In der Arbeit versucht der Autor die Frage zu beantworten, wie die Lernzeit der Schüler tatsächlich aktiv im Unterricht genutzt wird. Da Lehrer viele Aufgaben gleichzeitig zu erledigen haben, stellt sich der Autor die Frage, ob die Schüler tatsächlich 45 Minuten lang aktiv mitarbeiten und dabei etwas lernen. Zunächst wird hierfür der Begriff der "echten Lernzeit" genauer definiert. Des Weiteren wird beschrieben, wie man viel Lernzeit erreicht und was Einfluss auf die Lernzeit haben kann. Zur Veranschaulichung werden Beispiele aus den Unterrichtsbesuchen genannt. Die Arbeit stellt einen Praktikumsbericht eines fünfwöchigen Praktikums dar.
Mit Ausnahmen gilt sicher, wer länger zur Schule geht, lernt auch mehr. Aber viel interessanter ist die Aussage, wer intensiver arbeitet, lernt mehr. Als Lehrer ist es eine Herausforderung, den Schülern viel Zeit zu gewähren, die sie aktiv nutzen können. Definitionen von echter Lernzeit zielen oftmals auf die von Schülern tatsächlich aufgewendete Zeit, um die angestrebten Ziele zu erreichen, abzüglich ausgefallener Stunden, Zeit, die für Störungen aufgewendet werden muss, sowie Organisationszeit. Dabei können auch lehreraktive Unterrichtsphasen von Schülern aktiv genutzt werden und somit echte Lernzeit bedeuten.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
1.1 Erwartungen an das Praktikum
1.2 Persönliche Ziele
1.3 Professionelles Ziel
2 THEORETISCHER HINTERGRUND
2.1 Persönliche und Wissenschaftliche Relevanz
2.2 Gegebenheiten an der Praktikumsschule
2.3 Aktueller Forschungsstand zur Fragestellung
3 METHODIK
3.1 Auswahl oder Erstellung des Beobachtungsbogens
3.2 Ablauf der Beobachtungen und Auswahl der Stichprobe
4 ERGEBNISSE
5 DISKUSSION
6 FAZIT
6.1 Fundierte und nachvollziehbare Beantwortung der Forschungsfrage
6.2 Nachbetrachtung des Praktikums
6.3 Berufswahlentscheidung Lehrer/in
7 Quellenverzeichnis
1 EINLEITUNG
In diesem Praktikumsbericht werde Ich versuchen meine Zeit des fünfwöchigen Praktikums an der K.-H.-G. in Köln im Rahmen der LZV-Standards für das Orientierungspraktikum der Universität S. zu beschreiben und hinsichtlich meiner Forschungsfrage analysieren. Ich habe mein Eignungs- und Orientierungspraktikum im Anschluss an das Vorbereitungsseminar im Sommersemester 2018 absolviert.
1.1 Erwartungen an das Praktikum
Ich erwarte mir von dem Eignungs- und Orientierungspraktikum, einen Einblick in das praktische Berufsleben einer Lehrkraft zu bekommen. Somit soll der Berufswunsch Lehrerin zu werden bestärkt werden, indem ich die Gesamtschule besuche und Erfahrungen aus Sicht einer angehenden Lehrperson sammle. Da ein Lehrer vielfältige Aufgaben zu bewältigen hat und nicht nur seinen Unterricht so arrangieren muss dass alle Schüler was verstehen, sondern noch versuchen sollte auf jeden einzelnen Schüler einzugehen, niemanden zu über- oder unterfordern, den Stoff verständlich und sinnvoll zu vermitteln und sich dabei an den Lehrplan halten, sind nur einige Aufgaben im Lehrerleben. Hinzu kommen die Aufgaben außerhalb der Unterrichtsplanung wie Fortbildungen, Elterngespräche, Beratung, etc.
Ich erhoffe mir, dass Ich in der Zeit meines Praktikums erfahre, wie eine gute Lehrperson es schafft all diese Aufgaben zu erfüllen. Zudem bin ich sehr neugierig darauf, die Bildungseinrichtung Schule nicht aus der Schülersicht zu erleben, sondern aus der Perspektive eines Lehrers zu beaufsichtigen.
1.2 Persönliche Ziele
Als persönliche Ziele habe ich mir vorgenommen näher in Kontakt mit Schülern, aber auch mit Lehrkräften zu kommen. Mein Ziel ist es, dass die Schüler und meine Kollegen mich als eine Lehrperson wahrnehmen und ich dementsprechend Aufgaben eines Lehrers übernehme. Diese können durch unterrichten, in Form von Materialien sammeln/erstellen, Fragen beantworten und Inhalte verständlich vermitteln, organisieren und beraten stattfinden. Außerdem bietet mir das Praktikum eine große Chance zum erlernen der Selbstreflexion und Kritikfähigkeit, welche im Lehrerleben allzeit eine große Rolle spielen. Auch wird meine Selbstständigkeit während des Praktikums durch die Beobachtungen, Notizen, Lehreraufgaben, etc. geprüft und dementsprechend gestärkt.
1.3 Professionelles Ziel
Einen zu erweiternden Handlungsfeld sehe ich zwischen der fachdidaktischen und fachwissenschaftlichen Expertise, da man als eine Lehrkraft beide Kompetenzen gleichermaßen beherrschen sollte. So wie der Lehrer mit seinem Fachwissen das Unterricht angemessen, strukturiert und verständlich gestaltet, muss er auch die Aufgabe der Klassenführung übernehmen und darauf achten, dass eine angemessene lernfähige Atmosphäre in der Klasse herrscht. Ich habe mir vorgenommen in meinem Praktikum diesen Handlungsfeld genauer zu beobachten, um daraus Erfahrungen für die Zukunft mitzunehmen.
2 THEORETISCHER HINTERGRUND
Angeknüpft an die oben beschriebenen multilateralen Kompetenzen eines Lehrers entsteht für meinen Bericht die Frage, wie sehr die Lernzeit der Schüler/innen tatsächlich aktiv im Unterricht genutzt wird. Da die Lehrer viele Aufgaben gleichzeitig zu erledigen haben, frage ich mich ob die Schüler/innen tatsächlich 45 Minuten lang aktiv mitarbeiten und dabei etwas lernen. Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, wird sie von unterschiedlicher Literatur unterstützt.
2.1 Persönliche und Wissenschaftliche Relevanz
Im Laufe meiner eigenen Schullaufbahn konnte ich etwas Auffälliges bei so gut wie allen Unterrichtsbesuchen feststellen: der hohe Anteil an organisatorischen Aufgaben. Jeder Lehrer sieht sich zu Beginn des Unterrichts mit diversen Problemen konfrontiert, die den Beginn verzögern können. Wie beispielsweise durch die Anwesenheitskontrolle, die Entgegennahme und Überprüfung von Entschuldigungen, Ausflüge organisieren, Klärung von Problemen der Schüler und Schülerinnen oder Hausaufgabenkontrolle. Außerdem haben oftmals Schüler/innen in den letzten fünf Minuten des Unterrichts bereits begonnen, ihre Schulsachen einzupacken, damit sie mit dem Pausengong pünktlich den Raum verlassen konnten. Nicht der Lehrer oder der Gong beendete hier den Unterricht, sondern die Schüler/innen selbst. Aus diesen persönlichen Beobachtungen ergibt sich meine Forschungsfrage.
Um die wissenschaftliche Relevanz näher zu erläutern möchte ich zunächst den Begriff der „echten Lernzeit“ genauer definieren. Dabei werde ich beschreiben, wie man viel Lernzeit erreicht und was alles Einfluss auf die Lernzeit haben kann. Zur Veranschaulichung werde ich einige Beispiele aus meinen Unterrichtsbesuchen nennen. Nach Hilbert Meyer hat „Lernzeit“ einen entscheidenden Einfluss auf den Lernerfolg. Das gilt sowohl quantitativ als auch qualitativ. Dabei muss man unterscheiden zwischen im Unterricht verbrachter Zeit und „echter Lernzeit“.
Mit Ausnahmen gilt sicher, wer länger zur Schule geht, lernt auch mehr. Aber viel interessanter ist für meine Forschungsfrage die Aussage, wer intensiver arbeitet, lernt mehr. Als zukünftiger Lehrer ist es eine Herausforderung, den Schülern und Schülerinnen viel Zeit zu gewähren, die sie aktiv nutzen können. Während meines Praktikums habe ich Störfaktoren beobachten können, die nicht zur echten Lernzeit gehören und von Meyer ebenfalls benannt wurden.
Diese sind u.a. organisatorische Aufgaben wie das Einsammeln von Kopiergeldern, Disziplinierungsmaßnahmen, Zeitverbrauch durch mangelhafte Vorbereitung des Lehrers oder der Schüler, Abschweifungen des Lehrers oder der Schüler, Zeitaufwand für Tests und Leistungskontrollen, usw.1
Definitionen von echter Lernzeit zielen oftmals auf die von Schülerinnen und Schüler tatsächlich aufgewendete Zeit, um die angestrebten Ziele zu erreichen, abzüglich z.B. ausgefallener Stunden, Zeit, die für Störungen aufgewendet werden muss, sowie Organisationszeit. Dabei können auch lehreraktive Unterrichtsphasen von Schülerinnen und Schüler aktiv genutzt werden und somit echte Lernzeit bedeuten. Hilbert Meyer zählt einige Indikatoren für echte Lernzeit auf, wie z.B. aktive Lernphasen und erholsame Pausen, wenige Disziplinstörungen, keine Langeweile, usw. Außerdem nennt er Maßnahmen, mit denen der Anteil an echter Lernzeit erhöht werden kann, u.a. durch Pünktlichkeit, durch Auslagerung von Organisationskram, durch Rhythmisierung oder durch Konzentrationsübungen.2
2.2 Gegebenheiten an der Praktikumsschule
Da die K.-H.-G. eine Ganztagsschule ist, eignet sie sich sehr gut zur Beobachtung im Rahmen meiner Forschungsfrage. Da durch das System der Ganztagsschule die Schüler und Schülerinnen ihre Zeit bis nachmittags in der Schule verbringen, ist es spannender für mich zu beobachten, wie viel echte Lernzeit stattfindet.
2.3 Aktueller Forschungsstand zur Fragestellung
Bei der Frage nach gutem Unterricht gibt es viele verschiedene Faktoren, die zu beachten sind. Bei der folgenden Ausarbeitung soll auf den Punkt der Klassenführung eingegangen werden, der eine Schlüsselrolle guten Unterrichts einnimmt. Autoren wie Andreas Helmke, Jere Brophy, Hilbert Meyer, Hattie, Weinert, etc. weisen darauf hin, dass durch effiziente Klassenführung (Classroom Managment) eine wirkungsvolle Lernumgebung geschaffen wird.3 Brophy erklärt, dass effektive Lehrer nicht viel Zeit brauchen (…) „um auf das Benehmen der Schüler einzugehen, weil sie Führungstechniken benutzen, die kooperatives Verhalten der Schüler fördern und ihre ausdauernde Beschäftigung mit den Lernaufgaben unterstützen.“4 Diese Art der Lehrer „beginnen die Unterrichtstunden pünktlich, sorgen für schnelle Wechsel und sie bringen ihren Schülern bei, wie man schnell mit dem Lernen beginnen kann und wie man dann konzentriert an der Aufgabe weiterarbeitet.“5 Vor allem wird die Lehrerausbildung kritisiert, da Lehrer/innen einen erheblichen Schwerpunkt auf interaktive Gespräche im Unterricht legen sollten, an Stelle von Stillarbeit oder Frontalunterricht.6
Andreas Helmke ist für das Angebots-Nutzungs-Modell bekannt.7 Dieses stellt ein von der Lehrperson geschaffenes Angebot dar, das von Schülerinnen und Schüler genutzt werden kann und als Ertrag einen Lernerfolg erzielen kann. Unterricht ist in der Hinsicht ein Angebot, welches durch die Lehrperson fachübergreifend und fachspezifisch angeboten wird. Lernaktivitäten gehören zum Teil der Nutzung seitens der Schüler und Schülerinnen, die durch aktive Lernzeit im Unterricht und außerschulischen Lernaktivitäten gekennzeichnet ist. Werden Unterricht und Lernaktivitäten genutzt, können die Schülerinnen und Schüler einen Ertrag fachlicher und fachübergreifender Kompetenzen erkennen. Damit jedoch alles im Einklang ist, spielen Umwelteinflüsse wie Familie, soziales Umfeld oder auch das individuelle Lernpotenzial eines Schülers eine wichtige Rolle. Ohne diese kulturellen Rahmenbedingungen gelingt es einem/r Schüler/in nur schwer, einen Lernerfolg zu erzielen.
Weiterhin gibt es viele Forschungsergebnisse vielfältiger Autoren. Da diese Arbeit nur einen sehr geringen Umfang hat, hat sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll nur einen Ausschnitt wiedergeben, der die zentralen Punkte darstellt.
3 METHODIK
3.1 Auswahl oder Erstellung des Beobachtungsbogens
Um meiner Forschungsfrage nachgehen zu können, habe ich als Methodik zwei passende Beobachtungsbögen ausgewählt, in dem ich mir gewisse Schwerpunkte gelegt habe und mich auf diese fokussierte. Insgesamt habe ich zwei verschiedene Vorlagen entnommen, indem ich im ersten Beobachtungsbogen die Punkte Klassenführung, Strukturiertheit, Lernerfolgssicherung beobachtet habe und im zweiten die Lern- und Arbeitsatmosphäre mit der Beobachtung auf Konzentrations- und Aufmerksamkeitsförderung des Unterrichts und der effektiven Nutzung der Lernzeit.
3.2 Ablauf der Beobachtungen und Auswahl der Stichprobe
Während meines Praktikums saß ich die meiste Zeit in den hinteren Plätzen, um alle Schüler und Schülerinnen im Blickfeld zu haben. Somit konnte ich den Ablauf des Unterrichts besser mitverfolgen und dabei meine Notizen erstellen. Die meiste Zeit habe ich in der neunten Klasse verbracht. Hin und wieder Mal habe ich auch die sechste Klasse besucht.
4 ERGEBNISSE
Vereinzelt konnte ich die oben genannten Indikatoren und Maßnahmen (s.o. 2.1) auch bei meinen Unterrichtsbesuchen erkennen. Während ein Englischlehrer meistens erst das Lehrerzimmer verließ, nachdem es bereits zum zweiten Mal geklingelt hatte, konnte somit der Unterricht nur verspätet beginnen. Im Gegensatz dazu ist einer der Mathematiklehrerin i.d.R. bereits vor dem ersten Gong in den Klassenraum geeilt, sodass sie die Gelegenheit hatte, ein Tafelbild oder den Klassenraum vorzubereiten. Lehrer/innen, die ihre Klasse sehr gut kennen, haben die Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler während der Einzelarbeitsphasen kontrolliert und gegeben falls bei einzelnen Schülerinnen und Schüler nachgefragt. Ein weiterer Lehrer hat den „Organisationskram“ immer in die 5- Minuten Pause zwischen seinen Doppelstunden ausgelagert. Die Englischlehrerin einer 9. Klasse hat gerne Übungen zur Schüleraktivierung initiiert, bei denen z.B. alle Schülerinnen und Schüler aufstehen mussten, um ein Vokabelspiel zu spielen. Oftmals haben die Lehrer und Lehrerinnen unpünktlich mit dem Unterricht begonnen. Somit verlor die Mathelehrerin der 9.Klasse 4 Minuten der Lernzeit. Dennoch hatte sie einen sehr durchstrukturierten Unterrichtsablauf. Dem Unterricht lag eine klare Planung zugrunde, doch reagierte die Lehrkraft schüler- und situationsgemäß flexibel. Die Schüler/innen haben aktiv beim Unterrichtsgespräch mitgemacht und die Aufgaben mit sichtbarer Freude begonnen. Auswirkungen dessen waren, dass die Lehrperson während der Aufgabenwahl individuelle Hinweise gab. Zudem reagierte sie auf Anzeichen der Über- oder Unterforderung, und erklärte unverständliche Inhalte erneut und detaillierter. Außerdem traten kaum Disziplinstörungen vor.
Die Schüler und Schülerinnen haben sich gar nicht ablenken lassen und konnten somit inhaltlich reiche Arbeitsergebnisse erzielen.
[...]
1 Meyer, Hilbert (2004): Was ist guter Unterricht? Mit didaktischer Landkarte- Berlin: Cornelsen Scriptor, S. 39.
2 Meyer, Hilbert (2004): Was ist guter Unterricht? Mit didaktischer Landkarte- Berlin: Cornelsen Scriptor, S. 40.
3 Entnommen und verändert aus: Jere Brophy: 2.6.1 Ein hoher Anteil echter Lernzeit, „Gelingensbedingungen von Lernprozessen“ Material im Rahmen der Lehrerfortbildungsmaßnahme des Landes Nordrhein-Westfalen im Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest 2002.
4 Ebd.
5 Ebd.
6 Ebd.
7 Helmke, A. (2012). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität: Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts (4. überarb. Aufl.). Seelze: Klett-Kallmeyer.
- Arbeit zitieren
- Berna Yüksel (Autor:in), 2018, Die tatsächlich genutzte aktive Lernzeit von Schülern im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539706
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