In dieser Arbeit geht es um die emotionale Abhängigkeit von Menschen innerhalb einer Beziehung. Auch mit Hinblick auf häusliche Gewalt. Wie denken die emotional Abhängigen? Welche Auslöser gibt es und wie nimmt die Person ihr Leben wahr?
Das Gefühl des Liebeskummers oder die Angst allein zu sein, ist für viele verständlich und nachvollziehbar. Trauer, Enttäuschung und Verlustängste sind bekannte Faktoren, die bei einer Trennung auftreten. Auch Ängste vor einem Neubeginn sind häufig. Doch eine Traurigkeit, die eine Person täglich während des Verlaufs einer Beziehung überkommt und die dauerhafte Angst, eine Person zu verlieren, beschreiben bereits eine Abhängigkeit. Das Gefühl der inneren Leere und die unerträglichen Verlustängste führen zu einer enormen psychischen Belastung. Doch wo hört die Liebe auf und wo fängt die Abhängigkeit an? Oft kommt es dazu, dass Menschen bei Personen bleiben, die sie nicht mehr lieben und die sogar gewalttätig werden können. Wieso kommt es dazu, dass sich Menschen so extrem an andere Personen binden? Ist es für Menschen überhaupt möglich, zu erkennen, dass sie nicht mehr nur noch lieben, sondern längst emotional abhängig sind?
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. Die emotionale Abhängigkeit im Spiegel der öffentlichen Berichterstattung
2. Symptome
3. Bindung und Bindungsstörungen
4. Persönlichkeitsstörungen
5. Analyse der Fallbeispiele
6. Psychische und physische Folgen emotionaler Abhängigkeit
7. Therapie
III. Schlussteil
IV. Literaturverzeichnis
1. Gedruckte Quellen
1.1. Bücher
2. Internet
3. Sonstiges
V. Anhang
1. Interview mit der Mitarbeiterin der Beratungsstelle
2. Statistik
3. Fallbeispiele
3.1. Fallbeispiel
3.2. Fallbeispiel
4. Bindungstypen
5. Ursachen der Persönlichkeitsstörungen
I. Einleitung
„Du bist meine Welt, mein Leben. Du bist alles was ich habe. Wenn Du nicht da bist, dann fühle Ich mich leer. Ich liebe Dich.“
Ist das noch Liebe oder handelt es sich hier vielmehr um eine übermäßige emotionale Abhängigkeit, eine krankhafte Bindung, an eine Person?
Das Gefühl des Liebeskummers oder die Angst allein zu sein, ist für viele verständlich und nachvollziehbar. Trauer, Enttäuschung und Verlustängste sind bekannte Faktoren, die bei einer Trennung auftreten. Auch Ängste vor einem Neubeginn sind häufig. Doch eine Traurigkeit, die eine Person täglich während des Verlaufs einer Beziehung überkommt und die dauerhafte Angst, eine Person zu verlieren, beschreiben bereits eine Abhängigkeit. Das Gefühl der inneren Leere und die unerträglichen Verlustängste führen zu einer enormen psychischen Belastung. Doch wo hört die Liebe auf und wo fängt die Abhängigkeit an? Oft kommt es dazu, dass Menschen bei Personen bleiben, die sie nicht mehr lieben und die sogar gewalttätig werden können. Wieso kommt es dazu, dass sich Menschen so extrem an andere Personen binden? Ist es für Menschen überhaupt möglich, zu erkennen, dass sie nicht mehr nur noch lieben, sondern längst emotional abhängig sind?
In unserer Projektarbeit geht es um die emotionale Abhängigkeit von Menschen innerhalb einer Beziehung. Auch mit Hinblick auf häusliche Gewalt. Wie denken die emotional Abhängigen? Welche Auslöser gibt es und wie nimmt die Person ihr Leben wahr?
Wir führten ein Interview mit einer Sozialpädagogin aus dem Beratungszentrum für Frauen bei häuslicher Gewalt. Wir hofften, uns danach besser in emotional Abhängige hineinversetzten und verstehen zu können. „Laut BKA wurden 2016 149 Frauen in Deutschland durch Partner oder Ex-Partner getötet. Hinzu kommen 208 Fälle von versuchtem Mord beziehungsweise Totschlag.“
II. Hauptteil
1. Die emotionale Abhängigkeit im Spiegel der öffentlichen Berichterstattung
Liebe ist schön. Wenn man verliebt ist, berücksichtigt man nicht nur die eigenen Wünsche, sondern auch die des Partners, bevor man eine bestimmte Entscheidung trifft. Aber wann ist das Verliebtsein nicht mehr wohltuend, sondern zwanghaft? Wann wird die Liebe zur Abhängigkeit? Diese Fragen sollen im folgenden Text geklärt werden. Doch was genau ist emotionale Abhängigkeit und was versteht man darunter? Die meisten Wissenschaftler sind sich hierbei sehr einig. Eine emotionale Abhängigkeit wird als eine einseitige, übertriebene Abhängigkeit von einem Menschen verstanden, die sich in großer Angst vor dem Verlassenwerden und der Vernachlässigung der eigenen Interessen äußert.1 „Emotionale Abhängigkeit ist ein weit gefasster Begriff. Gewisse Abhängigkeiten entstehen automatisch in jeder Beziehung und gehören in gewissem Maß sogar zu unserem Beziehungsideal“2, so der Therapeut und Diplom-Psychologe Markus Ernst. Emotional Abhängige benötigen den Partner, um eigene Unsicherheiten, Selbstzweifel oder ein geringes Selbstwertgefühl zu kompensieren.3 Laut Markus Ernst versteht man unter emotionaler Abhängigkeit ganz allgemein die gefühlsmäßige Bindung an andere Menschen in einem Maß, in dem die persönliche Freiheit aufgegeben wird.4 Er meint, dass die vom Partner abhängige Person sich anpasse, alles für die Beziehung tue und dauerhaft eigene Wünsche unterdrücke. Zudem würden Betroffene Konflikten aus dem Weg gehen und sich an den Partner klammern.5 Die Beziehung fühle sich schal an, die Sexualität verlöre an Nähe. Des Weiteren habe eine emotional abhängige Person kaum soziale Kontakte, ein geringes Selbstbewusstsein sowie ein schlechtes Selbstwertgefühl. Ernst behauptet, dass sich die Ursache für eine emotionale Abhängigkeit auf ein mangelndes Urvertrauen zurückführen lasse, demnach liege die Ursache bereits in der psychischen Entwicklung der Kindheit. Der Hamburger Psychologe meint jedoch auch, dass die Abhängigkeit durch Ablehnung durch bedeutende Personen, die daraus folgende Angst vor Enttäuschungen und das Ziel, diese zu vermeiden, entstehen könne.6 Der Autor und Paartherapeut Eric Hegmann weist darauf hin, dass die emotionale Abhängigkeit keine Frage des Geschlechts sei. Betroffene würden Verlustangst oft in Sorge um Betrug umdeuten, sodass diese ihrem Partner vorwerfen, untreu zu sein. Hegmann erklärt, dass sich emotionale Abhängigkeit oft in Kontrollverhalten, rasender Eifersucht und dominantem Besitzverhalten äußere. Außerdem würden die Betroffenen, falls sie eine Trennung befürchten, ihren Partnern drohen, dass sie nie wieder glücklich werden könnten.7 Der Psychologe Volker Drewes aus Berlin ist wie Markus Ernst der Ansicht, dass sich die Wurzeln der Abhängigkeit bereits in der frühen Kindheit befinden.8 Er denkt, dass es wichtig ist, die Wurzeln der Abhängigkeit genau zu erforschen, um diese überwinden zu können.9 Die Art und Weise, wie die Bezugspersonen (meistens die Eltern) auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen, habe eine bedeutsame Wirkung auf die Beziehungsfähigkeit des Menschen im Erwachsenenalter. Aus fehlender oder übermäßiger Zuneigung der Eltern kann ein ständiger Hunger nach Zuneigung entstehen. Ebenso wie Markus Ernst glaubt Volker Drewes, dass eine gewisse emotionale Abhängigkeit stets in Liebesbeziehungen vorhanden sei und nicht zwingend negativ sein müsse. Ausschlaggebend sei hier nur der Grad der Ausprägung, ob die Abhängigkeit einen zwanghaften Charakter hat, der die Person beherrscht und sie der Entscheidungsfreiheit beraubt und ob man die Beziehung will oder nicht.10
2. Symptome
Es gibt etliche Symptome und Anzeichen, die auf eine emotionale Abhängigkeit von seinem Partner hindeuten. Diese zu erkennen und zu deuten, fällt Menschen häufig sehr schwer. Hierbei handelt es sich jedoch nicht nur um das Bemerken der Symptome, sondern vielmehr um das eigene Eingeständnis. Die Hinweise von Freunden und Familie sind häufig sinnlos, da die Betroffenen es selbst erkennen- und sich eingestehen müssen. Das Zurückhalten oder Vermindern von Bedürfnissen und Freizeitaktivitäten ohne den Partner ist in einer Beziehung oft selbstverständlich. Nimmt dies jedoch überhand und engt die Person ein, ist dies ein Anzeichen auf eine emotionale Abhängigkeit. Ein Extremfall ist das Zulassen von Gewalt. Aus Angst, den Partner zu verlieren, wird der Gewalt nicht entgegengewirkt. Ein weiteres Anzeichen für die Abhängigkeit ist es, das Gefühl zu haben, ohne seinen Partner nicht leben zu können und bei dieser Vorstellung eine innere Leere zu empfinden. Zudem haben Betroffene das Gefühl, ohne den Partner nichts mehr wert zu sein. Es gibt jedoch auch gesundheitliche Symptome, die der Stress, welchen die Betroffenen sich machen, verursacht. Dies können zum Beispiel Bauchschmerzen, Essstörungen und Kopfschmerzen sein. Durch eine psychische Belastung kann im Gehirn, durch das Brechzentrum, ein Impuls ausgelöst werden, welcher zu einem ruckartigen Zusammenziehen von Zwerchfell und Bauch führt. Somit entstehen Übelkeit und Bauchschmerzen. Durch die seelische und körperliche Überlastung können Spannungskopfschmerzen entstehen. Durch den Stress entstehen Muskelanspannungen, die einen Schmerz in Stirn, Schläfen und am Hinterkopf verursachen.11
3. Bindung und Bindungsstörungen
Für die Entwicklung eines Menschen sind frühe Erlebnisse und Erfahrungen sehr entscheidend. Sie prägen den Menschen und steuern sein Denken und Fühlen. „Positive und negative Beziehungserfahrungen hinterlassen Spuren im Gehirn und sogar in unserem Erbgut.“12 Direkt nach der Geburt werden über Synapsen Nervenzellen miteinander verbunden. So werden durch die Voraussetzungen die Eigenschaften des Kindes gebildet. Hierbei spielt die emotionale Versorgung eine sehr große Rolle, denn die Nervenzellen entwickeln sich auf der Grundlage der emotionalen Zuwendung. Es dreht sich dabei also um die Nähe und den Kontakt der Bezugspersonen zu dem Kind und die damit einhergehende Bindung.13 Die Bindung beschreibt die emotionale Beziehung eines Kindes zu seiner Bezugsperson. Eine gelungene Bindung, wo Geborgenheit, Schutz und Sicherheit vermittelt wird, hat großen Einfluss auf die Entwicklung eines jeden Kindes. Die Bindung wird in vier Typen gegliedert14 und ist demnach von Mensch zu Mensch unterschiedlich.15 Die Gehirnstruktur entwickelt sich in den ersten Lebensjahren. Laut Anne Katharina werden die neuronalen Netzwerke durch die Umgebung gesteuert.16 Ist das Kind also wie in dem ambivalenten und desorganisierten Bindungstyp enormen Stresssituationen ausgesetzt oder erfährt, wie beim vermeidbaren Bindungstyp, keine Zuwendung, wirkt sich das auf seine Entwicklung aus. Durch die Belastung werden Stresshormone im Körper freigesetzt. Wird nicht emotional auf das Kind eingegangen, können diese nicht abgebaut werden.17 Der Teil im Gehirn, der für die Stressregulation zuständig ist, nimmt dadurch große Schäden. So auch das Oxytocin und Cortysolsystem. Erleben sie später Stresssituationen, können sie nur mit sehr wenigen Stresshormonen versorgt werden. Auch die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit ist beeinträchtigt. Diese Faktoren begünstigen eine im späteren Leben auftretende emotionale Bindung. Wenn das Kind oft denkt, dass es schuld an familiären Streitigkeiten oder negativen Umständen sei, so macht es sich häufig, wie der desorganisierte Typ, Vorwürfe. Dies kann dazu führen, dass sich diese Personen im späteren Leben ihrem Partner unterwerfen, aus Angst, etwas falsch zu machen und wieder schuldig zu sein.18 Personen ohne Bindung zu ihren Bezugspersonen, erfahren durch ihren Partner außerdem das erste Mal richtigen Halt, Schutz und Zuflucht. Sie wollen dies nicht wieder verlieren und lassen aus Angst vor erneutem Alleinsein, emotionale und körperliche Gewalt über sich ergehen. Außerdem fehlt ihnen oft das Selbstbewusstsein und sie fühlen sich wie nie zuvor richtig geliebt und geschätzt, welches auch ein Punkt ist, der sie bei einer Person hält.19 Aber auch Menschen, die eine starke Bindung zu ihren Bezugspersonen erlebt haben, können eine emotionale Abhängigkeit aufbauen. Sie haben womöglich Angst, ihren Partner zu enttäuschen und machen alles, was in seinem Interesse zu stehen scheint. Oftmals binden sie sich sehr stark, weil sie einen so starken Halt suchen, wie sie in ihrer Kindheit hatten. Wurden den Kindern von den Bezugspersonen viele Entscheidungen abgenommen, so können sie Ängste vor der Selbstständigkeit und der Unabhängigkeit haben.20
4. Persönlichkeitsstörungen
Laut der Sozialpädagogin könne jeder, auch bei einem noch so großen Selbstbewusstsein und einer liebevollen, sicheren und zuneigungsvollen Kindheit, eine emotionale Abhängigkeit entwickeln.21 Dennoch seien auch Menschen mit einem traumatischen Erlebnis eher anfällig für eine emotionale Abhängigkeit. Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung weisen Instabilität und Impulsivität in ihrer Stimmung, ihren Gefühlen und ihrer eigenen Persönlichkeit auf.22 Menschen mit Persönlichkeitsstörungen nehmen ihre Umgebung anders war und haben somit ein falsches Bild von der Realität, womit auch die Verhaltensausbrüche erklärt werden könnten. Sie legen oft unangepasste Verhaltensweisen an den Tag. Die Welt und Umgebung sind für sie schwer einzuschätzen, so kann es sein, dass sie sich aus Angst an Personen klammern. Diese Bindung gäbe ihnen Halt und Lenkung und sie würden beginnen, ihr Verhalten den Wünschen ihres Partners anzupassen, um diese nicht zu verlieren, erklärt Andrea R., eine im Bereich der Psychotherapie arbeitenden Heilpraktikerin.23 Die Angst, alleine zu sein, verleitet sie dazu, ihrem Partner zu gehorchen und sich kontrollieren zu lassen. Hatten Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung in ihrer Vergangenheit Gewalterfahrungen und wurden missbraucht, so ist es laut Andrea R. nicht selten der Fall, dass Betroffene gerade bei Partner bleiben würden, die sie schlagen oder emotional misshandeln. Bei ihnen würden sie sich sicher fühlen, da sie solche Verhältnisse von Kindheit an gewohnt seien.24
5. Analyse der Fallbeispiele
Die Fallbeispiele, die wir im Folgenden analysieren, befinden sich im Anhang. Erstes Beispiel: L. hatte in ihrer Kindheit eine sichere Bindung. Sie erfuhr Halt und Schutz. Kontakt, Nähe und Vertrauen waren Grundlagen für die Beziehung zu ihren Familienmitgliedern. Ihre Eltern mischten sich häufig bei Entscheidungen ein. Dadurch lernte sie nie, sich ganz allein zu entscheiden. Ihr fehlte in vielen Bereichen die Eigenständigkeit. Dies führte zu Unsicherheit, die sie im Alltäglichen einschränkten. Durch das Fehlen der Akzeptanz von außenstehenden Menschen, fühlte sie sich oft nicht gemocht und ausgeschlossen. Auch das sind Faktoren die Unsicherheit begünstigen. Mit dem Älterwerden zogen sich ihre Eltern immer mehr von ihr zurück, wodurch sie neuen Halt suchte und diesen schließlich bei M. fand, er nahm ihr nun auch wieder Entscheidungen abnahm. Das erklärt auch, warum sie sich die Kontrolle gefallen ließ. Durch den Verlust von M. stand sie wieder vor der Hürde, Entscheidungen selber zu treffen. Ihre Unsicherheit nahm wieder zu, da sie die gewonnene Bestätigung verlor. Ihre Essstörung entstand womöglich nicht nur wegen des Stresses, sondern auch als Ersatz für den fehlenden Halt. Sie konnte kontrollieren wann sie aß und wann nicht, dies gab ihr die fehlende Sicherheit und Selbstbestimmung zurück.
Zweites Beispiel: L.s emotionale Abhängigkeit ist auf ihre schwierige Kindheit zurückzuführen. Zum einen hatte sie nie eine richtige Vaterfigur, womit ihr eine wichtige Person in ihrem Leben fehlt. Durch das Berufsleben ihrer Eltern und ihre fünf noch zu erziehenden Geschwister bekam L. nie die Aufmerksamkeit, die sie brauchte. Zudem fühlt sie sich unverstanden und allein. Zudem wird sie anderen sozialen Kontakten gegenüber verschlossen, aus Angst vor Ablehnung. Durch ihren Freund lernt L., wie es sich anfühlt, geliebt, verstanden und akzeptiert zu werden. Innerhalb der lange Zeit haben sie eine starke emotionale Bindung aufgebaut. Dies möchte L. nicht verlieren und entwickelt Verlustängste, die unter anderem auch ein Grund dafür sind, weshalb L. und ihr Freund immer wieder zusammen gefunden haben. Durch den Wandel der Beziehung muss L. Vorbote, Missbrauch und Erniedrigung auf sich nehmen. Ihr Selbstwertgefühl gelangt an einen Tiefpunkt. L. wird naiv und bekommt durch den Stress Magenschmerzen. Die Hilfe, die sie annimmt, verstärkt ihr Selbstwertgefühl, wodurch sie über ihren Ex-Freund hinwegkommt
6. Psychische und physische Folgen emotionaler Abhängigkeit
Das Thema „emotionale Abhängigkeit“ hat einen großen Einfluss auf das Stresslevel des Betroffenen. Beide Gewaltformen rufen individuell ungesunde Mengen an Stresshormonen hervor. Es gibt positiven und negativen Stress, wobei der Schwerpunkt in dieser Arbeit auf dem negativen Stress liegt. Der Psychotherapeut Dr. Hans Selye definiert Stress im Allgemeinen als „die unspezifische Antwort des Körpers auf eine Anforderung“.25 Im Allgemeinen fühlen sich Frauen schneller gestresst als Männer. Der Stress wirkt sich negativ auf den Stoffwechsel aus. Zuerst werden Nervenbotenstoffe (Adrenalin, usw.), die an chemischen Synapsen die Erregung von einer Nervenzelle auf andere Zellen übertragen, freigesetzt. Sie lassen den Herzschlag, Blutdruck sowie Blutzuckerspiegel und die Konzentration von Magensäure und freien Fettsäuren steigen. Dadurch, dass Gehirn und Muskeln nun vermehrt mit Blut und Sauerstoff versorgt werden, ist der Körper dynamisch. Wenn dieser Zustand zu lange anhält, steigt der Blutzuckerspiegel und das Blut übersäuert. Um den Energieverbrauch zu regulieren, sorgt eine Gegenreaktion des Körpers dafür, dass sich die Bronchien zusammenziehen und die Verdauungsorgane wieder tätig werden.26 Wenn sich die Bronchien zusammenziehen, kann die sauerstoffreiche Luft nicht mehr von der Luftröhre in die Lungenbläschen befördert werden. Die Konzentration der Stresshormone bleibt dann erhöht und greift auf Dauer die Schilddrüse sowie die Geschlechtsorgane an. Entzündliche Prozesse im Körper werden häufiger. Langanhaltende Phasen des Stresses schwächen den Körper und sein Immunsystem, sobald diese nicht durch Entspannungstechniken oder Freizeitaktivitäten, abgebaut werden können. Anfangs neigt man zu vermehrten Verspannungen, die zu Kopf-, Genick- und Rückenschmerzen führen. Die Verdauung gerät durcheinander, was sich durch Magenschmerzen, Sodbrennen, Durchfall, Verstopfung oder Blähungen äußert. Anhaltender Stress kann zu schweren Herz-/Kreislauf- und Nierenerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Allergien und Entzündungskrankheiten führen.27 Dauerhafte negative Belastung schädigt dem Körper und die Seele. Nicht selten lösen sie auch Folgeerkrankungen, wie Magersucht, Depressionen, Schlafstörungen, Nervosität, etc. aus und können auch in den Tod führen. Die emotionale Abhängigkeit ist häufig der Grund einer Trennung, da der Nicht-Betroffene meist sehr erschöpft ist und es nicht mehr aushält, immer etwas geben zu müssen, damit sich der Partner besser fühlt.28 Die Nicht-Betroffenen stehen meist unter einem enormen Druck, da es der Partner kaum ohne den anderen aushält und Angst davor hat, allein gelassen zu werden. Demnach ist eine Trennung die sinnvollste Lösung.29 Durch die Trennung vom Partner verfällt der Betroffene in einen sogenannten emotionalen Ausnahmezustand. Die emotionale Abhängigkeit ist vergleichbar mit einer Sucht, in der der Partner die Droge darstellt. Es entstehen Entzugserscheinungen und das Gefühl, nicht ohne den Partner leben zu können.30 Wenn Stress die Ursache für körperliche Beschwerden ist, ist das Eingestehen des Betroffenen am wichtigsten. Er muss die Abhilfe selbst wollen. Wenn er es nicht allein bewältigen kann, sollte er professionelle Hilfe von einem Psychotherapeuten in Anspruch nehmen.
[...]
1 Lars Satow: „Emotionale Abhängigkeit-Lexikon der Psychologie“, in: https://www.psychomeda.de/lexikon/emotionale-abhaengigkeit.html, aufgerufen am 12.02.20
2 Markus Ernst: „Wenn aus Liebe Abhängigkeit wird“, in: https://www.beziehungsweise-magazin.de/ratgeber/liebe-emotion/wenn-aus-liebe-abhaengigkeit-wird/, aufgerufen am 12.02.20
3 Ebd.
4 Ebd.
5 Ebd.
6 Markus Ernst: „Wenn aus Liebe Abhängigkeit wird“, in: https://www.beziehungsweise-magazin.de/ratgeber/liebe-emotion/wenn-aus-liebe-abhaengigkeit-wird/, aufgerufen am 12.02.20
7 Eric Hegmann: „Emotionale Abhängigkeit: Sind Sie betroffen?“, in: https://www.beziehungsweise-magazin.de/ratgeber/partnerschaft-beziehung/emotionale-abhaengigkeit/, aufgerufen am 13.02.20
8 Volker Drewes: „Die Wurzeln der Abhängigkeit: Hunger nach Zuneigung“, in : https://www.beratung-therapie.de/43-0-Abhaengigkeit.html, aufgerufen am 13.02.20
9 Ebd.
10 Ebd.
11 Lars Satow: „Emotional Abhängigkeit-Lexikon der Psychologie“, in: https://www.psychomeda.de/lexikon/emotionale-abhaengigkeit.html, aufgerufen am 12.02.20
12 Maike Niet: „Das unsichtbare Band“, in: https://www.dasgehirn.info/grundlagen/kindliches-gehirn/das unsichtbare-band, aufgerufen am 12.02.20
13 Maike Niet: „Das unsichtbare Band, in: https://www.dasgehirn.info/grundlagen/kindliches-gehirn/das-unsichtbare-band, aufgerufen am 14.02.20
14 Siehe Anhang (5. Bindungstypen)
15 Thomas Köhler-Saretzki: „Wo ist Wilma?“, Ausgabe von 2017, Köln
16 Maike Niet: „Das unsichtbare Band“, in: https://www.dasgehirn.info/grundlagen/kindliches-gehirn/das-unsichtbare-band, aufgerufen am 14.02.20
17 Thomas Köhler-Saretzki: „Wo ist Wilma?“, Ausgabe von 2017, Köln
18 Andrea R., Heilpraktikerin: Informationen aus dem Gespräch
19 Bernhard Strauß: „Bindung“, Analyse der Psyche und Psychotherapie, Psychosozialer- Verlag 2014
20 Ebd.
21 Sozialpädagogin: Informationen aus dem Gespräch
22 Sabine C. Herpertz: „Was ist eine Borderline-Persönlichkeitsstörung?“, in: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatr-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/persoenlichkeitsstoerungen/was-sind-persoenlichkeitsstoerungen/, aufgerufen am 16.02.20
23 Andrea R., Heilpraktikerin: Informationen aus dem Gespräch
24 Ebd.
25 Rolf Merkle: „Stress-Was versteht man darunter?“, in: https://www.palverlag.de/stress-symptome.html, aufgerufen am 12.02.20
26 Bayrhuber Horst: „Linder Biologie“ Ausgabe von 2006, Braunschweig
27 Ebd.
28 Simone Sauter-Krol: „Warum ist eine Trennung im Falle einer emotionalen Abhängigkeit schmerzhafter?“, in: https://frompaintopower.de/co-abhaengigkeit-in-der-beziehung-und-ihre-bedeutung-bei-der-trennung/, aufgerufen am 13.02.20
29 Ebd.
30 Ebd.
- Citation du texte
- Anonyme,, 2020, Emotionale Abhängigkeit. Wann und warum endet Liebe in Abhängigkeit und Gewalt?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/539438
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