In den urbanen Zentren der westlichen Welt vollzieht sich ein Wandel, den die Wissenschaft mit dem Begriff der Postmoderne zu fassen versucht. Es ergibt sich der Eindruck radikaler Pluralität: „Noch nie koexistierte eine solche Vielfalt von Lebensformen, sozialen Milieus, kulturellen Teilsystemen, Medien, Weltanschauungen und Religionen, in den urbanen Kontexten der westlichen Welt.“Werte wie Tradition und Überzeugung sind in dieser Vielfalt in Auflösung begriffen. Dieser Wandel schlägt sich auch in den aktuellen Filmwerken nieder. In dieser Ausarbeitung des Referates:postmodernes Ereigniskino am Beispiel von Star-Warswird der Wandel vom modernen Ereigniskino hin zum postmodernen Kino aufgezeigt.
Der Wandel soll anhand der Star Wars Filme nachvollzogen werden, deren Erster Star Wars 'A new hope''das Ereigniskino eingeläutet hat und dessen aktuelle Fortsetzungen Star Wars - Die dunkle Bedrohung und Star Wars - Angriff der Klonkrieger typische Vertreter des postmodernen Kinos sind.
Zuerst wird betrachtet, was das Ereigniskino, bzw. den Eventmovie ausmacht, welche technisch-ästhetischen Veränderungen eine Rolle spielten, und welche Konsequenzen die veränderte Vermarktung der Filme mit sich zog. Im Mittelteil der Arbeit wird eine genealogische Verbindung zwischen dem modernen Ereigniskino und dem postmodernen Film hergestellt unter Berücksichtigung verschiedener Missverständnisse, die auftreten, wenn man von Postmoderne spricht. Daran anschließend werden die ästhetischen und narrativen Merkmale des postmodernen Films festgehalten.
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
A) Der Eventmovie
1. Technische Erneuerung
1.1. Montage der Attraktionen
1.2. Genremix
1.3. Detailversessenheit
1.4. Aufwertung des Tons als Entsprechung des visuellen Attraktionswertes
2. Merchandising
3. Cross-Marketingstrategien
B) Der Weg vom Ereigniskino zum postmodernen Kino
1. Die vier Hauptmissverständnisse nach Mike Sandbothe
1.1. Das Epochenmissverständnis
1.2. Das postmoderne Modernenverständnis
1.3. Das Anything-Goes Missverständnis
1.4. Das Kompensationsmissverständnis
2. Einschneidende Veränderungen des Films
2.1. Der Stil
2.2. Ausbau des visuellen Attraktionswertes
2.3. Erzähltechnische Weiterentwicklung
C) Der postmoderne Film
1. Ästhetische Merkmale des postmodernen Films
1.1. Intertextualität
1.2. Spektakularität/ Ästhetisierung
1.3. Selbstreferenzialität
1.4. Anti-Konventionalität/ Dekonstruktivität
2. Narrative Merkmale des postmodernen Films
2.1. 'Typisch' postmoderne Themen
2.2. Inhaltliche Merkmale sind den ästhetischen nachgeordnet
2.3. Postmoderne Erzählhaltung
Ausblick
Literatur
Einleitung
In den urbanen Zentren der westlichen Welt vollzieht sich ein Wandel, den die Wissenschaft mit dem Begriff der Postmoderne zu fassen versucht. Es ergibt sich der Eindruck radikaler Pluralität: „Noch nie koexistierte eine solche Vielfalt von Lebensformen, sozialen Milieus, kulturellen Teilsystemen, Medien, Weltanschauungen und Religionen, in den urbanen Kontexten der westlichen Welt.“1 Werte wie Tradition und Überzeugung sind in dieser Vielfalt in Auflösung begriffen. Dieser Wandel schlägt sich auch in den aktuellen Filmwerken nieder. In dieser Ausarbeitung des Referates: postmodernes Ereigniskino am Beispiel von Star-Wars wird der Wandel vom modernen Ereigniskino hin zum postmodernen Kino aufgezeigt.
Der Wandel soll anhand der Star Wars Filme nachvollzogen werden, deren Erster Star Wars 'A new hope'' das Ereigniskino eingeläutet hat und dessen aktuelle Fortsetzungen Star Wars - Die dunkle Bedrohung und Star Wars - Angriff der Klonkrieger typische Vertreter des postmodernen Kinos sind.
Zuerst wird betrachtet, was das Ereigniskino, bzw. den Eventmovie ausmacht, welche technisch-ästhetischen Veränderungen eine Rolle spielten, und welche Konsequenzen die veränderte Vermarktung der Filme mit sich zog. Im Mittelteil der Arbeit wird eine genealogische Verbindung zwischen dem modernen Ereigniskino und dem postmodernen Film hergestellt unter Berücksichtigung verschiedener Missverständnisse, die auftreten, wenn man von Postmoderne spricht. Daran anschließend werden die ästhetischen und narrativen Merkmale des postmodernen Films festgehalten.
A) Der Eventmovie
Der Eventmovie -oder auch Ereigniskino genannt- unterteilt sich in drei große, Ende der siebziger Jahre außergewöhnliche, Neuerungen. Auf der Seite der Filmhersteller ist die technische Erneuerung zu nennen, die mehr Wert auf den Schauwert der Handlung legte, als deren Erzählung. Auf der anderen Seite sind die Produktionsfirmen oder Filmvermarkter, die durch eine neue Art der Vermarktung (Cross-Marketing-Strategien) und Merchandising das Geschäft neben dem Film ankurbelten, aber auch das Leben um den Kinofilm zum Kinoereignis werden ließen.
Das Ereigniskino kann als Versuch verstanden werden, der damaligen Krise des Kinos entgegenzuwirken. Einer der Hauptgründe der Krise war das aufkommende Fernsehen, wobei Hollywood gleichsam mit sich selbst konkurrierte, weil es an das Fernsehen mit Gewinn ihre alten Filme verkaufen konnte. Zudem setzte eine Veränderung der Freizeitgewohnheiten und -möglichkeiten das Kino weiter unter Druck. Die Menschen zogen von den Innenstädten in die Randbezirke, ein Kinobesuch (die Kinos waren zwangsweise weiterhin in den Innenstädten) wurde zu einer abendfüllenden Veranstaltung, die geplant werden musste. Darüber hinaus gewannen andere Freizeitangebote wie Sportveranstaltungen oder Konzerte an Zuschauergunst.
1. Technische Erneuerung
Um dieser Krise entgegenzuwirken musste sich das Kino vom Fernsehen absetzen. Dabei boten sich vor allem technische Innovationen, sowie eine stärkere Betonung spektakulärer Schauwerte an, die das Fernsehen aufgrund der geringen Größe seiner Bildoberfläche nicht bieten konnte.
1.1. Montage der Attraktionen
Das Konzept der Montage der Attraktionen ist eine „kalkulierte Anordnung der Attraktionen“2, um über die emotionalen Höhe- und Wirkungsschwerpunkte eine genaue Steuerung des Zuschauererlebnisses zu erlangen. Die Montage der Attraktionen sollte bewirken, dass sich das Erleben des Zuschauers nicht „dem eigentlichen, kontinuierlichen Verlauf der Handlung, sondern der Abfolge der emotional verdichteten und aufgeladenen Attraktionen“ zuwendet. Folge ist die Veränderung des dramaturgischen Aufbaus des Films. Der Begriff der Montage der Attraktionen, wie er hier verwendet wird, darf nicht verwechselt werden mit dem von Eisenstein geprägten Begriff.
Die Eröffnungssequenz bei Star-Wars - A new hope weist -ebenso wie der ganze Filmeine vergleichsweise hohe Schnittfrequenz auf. „The most important shot in Star Wars was the opening one - the looming Star Destroyer would either make or break the movies credibility.“ Zusätzlich zur Schnittfrequenz wurden die visuellen Effekte stärker betont. Die Länge der Tricksequenzen, ihre Perfektion, aber auch die Qualität ihrer Inszenierung stellten für damalige Verhältnisse ein absolutes Novum dar.
Es wurde jedoch nicht nur die Schnittgeschwindigkeit, sondern auch die Erzählgeschwindigkeit erhöht. Teilweise laufen sechs Handlungsstränge parallel, bevor sie im Hangar des Death Star zusammenlaufen.
Durch die beschriebenen filmischen Mittel der erhöhten Schnittfrequenz, der Aufspaltung der Handlung, sowie das Hervorheben der Tricktechnik in Star-Wars - A new hope kann man in diesem Film das Konzept der Montage des Attraktionen wiederfinden, d.h. der Zuschauer wird dermaßen mit Bildfolgen beliefert, dass er weniger der Erzählung, denn den ausgelösten Gefühlen folgt.
1.2. Genremix
Auf der narrativen Ebene setzt sich die Star-Wars-Trilogie im wesentlichen aus Versatzstücken klassischer Genres des amerikanischen Kinos wie dem Western und dem Science Fiction Film zusammen.
Darüber hinaus weist Star-Wars verschiedene Anlehnungen an das Serial auf, wie z.B. die Cliffhangers, die sowohl am Ende einer jeden Episode stehen (vgl. Star-Wars 5 - The imperium strikes back) als auch im eigentlichen Geschehen des Films (vgl. Eingangssequenz S tar-Wars 4 - A new hope)
Dies gilt auch für die verschiedenen, bekannten und ins allgemeine Bewusstsein eingegangenen, Erzählstrukturen. Sie reichen vom Märchen, über das Heldenepos (Nibelungensage, Artus-Sage) bis hin zu damals aktueller fantastischer Literatur (Lord of the rings).
Die Begründung für die verstärkte Verwendung von Zitaten findet Copeland, in der verbesserten Ausbildung der Regisseure, sowie der allgemeinen Gewöhnung an das Medium Kino.
So genommen entstand der besondere Reiz der Star-Wars-Trilogie nicht aus etwas völlig Neuem, sondern vielmehr aus der Kombination von Altbekanntem. Gerade das Zurückgreifen auf bekannte Erzählstrukturen und die Vermischung der verschiedenen Genreelemente sind als zentral zu erwähnen.
1.3. Detailversessenheit
Bei der Star-Wars-Trilogie wurde auf die Ausstattung und auf die Szenenhintergründe eine bis dahin nicht gekannte Sorgfalt verwandt. Dies fand seinen Ausdruck in der Mittlerweile berühmten Cantina-Szene in Mos-Eisley. Im Gegensatz zu dem Universum, das Kubrick in seinem Film 2001- a space odyssey geschaffen hat, wirkt das Universum von Star-Wars alt und benutzt, was die Akzeptanz und Identifikation beim Zuschauer fördert. Ein weiteres gutes Beispiel für die Detailversessenheit ist das Raumschiff des Schmugglers und späteren Rebellen Han Solo, der Millenium Falcon, das ständig Reperaturbedürftig und Fehleranfällig ist. So fern die Reise durch den Raum ist, so nahe ist der Millenium Falcon dem eigenen Wagen in der Garage.
Man hatte erkannt, dass das Wirkungspotential und auch die Glaubwürdigkeit eines Films wesentlich auf eine ausgefeilte und detailreiche Ausstattung zurückzuführen ist und dieser folgerichtig mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
1.4. Aufwertung des Tons als Entsprechung des visuellen Attraktionswertes
Musik und Ton wurden in ihrer Wichtigkeit aufgewertet. Vor Star-Wars war man davon ausgegangen, der Filmbesucher würde aufgrund mangelnder Kenntnisse keine Unterschiede wahrnehmen.
Schon vor Beginn der Dreharbeiten setzte sich George Lucas 1975 mit den Dolby Laboratories in Verbindung, die Star Wars als das geeignete Projekt ansahen, die Möglichkeiten und Vorteile ihres Systems wirkungsvoll zur Geltung zu bringen. Und der Erfolg gab ihnen Recht, „es zeigte sich, dass Star Wars wesentliche höhere Summen in Kinos einspielte, die mit dem Dolby-System ausgerüstet waren, als in solchen, die nur über eine herkömmliche Tonanlage verfügten.“3
Wie bedeutsam sich Star Wars für die weitere Entwicklung des Filmtons erweisen sollte, lässt sich schon alleine daran ablesen, dass der Ton nach dem Erfolg des Film begann, eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung einer Mainstreamprodukion zu spielen und nun auch dramatische Funktionen übernahm. Hatte der Einsatz von Dolby Stereo 1977 bei Star Wars noch Sensationswert, gehört er heute zum Minimalstandart einer Filmproduktion.
Der visuelle Attraktionswert eines Filmes sollte auch auf die auditive Ebene übertragen werden. „Um den spektakulären Charakter einer Produktion zu entsprechen, setzt die Musik, die sich vorrangig an der traditionellen, symphonischen Filmmusik orientiert, zumeist auf üppig instrumentierte Orchesterwerke. Charakteristisch ist zudem [...], ein stark motivisch ausgerichteter Soundtrack, der ein prägnantes und einprägsames Hauptthema vorgibt.“4 Dabei sind zwei der bekanntesten Themen der Filmgeschichte entstanden. Zum einen das Thema des Imperiums und zum anderen das Thema der Rebellen.
Im Zuge der Aufwertung der auditiven Ebene wurde die Tondramaturgie entwickelt, was heißt, dass die Toneffekte Erzählkomponenten wurden und nicht mehr länger akustische Füllsel waren. Die Toneffekte waren trotz ihrer Spektakularität kein Selbstzweck, sondern erfüllten darüber hinaus eine dramatische Funktion im Rahmen des Gesamterlebnisses. Man denke dabei an das übernatürliche Surren der Laserschwerter der Jedis oder das bedrohliche Keuchen, das Darth Vaders Auftritte ankündigt und währenddessen stimmungsvoll verfolgt.
Ein weiteres sehr treffendes Bespiel findet sich in der Angriffsvorbereitung der Rebellen auf den Death-Star gegen Ende von Star-Wars - A new hope. Auf der visuellen Ebene werden uns in vielen Einzelbildern Piloten gezeigt, die ihre Raumjäger präparieren, für den Start vorbereiten und in diese einsteigen. Die auditive Ebene wird geprägt durch das stetig lauter und intensiver werdende aufheulen der Motoren der Raumjäger. In diesem Beispiel erzählt der Ton den kontinuierlichen Verlauf der Handlung und gibt dem Bild somit die Möglichkeit, einzelne Handlungen herauszupicken ohne den Eindruck eines kontinuierlichen Ablaufs zu zerstören.
Mit Star-Wars wurde das auditive Element des Film aufgewertet, um der Spektakularität des Bildes besser zu entsprechen. Dabei wurde der Sound zugleich mehr als erzählendes Element in die Handlung miteinbezogen.
2. Merchandising
Star-Wars 1 - A new hope war der erste Film, der erfolgreich Merchandising als zusätzliche Einnahmequelle nutzen konnte. Jedoch war das Interesse der Spielzeughersteller zu Beginn von S tar-Wars 2 - the empire strikes back und dem folgenden dritten Teil eher gering, konnte bis dahin doch kaum eine Fortsetzung den Erfolg des Erstlings wiederholen. „Als sich jedoch der Erfolg der beiden Star Wars Fortsetzungen 1980 und 1983 wiederholte, etablierte sich Merchandising endgültig als wesentlicher finanzieller und werbewirksamer Faktor einer Filmproduktion.“5
Das Merchandising ist ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Film und der Alltagswelt und hilft aus dem Film einen Eventfilm zu machen. Die Markenzeichen, die ein Film produziert (z.B. der Schriftzug Star-Wars) stellen eine Verbindung zwischen dem Film und der dazugehörigen Produktlinie her. Gleichzeitig gibt dies dem Konsumenten die Möglichkeit, sich über die Produktlinie noch einmal mit dem Film zu identifizieren, was eine Erweiterung des Filmereignisses in das heimische Wohnzimmer ermöglicht.
„[...] make the movie, create the event, launch the phenomenon and then recycle it into toys and theme park rides and T-shirts and coffee mugs [...]“ Peter Biskind
Der Film schafft mit dem Merchandising die Transformation von einem Ereignis, dass nur auf der Leinwand stattfindet, zu einem Ereignis, dass nicht nur das Kino betrifft, sondern auch das eigene soziale Leben erreichen kann.
3. Cross-Marketingstrategien
Zu den Hauptaufgaben der Cross-Marketingstrategien gehört es, dass Eventmovie als medienübergreifendes Erlebniskonzept darzustellen. So wird vermittelt, dass Eventmovies nicht mehr allein auf das Kino als Wirkungsstätte abzielen, sondern sich aufgrund des übergeordneten Ereignischarakters des Konzepts auf vielfältigere Formen und Bereiche des alltäglichen Lebens erstrecken. Der Kinobesuch selbst sollte wieder zu einem Erlebnis werden. „Kino wurde nicht mehr ausschließlich funktional als Abspielstätte der Filme begriffen, sondern bot den Zuschauern erneut umfassenden Komfort und eine angenehme Atmosphäre, in der der Besuch - unabhängig von einem speziellen Filmangebot - wieder zum Erlebnis werden konnte.“6
[...]
1 Herrmann 2001, S.16
2 Schwenger, Birgit: Strategien des Ereigniskinos. „Star-Wars“ als neues Erfolgskonzept Hollywoods
3 Birgit Schwenger: Strategien des Ereigniskinos. „Star Wars“ als neues Erfolgskonzept Hollywoods
4 Schwenger, Birgit: Strategien des Ereigniskinos. „Star-Wars“ als neues Erfolgskonzept Hollywoods
5 Schwenger, Birgit: Strategien des Ereigniskinos. „Star-Wars“ als neues Erfolgskonzept Hollywoods
6 Schwenger, Birgit: Strategien des Ereigniskinos. „Star-Wars“ als neues Erfolgskonzept Hollywoods
- Citar trabajo
- Bastian Buchtaleck (Autor), 2003, Die Entwicklung vom Ereigniskino zum postmodernen Kino am Beispiel "Star Wars", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54106
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