bei den Seniorinnen liegen. Der folgenden Abbildung 2 kann entnommen werden, dass ein Großteil der Seniorinnen Offliner sind, gleichwohl ist die Tendenz durch das Hereinwachsen technikaffiner jüngerer Menschen steigend. Diese sind bereits durch Schule und Beruf mit dem Internet vertraut und werden auch im Alter weniger Berührungsängste haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Entwicklung der Internetnutzung 2002 bis 2014 nach Altersgruppen (Doh et al. 2016, S. 5)
Nichtsdestotrotz wird es in der Gruppe der Onliner generell und in der Gruppe der Seniorinnen im Speziellen immer Unterschiede im Grad und in der Art der Nutzung der technischen Möglichkeiten geben, sodass die Bewertung der Attraktivität und damit das Einkaufserlebnis bei verschiedenen Seniorinnen verschieden sein kann. D. h. welche Dinge zum Einkaufserlebnis führen und wie insbesondere die Anwendung gestaltet werden muss, um ein Einkaufserlebnis sicherzustellen, wird vermutlich nicht einheitlich für alle zu beantworten sein.
1.3 Aufgabenstellung
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit muss deshalb ermittelt werden, welche Realisationen eines Systems für Seniorinnen attraktiv sein könnten.3 4 Dies können bereits am Markt existierende Systeme sein oder neu Konzipierte. Infrage kommen alle Systeme, mit denen die Seniorinnen von zu Hause aus im Internet einkaufen können und die Lieferung nach Hause erhalten, siehe Abbildung 3 links.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Aufgabenstellung (eigene Darstellung)5
Für das skizzierte System muss ein Konzept entwickelt werden. Dies beinhaltet die Entwicklung der Architektur und es müssen im Sinne der in der vorliegenden Arbeit beabsichtigten starken Nutzerinnenorientierung Anwendungsfälle identifiziert werden. Auf Basis der Anwendungsfälle müssen Abläufe definiert sowie sichergestellt werden, dass die ermittelten Anforderungen durch das Konzept erfüllt werden. Zur Darstellung des Ablaufes und des Zusammenspiels der Anwendungsfälle muss ein Prototyp entwickelt werden. Im Anschluss muss eine Validierung des Konzeptes mit einer Fokusgruppe erfolgen.
Im realen Leben trifft man beim Einkaufen immer wieder Freunde oder Bekannte, jedoch ist der Einkauf mehrerer Personen, die sich treffen und auch miteinander unterhalten können, nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit und daher in der Abbildung 3 rot schattiert dargestellt. Ebenfalls werden Unterstützungssysteme, z. B. Rezeptdatenbanken, Bewertungssysteme, etc. nicht berücksichtigt. Diese Zusatzsysteme werden nur als gegebenenfalls attraktivitätssteigernde Komponenten einfließen, nicht jedoch deren detaillierte Anforderungen. Auch werden keinerlei technische Aspekte wie z. B. Datenhaltung und Schnittstellen zu gegebenenfalls existierenden und verbundenen weiteren Systemen betrachtet und es ist keine beispielhafte Implementierung eingeschlossen.
1.4 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit ist wie folgt aufgebaut: In Kapitel 2 werden die genutzten Methoden vorgestellt, In Kapitel 3 wird als Grundlage für die Ermittlung der Anforderungen zunächst mit einer Stakeholderanalyse begonnen und im Anschluss die Anforderungen der Seniorinnen und ggf. weiterer Stakeholder ermittelt. In Kapitel 4 werden im Rahmen einer State-of-the-Art-Analyse existierende Online-Einkaufsangebote betrachtet und das aus Sicht der Fokusgruppe beste Angebot auf Erfüllung der ermittelten Anforderungen geprüft. Das Konzept folgt in Kapitel 5 und umfasst die Architektur des Systems, sowie Anwendungsfälle mit Sequenzdiagrammen sowie Mockups und es berücksichtigt die Anforderungen. Dieses Konzept bildet die Grundlage für den Prototyp in Kapitel 6, der im Anschluss zusammen mit dem Konzept validiert wird. Die Validierung ist in Kapitel 6 dargestellt. Den Abschluss bildet das Fazit in Kapitel 8.
2. Angewandte Methoden
Zur Erreichung der Ergebnisse wurden unter anderem die hier beschriebenen Methoden genutzt, deren Details in den folgenden Abschnitten ausgeführt sind.
2.1 Anforderungsanalyse
Die Anforderungsanalyse ermittelt mithilfe der wichtigsten Stakeholder und mit den Methoden der partizipativen Forschung die Anforderungen.
2.2 Stakeholderanalyse
Die Anforderungsanalyse beginnt mit der Stakeholderanalyse. Dazu gehören die Identifikation aller Stakeholder des Projektes und ihre Einschätzung nach z. B. Einfluss und Interesse. Im Anschluss daran werden die wichtigsten Stakeholder identifiziert und es werden Strategien festgelegt, wie sie in der vorliegenden Arbeit und für das zu konzipierende System sinnvoll eingebunden werden können (Project Management Institute 2014, S. 391). Zu diesem Zweck werden die Stakeholder zunächst in einer tabellarischen Übersicht gesammelt und nach ihrer Gesamtbewertung (Produkt aus Einfluss und Interesse) sortiert.
2.3 Partizipative Forschung
Für die Erforschung von Anwendungen für Seniorinnen und insbesondere die Ermittlung von Anforderungen von Seniorinnen z. B. an ein IT-System besteht das Problem, dass die Forscherinnen in der Regel mitten im Berufsleben stehen und die späteren Nutzerinnen möglicherweise schon viele Jahre nicht mehr berufstätig sind. Demzufolge sind ggf unterschiedliche Einstellungen, Erwartungen, Erfahrungen etc. bzgl. der Nutzung von IT-Systemen zu erwarten, die sich nicht einfach durch das Tragen eines speziellen Anzuges zur Simulation von Alter simulieren und herausfinden lassen, da es z. B. mentale Auswirkungen durch die Dauerhaftigkeit der Situation gibt (Zagler und Panek 2009, S. 2). In diesem Umfeld bot die Partizipative Forschung die Möglichkeit, diese Faktoren aufzudecken und in das Design in Form von Anforderungen mit einfließen zu lassen, um sinnvolle Produkte für Seniorinnen zu entwickeln (Zagler und Panek 2009, S. 5). Die Beteiligung von Menschen, die mit strengen Forschungsprinzipien nicht vertraut sind, birgt Risiken bzgl. der Objektivität der Forschungsergebnisse (Bergold und Thomas 2012, S. 13) und bzgl. der Akzeptanz durch diejenigen, die die Ergebnisse bewerten und/oder nutzen sollen (Bergold und Thomas 2012, S. 22-23). Bedauerlicherweise ist die Methodik noch nicht so weit entwickelt und systematisiert, dass beides problemlos möglich wäre (Bergold und Thomas 2012, S. 23). Um dieser Problematik zu begegnen und Hinweise auf mögliche Lücken und Ungenauigkeiten zu geben, werden die Forschungssitzungen im Anhang E zusammengefasst.
2.4 Fokusgruppe
Um Einstellungen zum Online-Einkauf zu sammeln, zu verifizieren und mögliche Strategien zu entwickeln, eignet sich z. B. die Durchführung der Zukunftswerkstatt mithilfe einer Fokusgruppe, die auf die Erfahrungen und Kenntnisse der Teilnehmer setzt und in strukturierter Weise einen Meinungsaustausch zu den Diskussionspunkten ermöglicht. Dies ist sehr viel zeit-und geldsparender als individuelle Interviews und ist eine effektive Methode, um die Einstellungen, Erfahrungen und Wünsche der Beteiligten zu ermitteln (International Institute of Business Analysis 2015, S. 279-282).
2.5 Zukunftswerkstatt
Die Methode der Zukunftswerkstatt ist gut für die Nutzung als Methode des Partizipativen Design (als Kategorie der Partizipativen Forschung) geeignet, da sie darauf zielt, die Betroffenen einzubinden und damit deren auf direkter Erfahrung basierende Wünsche mit berücksichtigen zu können (Jungk und Müllert 1981, S. 20-21). Die Zukunftswerkstatt findet klassischerweise in drei Kernphasen statt, die in der folgenden Abbildung 4 dargestellt sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Ablauforganisation von Zukunftswerkst ätten (Albers et al. 1999, S. 28)
Die Begründer der Zukunftswerkstätten, Jungk und Müllert (1981, S. 21), haben im Gegensatz zur Darstellung in Abbildung 4 die Orientierungsphase gemeinsam mit der Vorbereitungsphase betrachtet und keine Nachbereitung vorgesehen:
„In die Vorbereitungsphase fallen Festlegung und Ankündigung des Themas sowie die praktischen Vorbereitungen, z. B. Wahl eines Ortes; Beschaffung der Arbeitsmaterialien, vor allem großer Papierbogen zum An-die-Wand-Hängen und Filzstifte, denn es ist ein charakteristisches Merkmal der Werkstattarbeit, daß während der drei Phasen immer die Beiträge stichwortartig, für alle Teilnehmer lesbar, festgehalten werden.
Die Werkstatt selbst beginnt mit der Kritikphase, in der wir Unmut, Kritik, negative Erfahrungen zum Werkstatt-Thema äußern, auf den Papierbogen mitschreiben und schließlich zu Themenkreisen ordnen.
Es folgt die Phantasiephase, in der auf die vorgebrachte Kritik mit eigenen Wünschen, Träumen, Vorstellungen, alternativen Ideen geantwortet wird und von denen dann die interessantesten Einfälle ausgewählt und in kleinen Arbeitsgruppen zu Lösungsvorschlägen (utopischen Entwürfen) ausgearbeitet werden.
Mit der abschließenden Verwirklichungsphase kehren wir in die Gegenwart mit ihren Machtverhältnissen, ihren Gesetzen und Verordnungen zurück; in ihr prüfen wir die Durchsetzungschancen für unsere Entwürfe kritisch, indem wir die Hindernisse (z. B. durch Lektüre oder Expertenurteile) herausfinden und ihre Überwindung wiederum mit viel Phantasie angehen, eine Aktion oder ein Projekt planen.“
2.6 Personas
Um Anforderungen für Einkäuferinnen zu entwickeln, die in der Fokusgruppe nicht präsent sind, ist das Konzept der Personas hilfreich (Rupp 2014, S. 525). Der Nutzen der Persona liegt im Perspektivwechsel, der durch die Übernahme der Rolle durch eine Teilnehmerin und anschließendes Befragen/Erzählen aus der Sicht der Persona zu Anforderungen führt. Die Personas sind als Stakeholder in die Stakeholdertabelle aufzunehmen (Rupp 2014, S. 529).
Die Erstellung der Personas wurde in Anlehnung an folgende Struktur vorgenommen:
Identit ät und Demografie
- Name, Rolle
- Alter
- Familienstand
- Verdienst
- Wohnort
- Herkunft Verhalten in Bezug auf „Einkaufen von Dingen des täglichen Bedarfes“
- Aktivitäten
- Einstellungen
- Fähigkeiten/Einschränkungen
- Ziele
- Vorkenntnisse
- Nutzungskontext (Rupp 2014, S. 526-529)
2.7 Lösungsszenarien
Lösungsszenarien ermöglichen die Identifikation von Anforderungen (Rupp 2014, S. 187-189). In dieser Arbeit werden Lösungsszenarien zusätzlich genutzt, um mithilfe von Personas den Ablauf des zu konzipierenden Systems zu vergegenwärtigen sowie die Anwendungsfälle zu identifizieren.
3. Anforderungsanalyse
Die Autorin hat sich für eine hohe Beteiligung der Endanwender entschieden und entsprechende Methoden eingesetzt, deren Ergebnisse im Folgenden beschrieben werden.
3.1 Stakeholderanalyse
Die Stakeholderanalyse betrachtet die Zielgruppe und weitere reale Personen und Gruppen im Zusammenhang mit dem zu konzipierenden System. Außerdem wurden vier Personas identifiziert.
3.1.1 Stakeholder
Die für die vorliegende Arbeit relevanten Stakeholder wurden nach der ersten Analyse der Stakeholder in folgenden Gruppen aus Schwerte, einer Stadt mit 50.000 Einwohnern am östlichen Rand des Ruhrgebietes, vermutet und angesprochen. Die Zahlen in Abbildung 5 geben die Anzahl der initial für die Fokusgruppe gewonnen Personen wieder.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Bildung der Fokusgruppe
Die gesamten Ergebnisse der Stakeholderanalyse sind der Vollständigkeit halber im Anhang A aufgeführt. Die für die vorliegende Arbeit wichtigsten Stakeholder sind zum einen die Zielgruppe als Grundlage für die Suche nach Teilnehmerinnen der Fokusgruppe und als Obergruppe der Personas. Zum anderen sind das die fünf Schwerter Teilnehmenden der Fokusgruppe. Es handelt sich final um zwei Männer und drei Frauen, allesamt älter als 55, sowie die von ihnen kreierten Personas, da sie alle unmittelbar dazu beitragen, die Anforderungen an das System aus Sicht der Einkäuferin zu identifizieren, zu visualisieren und zu validieren. Trotz der geringen Teilnehmerzahl in der Fokusgruppe zeigten sich bereits Unterschiede bei den Teilnehmenden. Gerade ein Teilnehmer fiel durch eine starke Nutzenorientierung auf, d. h. der Einkauf muss effektiv und effizient vonstattengehen. Ein anderer Teilnehmer hingegen erwies sich als großer Genießer, der auch dem Einkauf in genießerischer Hinsicht viel abgewinnen Anforderungsanalyse konnte. Beide Denkrichtungen fanden bei allen anderen Teilnehmerinnen Anhänger, mal muss es schnell gehen, mal soll der Einkauf Spaß machen. Da die Teilnehmerinnen der Fokusgruppe selbst noch sehr mobil waren, könnte die Einstellung sich bei immobilen Personen ändern. Auffällig war ebenfalls ein großes Technikinteresse der Teilnehmerinnen der Fokusgruppe, dies wirkte sich nach Beobachtung der Autorin darin aus, dass auch schwierige Bedienungsprobleme angegangen wurden und der Wille, diese zu lösen, stark zu erkennen war. Weniger technikinteressierte Personen geben möglicherweise eher auf. Die in den 15 Treffen ermittelten Anforderungen und Wünsche an ein System gingen in eine Tabelle ein, vollständig aufgeführt in Anhang F.
3.1.2 Personas
Im Laufe der Sitzungen mit der Fokusgruppe wurden vier Personas kreiert, die im Folgenden beschrieben werden:
3.1.2.1 Liesbet, Einkaufsliste
Liesbet/Lisbeth6 ist eine auf den Rollstuhl angewiesene 80 jährige, alleinstehende Dame, die in Schwerte wohnt. Sie nutzt den Computer zwar, aber nur, weil er in ihrer Lebenssituation tatsächlich einige Erleichterungen bringt. Spaß macht er ihr nicht und sie hat auch ein wenig Angst vor der Technik. Entsprechend wenig kennt sie sich damit aus. Mit Ihrem Sohn skypt sie manchmal, aber da ihr Sohn mit seiner Familie weit entfernt (in Münster) wohnt, erhält sie Hilfe von einem Ehrenamtlichen, der sie einmal in der Woche besucht und ihr den Computer und auch das Programm eingerichtet hat. Er hat bereits die erste Einkaufsliste, die immer ähnlich sein wird, eingegeben (eine Stange Mon Chérie als Angebot für die besuchenden Nachbarn, Schwartau Erdbeerkonfitüre, Teewurst, grobe Leberwurst, Teebeutel von Teekanne, Ostfriesentee, Toilettenpapier vierlagig, Küchenrollen, Zewa wisch und weg, fürs „Bütterchen“ Gurke und Tomaten, Waschpulver Megaperls, Pril, Libby’s Kondensmilch …). Bei Fragen wird er sie unterstützen. Liesbet hat als Verkäuferin bei Aldi gearbeitet, hat nur eine kleine Rente und möchte daher nur das Nötigste kaufen. Da sie sehr genau weiß, was sie will, und durch den Pflegedienst einen sehr strukturierten Tagesablauf hat, genügt es ihr, morgens ggf zusätzliche Produkte auf dem Einkaufszettel zu ergänzen, dazu weitere Produktinformationen anzusehen, dann die Bestellung aufzugeben und das Gewünschte nachmittags ins Haus geliefert zu bekommen. Da sie sehr bewusst isst, ist es ihr wichtig, sich über die Inhaltsstoffe der Produkte zu informieren. Außerdem möchte sie mit der Lieferung ihrer Einkäufe ebenfalls ein wenig Rente als Bargeld erhalten, z. B. für Trinkgeld, und erwartet Service bis in die Wohnung und —falls nötig— auch die Rücknahme von Leergut und Verpackungen. Diese und weitere Details sind in Abbildung 6 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Steckbrief Persona Liesbet Einkaufsliste
3.1.2.2 Richard, Einkaufmit VR
Richard ist ein 83jähriger ehemaliger Kaufmann der mittleren Hierarchieebene bei Klöckner und lebt mit seiner Frau zusammen. Das Treppensteigen fällt ihm immer schwerer, er fährt auch nicht mehr Auto, daher fällt inzwischen auch das heiß geliebte Campen aus. Allerdings geht er noch kegeln. Gerne hört er alte Schlager. Er war technisch immer sehr interessiert, er hatte für sein Hobby Fotografieren schon immer die neuesten Programme auf seinem Rechner, hat Spaß daran, technisches Neuland zu betreten und auszuprobieren. Seine zunehmende Gebrechlichkeit und Demenz macht ihm immer mehr zu schaffen, aber da er schon immer gerne am Computer gesessen hat und als Kaufmann bereits im Beruf damit zu tun hatte, kann er damit seine Gebrechlichkeit ein wenig ausgleichen. Nun hat er eine neue Möglichkeit gefunden, sein Hobby mit seiner Sparsamkeit zu verbinden und mit dem Computer einkaufen zu gehen. Er hat beschlossen, die Familieneinkäufe nun selbst zu erledigen. Diese und weitere Details zu seiner Person finden sich in Abbildung 7.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Steckbrief Persona Richard (VR)
Richard freut sich darüber, dass mit den heutigen Möglichkeiten der Einkauf zum Erlebnis werden kann und hat auch keine Probleme damit, eine VR-Brille aufzusetzen, im Gegenteil, die Möglichkeiten faszinieren ihn. Richard freut sich darauf, durch den Einkaufsladen zu spazieren und alles zu nutzen, was technisch möglich ist. D. h. z. B. neben den schon stark genutzten Möglichkeiten Sprachsteuerung und Maus kann er sich auch vorstellen, per Blicksteuerung zu dem Regal mit dem Produkt zu springen oder andere Bedienungsmöglichkeiten anzusteuern. Über die Produkte möchte sich Richard umfassend informieren, er möchte Berichte der Stiftung Warentest lesen, wenn es welche gibt, er möchte ebenfalls Preisvergleiche durchführen können. Während des Einkaufes möchte Richard über das aktuelle Geschehen informiert sein, er wünscht dazu ein Bildschirm-Laufband, das ihn mit Nachrichten auf dem Laufenden hält. Sollte er weitere Informationen benötigen, soll ein roter Knopf eine reale Person herbeirufen, die mit ihm per Video chattet. Im Laden selbst könnten nach seiner Vorstellung Konserven gestapelt sein, die umfallen, wenn er eine Konserve aus der Mitte herausnimmt. Beim Aufbau soll eine hübsche vollbusige Frau helfen, die zum weiteren Spielen mit den Konserven auffordert. Bei Bedarf sollen weitere Serviceangebote von einer hübschen Frau präsentiert werden, z. B. am Strand das Angebot einer Hotel- oder Reisebuchung. Es soll einen Entspannungsraum geben, in den Richard gehen kann, um z. B. seine Schlager zu hören, oder um sich Bilder und Filme anzusehen. Dort könnte er sich ebenfalls eine gut aussehende Dame vorstellen, um einen realen Massagetermin zu vereinbaren. Da bei Richard eine beginnende Demenz vorliegt, ist es wichtig, dass er immer Hilfe zur Orientierung findet, wenn ihn das Gedächtnis wieder verlässt. Ebenso ist ein „Notausgang“ vorzusehen. Wenn Richard keine Lust mehr hat oder seine Frau immer vehementer nach ihm ruft, möchte er seinen Einkauf schnell abschließen können.
3.1.2.3 Klara und Egon, 360 ° Panorama
Das Ehepaar Klara, 74, und Egon, 76, lebt gemeinsam in einer seniorengerecht umgebauten Eigentumswohnung und hat das gemeinsame Kochen für sich entdeckt. Dies können sie sich mit der guten Rente von Egon, der als Facharbeiter bei Hoesch tätig war, auch leisten. Sie sind nicht mehr motorisiert, gehen mit dem Shopper aber immer weniger einkaufen, da es zusehends anstrengender wird und es ihnen zu viel wird. Trotzdem gehen Sie einmal im Monat mit Nachbarn essen und treffen sich zum Karten spielen. Gerne gönnen sie sich etwas und nutzen daher gerne die Feinkostangebote. Ihre Küche ist gut ausgestattet und sie legen Wert auf frische, hochwertige Ware. Die übrige Wohnung ist praktisch eingerichtet und auf Komfort ausgerichtet. Die Informationen zu Klara und Egon sind in Abbildung 8 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 8: Steckbrief Personas Klara und Egon (3D, frontal)
Obwohl sie viel gemeinsam unternehmen, kümmert sich im Wesentlichen Klara um den Einkauf. Egon gesellt sich gerne zu Beginn dazu, wenn es darum geht, Nicht-Routineaufgaben zu erledigen. Sobald es um das einfache Abarbeiten des Einkaufszettels geht, lässt er Klara allein einkaufen. Klara und Egon brauchen einen großen Bildschirm und eine große Tastatur und kochen gerne alte Rezepte wie Maischolle. Da Klara nicht alle Verpackungen mit den Produkten sofort erkennen kann, legt sie Wert auf eine Beschriftung der einzelnen Produkte. So kann sie gezielt Produkte auswählen und sich über Zutaten und Weiteres informieren. Sollte es sich um ein Produkt handeln, welches Bestandteile enthält, auf die sie oder Egon allergisch reagieren, soll sofort eine Warnung angezeigt werden. Sie kommen mit der Technik sehr gut zurecht, möchten aber an der Fleischtheke und an der Fischtheke gerne eine persönliche Beratung nutzen und das angebotene Fleisch/den Fisch selbst in Augenschein nehmen. Bei Bedarf sollen noch weitere, kleinere Besorgungen gemacht werden, wenn sich dies als notwendig erweist, z. B. ein Produkt aus der Apotheke beschaffen oder Glühbirnen nachkaufen. Außerdem sollen weitere Services, wie Winterdienst und Hausmeister buchbar sein. Leergut und Verpackungsmüll sollen wieder mitgenommen werden.
3.2 Lösungsszenarien
Die Lösungsszenarien beschränken sich auf den reinen Einkaufsablauf, weitere Bausteine werden als existent vorausgesetzt und hier nicht näher beleuchtet. Davon abweichend wurde auf die Nutzung von Rezepten eingegangen sowie auf Einstellungen im Benutzerprofil, da dies den Einkaufsablauf, so wie die Fokusgruppe diesen beschrieben hat, beeinflusst hat.
3.2.1.1 Einkaufmit Einkaufszettel (Persona Liesbet)
Der Einkauf mit dem Einkaufszettel hat das Ziel, einen wenig genussvollen Vorgang möglichst effizient und effektiv abzuschließen. Dazu soll es einen aus den Produkten der Einkaufshistorie aufgebauten Einkaufszettel geben. Dieser Einkaufzettel soll überprüft, bestellt und ggf mit weiteren Services, die aufgrund eingeschränkter Mobilität nicht mehr leicht selbst zu erledigen sind und gebucht wurden, bezahlt werden. Eine Übersicht findet sich in der folgenden Abbildung 9:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 9: Übersicht für den effizienten Einkauf
In diesem Szenario wird die Einkäuferin nach der Anmeldung am System freundlich begrüßt und gefragt, was sie tun möchte. Als Einstieg wird sofort die bisherige Einkaufsliste präsentiert, die alle bisherigen Einkäufe enthält. Die Einkaufsliste enthält
- ein Bild zum Produkt,
- die Anzeige, ob das Produkt aktuell lieferbar ist,
- sowie die Möglichkeit die Anzahl der gewünschten Produkte einzutragen.
Die Kommunikation mit dem System soll über die Sprache erfolgen. Die Einkäuferin kann nun diese Einkaufsliste verändern, d. h. Produkte hinzufügen oder löschen, sie kann Alternativprodukte aufrufen, insbesondere dann, wenn die Produkte aktuell nicht lieferbar sind. Sie kann die Produktbeschreibung aufrufen, um sich über Inhaltsstoffe etc. zu informieren, sie kann Produkte zum Kauf auswählen und die zum Kauf ausgewählten Produkte tatsächlich kaufen. Im letzten Fall werden die zu kaufenden Produkte nochmals zur Überprüfung angezeigt und danach wird ggf. weiter eingekauft. Sollten alle Einkäufe soweit getätigt worden sein, können zusätzliche Services gebucht werden, z. B. die Rentenauszahlung mitzubringen, Pfandgut mitzunehmen, Müll nach unten zu tragen etc.7. Auch danach könnte weiter eingekauft werden oder die Bezahlung durch Abbuchung wird abschließend durchgeführt8. Im Anschluss wird die Lieferung angestoßen. Der Ablauf ist detailliert in Abbildung 10 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 10: Aktivit ätsdiagramm für den effizienten Einkauf
3.2.1.2 Einkauf mit der VR-Brille (Richard)
Der Einkauf mit der VR-Brille ermöglicht einerseits eine sehr realitätsnahe Darstellung des Einkaufes und andererseits eine Darstellung,9 wie man sie sich im realen Leben wünschen würde. Der Einkäufer betritt den Laden und sieht diesen entweder wie im realen Leben oder es wird in einen Genuss-Einkauf umgeschaltet, in dem die Umgebung dem Einkauf angepasst wird. Neben dem reinen Einkauf können weitere Serviceangebote, z. B. ein Entspannungsraum mit Musik oder Filmen, genutzt werden, oder Serviceangebote für die reale Welt gebucht werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Verkäuferin herbeizurufen, z. B. um Beratung zu nutzen. Nach dem Einkauf werden die Dieses Szenario war das erste, im weiteren Verlauf wurde im „Klara-Egon-Szenario“ der Wunsch geäußert, am Anfang und dann jederzeit Services dazu buchen zu können. Da dieses Szenario jedoch nicht weiter vertieft wurde, ist diese Anforderung hier nicht berücksichtigt worden.
Die Bezahlarten wurden im weiteren Verlauf ebenfalls erweitert, und dazu auch Misserfolgsszenarien, wie mangelnde Deckung des Bankkontos. Wie oben erwähnt, wird dies hier aber nicht weiter berücksichtigt. gekauften Produkte nach Hause geliefert und gebuchte Services umgesetzt. Dies ist in der folgenden Abbildung 11 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 11: Übersicht für den Einkauf in der VR-Welt
3.2.1.2.1 Aktivitatsdiagramm VR-Einkauf
Der Einkäufer hat zum Start des Einkaufes die Möglichkeit, eigene Kochrezepte zu erstellen, oder fremde Kochrezepte aufzurufen, deren Zutaten zum Abschluss direkt in den Einkaufszettel kopiert werden können. Die Möglichkeit, Kochrezepte zu nutzen, wurde in diesem Szenario das erste Mal genannt. Der auf Basis der alten Einkäufe erstellte Einkaufszettel, ggf. mit den Zusatzprodukten aus den Rezepten, kann angepasst werden oder der Laden kann direkt betreten werden und die Umgebung wird angezeigt. Sollte sich bereits ein Produkt des Einkaufszettels in Sichtweite befinden, wird dieses durch Blinken angezeigt. In der Geschäftsumgebung besteht jederzeit die Möglichkeit,
- Serviceangebote auszuwählen,
- die Nachrichtenleiste an- oder auszuschalten,
- einen Sozialraum aufzusuchen,
- einen persönlichen Chat anzufordern,
- einfach eine Position weiter zu gehen,
- zu einem beliebigen Produkt per Suche oder per Einkaufszettel zu springen
- oder ein bestimmtes Produkt im Sichtbereich auszuwählen, welches dann vergrößert dargestellt wird.
Ggf. erfolgt eine Warnung, dass das gewählte Produkt für den Einkäufer oder Haushaltsangehörige kritische Inhaltsstoffe enthält. Weitere Interaktionsmöglichkeiten sind:
- Produktinformationen aufrufen
- Rezeptvorschläge abrufen
- Preisvergleiche durchführen
- Testberichte aufrufen
- Produkte in Warenkorb legen
- Produkt wieder zurück legen
Zum Abschluss einer jeden dieser Aktionen wird wieder die aktuelle Positionsumgebung aufgerufen.
Eine weitere Interaktionsmöglichkeit besteht darin, den Einkauf abzuschließen. Dies kann unmittelbar, ohne tatsächlich einzukaufen, geschehen, oder der Einkauf wird mit der Bezahlung der Produkte und ggf. weiterer Zusatzprodukte abgeschlossen. Der Ablauf ist in Abbildung 12 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 12: Aktivit ätsdiagramm für den Einkauf in der VR-Welt
3.2.1.3 Einkaufim 360 ° -Panorama (Klara und Egon)
In einer Diskussionsrunde (siehe Anhang E.12) wurde mehrheitlich festgestellt, dass der Einkauf im 360°-Panorama von den meisten Probanden gewünscht wurde. Deswegen wurden die anderen Szenarien weder eingehender untersucht noch weiter verfeinert. Zusatzfunktionen, die hier dargestellt werden und die in den anderen Szenarien ebenfalls sinnvoll sein könnten, werden dementsprechend dort nicht mehr eingearbeitet.
In diesem Szenario wird die Ansicht des Geschäftes als 360°-Panorama gestaltet, in dem sich die Einkäuferin Schritt für Schritt fortbewegen kann und die klassische Geschäftsansicht sieht. Die Benutzung erfolgt mithilfe der Sprachsteuerung, sowie mit Mauseingaben. Wenn die Einkäuferin das Geschäft betritt und durch die Gänge geht, sieht sie jeweils die Auslagen und kann Produkte zur Ansicht oder zum Kauf auswählen. Zusätzlich zu den Einkäufen des täglichen Bedarfes können weitere Produkte ausgewählt werden, so z. B. Produkte aus der Apotheke oder weitere, typischerweise im Vorraum größerer Supermärkte stationierter Angebote, wie Blumen oder Zeitschriften. Weitere Angebote sind Barauszahlungen der Rente, Hausmeisterservice, Winterdienst, Urlaubsbetreuung etc. Für den Fall, dass die Online-Kunden weitere Fragen haben, gibt es die Möglichkeit, eine Verkäuferin herbeizurufen, mit der über Videochat Fragen geklärt, Produkte der Frischetheken (Fleisch, Käse, Obst, Gemüse) angeschaut oder Informationen eingeholt werden können. Zum Abschluss werden die bestellten Dinge bezahlt und nach Hause geliefert, gebuchte Services zum vereinbarten Zeitpunkt erbracht. Vom Lieferanten sollen Leergut und Verpackungsmüll wieder mitgenommen werden. Die mit Persona Liesbet gestartete Überlegung, dass weitere Service-Angebote wahrgenommen werden, wurde in der Diskussion dieses Szenarios mit wachsender Begeisterung diskutiert. Dies deutet auf eine große Bedeutung dieses Faktors für die Attraktivität des Systems hin. In der Abbildung 13 ist eine Übersicht dieses Einkaufes dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 13: Übersicht für den Einkauf im 360°-Panorama
3.2.1.3.1 Ablauf Klara und Egon
Da diese Einkaufsform mehrheitlich von den Teilnehmern der Fokusgruppe gewählt wurde, wird hier nur eine grobe textuelle Übersicht über den Ablauf gegeben. In der Laufzeitsicht des Konzeptes geben die Anwendungsfälle mit den Mockups und Sequenzdiagrammen die Abläufe sehr viel detaillierter wieder und unterlagen in den Diskussionen mit der Fokusgruppe auch immer wieder Änderungen.
Zum Start kann die Einkaufstour in diesem Szenario:
- ganz neu gestartet werden,
- ein zwischengespeicherter Einkauf fortgesetzt werden, dessen Daten zunächst geladen werden müssen
- oder die Rezeptbearbeitung gestartet werden
3.2.1.3.1.1 Rezeptbearbeitung
Zum Start der Rezeptnutzung kann ein existierendes Rezept ausgewählt werden, oder es können Rezepte diktiert oder eingelesen werden. Die jeweiligen Rezeptzutaten werden angezeigt und können weiter verändert werden, bevor diese Anforderungsanalyse auf den Einkaufszettel kopiert werden. Im Anschluss wird der Laden betreten oder der Einkaufsvorgang wird beendet und zwischengespeichert.
3.2.1.3.1.2 Besuch des Ladens
Nach dem Betreten des Ladens wird das Foyer mit den zusätzlichen Angeboten angezeigt (Blumen, Zeitung etc.), es erfolgt eine persönliche Begrüßung und die Frage nach der Zufriedenheit mit dem letzten Einkauf. Daher wird —neben den typischen weiteren Angeboten im Foyer des Ladens— ebenfalls die Möglichkeit zur Beschwerde geschaffen.
Nach Betreten des Ladens werden je nach Voreinstellung die Angebote des Tages präsentiert sowie der Einkaufszettel und die Umgebung des Ladens angezeigt. Von hier aus können ebenfalls Services gebucht, weitere Einkäufe des nichttäglichen Bedarfes oder Beschwerden getätigt werden. Zudem kann der Warenkorb eingesehen oder einfach weiter gebummelt werden. Des Weiteren kann die Einkäuferin
- Beratung anfordern,
- gezielt nach einem Produkt suchen,
- zu einem Produkt springen, das auf dem Einkaufszettel aktiviert wird,
- ein Produkt im Sichtbereich auswählen.
Bei Auswahl einer Produktkategorie wird die neue Positionsumgebung angezeigt, bei Auswahl eines konkreten Produktes wird dieses vergrößert dargestellt. Je nach Wunsch, festgehalten im Benutzerprofil, wird eine Warnung vor kritischen Inhaltsstoffen angezeigt und die Möglichkeit angeboten, Alternativprodukte auszuwählen, die alle Unverträglichkeiten berücksichtigen. Unabhängig davon können in der vergrößerten Produktdarstellung
- Produktinformationen aufgerufen werden,
- Rezeptvorschläge abgerufen werden,
- Preisvergleiche durchgeführt werden,
- Testberichte abgerufen werden,
- das Produkt in den Warenkorb gelegt werden.
Mit Abschluss der jeweiligen Aktion erfolgt wieder die vergrößerte Darstellung des Produktes bis durch Klick auf einen anderen Punkt im Laden diese Darstellung gelöscht wird, die aktuelle Umgebung des Ladens angezeigt wird und wieder alle Bedienungsmöglichkeiten im Laden zu sehen sind. Dies erfolgt nach Abschluss einer jeden einzelnen Aktion der Einkäuferin, bis die Beendigung des Einkaufes ausgewählt wird.
3.2.1.3.1.3 Einkaufbeenden
Soll der Einkauf beendet werden, werden die Waren im Warenkorb zur Überprüfung angezeigt und ggf. der Einkauf weiter fortgesetzt. Andernfalls wird die Lieferzeit festgelegt und die Rechnung zur Prüfung ausgewiesen. Nach einer möglichen Änderung des Warenkorbes wird die endgültige Rechnung angezeigt und die Bezahlung kann angestoßen werden. Für den Fall, dass keine Kontodeckung gegeben ist, kann der Einkauf zwischengespeichert werden, mit einem anderen Zahlungsmittel gezahlt werden oder der Warenkorb nochmals geändert werden und der nächste Zahlungsversuch gestartet werden.
Zum Abschluss des Einkaufes geht es zurück in das Foyer des Geschäftes, es erfolgt eine freundliche Verabschiedung und es können auf Wunsch Spiele auf dem Computer der Einkäuferin gestartet werden.
3.3 Anforderungen
In allen Gesprächen der Fokusgruppe wurden Anforderungen und Wünsche geäußert, die in einer Liste zusammengestellt wurden. Die meisten Wünsche wurden mehrfach geäußert, ebenso gab es Wünsche, die in späteren Diskussionen wieder verworfen wurden und andere, die so gut aufgenommen wurden, dass sie weiter detailliert wurden. Insgesamt stellte sich heraus, dass viele Wünsche mit jeder Sitzung neu durchdacht und auch modifiziert wurden. Da es in dieser Arbeit nicht um die Implementierung des zu konzipierenden Systems geht und die Anforderungen gemäß dem Sprichwort „Der Appetit kommt beim Essen“ sehr wahrscheinlich bis dahin noch vielfach verändert, präzisiert und verworfen werden, wurde an dieser Stelle, ganz im Sinne des aus dem Agilen Manifest abgeleiteten Prinzips Einfachheit und der damit einhergehenden Forderung nach einer Entscheidung so spät wie möglich10, auf eine prüf-, mess- und testbare Ausformulierung verzichtet und als Arbeitsgrundlage eine Zusammenfassung der Wünsche verwendet. Die Soll-Formulierung ist nicht als Priorisierung zu verstehen, in der Auflistung wird lediglich die Existenz der Anforderung, nicht die Wichtigkeit präsentiert. Alle mit der Fokusgruppe erarbeiteten Anforderungen und die zugehörigen geäußerten Wünsche können in Anhang F nachgelesen werden, die Liste der Anforderungen ist in Tabelle 2 zusammengestellt.
Tabelle 2: Anforderungen an das zu konzipierende System
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Produktbeschreibung soll ausführlich sein. Eine Suchfunktion soll angeboten werden. DieZahlungsarten sollen bei Ladenauswahl angezeigt werden. Der Mindestbestellwert des Ladens soll angezeigt werden. Die Versandkosten des Ladens sollen angezeigt werden. Die Produkte und Rezepte sollen in den Ergebnislisten der Suche nach Kategorien gruppiert sein. Die Darstellung soll groß sein.
Für die Bedienung sollen wenig Klicks erforderlich sein Die Darstellung soll übersichtlich sein. Es soll eine umfangreiche Produktauswahl im Laden vorhanden sein. Die Zahlungsarten sollen bei Bezahlung angezeigt werden. Die Werbung soll abschaltbar sein. Die Bedienung soll sich an Standards orientieren und benutzerfreundlich sein Der Einkaufszettel soll einsehbar sein. Eine Gastbestellung soll möglich sein. Die Rezepte sollen die Zutaten und die Zubereitung umfassen.
Vorhandene Rezeptvideos sollen nur einmal abgespielt werden. Zu den Produkten sollen Preisvergleiche angeboten werden. Die Anzahl der gewünschten Produkte sollen im Einkaufszettel oder Warenkorb geändert werden können. Der gesamte Einkaufszettel soll auf einmal in den Warenkorb kopiert werden können. Die Wurst soll nach Menge ausgewählt werden können und z.B. Gramm-Eingaben zulassen. Der Name einer Kategorie soll genau das bezeichnen, was in der Kategorie an Produkten vorhanden ist. Die Einkaufshistorie soll für die Einkäuferin einsehbar sein. Ist eine Suche erfolglos, soll das deutlich angezeigt werden. Ist eine Suche erfolglos, soll ein Alternativangebot unterbreitet werden. Die Lieferzeiten sollen wählbar sein Der Ablauf des Rücksendungsprozesses soll einsehbar sein.
Das Angebot des Ladens soll für Endverbraucher geeignet sein. Es soll immer eine persönliche und visuelle Beratung angeboten werden. Die Probleme sollen schnell geklärt werden. Alles soll auf einer Seite dargestellt werden. Beim Anklicken soll das System großzügig Klicktoleranzen vorsehen. Auf Bedienungsaktionen soll schnelles Feedback erfolgen. Hinweise auf weitere Informationen sollen deutlich angezeigt werden. Ausführliche sensorische Prüfung der Ware soll ermöglicht werden. Es soll die Möglichkeit bestehen, soziale Kontakte ungezwungen zu pflegen. Das System soll ansprechend gestaltet sein (wurde nur eingeschränkt berücksichtigt)
Wenn besondere Angebote existieren, sollen diese angezeigt werden. Preissenkungen sollen wie im Laden üblich angeboten werden (z.B. günstigere Frischeprodukte zum Ladenschluss, vor Wochenende)
Es soll die Möglichkeit geben, Produkte umzutauschen. Die Einkäuferin soll persönlich, mit Namen und Sie-Form, angesprochen werden. Es soll ein Geschenkversand möglich sein. Pfand muss zurückgenommen werden. Es soll eine Unternehmensbeschreibung integriert werden. Zu den Produkten sollen Produktbewertungen anzeigbar sein, sofern vorhanden. Der Einkauf soll ohne Verkäuferin möglich sein. Rezepte sollen für den alltäglichen Gebrauch geeignet sein. Die Darstellung soll eine gute Auflösung haben.
Eine Vergrößerung der interessierenden Bereiche soll möglich sein. Die Kontaktperson im Laden soll freundlich sein. Die Audio-Qualität muss sehr gut sein. Die Kontaktperson soll die deutsche Sprache sicher beherrschen. Es soll möglich sein, mit einer Gruppe einzukaufen. Es soll eine Einführung in das System bereitgestellt werden Ein Roboter soll ebenfalls von der Kontaktperson steuerbar sein. Ein Rundumblicksoll möglich sein. Das Produkt soll durch einfaches Zeigen darauf in den Warenkorb kopiert werden können. Es soll möglich sein, Nachts einzukaufen Es soll möglich sein, spontan einzukaufen Der persönliche Service soll günstig sein Einkauf mit Verkäuferin soll möglich sein Die Robotersteuerung soll so gestaltet sein, als wäre er ein Mensch Die Verkäuferin soll humorvoll sein.
Die Robotergeschwindigkeit soll einstellbar sein Die Verkäuferin soll kompetent sein. Der Bildschirm für den Einkauf soll groß sein Bedienungsfehler sollen vom System erkannt und korrigiert werden. Der Rücksprung zur vorherigen Darstellung soll möglich sein. Die Farben sollen kräftig sein. Kontakt zur Außenwelt soll sichergestellt werden Das System soll Spaß machen. Das System soll ansprechend gestaltet sein. Das System soll interessant sein. Die Darstellung des eigenen Bildes soll vorteilhaft sein Das System soll die lokale Wirtschaft unterstützen.
Statt Nicht-Reaktion auf eine Bedienungsaktion soll eine aussagekräftige Rückmeldung erfolgen. Vogelperspektive des Ladens anzeigbar machen Das vorhandene Einkaufsbudget soll angezeigt werden. Mit Hilfe der Ergebnisliste der Suchfunktion soll sofort zum Produkt gesprungen werden können In der Anzeige soll eine Beschriftung der losen Lebensmittel erfolgen. Der Einkauf soll den Gang durch den Laden simulieren. Die Darstellung der Vogelperspektive und anderer Zusatzansichten soll an-/ausschaltbar sein Ein Produkt soll nur durch einen Klick auswählbar sein. Es soll alltägliche Sprache verwendet werden.
Die Nutzung soll auf verschiedensten Geräten und Browsern möglich sein. Ereignisse und Hinweise sollen deutlich signalisiert werden. Der Einkaufszettel soll bearbeitet werden können. Zusatzservices sollen angeboten werden. Das System soll mit Sprachsteuerung bedienbar sein. Verpackungsmüll muss zurückgenommen werden können. Ist kein sofortiger persönlicher Kontakt möglich, soll zurückgerufen werden. Die Bedienung mit dem Touchscreen soll möglich sein. Eine Steuerung per Blick soll möglich sein. In allen Listen soll eine bildliche Darstellung der Produkte oder der Rezepte vorhanden sein. Der Warenkorb soll als Liste dargestellt werden. Der Warenkorb soll einsehbar sein.
Es sollen Spielmöglichkeiten eingebaut werden Es soll an Termine für Geschenke oder Mitbringsel erinnert werden. Der Laden soll sich in der Nähe befinden. Es soll die Möglichkeit gegeben sein, die Tour durch den Einkaufsladen gemäß Rezept oder Einkaufszettel zu gehen. Vereinbarte Termine sollen direkt in den Kalender eingetragen werden. Inhalte des initialen Einkaufszettels sollen von der Einkäuferin vordefiniert werden können. Warnungen bei Auffälligkeiten im Einkaufsverhalten sollen einstellbar sein. Die Versandarten sollen aus einer Liste auswählbar sein. Die Qualität der Produkte soll gewährleistet sein. VertrauenswürdigeTestberichte zu Produkten sollen einsehbar sein, sofern verfügbar. Der Laden muss vertrauenswürdig sein. Auf Wunsch soll Musik hinterlegt werden. Exakt das während der persönlichen Beratung live ausgewählte Produkt soll geliefert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Spektrum der Anforderungen und Wünsche, die die Teilnehmerinnen der Fokusgruppe geäußert haben, ist sehr breit. Es wurde nichtsdestotrotz in den Diskussionen deutlich, dass es drei wichtige Teilbereiche gibt; a) umfangreiche Informationen zu den Produkten sind wichtig, b) die Verfügbarkeit von Personal ist von großer Bedeutung sowie c) die Möglichkeit, über den Einkauf von Dingen des täglichen Bedarfes hinaus Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, wird gewünscht. Außerdem finden in dieser Arbeit nur solche Anforderungen Berücksichtigung, die in dem Online-Einkaufssystem das Lauf- und Zuwendungsverhalten in einem 360°-Panorama abbilden, ergänzt um Funktionen, die die Online-Umgebung berücksichtigen und aus Sicht der Fokusgruppe zur Attraktivität beitragen.
4. State-of-the-Art Analyse
Im Zuge der Vorbereitungsphase und der Kritikphase der Zukunftswerkstatt (siehe Abschnitt 2.5) wurden verschiedene Online-Anbieter von Lebensmitteln untersucht: www.Paul-schrader.de, www.mytime.de, www.lebensmittel.de, www.allyouneedfresh.de, www.bauerntuete.de, www.lidl.de, www.edeka24.de, www.rewe.de, sowie Amazon. Der Fokusgruppe was besonders die Vertrauenswürdigkeit wichtig und von all diesen Angeboten hob sich nach Ansicht der Fokusgruppe die Bauerntüte positiv hervor. Daher wird diese Webseite zur weiteren Analyse herangezogen und in Bezug auf die wichtigsten Anforderungen geprüft. Die Bauerntüte ist insbesondere durch die ausführlichen Informationen und die Bio-Produkte, sowie die Übersichtlichkeit der Darstellung aufgefallen. Es war auch das einzige Portal neben Amazon, das eine Bewertung der Produkte ermöglichte. Insgesamt wurde der Eindruck durch die Fokusgruppe als sehr vertrauenswürdig bewertet und führte damit zur Auswahl dieses Portals als Grundlage für die State-of-the-Art-Analyse:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 Die Partizipative Forschung nutzt zumeist die Fokusgruppe und Interviews (Bergold und Thomas 2012, S. 19).
2 Die Zitation erfolgt im APA-Stil
3 Vgl. https://www.amazon.de/b?ie=UTF8&node=6723195031
4 Vgl. http://t3n.de/news/supermarkt-lebensmittel-lieferdienst-814379/
5 Hinweis: Alle Abbildungen, die im Folgenden nicht mit einer gesonderten Quellenangabe versehen sind, wurden von der Autorin erstellt.
6 Vgl. http://agilemanifesto.org/principles.html
7 Vgl. http://agilemanifesto.org/principles.html
8 Anmerkung: Da in diesem Szenario ein Mann eingekauft hat und typisch männliche Wünsche geäußert wurden, wurde in diesem Szenario die männliche Form „Einkäufer“ gewählt.
9 Beide Namensformen wurden verwendet, im Sinne der Einheitlichkeit wird im Text nur noch Liesbet genutzt.
10 In dieser Arbeit wird das generische Femininum verwendet, obwohl nur die weibliche Form verwendet wird, sind gleichermaßen Männer und Frauen gemeint.
- Citar trabajo
- Nicole Schelter (Autor), 2018, Konzept eines Onlineshops. Einkaufsmöglichkeit für Senioren zur Besorgung des täglichen Bedarfs, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/542203
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